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Inhaltsverzeichnis Ausgabe 202.03 der Pferdezeitung vom 09.02.03
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Hessenstute Cara: Brand unter der Mähne
©   Werner Stürenburg

    Dillenburger Ramsnasen als Ahnen   
    Die hessische Pferdezucht holt auf   
von   Werner Popken



Hessische Pferde? Davon hatte ich noch nie gehört. Hannoveraner, Westfalen, Holsteiner, vielleicht noch Oldenburger, Trakehner - aber Hessen? Dabei hatte ich eine hessische Stute gekauft, ohne es zu wissen. Oder hatte ich einfach nur nicht zugehört, als der Händler mir die Sachlage erläuterte?

Jedenfalls weiß ich noch, daß ich sogar den Tierarzt fragte, was das denn wohl für ein merkwürdiger Brand am Hals von Cara war, gut versteckt unter der Mähne, die sie stets links trug. Er wußte es auch nicht. In der Stadtbibliothek wurde ich dann fündig: es stellte sich heraus, daß jedes Bundesland seine eigene Zucht hat und natürlich auch seinen eigenen Brand.

Cara hatte keine Papiere; den Brand hatte sie bekommen, als ihr erstes Fohlen vorgestellt wurde, wie der Händler erläuterte. Ich hatte keine Ahnung, wie so etwas vor sich geht: er hätte mir alles mögliche erzählen können. Und auch heute noch ist mir die Züchterszene fremd.

Als ich das Verbandsorgan des Hessischen Reit- und Fahrverbandes e.V., Unser Pferd - Der Hessische Pferdezüchter, durchblätterte, wurde mir wieder einmal bewußt, wie groß die Welt ist. Alleine die Anzeigen, zum Beispiel, willkürlich auf Seite 104/105 : 13 auf 2 Seiten, 9 davon von Anhängerhändlern, 4 davon Böckmann-Händler - welche Konkurrenz!

Und alle leben davon, daß sie einen Bedarf befriedigen. Wenn der Markt übersättigt ist, wird er automatisch schrumpfen, wenn der Bedarf das Angebot übersteigt, werden die Preise anziehen und in der Folge die Angebote sich vermehren, bis die Sache wieder ins Lot kommt.

Das ist in der Pferdezucht nicht anders. Hessische Pferde gibt es so lange wie die anderen Landeszuchten. Die erste schriftliche Erwähnung datiert aus dem Jahre 1490. Das bedeutet nicht, daß davor noch keine Pferde gezüchtet wurden; vielmehr waren die damals gezüchteten Pferde schon so berühmt, daß in einem Dokument auf sie Bezug genommen wurde.

Der Prospekt des » Verbands Hessischer Pferdezüchter e.V. kennzeichnet die "Wilden aus der Stout Zapfenberg" als eisenhart, kräftig, beweglich und ausdauernd. Sie waren "die besten Tauschartikel des Hofes von Hessen-Kassel". Diese Redewendung machte mich stutzig.



Vererbungsrecht


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Verbandsorgan Unser Pferd
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Logo und Brandzeichen
Der Hof von Hessen-Kassel tauschte Pferde - und Menschen. "Ab nach Kassel" - kennen Sie diese Redewendung? Sie entstand, wenn ich mich recht erinnere, als die Landesherren ihre Landeskinder als Soldaten an die neugebackenen Vereinigten Staaten nach Amerika verkauften: Kassel war die Zwischenstation, und die Werber sollen eine erfolgreiche Musterung mit diesen drei Worten quittiert haben.

Ich will den Hessen natürlich nichts Böses und schon gar nicht Unrecht tun, aber Hessen hat für mich eine ganz bestimmte Anmutung. Hessische Städte und Dörfer sind gekennzeichnet durch kleine Häuser, enge Gassen, augenscheinliche Armut. Frankfurt glitzert heute von protzigen Hochhäusern mächtiger Banken, aber schon die nächste Kleinstadt ist wieder ganz typisch hessisch. Wie kommt das?

Hessen war ein armes Land, das aufgrund des Vererbungsrechts immer mehr verarmte. In Westfalen z.B. wurde der Besitz immer im Ganzen an den Erstgeborenen vererbt. Der zweite Sohn mußte ins Kloster, um für das Seelenheil der Familie zu sorgen, die anderen Söhne mußten sehen, wo sie blieben, und widmeten sich vielleicht einem Handwerk. Die älteste Tochter sollte natürlich einen Hoferben heiraten, die zweite ins Kloster gehen, und die anderen mußten halt sehen, wo sie blieben.

Das war in Hessen anders. Dort wurde der Besitz immer geteilt, mit der Folge, daß dieser immer kleiner wurde und immer weniger die Familien ernähren konnte. Das westfälische System ist offensichtlich ungerecht, gut für den Erben, schlecht für die Nachgeborenen. Das hessische System ist gerecht mit verheerenden wirtschaftlichen Folgen.

Dazu kam, daß die Hessen landschaftlich eher schlechte Karten gezogen hatten. Die besonders schwierigen Bedingungen in Hessen schildert der Prospekt in blumigem Werbedeutsch wie folgt:

Neben dem industriellen Ballungsraum zwischen Rhein und Main gibt es weite, landschaftlich geprägte Bezirke. Für diese sind, wie in manchen landschaftlich reizvollen Gegenden, die Erzeugungsbedingungen vielfach schwierig. Typisch sind hier hängige, flachgründige Bundsandstein- und Muschelkalkböden. Sie bieten die Grundlage für eine vielfältige Pflanzengesellschaft, für einen mineral- und nährstoffreichen Futteraufwuchs. Gerade der wachsende Organismus mit seinem speziellen Bedarf an verdaulichem Rohprotein und an Mineral- und Wirkstoffen findet hier ideale Voraussetzungen für die Entwicklung des Skeletts und Bewegungsapparates.

Die kleine flächige Betriebsstruktur ist nur von besonders tüchtigen und fleißigen Bauern erfolgreich zu meistern. Sie ersetzen die fehlende Flächenausstattung durch eine auf hoher Stufe stehende Veredelungserzeugung über die Viehhaltung.


Bei diesen ins Positive gewendeten Negativaussagen frage ich mich, wie die anderen Bundesländer die speziellen Vorteile ihrer Aufzuchtgebiete verkaufen. Und wie die Hessen die Nachteile ihrer Landschaft und Geschichte kompensieren.


Zuchtgeschichte


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Ronja v. Ramalgo unter Karsten Huck
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Flammengold v. Florestan unter
Volker Brodhecker
Die hessischen Pferdezüchter legen Wert auf Tradition. In den letzten 240 Jahren wurde die Zucht durch Landgestüte beeinflußt. 1737 wurde das Landgestüt Kassel nach dem Vorbild des 1735 gegründeten Landgestüts Celle gegründet.

Die Dillenburger Ramsnasen waren bereits im 16. Jahrhundert bekannt und werden geschildert als ein "kräftiger, dabei schöner Mittelschlag mit trockenen und sehnigen Gliedern und hoher Aktion" und sondern auf den damaligen Pferdemärkten weithin gefragt gewesen sein.

Sie wurden im Hofgestüt der Dillenburger Grafen gezüchtet, und zwar nicht, wie sonst üblich, auf der Basis der vorhandenen Stuten, wie sie sich aufgrund der kulturellen und landschaftlichen Gegebenheiten herausgebildet hatten. Vielleicht war dieses "Material" zu schlecht. Holsteinische und dänische Stuten wurden mit spanischen, neapolitanischen und orientalischen Hengsten gekreuzt.

Um 1700 wurde das Hofgestüt Ulrichstein eingerichtet. Auch dort züchtete man nicht mit einheimischem Material. Bis 1849 wurden hier orientalische Stuten mit preußischen, mecklenburgischen und englischen Hengsten gekreuzt. Das Ergebnis wird bezeichnet als "starker Mittelschlag mit trockenen Schenkeln und hoch angesetzten Schweifen, kraftvoll und ausdauernd". Diese Pferde wurden vornehmlich am Hofe gebraucht.

