F�r Normalsterbliche sind die verhandelten Summen nicht nachvollziehbar. Ende Oktober hat Paul Schockem�hle gemeinsam mit einem d�nischen Gest�t einen Hengst f�r seine Deckstelle zum sensationellen Preis von 800.000 EUR (zuz�glich Auktionsgeb�hren) erworben (» K�rung und Hengstmarkt 2005). Was darf eine Samenportion dieses Hengstes kosten?
Raimund Hesse, Herausgeber und Chefredakteur vom » Breeders Chronicle, wu�te von einem amerikanischen Quarter Horse Deckhengst zu berichten, bei dem 20.000 Dollar verlangt werden. Nat�rlich nicht f�r eine einzige Samenprobe, sondern f�r die Saison. Der Z�chter bekommt (je nach Vertragslage) so viele Proben, wie er braucht, bis die Stute tragend ist.
Einen weiteren Hengst lie� sich dieselbe Erwerbergemeinschaft 580.000 EUR kosten. Der Durchschnittspreis der gek�rten Hengste betrug �ber 60.000 EUR, f�r einen nicht gek�rten Hengst mu�te man immerhin noch 20.000 EUR hinlegen, wobei der Spitzenpreis hier 60.000 EUR betrug (a.a.O.).
| Erst die Besamungstechnik hat es m�glich gemacht, bestimmte Hengste quantitativ in einem Rahmen einzusetzen, der fr�her undenkbar gewesen w�re. Viele Hengste mutieren aufgrund ihrer Erfolge im Sport oder auch der bereits vorher erw�hnten Nachkommenleistung zu Modehengsten. Jeder Z�chter m�chte ein Produkt eines dieser Hengste besitzen, verst�ndlich, da auch der Absatz dieser Produkte am Markt um ein Wesentliches einfacher und sicherer ist als die Nutzung eines vielleicht vielversprechenden Junghengstes, der noch nicht Furore gemacht hat.
Schuld an diesem Trend haben mit Sicherheit auch die Zuchtverb�nde, die das ihrige zu dieser Entwicklung beitragen. Indem sie solche Hengste in ihren Ver�ffentlichungen extrem propagieren, schaffen sie beim Z�chter das Bewu�tsein, NUR solche Produkte seien am Markt absetzbar - alles andere sei eher als Abfallprodukt zu bezeichnen.
Fatal, sieht man sich die Entwicklung im Turniersport an. Nur etwa 0,2% der Reitpferdepopulation landet letztendlich im Spitzensport, der Rest findet sich pyramidenf�rmig gestaffelt im l�ndlichen Turniersport und mit regem Zulauf gerade in den letzten Jahren im Breiten- und Freizeitsport wieder. [...]
Ein weiterer nicht v�llig au�er acht zu lassender Grund, die Besamung mit einem kleinen Vorbehalt zu sehen, ist sicher auch die Tatsache, da� mit dieser Technik auch Stuten tragend werden, die im Natursprung nicht die M�glichkeit zur Tr�chtigkeit h�tten. Sei es, weil sie nicht �ber das notwendige Immunsystem verf�gen, um dem Keimeintrag, der mit dem Deckakt verbunden ist, Paroli bieten zu k�nnen, oder auch weil die innere und �u�ere Rosse nicht synchron verlaufen, d. h. der Hormonhaushalt nicht stimmt. Solche Stuten w�ren im Natursprung kaum tragend zu bekommen, weil die �u�ere Rosse nicht zum Tragen kommt, die Stute also den Hengst nicht dulden w�rde. Dohmen, a.a.O. | | |
Im Artikel der letzten Woche haben wir uns mit der Samengewinnung besch�ftigt; besondere Probleme bereiteten beim Pferd die langfristige Verf�gbarkeit. Zwar hat man die Probleme mit der Tiefk�hlung inzwischen in den Griff bekommen, dennoch wird im Gegensatz zur Rinderbesamung bei den Pferden nach wie vor�berwiegend Frischsamen eingesetzt. Dieser mu� also auf kurzfristige Bestellung sofort ausgeliefert werden. Das bereitet insbesondere bei l�ngeren Distanzen und Versand �ber L�ndergrenzen hinweg Schwierigkeiten.
Die gesamte Abwicklung ist also nicht unkritisch und wird staatlicherseits geregelt und �berwacht. Besamungsstationen m�ssen anerkannt werden, nur diese k�nnen einen Antrag zur Besamungserlaubnis f�r einen Hengst stellen. Der Samen darf andererseits nur an Tierhalter, Gemeinden, anerkannte Z�chtervereinigungen und Besamungsstationen geliefert werden, und zwar ausschlie�lich an Tier�rzte, Besamungsbeauftragte oder Eigenbestandsbesamer. Letzterer kann mit einem zweiw�chigen Lehrgang die F�higkeit und Erlaubnis erwerben, seine eigenen Stuten zu besamen.
Was f�r die Hengste recht ist, ist f�r die Stuten billig. Auch diese m�ssen optimiert werden. Zwar werden die Zuchtwerte f�r Stuten noch nicht erfa�t, aber das wird sicherlich nicht lange auf sich warten lassen. Schon jetzt erwartet man von Stuten, die im Sport erfolgreich sind, da� sie ihre Eigenschaften vererben. Nun k�nnen sie genauso wenig wie die Hengste gleichzeitig sportlich und reproduktiv t�tig sein. Im Grunde stellt sich das Problem sogar noch scharfer als bei den Hengsten, denn die Tragzeit betr�gt �ber elf Monate. Da technisch gesehen lediglich das Ei der Stute interessant ist, kommt zunehmend der Embryotransfer in Gebrauch:
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