Nun soll unser guter Silkirtis Nichols ja aus dem Stamme der » Cherokee sein, was schon allein durch den Namen seiner Homepage unterstrichen wird: » Cherokee Wigwam. Als geborener Indianer könnte er natürlich schon Häuptling werden, müßte diese dann also nicht imitieren. Der besagte Häuptling ist jedoch schon 1932 gestorben; es kann sich also nicht um Silkirtis Nichols handeln, denn dieser wurde ja erst 1923 geboren, wie sich aus seinem Alter zum Jubiläum des Karl-May-Verlags ergibt.
Es muß sich also um zwei verschiedene Personen handeln. Wer war dieser erste "Buffalo Child Long Lance", der Namensvetter des jetzt lebenden "Buffalo Child Long Lance"? War er etwa der "Taufpate" unseres Karl-May-Bewunderers? Oder ist dieser ein Bewunderer des ersten Namensträgers und hat sich ihm zu Ehren genannt?
Die Lebensgeschichte auf der Homepage ist in dieser Hinsicht nicht ergiebig. Immerhin bezeichnet er sich als Cherokee-» Choctaw Indianer. Daraus schließe ich, daß seine Eltern zwei verschiedenen Stämmen angehörten. Diese beiden Stämme gehören zu den » fünf zivilisierten Nationen, siedelten also nach der erzwungene Umsiedlung (siehe » Pfad der Tränen) im heutigen » Oklahoma. Spekulationen helfen aber nicht weiter; also rief ich die auf der Homepage angegebene Nummer in Ingolstadt an und schickte, wie empfohlen, auch noch ein Fax.
Meine Vermutung war richtig. Liselotte Wegner-Nichols, die Ehefrau Silkirtis Nichols', gab mir bereitwillig Auskunft. Da die Cherokee mutterrechtlich organisiert sind, kommt die Mutter zuerst; der Vater ist ein Choctaw. Solche "Mischehen" sind heute keine Seltenheit; die Kinder gehören dann manchmal vier verschiedenen Stämmen an. Einmal hat Frau Nichols bei einem » Powwow eine Frau angesagt, die sieben verschiedenen Stämmen angehörte.
Liselotte Nichols kennt den berühmten Chief Buffalo Child Long Lance schon lange; sie hat nämlich seine Biographie auf deutsch gelesen. Und in Kalifornien hat sie Leute getroffen, die Chief Buffalo Child Long Lance noch gekannt und für einen extrem typischen Indianer gehalten haben. Mit ihrem Mann hat er allerdings gar nichts zu tun.
Von der deutschen Übersetzung der Biographie wußte ich nichts; diesem Hinweis mußte ich natürlich nachgehen. Große Überraschung: » booklooker findet 18 Exemplare, darunter eins auf englisch (» LONG LANCE. The Autobiography of a Blackfoot Indian Chief. With a Foreword by Irwin S.Cobb., 1976) und eins mit Unterrichtsmaterialien (» Häuptling Büffelkind Langspeer erzählt sein Leben. (Gekürzt). Mit Materialien. (Lernmaterialien) (Lesehefte für den Literaturunterricht), Klett 1997, noch lieferbar)!
Die anderen Ausgaben stammen aus den Jahren 1949 (» Häuptling Büffelkind Langspeer. Eine Selbstdarstellung des letzten Indianers.) bis 1999 (» Huptling Bffelkind Langspeer erzhlt sein Leben, noch lieferbar)! Das Buch ist also ständig neu aufgelegt worden - ein Bestseller, ein Dauerbrenner! Auch die englische Originalausgabe liegt in einer Neuauflage von 2005 vor: » Long Lance: The Autobiography of a Blackfoot Indian Chief (Taschenbuch).
Silkirtis Nichols' Großmutter, die um 1875 geboren sein muß und 95 Jahre alt geworden ist, hat ihren Enkel in ihrer Sprache zärtlich "Yanssi Ago = Buffalo Child = Büffelkind" genannt, als er vielleicht vier oder fünf Jahre alt war. Das war nach Liselotte Nichols sicher nichts Spektakuläres.
Als der Knabe dann heranwuchs und immer größer wurde und noch dazu sportlich als Leichtathlet sehr erfolgreich war, nannte sie ihn "Lange Lanze", wiederum mehr so nebenbei und ebenfalls ohne große Zeremonie. Meine Vermutung, daß die Großmutter irgendwie von dem berühmten Chief Buffalo Child Long Lance gehört haben könnte, schloß Frau Nichols mit 99,99 prozentiger Sicherheit aus: "Die Großmutter lebte auf einer einfachen Ranch ganz abgelegen in » Denver, » Colorado. Die hatte noch nicht einmal ein Radio und sprach auch nicht besonders gut englisch. Es gibt noch einen jüngeren Schauspieler, der sich ebenfalls Buffalo Child nennt; manchmal sieht man den Namen im Abspann eines Films." Also ist dieser Name vermutlich weit verbreitet, vielleicht ebenso häufig wie bei uns Siegfried oder Sascha oder Alexander.
Der Chief Buffalo Child Long Lance, den die amerikanischen Wikipedia vorstellt, ist 1932 gestorben und wurde durch die erwähnte, 1999 neu aufgelegte, erstmals 1982 erschienene ( » Curriculum Vitae) Biographie » Chief Buffalo Child Long Lance: The Glorious Impostor eines » Professors aus » Calgary (» Kanada) der Öffentlichkeit auf unerwartete Weise nähergebracht. Ein Leser schreibt über dieses Buch:
| Book in my heart, 4. März 2000 I recommend this book to everyone. Fun to read. Interesting informations about the Blackfeet, their wars with the Crow, their life, etc.
Für jeden zu empfehlen. Anregende Lektüre. Interessante Informationen über die Blackfoot, deren Kriege mit den Crow, deren Leben etc.
» Chief Buffalo Child Long Lance: The Glorious Impostor | | |
Die Cherokee und Choctaw sind ja nach Oklahoma umgesiedelt worden und haben vorher auch nicht weiter nördlich gewohnt; die » Blackfoot und » Crow wiederum wohnen im Norden der USA, überwiegend schon in Kanada. Wie kann das zusammengehen?
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