Beberbeck wurde 1876 preußisches Hauptgestüt und hat in dieser Eigenschaft bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Hengste in fast alle deutsche Zuchtgebiete geliefert, insbesondere nach Hannover und Ostpreußen.

Dillenburg ist heute der Sitz des hessischen Landgestüts, das sich als Dienstleistungszentrum auffaßt. Es wurde 1869 gegründet. Daneben gab es Landgestüte in Ulrichstein, Kassel, Korbach, Weilburg, Arolsen, Darmstadt und Beberbeck. Die preußische Verwaltung konzentrierte sich auf das Landgestüt Dillenburg; die anderen Gestüte wurden im Laufe der Zeit aufgelöst, 1956/57 als letztes das Landgestüt Darmstadt. Da schien die Zeit der Pferde abgelaufen zu sein.

Bis dahin wurden vornehmlich Kaltblüter gezogen; dabei soll sich "eine besonders wirtschaftliche Typprägung" herausgebildet haben, mittelgroß, praktisch - das ist heute "fast völlig verschwunden". Merkwürdig: hier wird eine "Rasse" ausgerottet und alle sehen zu.

Auch heute noch werden Kaltblüter in Hessen gezogen, aber nicht die typischen Hessen, sondern den Rheinisch-Deutsches Kaltblut, Schwarzwälder Kaltblut und Süddeutsches Kaltblut. Daneben gibt es noch kleinere Zuchten von Percheron, Noriker, Comtois, Cob Normand und Freiberger. Am zweiten Sonntag im September treffen sich die Kaltblut-Freunden auf dem Laurentiusmarkt in Usingen zur Landes-Kaltblutschau des Verbandes Hessischer Pferdezüchter e.V.

Neben den Kaltblütern wurde ein "Wirtschaftswarmblutpferd" auf der Grundlage von Oldenburgern und Holsteinern gezogen. Diese werden als einsatzfreudige und menschengeprägte Karossiers beschrieben. Als sich der Bedarf aufgrund der Motorisierung in der Mitte des letzten Jahrhunderts wandelte, waren diese die Grundlage für die Umzüchtung zu einem "edlen, großrahmigen, vielseitig einzusetzenden Reitpferd."

Die Mehrheit der Hessenpferde wird in bäuerlichen Betrieben mit ein oder zwei Stuten gezogen. "Dadurch geht die Prägung auf den Menschen nicht verloren. Die Pferde gehören zur Familie."


In Zukunft Hessen


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Hessenauktion in Alsfeld
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Siegerstute 2002 Ginella v. Gomez (61)
Beste Dreijährige Dorinna v. Dartagnan (41)
Die Umstellung auf den modernen Bedarf dauerte 15 Jahre. Durch eine Verdrängungszucht wurden die unerwünschten Eigenschaften herausgezüchtet:

Von Generation zu Generation zeichnet sich nun ein Zuchtfortschritt ab. Altmodische, derbe Pferde mit großen Köpfen und geradem, festem Rücken sind praktisch von der Bildfläche verschwunden. Stattdessen sieht man sportliche, wohlproportionierte Pferde, die Adel und Ausdruck, gute Reitpoints, ein klares Fundament und reelle Grundgangarten besitzen. Viele Pferde sind deutlich blutgeprägt, ohne Einbußen in den Temperaments- und Reiteigenschaften zu zeigen. Im Gegenteil, gerade die Rittigkeit und Sporteignung der hessischen Pferde sind mindestens in gleicher Weise gefördert und verbessert worden wie der Typ und das Exterieur.


Diese Entwicklung ist keineswegs ungewöhnlich, im Gegenteil, sie hat überall in unserem Lande stattgefunden. Es war das bewußte Ziel, von den landestypischen Eigenarten zu einem einheitlichen "Deutschen Reitpferd" zu kommen. Zwar sehen die Pferde heute überall gleich aus, für die Vermarktung ist es aber anscheinend doch wichtig, weiterhin von Hannoveranern, Westfalen, Holsteinern, Oldenburgern zu sprechen.

Cara ist ein typisches Beispiel dieser Umzüchtungspolitik. Ihr Körperbau war ziemlich uneinheitlich, manchmal hatte ich den Eindruck, sie gäbe ein gutes Modell für ein Fehlerpferd ab, also ein Pferd mit vielen Gebäudemängeln.

Ihr Charakter war jedoch einwandfrei; ich habe nie vorher und nachher ein Pferd von so noblem Wesen kennengelernt. Im Gegensatz dazu ist Pit als Enkel von Pilot ziemlich schwierig. Die ganze Nachkommenschaft gilt als "wirr im Kopf"; sie springen wie der Teufel, sind aber problematisch im Umgang.

Nun muß man wissen, was man will. Wenn es um die Gewinnsummen geht, mag man den heiklen Umgang in Kauf nehmen wollen. Will man aber durchweg Freude an seinem Pferd haben und nicht unbedingt gewinnen, sind die charakterlichen Stärken durch nichts zu ersetzen.

Und damit sind wir beim Markt. Die Broschüre des Verbandes läßt keinen Zweifel: auch die Hessen richten sich am internationalen Turniergeschehen aus. Das ist verständlich; denn der Wettbewerb ist sozusagen eine scharfe Lupe, mit der die Spreu vom Weizen getrennt werden kann, zumindest in Bezug auf objektivierbare Kriterien.

Die Hessen schlagen sich dabei nicht schlecht; die Liste der sportlichen Erfolge ist sehr lang. Sie kann sich nicht vergleichen mit den Erfolgen der Norddeutschen, aber die Hessen holen auf. Wieso auch nicht? Schließlich liegen die züchterischen Entscheidungen offen zutage, und was dem einen Erfolge bringt, macht der andere sofort nach.

Die Hessen haben jedenfalls den Anspruch, ganz nach vorne aufzuschließen. Das Logo ist jetzt ergänzt worden durch den Zusatz: "In Zukunft Hessen!" Seit 1997 führt der Verband mit Unterstützung durch das Institut für Tierzucht der Universität Gießen das "Projekt Hessenpferd" durch.

Wichtige Qualitätsmerkmale der Zuchtpferde und ihrer Nachkommen werden erfaßt und veröffentlicht. Die Hessen reagieren damit auf den gesättigten Markt. Die Qualität soll in den Vordergrund rücken, und zwar schon bei der Anpaarung.

Aus den Ergebnissen des Rittigkeitstests ("Hessentest") soll ein überdurchschnittlicher Zuchtwert für jedes Fohlen erreicht werden. Schließlich soll sogar ein "Gütesiegel Hessenpferd" entwickelt werden, auf das sich der Kunde verlassen kann.


Charakterpferde


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Verlaßpferd Cara
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Willig und temperamentvoll
Charakterliche Eigenschaften wird man auf Turnieren weder beurteilen wollen noch können, und auch in Leistungsprüfungen haben sie normalerweise keinen Platz. Beim Westernreiten findet man mitunter solche Übungen: Stillstehen, Gelassenheit, auch bei Gebrauchshundeprüfungen kommen entsprechende Aufgaben vor.

Deshalb finde ich die Aussage der hessischen Züchter durchaus bemerkenswert und wiederhole sie hier noch einmal:

Viele Pferde sind deutlich blutgeprägt, ohne Einbußen in den Temperaments- und Reiteigenschaften zu zeigen. Im Gegenteil, gerade die Rittigkeit und Sporteignung der hessischen Pferde sind mindestens in gleicher Weise gefördert und verbessert worden wie der Typ und das Exterieur.


Cara hatte auch diese "Blutprägung", der Kopf sah manchmal arabertypisch-vollblutmäßig aus, den Schweif trug sie meistens recht hoch, besonders in der Bewegung: sie machte in allen drei Grundgangarten mächtig viel her.

Wir haben uns einfach an diesem Pferd erfreut; es ist uns über den Weg gelaufen, hat uns eine Weile begleitet und unser Leben bereichert. Für die Züchter ist das aber zuwenig: sie brauchen sensationelle Erfolge.

