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Bericht Zum Thema  Kulturgeschichte
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 446.07 der Pferdezeitung vom 14.10.07
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    Superman-Phantasien   
    (Über-)Lebenshilfe für Jedermann   
von © 2007  Werner Popken

Teil 1:  Mit Pferden auf Du und Du
Teil 2:  Die Sehnsucht nach Pferden
Teil 3:  Karl May als Pferdeflüsterer
Teil 4:  Hochstapler unter sich


Zum Thema Kulturgeschichte


Nun gut, Karl May war also ein Aufschneider und hatte insbesondere von Pferden nicht die blasseste Ahnung. Wie konnte er damit durchkommen? Und wieso fasziniert er bis heute unverändert ein Millionenpublikum, und zwar nicht nur jugendliche Träumer, sondern gebildete, erwachsene Menschen - oder vielleicht genauer: Männer? Wie » Silkirtis Nichols oder » Carl-Heinz Dömken, dessen Buch » Ich duze alle Pferde der Anlaß zu dieser Serie war.

Dabei sind seine Übertreibungen schon wirklich stark; selbst wenn man nicht reiten kann, muß man sich doch fragen, ob die folgende Beschreibung treffend sein kann:

Er [Winnetou] kam gleich einem Halbgotte dahergesaust. Stolz und aufrecht, wie angewachsen, saß er auf dem fliegenden Rappen, den beschlagenen Kolben der Silberbüchse auf das Knie gestemmt.

Karl May: Gesammelte Reiseerzählungen Bd. XX: Satan und Ischariot I. Freiburg 1897, S. 254f.; Reprint Bamberg 1983, nach: » Barbara Siebert: »Ich saß so ruhig im Sattel wie auf einem Stuhl«

Vermutlich stellt sich der Leser diese Frage gar nicht. Er läßt sich berauschen und träumt. Der Mechanismus, der letzten Endes zur » Hochstapelei führt, ist nämlich leicht zu durchschauen. Wenn es einem richtig dreckig geht und man absolut machtlos ist, was kann man da tun? Man pflegt sein beschädigtes Ego und träumt. Man träumt sich groß und unversehrt, strahlend und unbesiegbar, und heilt damit erfolgreich seine schrecklichen Wunden - wenigstens vorübergehend. Der Großschriftsteller » Arno Schmidt, der sich durchaus sein Leben lang verkannt fühlen durfte, pflegte das "Längere Gedankenspiel" ausdrücklich und erklärte es für die bessere Alternative:

Der "Würgklichkeit" hatte er spätestens seit der Erfahrung des Krieges abgeschworen. "Ich habe im Zimmer weit größere Freiheit, als draußen; und die Welt der Kunst & Fantasie ist die wahre, the rest is a nightmare." Das wahre Leben war für den selbsternannten "Wortweltnbauer" das "längere Gedankenspiel", also die Flucht in eine möglichst detailreiche und ausgeklügelte Phantasiewelt. Von ihm selbst wohl während seiner Militärzeit und der Kriegsgefangenschaft als Überlebensmittel genutzt, wurde das "längere Gedankenspiel" jetzt zum Lebenscredo: "Das muß'n armer Mann sein, der, im Lauf seines Lebens, sich nich mindestens 3, 4 kommplette Welltn, inclusieweMühtollogie aufbaut!".

» Arrh! No!! Schmidt!!!

Selbstverständlich ist Schmidt in seinen Phantasien ebenfalls der Größte, und nicht nur da. Wie Karl May hat er seine treuen Fans, aber nach eigener Schätzung nur etwa 390 in Deutschland - also gar kein Vergleich mit Karl May. An sich gibt es am längere Gedankenspiel nichts zu tadeln, das ist simple Überlebensstrategie, das ist sogar Geistestraining:

Das Längere Gedankenspiel als Musement besitzt also von seinem spielerischen Charakter her eine gewisse Unverbindlichkeit im Bereich verantworteter Maximen. Zugleich ist es als ernstzunehmendes Spiel etwas, was mich dauerhaft beschäftigt und welches ich hinsichtlich seiner Spielregeln permanent bearbeite. Daher steckt auch in der Weltanschauung über das Element "Längeres Gedankenspiel"/"Musement" ein Moment freier zukünftiger Entfaltung.

Ist die bewusst ergriffene Lebensorientierung im Bereich der eigenen Weltanschauung etwas, das eher "konservativ" auf bestimmten Prinzipien beharrt, so ist das Längere Gedankenspiel der Freiraum, in den ich mich mit einer gewissen Unverbindlichkeit und doch dem Ernst des Spiels eintragen kann.

Somit ist das Längere Gedankenspiel der Ort, an dem sich das weltanschaulich neue, epochal Zukünftige ankündigt, ohne dass ich mir selber bewusst sein muss, was sich dort in mir abspielt.

» Philosophie und Philosophieren mit Kindern im Religionsunterricht

Unter Kindern heißt so etwas "Rollenspiel" und wird gern und ausgiebig gepflegt. "Du müßtest jetzt meine Mutter sein und mir ein Pferd schenken." "Au ja, und ich kaufe mir auch eins, und dann reiten wir zusammen aus!" Merkwürdigerweise überschneidet sich der Freundeskreis von Arno Schmidt und Karl May in der Person des jüngst verstorbenen stellvertretenden Vorsitzenden » Hans Wollschläger der » Karl-May-Gesellschaft e.V.. Wollschläger hat sich vor allem als Übersetzer von » James Joyces » Ulysses einen Namen gemacht, aber auch eine sehr respektierte Karl-May-Biographie geschrieben. Für die Karl-May-Gesellschaft sind 17 Beiträge online veröffentlicht (» Veröffentlichungen zu Karl May); auch als Tierschützer ist er bekanntgeworden (» Â»Tiere sehen dich an« oder Das Potential Mengele).






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  Hindernisbau anschaulich Alles ganz informell
  Brücke ohne Fluß Es geht ja nur ums Prinzip
  Hauptsache Spaß Mensch und Pferd blühen auf
  Familiensport Wo gibt es das sonst?


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