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Bericht Zu den Themen  Westernfilm,  Westernreiten,  Zeitgeschichte · Mord
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 608.10 der Pferdezeitung vom 21.11.10
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Der Major stößt auf Widerstand · © 2010
   
Der Major stößt auf Widerstand
Der Vormann schließt auf · © 2010
   
Der Vormann schließt auf
Schön die Zügel hochhalten! · © 2010
   
Schön die Zügel hochhalten!
Schließlich reitet der Major alleine los - es sei nicht die erste Sache, die er alleine zu bewältigen gehabt habe. Der Vormann ringt mit sich. Es ist ihm nicht wohl in seiner Haut. Da man nur die Mimik sieht, muss man sich zusammenreimen, was wohl in ihm vorgeht. Hat er Angst um seine Zukunft? Seinen Arbeitsplatz hat er ja schon verloren. Seine Chance, die Braut doch noch zu gewinnen und Schwiegersohn des Majors zu werden, ist natürlich ebenfalls dahin. Kurz und gut: Er ändert seine Meinung, schwingt sich aufs Pferd und reitet ihm nach.

Oje! Was hat er eben für große Töne gespuckt, und nun? Warum gibt er klein bei? Solche Fragen dürfen in einem Western nicht gestellt werden. Da geht es nicht um Psychologie, diese Szenen sind schon äußerst ungewöhnlich. Konflikte innerhalb einer Person haben dort normalerweise keinen Platz. Sowohl der Held als auch der Bösewicht sind ganz geradeaus, ohne Zweifel, ohne Tiefe, ohne Dimension.

Das ist natürlich nicht nur im Western so - die James Bond-Filme sind nach genau demselben Muster gestrickt. Märchen für Erwachsene eben, und wie in jedem Märchen sind die handelnden Personen mehr oder weniger grob geschnitzt, überwiegend einseitig gezeichnet, mehr Klischee als Persönlichkeit, sie haben keine Vergangenheit und keine Zukunft, sie spielen ihre kleine Rolle. Auch in dieser Hinsicht ist Weites Land eine Ausnahme. Der Kapitän hat eine Vergangenheit und eine Zukunft, er ist zwar überwiegend positiv gezeichnet, hat aber auch Ecken und Kanten

Schnitt: Der Major reitet im Schritt in den Canyon hinein, ganz in der Ferne biegt der Vormann im Galopp um die Ecke und holt auf. Der Major schaut sich nicht einmal um. Dann reiten sie eine Weile nebeneinander her, dem Vormann ist nicht wohl, eigentlich kann er sich selbst nicht mehr achten. Der Major triumphiert natürlich. Er hat es selbst einem Vormann gezeigt, der sich ebenfalls wie ein Weichei benommen hat. Der einzige echte Mann im ganzen Land ist er selber. Und nun wird er es dem alten Hannassey zeigen.

Aber nicht nur der Vormann ändert seine Meinung, sondern nach und nach auch die anderen Männer, die ebenfalls im Galopp aufholen. Ach, es ist wohl so, es gibt kaum Männer in diesem Land. Die Cowboys tun nur so. Der Major ist natürlich auch keiner, das bildet der sich nur ein. Der einzige Mann in diesem Film ist der Kapitän, aber das will niemand wahrhaben.

Mittlerweile sind die Vorbereitungen für das Duell erledigt, Hannassey gibt das Kommando, die beiden entfernen sich voneinander, drehen sich um, spannen die Waffe, zielen, und auf Kommando sollen sie schießen. Hannassey hatte verkündet, dass er laut Duellregeln denjenigen erschießen müsse, der verfrüht schießt. Da schießt sein Sohn. Er verfehlt den Kopf des Majors nur knapp, die Kugel streift ganz leicht seine Schläfe. Tja, nun müsste Hannassey seinen Sohn erschießen, aber da kommt ihm der Kapitän zuvor und verkündet, jetzt wolle er schießen.

Der zielt besonders lange, und Buck muss die Zielscheibe abgeben. Das hält der Schwächling aber nicht aus, bricht wimmernd zusammen und verkriecht sich hinter einem Wagenrad. Der Kapitän schießt schließlich ganz betont ein paar Schritte vor sich in den Sand und wirft die Waffe von sich. Da geht der alte Hannassey zu seinem Sohn und spuckt ihn voller Verachtung an. Die ganze Bevölkerung steht herum und ist betroffen.

Buck schleicht sich an einen Kumpel heran, der ein paar Schritte von ihm entfernt steht, und versucht ihm einen Revolver zu entwinden. Das gelingt ihm, aber bevor er den Kapitän erschießen kann, hat sein Vater gezogen und ihn erschossen. Er stirbt nicht auf der Stelle, es zieht sich ein paar Minuten hin, und sein Vater ist durchaus schockiertund beteuert ein ums andere Mal, er habe es ihm doch gesagt.

Streng genommen hat der Vater einen Mord begangen. Zwar hat er verhindert, dass der Sohn seinerseits den Kapitän ermorden konnte, aber er selbst kann für sich keine Notwehr in Anspruch nehmen, denn er war ja nicht bedroht. Andererseits war der Kapitän unbewaffnet. Wie der Wilde Westen eine solche Situation beurteilt hat, weiß ich ebenso wenig, wie unsere eigenen Strafgesetze so etwas beurteilen würden. Zumindest wäre es ja wohl Todschlag. Denn niedere Motive kann man dem Täter ja nicht unterstellen.

Im Westen war das aber anscheinend alles gar kein Problem. Man legte die Leute nach Lust und Laune um und ging dann seiner Wege - jedenfalls wenn man den Filmemachern glauben will. In Wahrheit war es wohl alles nicht ganz so wild und ungesetzlich, aber das ist wohl gar nicht so wichtig, denn Filme müssen als Märchen nicht wahr sein. Sie müssen wirken, das ist alles.






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6  Poster zu Ausgabe 608
 In den dunklen Wald Waldviertel, Pferdereich, abends.
 Im Sattel nach hinten Verwackelt, aber interessant.
 Einhändig verrissen Links scharf, rechts verwischt.
 Nach vorn nicht besser. Die Ohrspitze ist scharf.
 Impressionismus Wusch, dies ist ein Bild.
 Übermäßiger Kontrast Dunkler Wald, Tal im letzten Licht.


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Der Herausgeber ist nicht verantwortlich für Leserbeiträge und die Inhalte externer Internetseiten.
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Copyright © Gerd Hebrang, Hüllhorst 1999-2010 · ISSN 1437-4528 · Statistik:  Übersicht
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