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Bericht Zum Thema Jubiläum · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 341.05 der Pferdezeitung vom 09.10.05
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  Magazin


Josef Neckermann, Hosteinerin Antoinette · Copyright wie angegeben
Josef Neckermann, Hosteinerin Antoinette
Reiner Klimke mit Dux, Tokio 1964 · Copyright wie angegeben
Reiner Klimke mit Dux, Tokio 1964 

Am Ende der letzten Ausgabe haben wir von den Ausscheidungen für die gesamtdeutsche Mannschaft für die Olympischen Spiele 1964 in Tokio gehört. Ab den Olympischen Spielen 1968 in Mexiko traten zwei deutsche Mannschaften an.

Im Vorfeld der Spiele in Japan gab es erhebliche Proteste. Wegen der Entfernungen mußten alle Pferde per Flugzeug transportiert werden. Die Japaner lehnten eine Kostenübernahme ab. Außerdem traute man den Japanern eine ordnungsgemäße Durchführung nicht zu.

Die Reiter wollten gerne eine Sonderregelung wie 1956; damals war Melbourne in Australien Austragungsort der Olympische Spiele - wegen der strengen Quarantänebestimmungen hatte man die Reiterspiele nach Stockholm verlagert. Das Olympische Komitee wollte aber eine Teilung der Spiele nicht noch einmal genehmigen.

Desto größer die Überraschung - alles lief bestens in Tokio:

Fritz Ligges, Domkosack<br>Bronze Tokio (Bild Luhmühlen) · Copyright wie angegeben
Fritz Ligges, Domkosack
Bronze Tokio (Bild Luhmühlen)
Parcourschef Shunzo Kido, im Vorfeld der Spiele einige Male Hospitant auf großen europäischen Turnierplätzen, gestaltet einen Parcours im beeindruckenden Olympiastadion auf höchstem internationalen Niveau - mit klassischer Linienführung, olympisch anspruchsvoll und zugleich fair.

Als problematisch erweist sich allerdings, daß er die schwierigsten der 14 Hindernisse, wie die Kombinationen und den breiten Wassergraben, ans Ende des Kurses setzt. Bis dahin hatte der durch tagelange Regengüsse stark aufgeweichte Boden den Pferden schon allzu viel abverlangt, so daß die meisten zum Schluß keine Kraft und Ausdauer mehr haben, um die mächtigen Klippen fehlerfrei zu überwinden.

Erschwerend kommt hinzu, daß die Zeit extrem knapp bemessen ist. So können die deutschen Springreiter Hermann Schridde mit Dozent, Kurt Jarasinski mit Torro und Hans Günter Winkler mit Fidelitas mit knapp 40 Fehlerpunkten im ersten Umlauf noch zufrieden sein. Es bedeutet die Führung vor Italien (44) und Frankreich (45). Im zweiten Umlauf kommen etliche Abwürfe hinzu.

Dennoch: Mit 68,5 Fehlerpunkten rangiert die deutsche Mannschaft an erster Stelle und gewinnt die dritte Mannschafts-Goldmedaille nach dem Krieg. Silber erzielen die Franzosen (77), Bronze die Italiener (88,5).
Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 172

Hinzu kam eine Medaille in der Einzelwertung: Hermann Schridde gewann die Silbermedaille vor dem Franzosen Jonquers d'Oriola.

Bei der Vielseitigkeit hatte man sich kaum Chancen ausgerechnet und freute sich desto mehr über Bronze in Mannschafts- und Einzelwertung. Die Prüfungen fanden 150 Kilometer von Tokio entfernt in einer Hügellandschaft statt, die Diplomaten und Geschäftsleute aus der Hauptstadt als Sommerresidenz bevorzugten. Die Klimaumstellung machte tagelang zu schaffen. Strömender Regen und dichter Nebel erschwerten die Prüfungen. Immerhin beendeten 37 in von 48 Teilnehmern die Geländeprüfung, 22 sogar ohne Fehler, ein neuer olympischer Rekord.



WM Dressur


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Harry Boldt mit Remus · Copyright wie angegeben
Harry Boldt mit Remus
In der Dressur lief in Tokio nach den Enttäuschungen in Helsinki und Rom endlich alles zur allgemeinen Zufriedenheit. Erstmals durften wieder drei Reiter pro Nation starten und erstmals seit 1936 gab es eine Mannschaftswertung in der Dressur. Allerdings war die Teilnehmerzahl auf 22 geschmolzen. Vielen Dressurreitern war der Weg zu weit.

Alle Reiter mußten den Grand Prix der FEI absolvieren, die sechs Besten traten anschließend in einer kurzen Prüfung gegeneinander an. Alle drei deutschen Reiter schafften es ins Finale. Der Schweizer Henry Chammartin gewann Gold mit Woermann, Harry Boldt mit einem Punkt weniger Silber auf Remus, der Olympiasieger von Rom, Sergej Filatow aus der UdSSR, errang auf dem Vollblüter Absent die Bronzemedaille. Josef Neckermann landete auf dem fünften Platz, Reiner Klimke auf Platz sechs. Als Mannschaft gewann Deutschland damit Gold vor der Schweiz und den USA.

Zwei Jahre nach den Olympischen Spielen in Tokio wurden erstmals Weltmeisterschaften für Dressurreiter ausgerichtet, und zwar in Bern. Dort setzten die Deutschen ihre Erfolgsserie fort, und zwar mit einem unglaublichen Ergebnis. Mit großem Punkteabstand gewann die Mannschaft die Goldmedaille, Silber ging an die Schweiz und Bronze an die UdSSR.

In der Einzelwertung holte Josef Neckermann auf Mariano die Goldmedaille, Harry Boldt auf Remus die Silbermedaille und Reiner Klimke auf Dux die Bronzemedaille. Als wäre das noch nicht genug, ging Platz vier auch noch an Josef Neckermann, diesmal mit Antoinette. 1967 wiederholte die deutsche Mannschaft den Sieg bei den Europameisterschaften in Aachen, wobei die Goldmedaille in der Einzelwertung an Reiner Klimke mit Dux ging.

