Es gab viele Fragen zu beantworten, wie zum Beispiel nach dem Alter, der Anzahl und den Namen der Pferde. Dieser letzte Punkt war für uns anfangs ein Problem; die Pferde hatten nämlich, wie sich das für ihre Rasse gehört, isländische Namen (z.B. heißen die Hengste Sör, Bogatyr und Atli).
Es war nicht gerade leicht, sich die Namen so vieler Ponys zu merken, die man dazu noch nie zuvor in seinem Leben gehört hatte. Nicht, dass ich es nicht begrüße, wenn ein Schulpferd nicht Sternchen, Fury oder Blacky heißt. Nach ein paar Tagen hatten auch Tina und ich die Namen der Pferde (und auch die der Ferienkinder) gelernt.
Nach dem Stalldienst frühstückten die Kinder. Wir aßen getrennt von den Feriengästen gemeinsam mit der Familie und den auf dem Hof Beschäftigten. In dieser Zeit besprachen wir die Reitgruppenplanung und eventuell auftretende Probleme (Streit der Kinder untereinander, Probleme mit den Pferden, etc.), sowie das Programm des Reitunterrichts. Dabei bekamen wir wichtige Tips und Hinweise für eine abwechslungsreiche Gestaltung.
Die anwesenden Kinder wurden von Gaby Kollmeyer nach ihren reiterlichen Fähigkeiten in vier bis fünf kleine Reitgruppen eingeteilt, also jeweils nur vier bis sechs Mädchen pro Gruppe. In einer Vorstellungsrunde am ersten Tag hatte jedes Kind sich zu seinen Vorerfahrungen mit Pferden, seinen Abneigungen, was bestimmte Nahrungsmittel betrifft, und Vorlieben in Bezug auf das Wesen seines Reitpferdes geäussert.
Nach diesen Informationen wurden sie in Gruppen ein- und jedem Kind ein eigenes Pflegepferd zugeteilt. Jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, im Laufe der Woche eine Beziehung zu seinem Pflegepferd aufzubauen. Die Reitgruppeneinteilung sowie ein Tagesplan hingen immer an einer Pinnwand in der Sattelkammer. Dem Tagesplan konnten die Kinder entnehmen, wann ihre Reitgruppe an der Reihe war, die Pferde zu holen. Diese detaillierte Planung sowie ein gehöriges Maß an Disziplin war auch nötig, denn eine Gruppe von zwanzig Mädchen kann selbst mit ausreichender Planung ein beträchtliches Chaos verbreiten.
Die ersten zwei oder drei Reitgruppen holten ihre Pferde direkt nach dem Frühstück aus dem Stall. Bei einer Mehrzahl an Füchsen und Rappen war ich anfangs froh, wenn ich ihnen nicht das falsche Pferd zeigte. In meiner Phantasie sah ich schon alptraummäßig ein unschuldiges kleines Mädchen von einem ungebärdigen, wilden Hengst stürzen, den ich ihr anstatt ihres eigentlichen, umgänglichen Pflegepferdes angedreht hatte. Natürlich kam es zu keinem derartigen Zwischenfall. (Ich glaube, ich habe eine solche Geschichte einmal in der Wendy gelesen, wo zwei Pferde sich wie ein Ei dem anderen glichen, aber verhaltensmäßig äußerst gegensätzlich waren.)
Danach wurden die Tiere geputzt, wobei natürlich besonders die Anfänger auf Unterstützung und Erklärungen angewiesen waren. Die Kollmeyers legten Wert darauf, dass den Kindern nicht nur einzelne Handgriffe und Vorgehensweisen gezeigt, sondern auch ausreichend erklärt wurden. Sinn und Zweck bestimmter pferdespezifischer Regeln sollten den Kindern und Jugendlichen nahegebracht werden, damit sie nicht nur nachahmen, sondern die Vorgänge wirklich verstehen und verinnerlichen können.
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