| | | Lajos muss mehr Pfeile als alle anderen halten ... | | | |
| Derzeit gibt’s weltweit nur einen Mann, der dieses Ziel erreicht hat: Lajos Kassai selbst. Meister des zweiten und dritten Grades gibt es (noch) nicht.
Er reitet jetzt, zusammen mit Andras, einem Grünkittel. Wenn man’s nicht sieht, würde man nicht glauben, dass so etwas möglich ist: der Mann schiesst auf der 90 Meter langen Bahn auf jedem Ritt 9 Pfeile, von denen die allermeisten ihr Ziel erreichen.
Er hat den Rhythmus seines Pferdes soweit verinnerlicht und den Bogen so sehr zum Teil seines Selbst gemacht, dass seine Ritte unglaublich leicht und seine Schüsse wie selbstverständlich aussehen.
Mit kraftvoller Grazie absolviert er Ritt um Ritt, unter stetig wachsender Begeisterung des Publikums, die ihren Höhepunkt erreicht, als sich die beiden Reiter schliesslich vor den Scheiben aufstellen und ihre Punkte verkündet werden: über 190 für Lajos Kassai.
Um drei Uhr nachmittags ist der Wettkampf vorüber, die Zuschauer strömen langsam in einen anderen Teil des Tales und versammeln sich am Rand der "Arena".
Hier zeigen der Meister und seine Meisterschüler, was sie im Rahmen ihres Trainings sonst noch üben: Lanzenwerfen und Meisterschüsse auf stehende, bewegte und geworfene Ziele – aus dem vollen Galopp, nach vorne, zur Seite und nach hinten.
Eine Gruppe verrückter Nationalisten, die ihre glorreiche Vergangenheit nicht lassen können? Wohl kaum.
Einmal, weil gar nicht nur Ungarn vom Pferd aus mit dem Bogen schiessen: An den Herbstwettkämpfen haben heuer nicht nur insgesamt 66 Ungarn und ungarisch-stämmige Slowaken teilgenommen, sondern auch zwei Deutsche und ein Österreicher.
Zu den Schülern Kassais zählen darüber hinaus auch Native Americans vom Stamme der Oglala-Lakota, Cowboys und Schützen aus den USA, Italien und Grossbritannien.
Aber die Vorstellung, hier ginge es – positiv formuliert – nur um Traditionspflege, blamiert sich auch sofort, wenn man überlegt, welche Leistungen von Pferd und Reiter gefordert sind und welche geistigen und körperlichen Energien in diesem Sport in Bewegung gebracht werden.
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