Im Jahr 1966 wurde auch die erste Weltmeisterschaft der Vielseitigkeitsreiter in England ausgetragen. Allerdings stand sie unter einem schlechten Vorzeichen. Eine Virusinfektion, "Sumpffieber", die besonders in Frankreich, aber auch in anderen mittel- und südeuropäischen Ländern ausgebrochen war, hielt viele Länder von einer Teilnahme ab, da eine sehr lange Quarantänezeit für die Pferde vorgeschrieben war. Lediglich fünf Mannschaften und einige Einzelreiter nahmen teil. Die Iren holten Gold, die Argentinier Silber, Bronze konnte nicht verliehen werden, da kein weiteres Team die Prüfungen beendete.

Prinz Bernhard der Niederlande · Copyright wie angegeben
Prinz Bernhard der Niederlande
1964 Wechsel an der FEI-Spitze

Nach zehn Jahren gibt Prinz Bernhard der Niederlande, Ehemann von Königin Juliane, das Amt des FEI-Präsidenten ab. Der in Jena geborene deutsche Prinz Bernhard Leopold von Lippe-Biesterfeld, Jahrgang 1911, lernt während eines Studienaufenthalts in den Niederlanden die damalige Kronprinzessin Juliana kennen. 1937 heiratet das Paar in Den Haag.

Als die Nationalsozialisten 1940 in die Niederlande einmarschieren, führt das ehemalige SS-Mitglied den Widerstand vom Exil in London aus an. 1948 wird seine Frau Königin der Niederlande, er selbst Oberbefehlshaber des Heeres. 1954 übernimmt Prinz Bernhard, der dem Pferdesport seit seiner Kindheit zugetan ist, das Präsidentenamt in der FEI.

Zum Nachfolger des ausscheidenden Prinzen Bernhard wählt die FEI-Generalversammlung 1964 den Herzog von Edinburgh, Prinz Philip, Ehemann der britischen Königin Elisabeth II. 1921 auf Kreta als Sohn des Prinzen Andreas von Griechenland geboren, wird Prinz Philip die FEI über zwei Jahrzehnte führen.
a.a.O., Seite 174



Große Reform


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Dr. Ernst Burandt<br>Geschf. Abtl. LP HDP seit 1958<br>Generalsekretär FN 1971-91 · Copyright wie angegeben
Dr. Ernst Burandt
Geschf. Abtl. LP HDP seit 1958
Generalsekret�r FN 1971-91
Es geht in dieser Serie um den 100. Geburtstag der FN. Aber die FN, so wie wir sie heute kennen, als starken Zentralverband, gab es nicht von Anfang an. Wir haben nachvollzogen, wie die verschiedensten Verb�nde sich immer wieder neu gr�ndeten, zusammenschlossen, umdefinierten, und dabei nat�rlich auch von den unterschiedlichsten Pers�nlichkeiten geh�rt, die wichtige Impulse gegeben und bedeutende Rollen ausgef�llt haben. Mitte der sechziger Jahre entstand nun die Organisationsstruktur, wie wir sie heute kennen. Das war allerdings ein weiter Weg. Es lohnt sich, die Entwicklung nachzuzeichnen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Situation verst�ndlicherweise chaotisch. Die Nationalsozialisten hatten ihren Teil dazu beigetragen, die nach dem Ersten Weltkrieg gewachsenen Strukturen zu zerschlagen. Nun war auch der Staat am Ende, die Siegerm�chte organisierten das politische Leben neu. Verst�ndlicherweise entwickelte sich das Verbands- und Vereinsleben zun�chst in den einzelnen Besatzungszonen. Ziemlich schnell kam es dann zu Zusammenschl�ssen parallel zu den staatlichen Entwicklungen. Westdeutschland war von Ostdeutschland geschieden.

Wir hatten in der letzten beiden Wochen den dramatischen R�ckgang der Pferdebest�nde Ende der f�nfziger Jahre gew�rdigt, der die etablierten Strukturen bedrohte. Die herk�mmlichen Abnehmer der Pferdezucht hatten sich den Maschinen zugewandt, eine Entwicklung, die Gustav Rau Anfang der f�nfziger Jahre noch nicht wahrhaben wollte. Zehn Jahre sp�ter waren die schlimmsten Bef�rchtungen Realit�t geworden.

Pferde haben keine Existenzberechtigung mehr, wenn niemand sie haben will und braucht. Es gab nur noch eine Abnehmergruppe: die Sportler. Entgegen dem sonstigen Trend wuchs der Bedarf an guten Sportpferden sehr schnell. Es war unvermeidlich, da� die Pferdezucht sich auf diese Entwicklung einstellte und erstmals in ihrer Geschichte ein Sportpferd z�chten wollte. Noch 50 Jahre vorher hatte man allenfalls Milit�rpferde gez�chtet, mit denen man auch Sport treiben konnte.

Die f�hrende Kraft hinter der Entwicklung zum Zusammenschlu� war der Hauptverband f�r Zucht und Pr�fung deutscher Pferde. Verst�ndlich, denn dort waren die Probleme am ehesten und leichtesten zu erkennen. Die Vielfalt an Organisationen und Zust�ndigkeiten erwies sich im Laufe der Jahre als Problem; in einem Interview erkl�rte der sp�tere Generalsekret�r der FN die Strukturen:

Dr. Ernst Burandt: Die Hauptgesch�ftsstelle der Arbeitsgemeinschaft f�r Zucht und Pr�fung deutscher Pferde (ADP) wurde 1952 von Celle nach Bonn verlegt und zwar auf Dr�ngen der Zuchtverb�nde, die bei der Bundesregierung ihre Vertretung haben wollten. Im Haus der Tierzucht konnte sich eine umfangreiche hauptamtliche Lobby der deutschen Tierzucht austauschen und gegenseitig unterst�tzen. Das war wichtig und hat sich auch finanziell sp�ter ausgewirkt, als sich der Bund bereiterkl�rte, wieder "Standspr�mien" zu zahlen wenn sich die L�nder entsprechend beteiligen. Der Zentralverband war ein Zuchtverband; dort hatten die Zuchtverb�nde rund 90 Prozent aller Stimmen, wie auch fr�her im Reichsverband f�r Zucht und Pr�fung deutschen Warmbluts.

