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| Vertrauen � kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 24 | | |
Als Abschluss meiner Betrachtungen über diverse Fehler bei der Hilfengebung, welche sich auf das Vertrauensverhältnis zwischen Pferd und Reiter negativ auswirken können, möchte ich noch ein paar Worte zu den Gewichtshilfen sagen, da es in diesem Bereich vor allem beim Westernreiten sehr oft zu gravierenden Missverständnissen kommt.
Immer wieder kann man sogar in Fachbüchern mehr als fragwürdige Anleitungen finden, die keineswegs die erstrebte Harmonie zwischen Reiter und Pferd fördern, sondern diese vielmehr immer wieder ganz empfindlich stören, indem sie den Reiter z.B. anweisen, das Pferd durch extreme seitliche Gewichtsverlagerung bewusst aus dem Gleichgewicht zu bringen. Selbst wenn das Pferd darauf in gewünschter Weise mit einer Richtungsänderung oder einem Seitwärtsgang reagiert, � was keineswegs der Fall sein muss � steht doch fest, dass dieses damit ständig aufs Neue verunsichert wird.
Solche Maßnahmen zur Pferdeausbildung verdienen also die Bezeichnung �Hilfen� meiner Ansicht nach nicht, da das Pferd dabei sozusagen mehr oder weniger zur Mitarbeit gezwungen wird. Frei nach dem Motto: "Wenn du nicht umfallen willst, dann musst du seitwärts gehen bzw. in die gewünschte Richtung abwenden!" Prinzipiell steht dabei dem Pferd keine andere Alternative zur Auswahl, und trotzdem funktioniert diese Methode nur bei den wenigsten Tieren auf Anhieb.
Die meisten Pferde bleiben anfangs verständnislos stocksteif stehen oder weichen in die andere Richtung aus, viele werden nervös oder reagieren gar mit aktiver Auflehnung gegen eine solche �überdeutliche Hilfengebung�. Vor allem junge Tiere, die unter dem Sattel sowieso noch mit Gleichgewichtsproblemen zu kämpfen haben, werden durch solche Manöver oft körperlich überfordert, was in ihnen verständlicherweise Frustrationen hervorruft.
Deshalb sollten auch Gewichtshilfen immer nur so stark gegeben werden, wie sie nötig sind, um das Pferd zu der gewünschten Reaktion zu veranlassen. Da Pferde vor allem im Rückenbereich eine hohe Sensibilität aufweisen, genügt meist ein weitaus geringerer Druck mit der jeweiligen Gesäßhälfte, als viele Menschen sich das vorstellen können. Das Pferd orientiert sich dabei hauptsächlich an den Sitzknochen des Reiters, welche sich bei Belastung vermehrt in den Sattel bohren.
Bei zu starker Neigung des Oberkörpers zur Seite, wird dieses Signal nicht stärker, sondern verschwimmt zusehends, weil das Becken des Reiters dabei so verschoben wird, dass der Druck eher auf der anderen Seite vermehrt spürbar ist, wodurch Fehlinterpretationen der Hilfen seitens des Pferdes praktisch vorprogrammiert sind. Weniger ist also auch bei den Gewichtshilfen oft sehr viel mehr!
Wer eine Kontrolle darüber haben will, wie seine Gewichtsverlagerung für das Pferd spürbar ist, braucht dabei nur seine Hände zwischen Sattel und Gesäßknochen schieben. Zu diesem Zweck ist es ideal, wenn ein Helfer das Pferd führt, sodass sich der Reiter ganz auf seine Empfindungen konzentrieren kann, was immer wieder zu ganz erstaunlichen Erkenntnissen führen kann.
Natürlich gilt die grundsätzliche Vermeidung von übertriebenen Gewichtshilfen auch für sämtliche Übungen, die eine Verlagerung des Oberkörpers nach vorne oder hinten verlangen, denn auch dabei wird die natürliche Bewegung des Pferdes mehr oder weniger stark behindert, sodass keine fließenden Tempo- und Gangartenwechsel bzw. kein geschmeidiges Stoppen und Rückwärtsrichten zu erwarten sind.
Bei sämtlichen Gewichtshilfen ist also ein gefühlvolles Vorgehen des Reiters gefragt, um eine harmonische und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Pferd zu erreichen.
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