Leserbrief › 2070 zu Ausgabe › 562 25.05.10
Leserbrief zu Hauptartikel 562
Sehr geehrter Herr Dr. Popken,
in Australien ist es zu Vergiftungen bei Pferden auf angesätem Rohrschwingel (Festuca arundinacea) gekommen. Dabei handelte es sich um Rohrschwingel, der mit patentierten Zuchtendophyten infiziert worden war, und zwar mit MAX P bzw. MAX Q. Die Fa. Wrightson Seeds ging bislang davon aus, daß diese Endophyten völlig unbedenklich für Weidetiere sind.
Die sogenannten "freundlichen Endophyten" produzieren Amino-Pyrrolizidinalkaloide, genauer N-Acetyl-Norlolin. Dieses Alkaloid wurde in Rohrschwingel ebenso gefunden wie in Wiesenschwingel (Festuca pratensis). Pyrrolizidinalkaloide (PAs) sind die Gifte, die im JKK so gefährlich für Weidetiere sind. Tatsächlich ist für Loline aus Gräsern seit 1993 bekannt, daß sie giftig für Säugetiere sind. Dennoch wurden die Endophyten auf diese Gifte selektiert, da man dachte, das wäre ungefährlich für Weidetiere, böte aber gute Resistenzen gegen Schädlinge. Nun zeigt eine neue Veröffentlichung, daß es zu tödlichen Vergiftungen kommen kann:
CA Bourke, E Hunt, R Watson (2009): Fescue-associated oedema of horses grazing on endophyte-inoculated tall fescue grass (Festuca arundinacea) pastures. In: Australian Veterinary Journal, Volume 87 Issue 12, Pages 492 - 498
Die Autoren beschreiben Vergiftungen auf 6 Farmen an verschiedenen Standorten in Australien. Sie bezeichnen die neue Vergiftungsform als Schwingel-Ödem (Equine Fescue Oedema). 48 von 56 Pferde waren betroffen, 4 Pferde starben. Die klinischen Symptome reichten von Appetitlosigkeit über Niedergeschlagenheit bis zu subkutanen Ödemen an Kopf, Hals, Rumpf und Unterleib. Betroffene Pferde zeigten niedrige Plasmaalbuminwerte. Das N-Acetyl-Norlolin, ein PA, wird als Ursache vermutet. Quelle: » NEW FORM OF FESCUE-GRASS INTOXICATION IN HORSES
Viele Grüße, Dr. Renate Vanselow
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