In Bonn gab es die Hauptgesch�ftsstelle mit den Abteilungen Zucht und den "Pers�nlichen Mitgliedern" unter Leitung des Hauptgesch�ftsf�hrers Dr. Kurt Volkmann und in Warendorf eine weitere Gesch�ftsstelle unter Leitung von Landstallmeister Alfons Schulze Dieckhoff, dem Gesch�ftsf�hrer der Abteilung f�r Leistungspr�fung und des DOKR. Er �bernahm zus�tzlich 1959 die Gesch�ftsleitung der neu gegr�ndeten Deutschen Reitschule. Mit der dadurch sehr engen Verbindung zum DOKR wollte man an die Erfolge der Kavallerieschule ankn�pfen und die Disziplinst�lle mit der Reitlehrerausbildung verkn�pfen. [...]

Die Aufgaben der Abteilung f�r Leistung Pr�fung waren in der HDP-Satzung und in der LPO festgelegt. Sie war praktisch die "oberste Beh�rde", aber nur zust�ndig f�r die Pr�fungen der Kategorie A. Der Sektor B lag damals im Zust�ndigkeitsbereich der Landeskommissionen. Alles lief reibungslos. Sonderw�nsche der Veranstalter und Probleme wurden entweder von Alfons Schulze Dieckhoff oder mir entschieden, h�ufig aber erst nach Anh�rung der Leiter der Disziplinst�lle, also mit Hans G�nter Winkler/Springen, General Horst Niemack/Dressur und General Wilhelm Viebig/Vielseitigkeit. Niemack war besonders wichtig als Vorsitzender der Deutschen Richtervereinigung f�r Pferdeleistungspr�fungen. Man sah sich t�glich, die Koordination war einfach. [...]

F�r das internationale Gesch�ft war das "Komitee der Deutschen Reiterlichen Vereinigung" zust�ndig, ein Gremium zwischen HDP und DOKR. Graf Rothkirch und Dr. Volkmann waren unsere FEI-Delegierten. Beide hatten ein ausgezeichnetes Verh�ltnis zu den ma�geblichen Pers�nlichkeiten dort. In der Zeit unterentwickelt war allerdings die Mitbestimmung der Aktiven. Es gab sie im Grunde nicht. Einige Probleme der damaligen Zeit waren unter anderem im Springen der Modus der Deutschen Meisterschaft, in der Dressur die Diskussion um das gemeinsame oder getrennte Richtverfahren und in der Vielseitigkeit die Frage nach Gel�ndestrecken. Im Fahren hingegen gab es kaum Probleme. [...]

Der HDP konnte als Zuchtverband nicht Mitglied im DSB werden. Ich �bernahm 1959 die Gesch�ftsf�hrung des Verbandes der Reit- und Fahrvereine. Hier wurde man nicht durch die LPO und Satzungen eingeengt, sondern konnte jegliche Initiative entfalten. Aus dem Selbsthilfefonds des DSB und �ffentlichen Mitteln des Bundesinnenministeriums wurden viele Sportf�rderma�nahmen, Aus- und Fortbildungslehrg�nge sowie der erste nebenamtlich t�tige Bundestrainer - das war Max Habel - finanziert. Schon 1959 als erster Beitrag zur F�rderung des Freizeit- und Breitensports erschien der Reisef�hrer "Wandern zu Pferde".
a.a.O., Seite 180

Obwohl also Vieles reibungslos lief, gab es doch enorme Schwierigkeiten im einzelnen.


Reorganisation


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Nach wie vor ist die Pferdezucht im wesentlichen f�deral organisiert. In diesem Jahr haben die Hessen ihre Eigenst�ndigkeit aufgegeben und sich dem Hannoveraner Verband angeschlossen. Zwar sind die Strukturen immer noch recht komplex, haben aber durch den Zusammenschlu� einen ganz anderen Stellenwert bekommen:

Dr. Kurt Volkmann<br>Geschf. & Generalsekretär<br>Delegierter bei der FEI · Copyright wie angegeben
Dr. Kurt Volkmann
Geschf. & Generalsekret�r
Delegierter bei der FEI
Dieter Graf Landsberg-Velen<br>Generalsekretär FN 1968-2001 · Copyright wie angegeben
Dieter Graf Landsberg-Velen
Generalsekret�r FN 1968-2001
Kurt Capellmann<br>Vorsitzender DOKR · Copyright wie angegeben
Kurt Capellmann
Vorsitzender DOKR
Dr. Ernst Burandt: Es gab einige Anl�sse f�r die Reorganisation. Das ist ein kompliziertes und komplexes Thema. Nach dem Krieg hatte Gustav Rau mehrere Versuche unternommen, der Zentralkommission f�r Pferdeleistungspr�fungen in Dillenburg den Status einer K�rperschaft des �ffentlichen Rechts zu verschaffen. Das wu�ten die Vertreter der L�nder immer wieder zu verhindern. Sie erkl�rten sich lediglich bereit, da� die LPO im Benehmen mit den L�ndern erlassen wird. Die Landeskommissionen in den L�ndern hatten ein ganz unterschiedlichen Status, zum Teil waren sie Teile der Landwirtschaftskammern, zum Teil Organe der Landesverb�nde.

