Angebot für Kalenderwoche 06-28
| Vertrauen � kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 26 | | |
Nachdem wir uns vorige Woche mit dem Thema �Lob� befasst haben, möchte ich diesmal den damit nahe verwandten Bereich der Vernachlässigung und des Liebesentzuges ansprechen. Beides kann bewusst � teilweise sogar mit voller Absicht als Straf- oder Erziehungsmaßnahme (was natürlich grundsätzlich abzulehnen ist) � oder auch unbewusst � aus allgemeinem Zeit- bzw. Geldmangel � erfolgen, was letztendlich aber zum selben Ergebnis führt � nämlich zu einem Vertrauensverlust von Seiten des Pferdes.
Wobei ich allerdings schon oft feststellen konnte, dass Pferde ein sehr feines Gespür dafür haben, ob sie von ihrem Besitzer bzw. Reiter ehrlich geliebt werden oder nicht. Eine vorübergehende Vernachlässigung � sofern sie dadurch nicht starke körperliche oder seelische Qualen erleiden müssen � tolerieren sie in den meisten Fällen verhältnismäßig gut, wenn ihnen doch immer wieder deutlich gezeigt wird, wie gern man sie hat.
Hat also ein Pferdebesitzer z.B. aus beruflichen Gründen mal ein paar Tage oder auch Wochen weniger Zeit für sein Pferd, so wird ihm dieses das durchaus verzeihen, wenn er sich danach wieder sehr liebevoll und ausgiebig mit ihm beschäftigt. Pferde spüren sehr wohl, wenn ihrem Besitzer die Vernachlässigung von Herzen Leid tut. Und sie entlarven auch sehr schnell jedes heuchlerische Getue, das manche Menschen im Beisein anderer Leute an den Tag legen, ohne tatsächlich tiefere Gefühle oder gar Reue zu empfinden.
Leider ist es aber meist so, dass jeder, der sich ein Pferd kauft, anfangs ganz begeistert ist und jede freie Minute mit ihm verbringt, doch nach einer gewissen Zeit wird die �Neuanschaffung� zur �Gewohnheit� und das Interesse daran geht kontinuierlich verloren. So werden die Zeitspannen zwischen den einzelnen Besuchen immer größer und auch die gemeinsamen Unternehmungen werden immer kürzer gehalten. Gerade bei Freizeitreitern ist dies ein weit verbreitetes Phänomen.
Noch schlimmer als diese Vernachlässigung allerdings empfindet das Pferd den immer häufiger auftretenden Liebesentzug von Seiten seines desinteressierten Besitzers. Hat sich dieser zuerst mit vielen einschmeichelnden Worten, ausgiebigem Streicheln und Schmusen und natürlich auch zahlreichen Leckerbissen intensiv um das Vertrauen seines vierbeinigen Lieblings bemüht, so werden all diese Liebesbekundungen mit der Zeit immer weniger, und wie in den meisten Ehen wird auch in solchen Mensch-Pferd-Beziehungen der allgemeine Umgangston immer liebloser und unfreundlicher.
Darunter leidet jedes Pferd ganz gewaltig, auch wenn man es vielleicht manchen Tieren nicht so deutlich ansieht, und das allgemeine Vertrauen des Pferdes in seinen Besitzer bzw. Reiter schwindet immer mehr. Ebenso kann es dadurch � genau wie bei uns Menschen � zu psychosomatischen Erkrankungen verschiedenster Art kommen. Und wenn man es von der praktischen Seite her betrachten möchte � natürlich lässt dadurch auch die Leistungsfähigkeit und �bereitschaft des Pferdes nach!
Ich finde, diese Argumente sollten eigentlich jeden Pferdebesitzer davon überzeugen, dass es sich lohnt, genügend Zeit und vor allem Liebe und Aufmerksamkeit in seinen vierbeinigen Freund zu investieren! Als Lohn wird er ein gesundes, verlässliches und zufriedenes Pferd erhalten, das ihm in allen Bereichen gerne vertraut und bereitwillig für ihn arbeitet.
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