Angebot für Kalenderwoche 06-24
| Vertrauen � kostbares Gut, das leicht zerbricht Teil 22 | | |
Letzte Woche habe ich schon überblicksmäßig die häufigsten Fehler im Bereich der Kreuz- und Gewichtshilfen des Reiters angesprochen, nun möchte ich diesbezüglich noch ein wenig ins Detail gehen und auch verschiedene Reitstile näher beleuchten, wobei ich aber gleich vorweg betonen möchte, dass diese Beurteilung meine subjektive Empfindung und meine persönlichen Erfahrungen widerspiegelt und nicht unbedingt von allen Reiter-Pferd-Paaren genauso erlebt werden muss.
Beginnen möchte ich dabei mit den Kreuzhilfen, die von den Vertretern verschiedener Reitweisen ganz unterschiedlich beurteilt werden, wobei es sogar je nach Trainer sehr starke individuelle Abweichungen geben kann. Immer wieder gibt es heiße Diskussionen, ob das so genannte Aussitzen von Trab und Galopp im Vergleich zum entlastenden Leichtreiten für das Pferd weitaus anstrengender ist, ob mit dem Leichtreiten ev. die Vorhand des Pferdes zu stark belastet wird, oder ob die aktiv treibenden Kreuzhilfen generell den Rücken des Pferdes schädigen und man somit einem passiven Sitz den Vorzug geben sollte.
Doch hier stellt sich gleich einmal die Frage, was denn nun passives Reiten überhaupt ist! Ist es ein völlig bewegungsloses Stillsitzen auf dem Pferd? Lässt sich der Reiter dabei von seinem Pferd einfach beliebig auf und nieder, sowie hin und her bewegen, ohne sich selbst auch nur im Geringsten am gemeinsamen Ritt zu beteiligen? Ich glaube, da sind sich auch die Experten nicht so ganz einig, zumindest konnte ich zu diesem Thema schon sehr unterschiedliche Meinungen hören, wobei ich den Eindruck habe, dass nur in den seltensten Fällen an das Wohlbefinden der Pferde, sondern eher nur an jenes der Reiter gedacht wird.
Gerade beim Western- und Gangpferdereiten konnte ich z.B. schon oft die Beobachtung machen, dass hier das �Passivreiten� als besondere Attraktion angepriesen wird, so nach dem Motto: Solcherart ausgebildete bzw. veranlagte Pferde sind praktisch von jedem zu reiten, nämlich ganz ohne reiterliches Können, weil man einfach nur bequem (für den Reiter!) auf ihnen sitzen kann, ohne mit der Bewegung des Pferderückens mitschwingen oder gar treibende Hilfen anwenden zu müssen. Gelenkt und kontrolliert werden solche Pferde mit Zügeln und Schenkeln, ansonsten werden aber keinerlei Anforderungen an den Reiter gestellt. Was man von den armen Pferden keineswegs behaupten kann!
Auf den ersten Blick sieht dies für den laienhaften Betrachter ja alles sehr schön aus, aber bei genauerem Betrachten erkennt das aufmerksame Auge den verspannten Gang und den festgehaltenen Rücken des jeweiligen Pferdes. Sicherlich wird es die eine oder andere Ausnahme geben, aber die derart �einfach� zu reitenden Pferde, die ich persönlich kennen lernen durfte, hatten allesamt Rücken- und/oder Beinprobleme!
Ich plädiere deshalb dafür, dass es ein völlig �passives Sitzen� auf dem Pferd nie geben darf, auch dann nicht, wenn das betreffende Tier über superweiche, ruhige Gänge verfügt, denn nur ein frei schwingender Rücken ist ein gesunder Pferderücken und um dieses Ziel zu erreichen, muss der Reiter sein Pferd mit sanft mitschwingenden Beckenbewegungen bestmöglich unterstützen!
Außerdem kann meiner Ansicht nach nur mit aktiven Kreuzhilfen optimal auf das Pferd Einfluss genommen werden. Wenn dies in sanfter, rücksichtsvoller und keinesfalls übertriebener Form erfolgt, wird dem Pferd dabei auch sicherlich keinerlei Schaden zugefügt. Man hilft vor allem dem Jungpferd dadurch vielmehr, sein natürliches Gleichgewicht und seinen individuellen Rhythmus schnell wiederzufinden, was bei anderen Reitmethoden oft weit mehr Zeit in Anspruch nimmt.
Mehr zu diesem Thema � mit Schwerpunkt �Leichtreiten� � können Sie dann in meinem nächsten Angebot der Woche lesen.
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