Akut wurde das Problem 1962 mit dem Erla� der neuen Ausbildungs- und Pr�fungs-Ordnung, APO. Dr. Ott, Referent f�r Tierzucht im schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministerium, pl�dierte leidenschaftlich f�r eine vereinsrechtliche L�sung des Gesamtproblems. Bayern str�ubte sich bis zuletzt gegen eine bundeseinheitliche APO und nahm den R�cktritt seines LK-Vorsitzenden, F�rst zu Castell-Castell, hin. Die APO war aber schon fertig gedruckt. Ich veranla�te daraufhin einen Aufkleber "Gilt nicht f�r Bayern". Bis zum Erla� des Bundesausbildungsgesetzes galt in der Ausbildung nur unsere APO, jedoch nicht in Bayern. [...]

Ein weiterer wesentlicher Grund lag in der notwendigen Emanzipation der Landesreiterverb�nde. Baden-W�rttemberg zum Beispiel hatte drei. Die Verb�nde waren klein und hingen am Tropf der Landwirtschaftsministerien. Die Landessportb�nde waren ebenso klein und hatten wenig Mittel. Die Verbandsf�hrungen hatten auf die Geschicke so gut wie keinen Einflu�.

Da kam die Entfaltung des Bundesverbandes Deutscher Reit- und Fahrvereine, der fr�heren Vereinigung der l�ndlichen Reit- und Fahrvereine, gerade zur rechten Zeit. Der HDP war als Zuchtverband voll k�rperschaftsteuerpflichtig und durfte nicht - wie ein gemeinn�tziger Sportverband - R�cklagen bilden. Die H�lfte des Gewinns ging an das Finanzamt, die andere H�lfte ins Verm�gen. Es mu�te also auf Dauer eine gemeinn�tzige Bundesorganisation gebildet werden, die auch die notwendige finanzielle Schlagkraft hat.

Ein weiterer wichtiger Aspekt lag in der Verbesserung der Arbeit des DOKR. Es hatte viele Querelen mit den Aktiven gegeben, die das DOKR vermehrt in die Schlagzeilen der Fachpresse brachten. Die DOKR-F�hrung zeigte sich nicht geschickt genug, den Aktiven mehr Mitbestimmung einzur�umen. Durch die vielf�ltige Personalunion war auch nicht mehr die jeweilige Zust�ndigkeit und Verantwortung deutlich genug erkennbar. Die Landesf�rsten "maulten" und verlangten einen Eingreifen ihres Bundesverbandes. [...]

Die Landesverb�nde wollten eine starke FN mit unmittelbarer Mitgliedschaft im DSB. Gemeinn�tzig sollte sie sein und alle Zust�ndigkeiten und Aufgaben des Sports in einer Abteilung Sport b�ndeln, in der die Landesverb�nde das Sagen haben und alle anderen Verb�nde wie Deutscher Reiter- und Fahrer-Verband, Deutsche Richtervereinigung usw. nur den Charakter von Anschlu�verb�nden haben. Daf�r sollte der Bundesverband der Reit- und Fahrvereine aufgel�st werden. Diese Verb�nde unterst�tzten das Gesamtkonzept, lehnten aber einen Sonderstatus ab und wollten mit den Landesverb�nde gleichberechtigt sein.

Die Zuchtverb�nde waren bereit, auf ihren 90 Prozent-Mehrheit zu verzichten. Der erheblicher R�ckgang der Bedeckungen und Stuteneintragungen veranla�te sie, auf die Entwicklung des Sports zu setzen. Die Satzungskommission unter Vorsitz von Dr. Josef Pulte hatte zun�chst vorgeschlagen, unter einem neuen Superverband alle bestehenden Organisationen zu vereinen, kam damit aber nicht durch. F�r die Pers�nlichen Mitglieder des HDP setzte Eberhard Fellmer seine eigene Abteilung mit eigenem Vorstand und eigener Mitgliederversammlung durch. [...]

Es war ein v�llig neuer Verband entstanden mit drei sehr selbst�ndigen Abteilung: Sport, Zucht und Pers�nlichen Mitglieder (PM). Auf Vorschlag der Satzungskommission war die Personalunion zwischen dem Vorsitz von FN und DOKR ausgeschlossen worden - entgegen aller bisherigen praktischen Erfahrungen. Graf Landsberg wurde Pr�sident des Verbandes, beim DOKR folgte Kurt Capellmann Wilhelm Hansen als Vorsitzender. Es zeigte sich sehr bald, da� man nicht zwei junge und ehrgeizige Leute auf zwei konkurrierende St�hle setzen kann.

Da aus sportpolitischen Gr�nden nicht daran zu denken war, die Befugnisse des DOKR zu beschneiden, empfahl ich Graf Landsberg, die Personalunion in der Satzung wieder zu erm�glichen und f�r beide �mter zu kandidieren. So kam es dann auch. In nahezu jeder Wahlperiode wurde das DOKR mehr und mehr in die FN integriert. Das hat sich meines Erachtens �ber viele Jahre bew�hrt.
a.a.O., Seite 180/182

Der Jurist Dieter Graf Landsberg-Velen wurde 1968 zum Pr�sidenten der FN gew�hlt und hat dieses Amt 32 Jahre lang innegehabt, bis zum Jahre 2001, als er sich mit 75 Jahren nicht mehr der Wiederwahl stellte. Kurt Capellmann, Vorsitzender des DOKR, hatte ebenfalls kandidiert, au�erdem Fritz Linsenhoff, der im dritten Wahlgang unterlag. Damit begann eine v�llig neue �ra, die ein Drittel der gesamten Zeitspanne umfa�t, die wir in dieser Serie betrachten.


Mexiko


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Alwin Schockemöhle, Donald Rex, Nationenpreis Mexiko · Copyright wie angegeben
Alwin Schockemöhle, Donald Rex, Nationenpreis Mexiko
Die FN ist seit 1968 der gemeinsame, gemeinnützige Spitzenverband, der bundeseinheitliche Ausbildungs- und Prüfungsordnungen (APO) und Leistungsprüfungsordnungen (LPO) verläßt, bundeseinheitliche Ausbildungsrichtlinien herausgibt, die Reiter, Fahrer und Züchter beim Deutsche Sportbund DSB, Nationalen Olympischen Komitee NOK und bei der Internationalen Reiterlichen Vereinigung FEI sowie die Deutsche Reiterei im Internationalen Turniersport und bei Olympischen Spielen vertritt.