Warum sollte den hessischen Züchtern das versagt bleiben, was den westfälischen oder hannoveranischen Züchtern gelingt? Das berühmteste hessische Pferd, Weltmeisterin 1954 und 1955, Doppel-Olympiasiegerin 1956 und 1960 Mannschafts-Olympiasiegerin mit Hans-Günther Winkler im Sattel, die große Halla, war auch mir als Kind ein Begriff.

Vor ein paar Jahren habe ich Hans-Günther Winkler auf einer Messe gesehen und sofort erkannt - nach so vielen Jahren, die auch an ihm sicher nicht spurlos vorübergegangen sind. Halla und Hans-Günther Winkler wurden immer in einem Atemzug genannt und waren in meiner Jugend schon Legende.

Halla wurde auf dem Hof Vierling in Darmstadt geboren und ein Zufallsprodukt, Tochter einer französischen Beutestute und des Darmstädter Landbeschälers Oberst. Die hessischen Pferdezüchter haben damals Halla eher verleugnet, weil sie nicht aus alter hessischer Blutlinie stammte.

Die Oldenburger und Holsteiner haben gezielt und sehr erfolgreich französisches Blut eingesetzt - nun ist man auch in der hessischen Zucht stolz auf sie, aber ein bißchen spät. Überhaupt haben die hessischen Züchter den Trend zum modernen Sportpferd erst spät mitgemacht.


Sportliche Erfolge


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Ferdinand v. Furioso unter Helena Weinberg
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Frank Kunz mit seinem Hessen-Viererzug
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Tenno v. Trend, SM Dieter Lauterbach
Ich interessiere mich überhaupt nicht für den Spitzensport und bin immer erschlagen, wenn ich die unglaubliche Menge an Turnieren, Pferden, Reitern und Reiterinnen sehe, die ständig unterwegs sind, von Spitzenleistung zu Spitzenleistung sprinten, weder Kosten noch Mühen scheuen und sich unentwegt der Konkurrenz stellen.

Aber dennoch sagen mir einige Namen etwas, die im Zusammenhang mit Hessenpferden genannt werden. Hans-Günther Winkler zum Beispiel war mir ein Begriff, aber auch Hartwig Steenken, Fritz Ligges, Ullrich Meyer zu Bexten, Paul Schockemöhle, Ulrich Kirchhoff, Otto Becker, Reiner Klimke, Karin Rehbein sind Namen, die ich mit dem Spitzensport verbinde.

Mit Michael Freund habe ich sogar schon gesprochen, dem Doppel-Weltmeister im Vierspänner von 1994, und ich erinnere mich noch gut an das Turnier im Januar 1999 in Hannover, als wir die Pferdezeitung und unser Konzept erstmals der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt haben.

Zum Abschluß des Abends fuhren drei Viererzüge jeweils ein "Privatturnier" in der Halle aus, Michael Freund wie immer absolut gelassen und ruhig und unangefochten überlegen. Er selbst seine Pferde natürlich nach sportlichen Überlegungen ein; die Herkunft spielt dabei nicht die große Rolle. Deshalb fährt er nicht ausschließlich hessische Pferde.

Frank Kunz züchtet mit seinem Vater Josef Hessenpferde und fährt natürlich ausschließlich mit Pferden seiner eigenen Zucht. Er brachte es bis zur Bronzemedaille im Internationalen Deutschen Fahrderby und nahm an der Vierspänner-Weltmeisterschaft in Wolfsburg teil.

Im Bericht über das Friesenfest habe ich bereits über Sattelmeister  Dieter Lauterbach aus dem Landgestüt Dillenburg berichtet; 1996 hat er die Deutsche Meisterschaft im Einspänner mit dem Landbeschäler Tenno errungen.

Einen Eindruck vom Turnierstreß gibt ein Artikel im "Magazin für Pferdezucht und Pferdesport Unser Pferd"unter dem Stichwort Turnierzirkus: "Nieberg immer auf Achse, und immer sehr erfolgreich".

Im internationalen Reitsport gibt es eigentlich keine Turnierpausen mehr. Auch Lars Nieberg war - rund um Weihnachten - fast nur auf Achse. Wir fassen seine Erfolge der letzten Wochen zusammen.


Es folgen Berichte von Turnieren in Verona, Berlin, Stuttgart, München, London; z. B. Stuttgart:

Zum Auftakt des Turniers belegte Lars Nieberg in Eröffnungsspringen für deutsche Reiter auf Fighting Alpha Platz 14. Im Preis der Firma Raumpflege AG sattelte er erneut den elfjährigen Hengst und belegte den dritten Platz. Im Preis der Deutschen Telekom am Samstag sicherte sich Nieberg dann auf dem 15-jährigen Fuchshengst Giorgio den Sieg mit einem Null-Fehler-Ritt im Stechen. Und er erhielt zudem den Treuepreis "Stuttgarter Rössle", der mit 5.000 Euro dotiert ist. (Birgit Popp)




Pferdehaltung


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Fighting Alpha unter Lars Nieberg
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Scarlatti v. Silvano unter Sarah Garayhi
Beachtlich fand ich, daß im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen am 5. Februar ein Diavortrag und eine Diskussion mit Praktikern zum Thema "Modern und artgerecht - Pferdehaltung mit Zukunft" stattfand. Sollte unter den traditionellen Züchtern langsam ein Umdenken stattfinden?

Das schon erwähnte Heft Februar 2003 des Verbandsmagazins enthält jedenfalls einen Artikel, der den Anfang einer neuen Serie macht: "Artgerechte Pferdehaltung in Hessen". Der Titel des ersten Artikels der Reihe lautet: "Pferde leben in der Gruppe viel gesünder und ausgeglichener".

Vorgestellt wird ein Pensionspferdehalter, der seit sieben Jahren Gruppenhaltung anbietet. Hessen hat einen Landeswettbewerb "Tiergerechte Pferdehaltung" ausgeschrieben; 1999 und 2002 wurde der Betrieb von Gerhard Groß ausgezeichnet. Er hat durchweg positive Erfahrungen gesammelt:

"Die Tiere fühlen sich wohler und sind durch die Sozialkontakte und durch die Bewegung insgesamt ausgeglichener und umgänglicher und damit besser zu reiten als Pferde, die in Innenboxen gehalten werden." Auch die Verletzungshäufigkeit sei in der Offenstallhaltung geringer.


Abgesehen von den üblichen Problemen mit den Pferdebesitzern, die meinen, ihrem Pferd gehe es in der Box besser, hat er interessanterweise auch Probleme mit den Tierärzten:

"Viele rein in der Schulmedizin ausgebildete Tierärzte verordnen kranken Pferden generell erstmal Boxenruhe. Sobald ich jedoch ein Pferd aus einer bestehenden festen Herde nehme, zerstöre ich den Gruppenverband und verzögere dadurch den Heilungsprozeß, da die Boxenhaltung für dieses Tier einen ungewohnten Ausnahmezustand bedeutet."


Ein Pensionsstallbesitzer muß sich nicht nur mit Pferden auskennen, sondern auch mit Menschen, denn die haben miteinander auch diverse Probleme. Das ist schon bei der Boxenhaltung so, aber bei der Gruppenhaltung wird die Sache für den "Manager" schwieriger:

Das Betriebs- und Herdenmanagement sei anspruchsvoller als in der Boxenhaltung. "Es kommt dabei nicht nur darauf an, das Pferd gut in eine Gruppe zu integrieren, sondern mindestens genauso sensibel muß der Pferdebesitzer in die Gruppe der anderen Besitzer integriert werden", betont der Betriebsleiter. Auch sei es nicht immer einfach, zwischen den Wünschen des Besitzers und dem Wohlbefinden des Pferdes einen Kompromiß zu finden: "Individualbehandlungen sind nicht möglich," so Groß.



Interessenlage


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Elite-Auktionen, Beritt und Verkauf im Pferdezentrum
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Auktionskollektion 2001: Lennox v. Lone Star
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Mitten in Deutschland: Pferdezentrum Alsfeld
Interessant ist die Rechnung, daß der Arbeitsaufwand pro Tag und Pferd in der Offenstallhaltung lediglich ein Drittel dessen beträgt, was in der Boxenhaltung nötig ist. Infolgedessen sind die monatlichen Kosten etwas geringer als bei der Boxenhaltung.

