| | | Abwenden ohne Kopfhochreißen | | | |
| Wenn Filme Märchen sind, darf man fragen, welche Botschaft sie haben. Was will uns dieser Film sagen?
| Regisseur William Wyler über seine Absichten: "Ich habe nie eine große Tugend in der amerikanischen Tradition gesehen, einen Menschen auf die Nase zu hauen, wenn er etwas sagt, was einem nicht paßt. Das beweist doch nur, wer am schnellsten oder am stärksten hauen kann. Die Frage, die mich interessiert, ist, ob die Leute auch einem Vertrauen schenken, der nicht um sich haut."
» Weites Land | | |
Der Regisseur » William Wyler, geboren 1902 im Elsass als Wilhelm Weiller, war berühmt für seine endlosen Wiederholungen, wofür er die Spitznamen Once-More Wyler und 90-Take Wyler bekam. Manche Schauspieler sind durch seine Führung auf diese Weise zu Höchstleistungen gekommen, andere wiederum fanden es furchtbar. Ganz besonders schlimm fanden einige es, dass er niemals Anweisungen gab.
Charlton Heston, der ein Jahr später die Hauptrolle in dem berühmten Film » Ben Hur spielte, fragte den Regisseur bei den Dreharbeiten zu diesem Film, als dieser immer unzufrieden mit seinen Leistungen war, ziemlich verzweifelt, was er denn tun könne, um ihn zufriedenzustellen. Wyler antwortete lapidar: "Sei besser." (Be better.)
Man vermutet, dass er durch seine ständigen Wiederholungen die Schauspieler herausfordern wollte, ihre Vorstellungen hinter sich und ein höheres Maß an Wahrheit zum Vorschein kommen zu lassen (» Biography for William Wyler). Wir können also nur mutmaßen, wie oft die einzelnen Szenen in diesem Film wiederholt worden sind, bis der Regisseur zufrieden war.
Ich finde, wir dürfen diesem Mann dankbar sein. Obwohl die Filmindustrie im allgemeinen keinen Wert auf ihre Produkte legt und gewissermaßen ihre Kundschaft verachtet, wie viele oder gar die meisten Produzenten von welchen Produkten auch immer, stellt sich auch hier heraus, dass man mit guten Produktionen auf die Dauer mehr Geld verdienen kann als mit solchen, die das Publikum im Grunde nur missbrauchen.
Die Erfindung der Konserve für den Heimgebrauch, zunächst als VHS-Kassette, nun als DVD, hat dem Filmschaffen eine völlig neue Dimension verliehen. Die Menschen können sich die Filme jetzt anschauen, wann und wie oft sie wollen. Der Genuss ist vergleichsweise billig geworden und man kann seine Wahl treffen. Warum soll man sich irgendeinen Schrott im Kino oder Fernsehen anschauen, wenn man etwas sehen kann, was einen aufbaut, was einem gefällt, was einem etwas gibt?
Ich finde es erstaunlich, dass man mit manchen alten Filmen wieder eine Menge Geld verdienen kann. Dabei stellt sich heraus, dass die Zuschauer nicht nur den Film sehen wollen, sondern sie wollen auch alle möglichen Zusatzinformationen haben. So hat es sich eingebürgert, sogenanntes Bonusmaterial mitzuveröffentlichen. Dazu gehört meistens der Film noch ein zweites Mal, unterlegt mit einem Kommentar des Regisseurs, falls er noch lebt, einiger Schauspieler, des Kameramanns oder irgendwelcher Fachleute, die etwas Besonderes und Interessantes zu diesem Film zu sagen haben.
Ein Film ist ja eine Gemeinschaftsproduktion, jeder trägt seinen Teil dazu bei. Zwar ist der Regisseur die wichtigste Person, aber der Kameramann macht die Bilder, der Schnittmeister fügt sie zusammen. Wenn man sich die Standbilder anschaut, springt ins Auge, wie sorgfältig die Bilder komponiert sind. Beachten Sie beispielsweise den Reiter oben auf den Felsen bei der Szene, wo der Kapitän der Lehrerin in den Sattel hilft. Diesen Mann hat man ausdrücklich da oben hingestellt, um dieses Bild machen zu können.
Wir haben jetzt den ersten Toten, der Konflikt um die Lehrerin ist gelöst, der Konflikt zwischen den beiden Streithähnen jedoch nicht. Die Lehrerin, der Kapitän und sein Adlatus erhalten freies Geleit. Was passiert als nächstes? Der alte Hannassey ruft nach seinem Pferd.
Quellen / Verweise
Abbildungen
› Werner Popken
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