Das Deutsche Olympiade-Komitee für Reiterei (DOKR), der Deutsche Reiter- und Fahrer-Verband (DRFV) und die Deutsche Richtervereinigung für Pferdeleistungsprüfungen (DRV) ordneten sich als Anschlußverbände dem Gesamtverband unter. Diese Struktur besteht im wesentlichen heute noch und hat sich bewährt.

Die Olympischen Spiele des Jahres 1968 fanden in Mexiko statt. Wieder mußten die Pferde fliegen. Mehrere Besuche in Amerika und die letzten Olympischen Spiele in Tokio hatten gezeigt, daß die Pferde mit den Belastungen durchaus fertigwerden können. Mexiko liegt allerdings auf 2000 Meter Höhe, und wie die Pferde darauf reagieren würden, wußte man nicht.

Außerdem überschatteten öffentlich ausgetragene Querelen zwischen den Sportlern die Vorbereitungen. Das DOKR mußte die Dressurreiter ermahnen, bissige Kommentare und Verunglimpfungen der Konkurrenten und Richter im Gespräch mit Journalisten zu unterlassen. Alwin Schockemöhle und Hermann Schridde begehrten gegen Hans Günter Winkler auf, weil dieser nicht an allen vorgeschriebenen Olympia-Qualifikationen teilgenommen hatte.

Fritz Thiedemann, zum Olympia-Inspekteur (Trainer und Equipechef) berufen, wirft kurz vor den Spielen das Handbuch, nachdem der Springausschuß eine andere Mannschaftsbesetzung für Mexiko entscheidet, als er vorgeschlagen hatte. Thiedemann wollte unbedingt Kurt Jarasinski ins Team aufnehmen, der Springausschuß jedoch nominierte Hermann Schridde. So reist als neuer Equipechef Hans-Heinrich Brinkmann mit den Aktiven nach Mittelamerika. Die Presse titelt ihre Artikel mit Schlagzeilen wie "Rebellion, Mißtrauen oder Nervosität". Aber diese Auseinandersetzungen im Dressur- wie im Springreiterlager sind Belange los im Vergleich zu den massiven Streitereien, die später im Vorfeld der Olympischen Spiele von München ausbrechen sollen. Auch in der Vielseitigkeitsszene rumort es 1968: Ein paar Wochen vor den Spielen wird Olympia-Inspekteur Dr. Wilhelm Büsing entlassen und durch den Holsteiner Max Habel ersetzt. Die Vorbereitung der Aktiven hatte beim DOKR Zweifel an einem akzeptablen Abschneiden in Mexiko aufkommen lassen.
a.a.O., Seite 183

Auch in Mexiko regnete es. Die täglichen Gewitter und Wolkenbrüche sind aber in dieser Gegend üblich und stellten insofern keine Überraschung dar. Trotzdem ergaben sich dadurch natürlich schwierige Bedingungen für die Vielseitigkeitsreiter. Zwar belegte die deutsche Mannschaft nach der Dressur noch den dritten Platz, aber dann gab es im Gelände ein Fiasko. Der beste Deutsche war der Ostdeutsche Horst Karsten an elfter Stelle, der beste Westdeutsche Jochen Mehrdorf belegte Platz 22. Er hatte ganz besonderes Pech: sein Pferd Lapislazuli reagierte auf dem Rückflug so panisch, daß es erschossen werden mußte.

Die Mexikaner waren einst im Springreiten sehr stark. Bei diesen Spielen im eigenen Land hatten sie jedoch nichts zu melden. Der erste Umlauf schien recht einfach, so wenige Fehlerpunkte gab es noch nie, obwohl kein Reiter fehlerfrei blieb. Vielleicht hatte sich der Parcoursgestalter, der ehemalige Olympiareiter Ruben Uriza, diesbezügliche Kritik zu Herzen genommen - er gestaltete den Kurs zum schwersten Turnierplatz der Welt um. Beim zweiten Umlauf gab es allerdings Fehler zuhauf. Die Kanadier gewannen Gold mit 102,75 Fehlerpunkten, die Franzosen Silber mit 110,50, die deutschen Bronze mit 117,25.

Der Verlust der Goldmedaille des deutschen Teams geht einzig auf Hermann Schriddes Ritte zurück. Auf Dozent II versagt er völlig und beendet die beiden Umläufe mit 70,25 Fehlerpunkten. Alwin Schockemöhle und Donald Rex bewältigen den Parcours mit 18,75 Fehlerpunkten als Beste, Hans Günter Winkler und Enigk behaupten sich ebenfalls unter den sechs Ersten (28,25). Fritz Thiedemann wird sich im Nachhinein bestätigt gefühlt haben. Er hatte sich gegen Schridde ausgesprochen.
a.a.O., Seite 185

DDR-Dressurmannschaft, hier Aachen 1970<br>4. Platz Mexiko Mannschaftswertung · Copyright wie angegeben
DDR-Dressurmannschaft, hier Aachen 1970
4. Platz Mexiko Mannschaftswertung
Die Dressurreiter verteidigten ihre Goldmedaille in der Mannschaft vor der UdSSR und der Schweiz. Das Team der DDR belegte den 4. Platz - die Ostdeutschen hatten also ganz beachtlich aufgeholt (v.li: Gerhard Brockmüller/Tristan, Horst Köhler/Neuschnee, Wolfgang Müller/Marios xx).

In der Einzelwertung lag wieder einmal ein Russe vorn: Ivan Kizimow. Josef Neckermann gewann mit Mariano die Silbermedaille, Dr. Rainer Klimke mit Dux Bronze. Der beste Reiter der DDR, Horst Köhler, folgte mit Neuschnee auf Platz fünf, Lieselott Linsenhoff mit Piaff auf Platz acht.