Da der Aufwand aber erheblich geringer ist, dürfte der Ertrag entsprechend wesentlich größer sein. Und das wiederum müßte zur Folge haben, daß die Anbieter den Pferdebesitzern die Vorzüge nahebringen:

"Man muß den Einstellern von Anfang an geduldig die Vorzüge dieser Haltung klarmachen. Dann werden sie auch mitziehen."


Das leuchtet mir ein. So wird es gehen. Schließlich ist die ganze Veranstaltung zum Geldverdienen da, soll die Existenz der Bauern sichern. Und da diese in der herkömmlichen Landwirtschaft immer weniger ein Auskommen finden, findet manch einer den Weg zur Pferdehaltung, wenn er nicht ohnehin schon Züchter ist.

Der monatliche Umsatz von Gerhard Groß dürfte zwischen 10.000 und 15.000 EUR betragen; der Familienbetrieb beschäftigt einen festen Mitarbeiter. Ich denke, davon kann eine Familie gut leben, und das sollte im Interesse der ganzen Gesellschaft sein.

Ich stelle fest, die Hessen haben eine Menge guter Ideen und schon sehr viele Initiativen entwickelt. Daß die hessische Pferde im internationalen Sport keine so große Rolle spielen wie die Westfalen oder Hannoveraner, mag auch daran liegen, daß es nur 2.500 Stuten gibt. Es soll über 10.000 Züchter im hannoverschen Zuchtgebiet geben. Das ist eine ganz andere Größenordnung.

Die privaten Hengsthalter haben sich in Hessen mit über 100 Mitgliedern ebenfalls organisiert: Vereinigung hessischer Hengsthalter e.V. (VhH). Im Januar 2000 stellten sich rund 50 Hengste einer Prämierungskommission. Es wurde erstmals der Titel "Prämienhengst" an ältere Hengste verliehen.

Die Vermarktung findet in Alsfeld statt, an der Autobahn A5, Rasthof Pfefferhöhe. Da bin ich oft schon vorbeigefahren oder sogar eingekehrt. Die Aufgaben des Verbandes sind aufgeteilt in den Bereich Zucht:

  • Zuchtbuchführung
  • Leistungsprüfungen
  • Beratung
  • Hengstkörungen
  • Schauwesen
  • Öffentlichkeitsarbeit

und den Bereich Ausbildung und Absatz mit

  • ständigem Angebot von Pferden aus Züchterhand
  • Vermittlung direkt vom Züchter zum Käufer
  • Trainingzentrale für Auktionspferde
  • Organisation und Durchführung von Auktionen (Reitpferde, Fohlen, Hengste)

Was die anderen können, können die Hessen auch. An Selbstbewußtsein mangelt es ihnen nicht, und auch nicht an Erfolgen. Die Liste der Auslandsexporte ist lang.



Quellen


  1. » Verband Hessischer Pferdezüchter e.V.
  2.  Dieter Lauterbach



Kontakt

Verband Hessischer Pferdezüchter e.V.
An der Hessenhalle 5
36304 Alsfeld
Telefon 06631/9655-0
Telefax 06631/9655-23
[email protected]


Abbildungen

©  Gerd Hebrang
©   Verband Hessischer Pferdezüchter e.V.


Leserresonanz


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3 Leserresonanzen zu Ausgabe 202 vom 09.02.03


Leserbrief  1039 zu Ausgabe  202
 
Kommentar zu Seite  /Galerie/202/Lebenstheorie/


07.09.2003 15:36:24

Danke

Ich möchte mich recht herzlich für diesen kritischen Artikel bedanken. Ich mache gerade die "Schule für Biblisch Christliche Weltanschauung" bei JMEM, und schreibe meine Seminararbeit über "Die Brüder Löwenherz". Bei meiner Interpretation des dort gegebenen Weltbildes bin ich auf das gleiche, leider absolut nicht christliche und durchaus entmutigende und destruktive Weltbild gekommen. Ich möcht jeden ermutigen, auch bei Literatur (5 Preise!) zwischen den Zeilen zu lesen, und mit Kindern Bücher und Filme, die sie sehen, zu besprechen.

 [email protected]


Leserbrief  1040 zu Ausgabe  202
 
Kommentar zu Seite  /Kleinanzeigen/


09.09.2003 08:18:34

Suchmaske

Hallo !

Bin nun schon seit einer Weile regelmäßiger Besucher Eurer Seite. Eigentlich finde ich Eure Kleinanzeigen sehr gut, das Einzige was ich nicht so gut finde ist die Suchmaske.

Eine Vereinfachung bei den Rasse-Unterteilungen (z.B. nur Warmblut anstatt Hannoveraner, Holsteiner, etc. oder Grosspferd/Pony) und die Postleitzahlen-Einschränkung.

Es ist super, daß Ihr die als Kriterium in die Suchmaske aufgenommen habt aber auch hier wäre eine Vereinfachung nicht schlecht, z.B. 7000-7999 oder die Möglichkeit dies einzugeben (z. B. 70-79).

Falls das nun alles möglich ist - dann bin ich wohl zu d... dafür. Trotzdem großes Lob für Eure Seite und macht weiter so !

Bine

 [email protected]
Liebe Bine,

Ihre Anregung ist sehr gut und leuchtet mir ein. Ich werde mal darüber nachdenken, wie ich das realisieren kann. Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Stürenburg


Leserbrief  881 zu Ausgabe  202
15.02.03



Hallo, Herr Stürenburg,

mit Interesse las ich Ihre Ausführungen zu den  Brüdern Löwenherz. Ich kann Ihnen da nicht so zustimmen. Für mich hatte die Geschichte etwas Tröstliches. Aber das ist nicht von Belang.

Von Belang ist vielmehr die Meinung der Kinder, die das Buch begeistert aufnahmen. Im Buch "Zum Donnerdrummel", ein Werk-Porträt, steht ein Zitat eines Mädchens, das folgendermaßen lautete: "Alles ist so wunderbar, grausam und schön". Viele haben es nach eigenen Angaben in einem Zug gelesen (ich übrigens auch) und sahen nicht, daß die Geschichte den Selbstmord verherrlichen würde.

Kritiker sahen das natürlich anders, machten sich Sorgen, ob das Buch nicht gefährlich für Kinder wäre. Den gleichen, mit Verlaub gesagt, bescheuerten Vergleich mußte vor nicht so langer Zeit auch Harry Potter über sich ergehen lassen. Da war es der Vorwurf des Okkultismus.

Und vor Pippi Langstrumpf wollte man die Kinder auch schon schützen. Da wäre uns was entgangen!

Die selben Kinder, die da so vehement beschützt werden sollen, haben aber keinerlei Schutz von Tätern, die sich nahezu ungestraft an Ihnen vergehen können. Keinen Schutz vor Armut, Perspektivlosigkeit und Einsamkeit. Da frage ich doch: was ist schlimmer?

(Zum Donnerdrummel - eine Werksausgabe, Herausgeber Astrid Surmatz und Paul Berf, Verlag Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, dicker Wälzer, 908 Seiten)

Liebe Grüße

Licorno


Rezension: Reiten mit Handpferd


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Lange, Christine

Reiten mit Handpferd
BLV Freizeitreiten

64 Seiten, 72 Farbfotos, Broschur
Juli 2002 · BLV Verlag, München
ISBN 9783405163198


3,50 EUR      Bestellen


Der Verlag sagt über das Buch:

Unterwegs sein zu dritt

Es hat so viel für sich und wird doch selten ausgeführt: das Reiten mit Handpferd, unterwegs sein zu dritt. Denn alle Beteiligten profitieren von dieser neuen und doch uralten Disziplin. Warum das so ist und was man wissen muß, bringt Christine Lange in ihrem Buch Reiten mit Handpferd aus der Reihe BLV Freizeitreiten anschaulich und prägnant auf den Punkt.

