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| Vertrauen � kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 23 | | |
Das letzte Mal habe ich schon meine Meinung zum passiven Reiten geäußert, nun möchte ich auch meine Erfahrungen bezüglich des Leichtreitens mit Ihnen teilen, denn im Gegensatz zu vielen Pferdeausbildern und Trainern vertrete ich nicht unbedingt die Ansicht, dass das herkömmliche Leichtreiten so viel pferdeschonender und damit empfehlenswerter ist als das Aussitzen.
Gerade bei der Jungpferdeausbildung konnte ich jedenfalls immer wieder bemerken, dass vor allem das rhythmische Auf und Ab beim Traben die meisten Pferde nur irritiert, verwirrt und aus dem Gleichgewicht bringt. Sie haben mehr Schwierigkeiten damit, sich daran zu gewöhnen und trotzdem taktrein, locker und ausbalanciert zu gehen, als wenn der Reiter bei allen Gangarten mit dem Gesäß im Sattel bleibt.
Natürlich spielt dabei auch das reiterliche Können eine entscheidende Rolle, denn ein schlecht sitzender Anfänger behindert das Pferd natürlich mehr als ein Profireiter, dessen Bewegungen beim Leichtreiten locker, beschwingt, ja richtig anmutig erscheinen. Das Problem ist nur, dass viele Durchschnittsreiter diese Art des Leichtreitens keineswegs beherrschen, wodurch sie damit den Pferderücken keineswegs entlasten, sondern vielmehr das Pferd in seiner natürlichen Bewegung stören.
Viele so genannte Taktfehler der Pferde sind die Folge solcher reiterlichen Fehler, welche unter anderem daran erkannt werden können, dass der Reiter offensichtlich mit Kraftanstrengung arbeitet und sich aktiv selbst aus dem Sattel hievt, anstatt sich vorrangig passiv vom rhythmisch schwingenden Pferderücken sanft heben zu lassen. Sehr oft befindet sich der Reiter dabei auch gar nicht im richtigen Rhythmus des Pferdes, sondern wählt sein beliebiges eigenes Tempo, wodurch verständlicherweise keine gemeinsame Harmonie entstehen kann.
Meist führt dies vielmehr dazu, dass der Reiter sehr heftig in den Sattel zurückgezogen wird, wodurch er dann dementsprechend unsanft und im falschen Moment auf dem Pferderücken landet, was den Zweck der Übung gänzlich sabotiert. Üblicherweise kommen solche Reiter auch sehr oft selbst aus dem Takt, wundern sich aber, wenn ihr Pferd nicht taktrein geht, und überlegen sich für dieses allerlei Korrekturmaßnahmen anstatt an der eigenen Technik zu arbeiten.
Vergesellschaftet mit diesem Problem ist meist auch eine falsche Körperhaltung des Reiters � der Oberkörper ist dabei entweder zu weit nach vorne oder auch leicht nach hinten geneigt, sodass das Pferd noch mehr aus dem Gleichgewicht gebracht und vor allem einseitig belastet wird. Langfristig gesehen, ergibt dies meist Schäden an den Vorderbeinen oder Beschwerden im hinteren Rückenbereich.
Eine ebenfalls einseitige Belastung entsteht dadurch, dass viele Freizeitreiter im Trab immer auf demselben Fuß traben, wie es in der Fachsprache heißt. Sie stehen also z.B. immer dann im Sattel auf, wenn das rechte Vorderbein abhebt. Somit ist bei der Bewegung des linken Vorderbeines das Gewicht des Reiters immer im Sattel, wodurch sich auf dieser Seite die Muskulatur des Pferdes mehr anstrengen muss, was zu einer ungleichen Muskelentwicklung und Gelenks- bzw. Sehnenbelastung führt.
Ich würde also das Leichtreiten keinesfalls als so unproblematisch ansehen, wie es oftmals dargestellt wird. Im Gegensatz dazu finde ich vor allem bei extrem flotten Gangarten das Reiten im leichten Sitz sehr praktisch und pferdefreundlich. Hierbei steht man in den Steigbügeln leicht auf, sodass sich das Gesäß nun etwa eine Handbreit über dem Sattel befindet, während sich der Oberkörper leicht nach vorne neigt, um das Gleichgewicht ohne Anstrengung halten zu können. So können Reiter und Pferd starken Trab, Passgang und Galopp mit wunderbarer Leichtigkeit auch über lange Strecken genießen.
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