Die Fahrsportler hatten bereits nach dem Zweiten Weltkrieg versucht, sich als Teilnehmer für die Olympischen Spiele zu empfehlen. Max Pape hatte seinerzeit mit Unterstützung von Gustav Rau einen Antrag an das Internationaler Olympische Komitee formuliert und 1968 einen neuen Anlauf unternommen.

Einige europäische Reitsportverbände unterstützten seinen Antrag, den Fahrsport 1972 in München zuzulassen. Allerdings gab es noch keine internationale Vertretung. Der Weltreiterverband FEI fühlte sich nur für Springen, Dressur und Vielseitigkeit zuständig. Beim FEI hatte er Erfolg, aber das IOC scheute bis heute die noch höheren Kosten.

Allerdings wurden 1971 die ersten Europameisterschaften für Vierspännerfahrer in Budapest veranstaltet, 1972 die ersten Weltmeisterschaften in Münster. Die deutsche Mannschaft mit Fritz Lage, Heinz Funda und Georg Baur gewann die Bronzemedaille. Alle Wettbewerbe wurden mit derselben Kutsche gefahren. Die modernen Marathonkutschen sind eine Antwort auf die zunehmenden Anforderungen im Gelände. Die historischen Kutschen sind einfach zu schade dafür, im Wettbewerb zuschanden gefahren zu werden.




Quellen


  1. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, FN-Verlag 2005
  2.  100 Jahre FN, Jubiläum der Deutschen Reiterlichen Vereinigung
      Ausgabe 315 · Teil 1
  3.  Verbandsgründung, erste Erfolge, Männer der ersten Stunde legen den Grundstein für die Gegenwart
      Ausgabe 316 · Teil 2
  4.  Krieg und Nachkriegszeit, Gewaltige Veränderungen in jeder Hinsicht
      Ausgabe 317 · Teil 3
  5.  Das Jahr 1924, Auferstanden aus der Asche
      Ausgabe 332 · Teil 4
  6.  Kauft nur deutsche Pferde!, Pferdezucht und Pferdesport - die Erfolgskombination
      Ausgabe 334 · Teil 5
  7.  Olympische Spiele Berlin 1936, Gleichschaltung von Sport und Zucht im Dritten Reich
      Ausgabe 335 · Teil 6
  8.  Auf in den Krieg!, Wo blieben die Reiter und Züchter?
      Ausgabe 336 · Teil 7
  9.  Ehrenrettung für Gustav Rau, Über üble Nachrede und fundamentale Verunsicherung
      Ausgabe 337 · Teil 8
  10.  Das Ende der Ära Rau, Mühsamer Neuanfang und erste Triumphe
      Ausgabe 338 · Teil 9
  11.  HGW und Linsenhoff, Die 50er Jahre: größte Triumphe gefolgt von der größten Krise
      Ausgabe 339 · Teil 10
  12.  Beschwörung: Das Pferd muß bleiben, Der Turniersport wächst im kalten Krieg
      Ausgabe 340 · Teil 11



Fotos

©   Quelle: Privatarchiv H. Munzendorf, Susanne Hennig: 100 Jahre FN, FN-Verlag 2005


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Ich freue mich über Ihr Interesse an meiner Internet-Seite. Dieses Forum möchte ich nutzen, um Ihnen einige persönliche Informationen über mich und meinen Werdegang zu geben.

Viele Reitsport- und Pferdefreunde kennen mich als Dressurreiterin, oder sie haben von meinem Turnier- und Zuchtstall Schafhof gehört. Andere sind vielleicht auf die "Ann-Kathrin-Linsenhoff-UNICEF-Stiftung" oder das "Schafhof-Festival für UNICEF" in Kronberg aufmerksam geworden.

Beide Aspekte, das sportliche wie das soziale Engagement, liegen mir sehr am Herzen. Wie meine Karriere als Dressurreiterin, die bereits im Kindesalter begann, sehe ich auch die Unterstützung von Kindern in Not als langfristiges Projekt � und die Zusammenarbeit mit UNICEF bietet mir hierfür eine hervorragende Grundlage.

Näheres erfahren Sie auf den folgenden Seiten sowie unter » www.schafhof-festival.de und » www.linsenhoff-unicef-stiftung.de. Gerne können Sie sich auch direkt per Mail an mich wenden.

Mit herzlichen Grüßen,

 
Ihre Ann Kathrin Linsenhoff

 

 
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Gift: Beinwell


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Editorial: Das Pferd


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W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
09.10.2005

Das Pferd

Kennen Sie die  Angebote der Woche? Wenn nicht, sollten Sie einmal einen Blick darauf werfen. Seit vielen Wochen stellt der  Eifelscout häppchenweise seine Messeseite vor. Die ist unglaublich reichhaltig und voll von Überraschungen. Derzeit aktuell: Das Pferd.

Der Eifelscout ist Dr. Karl Lindemann, ein Zoologe, und als Zoologe sieht er Pferde mit anderen Augen. In der gerade aktuellen Serie über Pferdehaltung finden sich enorm viele interessante Einzelheiten, die ich noch nirgendwo gefunden habe. Sehr empfehlenswert! Das Pferd, das unbekannte Wesen.



3. Oktober

Genau: Unser Nationalfeiertag. Wir haben es schon vergessen, wie es einmal war. Und passend dazu hatten wir in der letzten Woche eine Schilderung der Zustände an der Zonengrenze kurz vor dem Mauerbau - das Titelbild sprang mir die ganze Woche höchst eindrucksvoll in die Augen. Ein Wunder, wie sich das alles hat verändern können! Warum fällt es uns nur so schwer, dieses Wunder zu schätzen und zu würdigen?



parse error

Falls Sie einmal so etwas sehen: Diese Fehlermeldung bedeutet, daß die Programmanweisung nicht verstanden werden kann. Vermutlich ist es ein sogenannter Syntaxfehler, d. h. irgend etwas entspricht nicht den Regeln. Meistens fehlt etwas, ein einziges Zeichen reicht schon, oder es ist etwas zuviel, was da nicht hingehört.