Als Pack- oder Ersatzpferd auf langen Strecken und beim Austritt mit Anfängern dient das zweite Pferd dem Menschen. Dem Vierbeiner wiederum tut unbelastete Bewegung nicht nur nach einer Krankheit gut. Das Reiten mit Handpferd diszipliniert Eilige und Faulpelze, ist ideal bei der Ausbildung Heranwachsender und beim Training von Gang- und Fahrpferden. Und der Reiter hat dabei die Möglichkeit, aus direkter Nähe und doch distanziert zu beobachten. Das alles zeigen die praxisorientierten Kapitel mit Anleitungen zum Training und Hinweisen zur Sicherheit. Ihnen vorangestellt ist all das, was vor dem Aufsitzen wichtig ist: Ziele und Vorbereitungen, Ausrüstung und Trainingsareal, ein historischer Rückblick inklusive.

Reiten mit Handpferd macht mit Bildern und Text Lust darauf, einen ganz anderen Aspekt des Reiten zu entdecken und mit zwei Pferden unterwegs zu sein.

Klappentext

Die Tradition des Handpferdereitens · Zielsetzungen, Vorbereitungen, räumlichen Voraussetzungen, Ausrüstung

Grundsätzliche Trainingsregeln, Basistraining, Geländearbeit

Handpferdereiten mit Kindern und Reitanfängern, mit rekonvaleszenten Pferden und mit Turnierpferden



 
W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
Meine Meinung zu dem Buch:
von   Werner Popken

Aus der Reihe BLV Freizeitreiten habe ich bereits einige Bücher vorgestellt; oder sollte ich lieber sagen: Büchlein? Vom Format her klein, vom Umfang bescheiden, bieten diese Bücher bei moderatem Preis doch interessante Informationen. In welchem Rahmen sollte man das Thema Handpferd denn auch behandeln? Ist denn Handpferdereiten nicht simpel, muß man darüber überhaupt ein Buch schreiben?

Christine Lange ist für ihre sorgfältige, vielleicht etwas pedantische Art bekannt. Wenn sie ein Thema anfaßt, dann auch gründlich. Insbesondere darf man erwarten, dass die Themen Ausrüstung, Sicherheit und Ausbildung ausführlich gewürdigt werden.

Das Buch beginnt mit einem Blick in die Vergangenheit und die Ferne; Handpferdereiten ist andernorts nicht so unüblich wie bei uns heutzutage. Das Buch möchte dazu anregen, die Vorteile des Handpferdereitens zu nutzen und gibt dazu vielfältige Anregungen.

Die Abschnitte des ersten Kapitels: "Zielsetzungen - Was wollen wir erreichen?" zeigen, was man vom Handpferdereiten erwarten kann:

  • Gehorsam
  • Raumgriff und Bewegungsgleichmaß
  • Gewöhnung an Gelände und Straßenverkehr
  • Motivation von Kindern und Reitanfängern
  • Der lange Weg zur Wiedergenesung
  • Koalitionsaufbau und -erhalt
  • Erfolgreiches Zeitmanagement

Meine Erwartungen werden nicht enttäuscht: Handpferdereiten, so erfährt man von Christine Lange, ist beileibe nicht so einfach, wie man sich das vorstellt. Ein ganzes Kapitel ist den Vorbereitungen gewidmet:

  • Basistraining des Handpferdes
  • Basistraining des künftigen Führpferdes
  • Auswahl des " Pferdepaars"
  • Reiterliche Voraussetzungen

So geht es weiter; die einzelnen Kapitel lauten:

  • Das Übungsareal - räumliche Voraussetzungen
  • Funktional und zweckgebunden: die richtige Ausrüstung
  • Regeln fürs Training
  • Basistraining - So fängt es an
  • Die Arbeit im Gelände
  • Unterwegs mit Kindern und Reitanfängern
  • Arbeit mit rekonvaleszenten Pferden
  • Training mit Turnierpferden
  • Wenn einmal die Zeit knapp ist
  • Lernmöglichkeiten


Wem das Buch nicht ausreicht: die Autorin empfiehlt den Verband der Islandpferdereiter und -züchter (IPZV). Auf Island wird das Handpferdereiten gepflegt, deshalb beschäftigen sich die Liebhaber des Islandpferdes hierzulande ebenfalls mit dieser Disziplin.

Das erklärt, warum sehr viele der durchwegs interessanten Bilder Islandpferde zeigen. Auf einem Bild bewegt ein Reiter vier Pferde gleichzeitig. Die meisten Abbildungen zeigen glückliche Reiter in der freien Natur.

Reiten sollte Spaß machen; die letzten Seiten des Buches holen uns aber wieder auf den Teppich zurück: die Autorin weist nachdrücklich darauf hin, dass Pferde nicht nur Geld, sondern auch Energie und Zeit kosten.

Da sieht die ganze Sache schon weniger erfreulich aus; wenn man nur ein Pferd hat, wird man ein fremdes Pferd mitnehmen oder sein eigenes Pferd jemand anderem anvertrauen. Christine Lange denkt gleich weiter (Absicherung für den Ernstfall) und empfiehlt den Abschluss eines Vertrages über den Haftungsausschluss.

Handpferdereiten, Pferdehaltung allgemein ist also eine Sache, die wohlüberlegt sein muss. Sollte man sich darauf überhaupt einlassen? Kann man sich das überhaupt zumuten?

Wenn ich so etwas lese, muss ich immer an den erfolgreichen Western-Turnierereiter und -Trainer denken, der eines Tages seine Pferde gegen ein Motorrad eingetauscht hat. Das kann er einfach abstellen und vergessen. Motorradfahren ist Genuss pur. Warum soll man sich die Mühe machen mit den Pferden? Nichts als Ärger und Sorgen!

Gott sei Dank weiß ich, dass Pferdehaltung nicht so belastend sein muss, wie die Autorin es darstellt, und auch das Handpferdereiten bedarf keineswegs eines Führerscheins. Ich habe kein Buch darüber gelesen und mich trotzdem getraut, ein Handpferd mitzunehmen, sogar zwei - und ich habe es nicht bereut. So kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Handpferdereiten macht Spaß. Ich würde natürlich darüber nicht schreiben und für andere Leute auch keine Verantwortung übernehmen wollen.

Ängstliche Leute sollten das Buch von Christine Lange lesen. Und wenn sie sich dann immer noch nicht fit fühlen, wissen sie ja, wo sie Informationen über einen Kurs finden können.


erschienen 09.02.03




Siehe auch die folgenden Rezensionen:
Ausgabe 179, Lange, Christine:  Was kostet mich mein Pferd?
Ausgabe 232, Lange, Christine:  Gelassenheit, Sicherheit für Pferd und Reiter, Übungen für Praxis und Prüfung
Ausgabe 240, Lange, Christine:  Was tun, wenn..., Pferde erziehen mit viel Vergnügen
Ausgabe 331, Lange, Christine:  Reiter-Knigge, Gutes Benehmen für Ross und Reiter
Ausgabe 365, Lange, Christine:  Bodenarbeit mit Pferden, mal etwas anders


· Siehe auch  Tipp 202



Lange, Christine

Reiten mit Handpferd
BLV Freizeitreiten

64 Seiten, 72 Farbfotos, Broschur
Juli 2002 · BLV Verlag, München
ISBN 9783405163198


3,50 EUR      Bestellen

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Tip: Handy


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W. Popken im Fenster
Selbstportrait 08/2004
 
 
Handy
Von   Werner Popken

In der Rezension dieser Woche ( Reiten mit Handpferd ) gibt es natürlich auch ein Kapitel über die Sicherheit. Darin finden sich unter anderem folgende Regeln:

  • Reiten Sie - auch mit Begleitung - niemals aus, ohne im Stall zu hinterlassen, wohin und wie lange Sie reiten.
  • Reiten Sie niemals ohne Handy, um im Notfall Hilfe herbeirufen zu können!
  • Führen Sie eine kleine Erste-Hilfe-Ausrüstung (Desinfektionslösung, Pflaster, Pinzette, Mullbinde, Insektenstift), einen Hufräumer und (bei Kindern unverzichtbar) ein paar Blätter Toilettenpapier mit.