In diesem Fall war es ein Zeichen, was eine Sonderbedeutung hat: das Anführungszeichen. Damit kennzeichnend man den Beginn und das Ende einer Zeichenfolge, die irgendwie verarbeitet werden soll. Wenn nun innerhalb dieser Zeichenfolge das Sonderzeichen, mit dem Anfang und Ende gekennzeichnet werden, selbst vorkommt, muß das Programm natürlich abbrechen.

Meistens hat man Glück: Man sieht den Fehler auf dem Bildschirm, entweder ich oder Sie. In diesem Fall aber konnte niemand den Fehler sehen, weil das Programm nachts verarbeitet wird. Es schickt nämlich die E-Mails heraus, die an den Ablauf der Inserate erinnern. Wenn da ein Fehler passiert, kann das niemand merken.



Automatischer Verlängerung

Aber irgendwann kommt die Sache doch an den Tag. Ich wunderte mich schon, daß die Anzahl der Anzeigen langsam zurückging. Da ich vor einigen Monaten auf diese Weise auf einen Fehler in diesem Programm aufmerksam wurde, dachte ich schon daran, daß möglicherweise wieder ein Problem vorliegen würde. Da aber der Rückgang vor allen Dingen die Kleinanzeigen betraf und nicht so sehr die Pferdeangebote, hielt ich diese Hypothese für nicht sehr wahrscheinlich.

Da kam mir ein anderer Zufall zu Hilfe. Ich sollte für jemanden etwas erledigen und mußte mir deshalb seine Kleinanzeigen anschauen. Da wunderte ich mich: die waren abgelaufen, obwohl sie automatisch verlängert werden sollten. Nanu? Wie konnte das sein? Da ließ ich mein Programm von Hand laufen und wurde Zeuge des Abbruchs.

Die Ursache war leicht erkannt. Vor einigen Wochen hatte mich jemand aus Wien angerufen. Diese Person regte sich über eine Formulierung auf. Angeblich würde sie ihre Mitmenschen verärgern. Wieso das denn? Es stellte sich heraus, daß der Sachverhalt sehr wohl bekannt war. Es handelte sich nämlich um ein Immobilienbüro, dessen Angebote von anderen Internet-Seiten übernommen wurden. Wenn sich die Sache erledigt hatten, standen sie auf den anderen Seiten immer noch herum. Infolgedessen gab es immer noch Anfragen, die dann zu dem befürchteten Ärger führten.

Die nun offensichtliche Tatsache, daß diese Person, die wußte, wovon ich redete, mich nicht verstand, legte nahe, daß ich meine Formulierung überarbeiten müßte. Dabei habe ich dann die beiden Schlüsselbegriffe "löschen" und "verbergen" in Anführungszeichen gesetzt. Bingo! Wenn man in einer Zeichenfolge, die durch Anführungszeichen begrenzt wird, dieselben benutzen möchte, dann muß man sie "maskieren", d. h. deutlich machen, daß man das Zeichen nun nicht in seiner Bedeutung als Begrenzungszeichen benutzen möchte, sondern "literal", d. h. in seiner einfachen Bedeutung als Zeichen. Und das macht man üblicherweise mit dem Backslash, also dem umgedrehten Schrägstrich, für den es in der deutschen Sprache keine Bezeichnung gibt. Man schreibt also z. B. \"löschen\" und \"verbergen\" und hat das Problem erledigt. Kleine Ursache, große Wirkung:

831 anzeigen laufzeit weniger als 14 Tage
652 pferde laufzeit weniger als 14 Tage

Oje! Das ist eine Menge! Ungefähr 20 mal mehr als normal! Da war einiges aufgelaufen...



E-Mail-Adressen

Dieses Programm muß ja E-Mails verschicken, und die können nicht zugestellt werden, wenn die E-Mail-Adressen falsch sind. Nun überprüfe ich die E-Mail-Adressen bei der Datenerfassung auf formale Fehler, aber es gibt natürlich formale korrekte E-Mail-Adressen, die in Wirklichkeit aber falsch sind. Und manchmal kann man das ganz gut erkennen. Zum Beispiel wären Adressen der Form "[email protected]" oder "[email protected]" gute Kandidaten für offensichtliche Fehleingaben: Im ersten Fall handelt es sich um einen Buchstabendreher, im zweiten um eine gutgemeinte Vermutung, daß nämlich AOL eine nationale Variante ".de" hätte, wo es doch ".com" heißen muß.

So gibt es eine ganze Reihe von typischen Fehlern, die mein Programm ausbügelt. Davon merke ich normalerweise nichts. In der letzten Woche gab es aber bei der Reparatur einer E-Mail-Adresse einen Datenbankfehler:

Errno: 1062
Error: Duplicate entry '[email protected] Meier' for key 2
affectedRows: -1
query: UPDATE kunde
SET email = '[email protected]'
WHERE email = '[email protected]'

Was heißt das? Nun, mein Programm vermutet, daß "t-oneline.de" eigentlich "t-online.de" heißen sollte und versucht, den Datenbankeintrag zu ändern. Nun kann es zu einer E-Mail-Adresse verschiedene Datensätze geben, die sich im Namen unterscheiden müssen. Typische Beispiele wären verschiedene Rollen einer Person, die unter derselben E-Mail-Adresse unterschiedliche Daten verwalten will, oder eine zweite Identität für einen Freund, der keine E-Mail-Adresse hat.

In diesem Fall existierte bereits ein Eintrag mit der korrekten E-Mail-Adresse und demselben Namen. Das ist aber nicht zulässig, weil diese Kombination eindeutig sein muß. Deshalb der Schlüsselfehler "Duplicate entry ... for key 2". Und dieser Fehler produziert eine E-Mail an mich, damit ich davon erfahre und mich um die Sache kümmern kann. So habe ich herausgefunden, daß es zwei Datensätze gibt, und daß auch zu der Variante mit der falschen E-Mail-Adresse ein Inserat existiert. Natürlich kann man den Inserenten nicht per E-Mail erreichen, wenn die E-Mail-Adresse inhaltlich falsch ist, selbst wenn sie formal korrekt ist.

Das kann Ihnen übrigens auch passieren: Wenn diese Person ihren Fehler bemerkt und die fehlerhafte E-Mail-Adresse korrigiert hätte, wäre natürlich derselbe Schlüsselfehler ausgelöst worden. In diesem Fall hätte die Person eine entsprechende Nachricht und eine Erklärung bekommen und hätte gewußt, wie sie dieses Problem umgehen kann, zum Beispiel indem der Name geringfügig verändert wird, etwa "Meier, Sabine". Problem erledigt.



Ausfallsicherheit

Nun kann es im E-Mailverkehr zu Störungen vielfältiger Art kommen. Um diese zu vermeiden, protokolliere ich jede E-Mail mit, die das System versendet. Und zwar hatte ich mir ausgedacht, daß ich die E-Mail erst dann versende, wenn der Beleg in der Datenbank gespeichert ist. Dabei habe ich mir nicht vorgestellt, was passiert, wenn es dabei einen Fehler gibt, weil das eigentlich undenkbar ist. Aber genau das ist heute passiert.

Das Mitschreiben der E-Mails ist gewissermaßen eine Protokollierung. Ein Datensatz nach dem anderen wird hinzugefügt. Das ist überhaupt nicht spektakulär. Jeder Datensatz bekommt eine Nummer, und diese Nummer wird fortlaufend hochgezählt. Dabei kann überhaupt nichts schiefgehen. Denkt man.

Heute Nachmittag bekam ich über längere Zeit keine E-Mails. Das war sehr ungewöhnlich, weil ich von fast jeder Systemnachricht eine Kopie bekomme. Also habe ich schließlich eine Test-E-Mail fabriziert und bekam dann eine Fehlermeldung meiner Datenbank. Der automatisch zugeteilte neue Zähler sei angeblich schon vorhanden. Das gibt es überhaupt nicht. Dafür gibt es nur einen Grund: die Tabelle ist im Eimer. Korrupt nennt man das. Also muß man sie reparieren. Kein Problem.

Frage: wie konnte das passieren? Eigentlich geht das gar nicht. Es sei denn, die Datenbankmaschine wird mitten im Leben dahingerafft. Und genau das ist heute zweimal passiert. Ich war Zeuge. Urplötzlich stieg die Last der Hauptmaschine ins Unermeßliche, und dann griff ein Überwachungsprogramm ein und knallte die Kiste ab. Dabei muß es dann wohl passiert sein.

Wie kann nun die Last so unerträglich steigen? Das wiederum lag an den sogenannten Locks. Die Maschine hat sich selbst ausgesperrt. Und wie das wiederum kam, weiß ich noch nicht. Das kann eigentlich auch gar nicht sein. Aber ich habe es ja gesehen, und zwar nicht zum ersten Mal. Ich weiß auch, wie ich dieses Horrorszenario umgehen kann, aber lieber würde ich die Sache verstehen und die Ursache abstellen. Mal sehen, ob ich daraus auch noch schlau werde.

Wenn Sie einmal unvermutet starke Zähigkeit erleben oder gar Nichterreichbarkeit, dann drücken Sie mir mal die Daumen! Vermutlich zerbreche ich mir gerade den Kopf darüber, was da wohl passiert und warum und wie man das wohl vermeiden kann. Ein Trost: Früher oder später klärt sich so etwas meistens auf.

 
Chefredakteur und Herausgeber
 
 




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Rezension: 30 Jahre Aufzeichnungen und Briefwechsel mit Maitre Nuno Oliveira


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Henriquet, Michel

30 Jahre Aufzeichnungen und Briefwechsel mit Maitre Nuno Oliveira
Mit einem Vorwort von Jaime Celestino da Costa.
�bersetzt aus dem Franz�sischen von Bertold Schirg. Reihe: DOCUMENTA HIPPOLOGICA

224 S. mit 41 s/w Fotos. Gebunden
Hildesheim, 2005 � Olms, Hildesheim
ISBN 9783487084213


19,80 EUR      Bestellen


Der Verlag sagt über das Buch:

Rückentext

Nuno Oliveira

Michel Henriquet


Michel Henriquet, geboren 1924, studierte Jura und Geisteswissenschaften, verbrachte zwei Jahre im Krieg (1943-1945) und wurde kaufmännischer Direktor der Grands Moulins de Paris. Er praktiziert verschiedene geläufige Sportarten und hat besonderes Interesse an der Reiterei und ihren geschichtlichen Wurzeln. Seine Forschungen zu der von ihm verloren geglaubten klassischen französischen Reitkunst führten ihn zunächst zur Schule Bauchers, die er zusammen mit René BACHARACH ausübte, der seinerseits ein Schüler Capitaine Deudants war. Er gehört zu den ersten Bewunderern NUNO OLIVEIRAS, dessen Freund und Schüler er dreißig Jahre lang, bis Oliveiras Tod, war.

"Zwischen diese Briefe eingefügt habe ich das Wichtigste aus meinen Notizen, die ich mir im Laufe der Jahre beständig gemacht hatte. Bald sind sie eine Art Kurzfilm dessen, was ich in der Reitbahn gesehen habe, bald sind es sorgsam aufbewahrte Ratschläge und Überlegungen, die den Charakter von Reitvorschriften haben, und schließlich habe ich Kritik und Bemerkungen aufgeschrieben, die der Meister im Laufe einer Arbeitssitzung an mich gerichtet hatte. Ich glaube, daß diese Summe didaktischer Elemente all jenen, die das Glück hatten, mit ihm zu arbeiten, das Wesentliche seiner Philosophie auf direkteste Weise wieder ins Gedächtnis ruft, und für die, die leider diesen Vorzug nicht genießen konnten, zu den Entdeckungen beiträgt, welche sie durch die Lektüre seines Werkes machen können." (M. Henriquet)



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