Das ist Christine Lange. Bei Kindern unverzichtbar: ein paar Blätter Toilettenpapier. Das Leben ist voller Unwägbarkeiten, nicht wahr?

Sollte man, kann man sich gegen alles und jedes wappnen? Oder besteht ein Teil des Reizes gerade darin, dass man jederzeit in Verlegenheiten kommen könnte, auf die man nicht vorbereitet ist, die man nur mit einem gehörigen Schuss Improvisationstalent bewältigen kann?

Tatsächlich haben wir Eltern in den letzten Wochen mit unseren Kindern besprochen, ob es nicht sinnvoll wäre, wenn die Kinder ein Handy bekämen, gerade weil doch auf Ausritten etwas passieren könnte. In der letzten Woche hat Merle beschrieben, wie Leevke sich beide Arme gebrochen hat und die Nase dazu (Tod und Verwirrung). Hätte es ihr geholfen, wenn sie ein Handy dabei gehabt hätte?

Wir sind immer noch zu keinem Schluss gekommen. Wir Eltern würden wohl wollen, aber die Kinder sind nicht gerade begeistert, und so zieht sich der Entscheidungsprozess hin. Heute habe ich noch einmal nachgefragt und eine eindeutige Antwort bekommen: sie wollen nicht.

Sie halten das Risiko für sehr klein, und wenn etwas passieren sollte, dürfte es wohl kaum vorkommen, dass ein verletzter Reiter lange in der Gegend herumliegt. Schließlich würde ein herrenloses Pferd herumlaufen. Leevke meinte auch, dass sie damals ein Handy kaum hätte bedienen können. Das leuchtet mir ein.

Merle war heute morgen allein mit Pit unterwegs und der war kaum zu halten. Hätte sie sich sicherer gefühlt mit Handy, wäre sie sicherer gewesen? Da fiel mir ein, dass ich im vollen Galopp einmal ein Handy verloren habe. Ich hatte es bewusst mitgenommen, weil dieses Pferd unberechenbar war und mit dessen Besitzerin bereits drei schwere Unfälle erlebt hatte. Ich war mir also der Gefahr durchaus bewusst.

Ich habe den Verlust bemerkt und eine ganze Weile gesucht, konnte das Teil aber nicht finden. Das Handy wurde dann ein paar Tage später von einem Kriminalbeamten gefunden. Der Akku fehlte, und irgendwie hat er mich als Besitzer ausfindig gemacht. Da hatte ich also Glück, dass ein Profi der Finder war. Der Akku wurde nicht gefunden, aber den konnte man ersetzen. Was macht man mit einem Handy ohne Akku?

Dann fiel mir noch ein Unfall ein, den ich mit der guten, unvergessenen Cara hatte. Es war natürlich meine Schuld, ich hatte einen neuen Sattel aufgelegt und der Gurt war zu lang. In einer Kurve galoppierte sie an und ich rutschte herunter. Ich fiel hart auf den Rücken und bekam zunächst überhaupt keine Luft. Cara bekam die Panik, weil die Steigbügel an ihre Beine schlugen, und ging über alle Berge.

Selbst wenn ich mich nicht wieder hätte aufrappeln können: lange hätte ich dort nicht gelegen. Cara galoppierte den Wiesenweg entlang, auf dem Jahre später Aphrodite sterben sollte, und wurde an dessen Ende eingefangen. Der Großbauer der Gegend hatte dort gerade zu tun und sah sie heranstürmen.

Natürlich war ihm sofort klar, dass da irgendwo ein Mensch liegen musste, und zwei Frauen, die dort auch gerade zu tun hatten, machten sich zu Fuß auf den Weg. Mittlerweile mühte ich mich ab, in Richtung Cara zu laufen. Unterwegs fand ich dann noch einen Steigbügel, den sie verloren hatte, und sah dann schon die Frauen, denen vermutlich bereits von weitem klar war, dass der Mensch mit der verkrümmten Haltung wohl der sein musste, den sie suchten.

Der Großbauer kam dann mit dem Auto über den Acker gefahren und bestand darauf, dass ich einsteigen sollte, was mir sehr schwer fiel. Ich war dann aber hartnäckig, verweigerte das Angebot, einen Krankenwagen herbeizurufen, und führte Cara an der Hand nach Hause.

Mit dem Auto zu Hause angekommen, kam ich dann aber nicht mehr raus. Meine Frau wunderte sich, warum ich solange im Auto sitzen blieb. Sie fuhr mich dann ins Krankenhaus, was mir gar nicht recht war, wo man schwere Prellungen feststellte. Die Therapie bestand darin, daß ich mich schonte. Ich hatte sehr lange etwas davon.

Hätte mir in dieser Situation ein Handy genützt? Ich glaube nicht. Dieser Unfall hätte auch vor 1000 Jahren passieren können. Der Großbauer wäre nicht mit dem Auto gekommen, aber sonst? Weil es weniger Menschen gab, wäre der Unfall vielleicht gar nicht oder nicht so schnell entdeckt worden.

Als sich das Mädchen das Bein brach und Aphrodite kurz darauf starb, hatte ich ein Handy dabei. Auch da machte es eigentlich keinen Unterschied. Wir vergessen zu leicht, dass die Menschheit bis heute überlebt hat, ohne auf Handys angewiesen zu sein. Vielleicht überschätzen wir die modernen Errungenschaften.

Wer immerzu an Krankheiten denkt und an all die anderen schrecklichen Dinge, die theoretisch passieren könnten, zaubert diese möglicherweise herbei. Es wäre natürlich unvernünftig, mutwillig sein Leben aufs Spiel zu setzen. Aber muß man deshalb immer mit Pinzette und Mullbinde ausreiten?

Mein Tip: denken Sie einmal über Ihr Sicherheitsbedürfnis nach - hindert es Sie oder beflügelte es Sie? Packen Sie Ihr Leben zuversichtlich an oder rechnen Sie mit dem Schlimmsten? Wie würde sich Ihr Leben anfühlen, wenn Sie sich vor nichts fürchten würden? Was kann passieren, im schlimmsten Fall?

Im schlimmsten Fall würden Sie sterben, nicht wahr? Das müssen Sie sowieso, auch wenn Sie es vielleicht nicht wahrhaben wollen - es ist sinnvoll, sich von Zeit zu Zeit daran zu erinnern. Bis dahin leben Sie, mehr oder weniger gut. Wenn Sie nun ein langes Leben haben, das entsetzlich schal ist - würden Sie das verlängern wollen? Oder würden Sie ein intensives Leben vorziehen, auch wenn es kurz ist?

Glücklicherweise ist das kein Entweder-Oder. Ein kurzes schales Leben ist auch möglich, oder ein langes intensives. Wie lange unser Leben dauern wird, bestimmen nicht wir. Wie intensiv unser Leben ist, das allerdings liegt sehr wohl in unserer Hand.

Die Vergangenheit kann nicht geändert werden, die Zukunft ist unbekannt - es ist allein die Gegenwart, in der wir leben. Wie diese Gegenwart aussieht, wie wir diese Gegenwart erleben, was wir damit machen, hängt weitgehend von uns ab.

Es gibt Menschen, die buchen einen teuren Abenteuerurlaub, ohne Handy, mit vollem Risiko, damit sie wieder etwas spüren. Ihr Leben ist langweilig geworden, zu sicher, zu geplant und verplant. Was will ich nun sagen in Bezug auf das Thema dieser Betrachtung? Handy oder nicht - das ist wurscht, wenn nur das Leben als solches stimmt.


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Galerie: Löwenherz


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Die Br�der L�wenherz

Copyright wie angegeben
Ilon Wikland, Schweden
Schutzumschlag, Ausschnitt
Astrid Lindgren: Die Br�der L�wenherz
Einband und Illustrationen von Ilon Wikland
Hamburg 1974, Verlag Friedrich Oetinger

In den letzten Galeriebeitr�gen habe ich mich mit den grafischen Arbeiten von   Ilon Wikland besch�ftigt, soweit sie die Pferde betreffen (    Ronja R�ubertochter,     Mio, mein Mio). Beide B�cher behandelten schwere Themen; dies ist bei den Br�dern L�wenherz nicht anders.

Es ist ein ausgewachsenes Buch mit 225 Seiten, hat aber bei weitem nicht die Ber�hmtheit erlangt, wie andere B�cher von   Astrid Lindgren, etwa Pippi Langstrumpf, die Kinder aus Bullerb�, der Krachmacherstra�e oder     Michel aus L�nneberga.

Das liegt sicher am Thema. Eine gewisse Verwandtschaft mit "Mio, mein Mio" ist zu erkennen und man geht bestimmt nicht fehl in der Annahme, da� die Autorin sich pers�nlich mit dem Thema besch�ftigt hat.


Ilon Wikland,
1930 in Estland geboren, kam als 14-j�hriger Fl�chtling nach Schweden. Sie studierte an der Kunsthochschule und in Signe Barths Malerschule. 1954 bekam sie den Auftrag, Mio, mein Mio zu illustrieren. Seitdem hat sie die meisten B�cher von Astrid Lindgren illustriert, aber u.a. auch die B�cher von Hans Peterson �ber Matthias.

Ilon Wikland arbeitet mit unglaublicher Sorgfalt alle Details des Milieus aus. Sie will sichergehen, dass sie die Charaktere der Personen exakt einf�ngt. Und das gelingt ihr auch immer. Ihre eigenen Kinder waren die Inspiration zu den Bullerb�-Kindern und viele andere stupsnasige Kinder mit runden Wangen.

Bei Karlsson auf dem Dach war das schwieriger. Das Vorbild f�r ihn fand sie schlie�lich in den damaligen Hallen ("Les Halles") in Paris: einen kleinen, dicken, pfiffigen alten Mann mit Trollgesicht und borstigen Haaren. Die R�uber in Ronja R�ubertochter haben alle vorm Schnapsladen Schlange gestanden!

Ilon Wikland ist eine vielseitige K�nstlerin. Ihr Register reicht von der harmonischen Idylle in der Krachmacherstra�e bis hin zu den schwindelerregenden schwarzen Abgr�nden am Karmafall in den Br�dern L�wenherz. Sie hat viele Preise und Auszeichnungen bekommen, 1969 wurde sie mit der Elsa-Beskow-Plakette f�r ihr Gesamtwerk ausgezeichnet.



Kommentar
Von  Werner St�renburg

Astrid Lindgren verr�t nicht, was sie pers�nlich an diesem Thema interessiert hat und ich m�chte nicht spekulieren. Jeder Mensch hat Eltern, die normalerweise vor einem sterben; das ist ein nat�rlicher Vorgang, der einen wichtigen Einschnitt im Leben jedes Menschen darstellt.

Wenn ein Kind vor den Eltern stirbt, widerspricht das der Regel und ist besonders schmerzhaft. Nicht die Eltern sollen das Kind zu Grabe tragen, sondern das Kind die Eltern. Astrid Lindgren mu�te ein Kind zu Grabe tragen; sie ist sehr alt geworden, und damit steigen die Chancen f�r dieses Schicksal.

Sie hat selbst erz�hlt, wie sie zu der Idee gekommen ist (  Wie die Idee zu den Br�dern L�wenherz entstand, zusammengestellt aus drei verschiedenen Interviews):

Die Br�der L�wenherz sind auf verschiedene Weise entstanden. Erstens bin ich immer viel auf Friedh�fen herumgewandert. Und auf dem Friedhof von Vimmerby las ich einmal die Inschrift auf einem Grabstein: "Hier ruhen die Br�der Fahl�n, gestorben im zarten Alter 1860 ..." Da wusste ich pl�tzlich, dass mein n�chstes Buch vom Tod und von diesen beiden kleinen Br�dern handeln sollte. Und dann fing ich an, dar�ber nachzudenken, was nun mit diesen Br�dern war, die dort lagen, was sie in ihrem Leben erlebt hatten. Aber das war erst der Anfang ...

Dann erinnere ich mich daran, wie wir einen Michel f�r die Verfilmung aussuchen wollten. Da war es so, dass die ganze Presse den Vorgang verfolgte, als ob es darum ginge, einen neuen Papst oder so was zu w�hlen. Es gab einen Presseempfang und der kleine Janne wurde auf einen Tisch gestellt. Fotografen krochen herum, Journalisten fragten und er stand ruhig da und antwortete. Als endlich alles fertig war, sprang er herunter und setzte sich auf den Scho� seines 7 Jahre �lteren Bruders, der etwa 15 war. Und der gro�e Bruder beugte sich vor und k�sste ihn auf die Backe. Da dachte ich ... das sind aber zwei liebevolle Br�der ...

Dann dachte ich weiter �ber meine Br�der nach. Ich wusste noch nicht, wozu ich sie haben wollte und was sie tun sollten, aber dann war ich in V�rmland, ich glaube, es war Neujahr 1970/71. Ich fuhr mit der kleinen Bahn am See Fryken entlang, es war ein fr�her Wintermorgen, und der Himmel hatte die wunderbarsten Farben, es war ein so wunderbarer Morgen, so sch�n, dass er schon nicht mehr von dieser Welt war. Und ich dachte, dass sie wohl nicht auf der Erde seien ...

Deshalb machten sie sofort einen Satz nach Nangijala hinauf!



Ob das die ganze Wahrheit ist? Sie mu� sie uns ja nicht preisgeben...


Herbe Kritik

Copyright wie angegeben
Schutzumschlag, an den R�ndern mit Tesafilm geflickt
Das Buch ist schwer kritisiert worden (  Die Br�der L�wenherz - Literaturkritik 1973):

  • "Die Br�der L�wenherz sind eine Beleidigung der Befreiungsbewegungen auf der Welt." (Kerstin Stj�rne in der Zeitung Arbetet)

  • "'Es gibt Abenteuer, die d�rfte es nicht geben', hat Jonathan einmal gesagt, und es gibt tats�chlich Abenteuer, die es in einem Kinderbuch nicht geben d�rfte."

    Astrid Lindgren stelle das B�se eindimensional dar, hie� es, und dass "der Tod als die L�sung der Probleme hingestellt wird", sei nicht nur verantwortungslos, sondern auch grausam. (Eine Gruppe marxistischer Literaturwissenschaftler in Dagens Nyheter)

Das Buch ist also auch von Erwachsenen, insbesondere von politisch interessierten und engagierten Menschen ernstgenommen worden. Damals spielten die Befreiungsbewegungen eine gro�e Rolle, man setzte noch gro�e Hoffnungen in den Marxismus. Inzwischen geh�rt dies alles der Vergangenheit an und interessiert niemanden mehr.

Wie bei "Mio, mein Mio" wird hier der Kampf gegen das B�se dargestellt, und die Befreiungsbewegungen haben sich selbstverst�ndlich als die Guten gesehen, die sich in einem Kampf gegen das B�se befinden.

Bereits bei Mio war uns aufgefallen, da� die Autorin ein Schwarz/Wei�-Gem�lde entwirft. Es stellt sich nat�rlich die Frage, was passiert, wenn das B�se endg�ltig besiegt ist. Zieht dann der Friede auf Erden ein?

In der Philosophie und Theologie scheint Astrid Lindgren nicht besonders beschlagen zu sein. Das B�se kann nur im Gegensatz zum Guten existieren und umgekehrt - es sind also gewisserma�en zwei Seiten einer Medaille. Man kann nicht das eine vernichten, ohne das andere ebenso zu treffen.

Am Ende des Buches ist das B�se, hier personifiziert durch einen schrecklichen Drachen, der einem Despoten zu Willen ist, mausetot. Die Pferde hat es ebenfalls dahingerafft; sie haben den hei�en Atem des Untiers nicht �berlebt.

Das Buch beginnt mit einer Problemfamilie: der Vater hat sich verdr�ckt, die Mutter lebt mit den beiden S�hnen allein, und der j�ngere ist dem Tode geweiht. Merkw�rdigerweise stirbt der �ltere zuerst beim Versuch, den j�ngeren aus dem brennenden Haus zu retten.

Zuvor hat er seinem Bruder von dem Lande Nangijala erz�hlt, in das alle kommen, die sterben m�ssen. Er schm�ckte diese Erz�hlung so geschickt aus, da� der Todkranke sich schon danach sehnte, dahin zu gelangen.

Nun sind sie also beide dort und wieder vereint und finden sich in einer heilen Welt des Guten, die bedroht ist durch das �berm��ig B�se, genau wie in "Mio, mein Mio". Und genau wie dort sind es die beiden Knaben, die es fertigbringen (m�ssen), die Welt vom B�sen zu erl�sen.

Kein Wunder, da� sich die Befreiungsbewegungen und deren Sympathisanten verh�hnt f�hlten, denn schlie�lich ist ein Befreiungskampf keine M�rchenstunde: da wird richtig Blut vergossen, und zwar von gestandenen M�nnern. Milchb�bchen haben da nichts zu suchen.

Am Ende des Buches, so stellt sich heraus, geht es auch f�r die Knaben wieder ans Sterben, und der �ltere wei� auch schon, wohin die Reise diesmal geht: ins Land Nangilima. Der Schlu�satz lautet:

"Oh, Nangilima! Ja, Jonathan, ich sehe das Licht! Ich sehe das Licht!"


Das Fatale ist nur, da� vom J�ngeren diesmal ein Mord und Selbstmord verlangt wird: er soll mit dem gel�hmten Bruder auf dem R�cken in einen Abgrund springen. Das wird als Mutprobe aufgefa�t.


Lebenstheorie

Copyright wie angegeben
Die Pferde
Copyright wie angegeben
Die Sch�cher
Welches Lebensmodell hat Astrid Lindgren? Offenbar kein christliches. Die Licht-Metapher deutet darauf hin, da� sie von den erstaunlich �bereinstimmenden und gleichlautenden Berichten erfahren hat, die von Menschen stammen, die bereits klinisch tot waren und trotzdem wieder ins Leben zur�ckgekehrt sind.

Religi�s gestimmte Kommentare sehen im Licht-Ph�nomen eine Gotteserfahrung; das kommt f�r Astrid Lindgren anscheinend nicht in Frage. Gott kommt weder in ihrem Weltbild noch in ihrem schriftstellerischen Werk vor, wenn es nicht aus historischen Gr�nden unvermeidlich ist.

Astrid Lindgren ist vermutlich im �blichen Kirchenglauben herangewachsen und hat diesen verlassen, wie die meisten Menschen des letzten Jahrhunderts. Sie hat dieses Vakuum mit einer Mythologie gef�llt, die vielleicht ihre eigene Erfindung ist.

Es ist eine Art Reinkarnationstheorie. Ein Leben nach dem anderen ist zu bew�ltigen, wobei m�glicherweise alte Bekanntschaften wiederaufleben: in diesem Falle erleben die beiden Br�der zumindest zwei Inkarnationen gemeinsam, und es sieht so aus, als w�rde die dritte folgen.

Die einzelnen Welten scheinen sich nicht sehr zu unterscheiden; das Leben ist M�hsal und Qual. Die einzige Hoffnung des Helden, der die Geschichte erz�hlt, ist, da� er durch den Sprung in die Tiefe, vor dem er sich f�rchtet, seine Angst endg�ltig �berwinden wird:

Und dann werde ich nie wieder Angst haben. Nie wieder Angst ha...


Dann folgt der Schlu�satz; der Leser schlie�t also messerscharf, da� der Junge gesprungen ist. Das Licht-Erlebnis ist in diesem Zusammenhang Beweis daf�r, da� der Tod eingetreten ist und der �bergang in die n�chste Welt erfolgt.

Die Pferde sind Mittel zum Kampf und Freunde, liebe Wesen, die zum Schlu� sogar ihr Leben lassen m�ssen. Der �ltere Bruder, der auf wundersame und nicht n�her erkl�rte Weise immer etwas mehr wei�, verk�ndet, da� die Pferde in den n�chsten Welt bereits auf sie warten.

Wie reagieren Kinder auf derart abstruse Konstruktionen? Wie verarbeiten sie die bodenlos pessimistische Ansicht und Aussicht? Astrid Lindgren hat sich gegen die Kritik wie folgt gewehrt:

  • "... solche Beurteilungen sind schwierig und m�ssen voller Respekt vor dem Kunstwerk getroffen werden, mit Weitsicht und vielleicht auch mit einem gewissen Humor. Sonst besteht da ein kleines Risiko, n�mlich, dass man sich in die Kommission des Obersten Sowjet f�r Sozial-Realistische Kinderliteratur verwandelt. Besonders kompliziert wird das, wenn es um ein Buch geht, das vom Tod handelt; an diesem Punkt dr�ckt Marx sich ziemlich d�rftig aus." Aus einem Artikel von P.C. Jersild in Dagens Nyheter

  • Astrid Lindgren erz�hlt in einem Interview in Expressen von einem Seminar im Erica-Stift.

    "Da gab es einen jungen Psychologen, der sagte, diese Schlusszeilen aus Die Br�der L�wenherz k�nne er niemals einem Kind vorlesen. Und zwar, weil die Vorstellung so schrecklich sei, dass die Br�der zweimal sterben m�ssten. Da sagte ich: 'Es ist doch so - je �fter man stirbt, desto mehr gew�hnt man sich daran.' Aber darin konnte er keinen Trost finden.

    Als ich nach dieser Tagung nach Hause kam, rief das M�dchen an, das in den Michel-Filmen die kleine Ida gespielt hatte, und sagte: 'Ich habe soeben Die Br�der L�wenherz gelesen. Vielen Dank, dass du so einen gl�cklichen Schluss geschrieben hast.' So k�nnen Kinder es verstehen.
    "
    Aus "Astrid Lindgren - Ein Lebensbild" von Margareta Str�mstedt

Astrid Lindgren macht sich also etwas vor. Sie beruft sich auf die Freiheit der Kunst und den Respekt vor dem Kunstwerk - eine sehr billige Ausrede. �berdies scheint sie sehr viel �bung im Sterben zu haben. Hat sie noch mitbekommen, da� sich junge Menschen von hohen Klippen in den Tod st�rzten, weil sie des Lebens �berdr�ssig waren? Man kann sich seinen Lesern gegen�ber nicht so leicht aus der Aff�re ziehen.

Die Illustratorin hat die d�stere Atmosph�re wieder einmal gut eingefangen. Zun�chst mag man meinen, da� die Freude in einem Buch �ber den Kampf gegen das B�se und das Sterben keinen Platz haben kann, aber das Unbehagen sitzt tiefer: es gibt keine Hoffnung.

Diese Botschaft ist f�r heranwachsenden Menschen wenig nahrhaft. Da m�gen die Erfindungen im einzelnen �berraschend und vielf�ltig sein, unter dem Strich kann man nur verzweifeln.

Astrid Lindgren kann auch anders, wie die Geschichten �ber Lotta, Michel und viele andere beweisen. Nun ist sie inzwischen selbst gestorben und wird wissen, wie das ist und wo man hinkommt, wenn man dieses Leben verl��t. Leider kann sie uns davon nicht mehr berichten.




Quellen



  1.   Ilon Wikland
  2.     Ronja R�ubertochter, Galeriebeitrag
  3.     Mio, mein Mio, Galeriebeitrag
  4.   Astrid Lindgren
  5.     Michel aus L�nneberga, Galeriebeitrag
  6.   Wie die Idee zu den Br�dern L�wenherz entstand
  7.   Die Br�der L�wenherz - Literaturkritik 1973
  8. Astrid Lindgren: Die Br�der L�wenherz, Einband und Illustrationen von Ilon Wikland
    Hamburg 1974, Verlag Friedrich Oetinger



Fotos
Wie angegeben unter Berufung auf das Zitatrecht (Fair Use).



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