Hochstapler unter sich (Chief) Buffalo Child Long Lance - wer? von › Werner Popken
Zum Thema Kulturgeschichte |
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Der Indianer » Silkirtis Nichols alias » Buffalo Child Long Lance, den ich am Ende der » Ausgabe 441 mit den Worten von Carl-Heinz Dömken aus seinem Buch » Ich duze alle Pferde als "Pferdeflüsterer" vorgestellt habe, ist heute mit über achtzig Jahren noch rüstig und aktiv (» Indianertänze im Einkaufszentrum, noch Ende September in Breslau und Lodz unterwegs: » Termine 2007) und war, neben Carl-Heinz Dömken, mit genau achtzig Jahren im Jahr 2003 einer der prominentesten Ehrengäste zur Feier » 90 Jahre Karl-May-Verlag.
| Ein Highlight war sicherlich gegen Ende des Programmteils die Aufführung von "Nicki" Silkirtis Nichols (Indianername: Buffalo Child Long Lance), der sieben Jahre lang Leiter des Bamberger Karl-May-Museums war. Der "Karl-May-Botschafter" begeisterte in seiner Vorführung indianischer Tänze (teilweise mit Begleiterin Susan Dreaming Star) durch seine ungebrochene Vitalität (er ist vor kurzem 80 Jahre alt geworden!) und das Vermitteln indianischer Bräuche aus ’erster Hand’: "Dank Karl May haben die Deutschen mehr Sympathie für meine Kultur als die Menschen in meiner Heimat. Ich wünschte, es gäbe auch einen Karl May in Amerika."
» 90 Jahre Karl-May-Verlag | | |
Selbstverständlich ist Buffalo Child Long Lance auch mit » Pierre Brice befreundet, der seinerseits ein Phänomen in der deutschen Kulturgeschichte darstellt:
| Von 1962 bis 1968 spielte Brice in insgesamt elf Karl-May-Filmen, sieben davon an der Seite des US-Amerikaners Lex Barker und drei mit Stewart Granger die Rolle des Winnetou, die ihn in Deutschland zum Star machte. Wesentlich trug die Teenager-Zeitung Bravo, deren Berichterstattung die Dreharbeiten zu jedem Film begleitete, zu seinem Kultstatus bei. Winnetou Pierre Brice wurde damals zum Idol einer ganzen Generation und bekam von der Zeitschrift 12 Ottos und insgesamt drei Starschnitte (1964, 1967 und 1977) gewidmet. Ein Novum in der langjährigen Bravo-Geschichte. Sein Filmtod 1965 in der Rolle des Winnetou löste in der deutschen Kinogeschichte einmalige Protestwelle aus, die den beunruhigten Produzenten dazu veranlasste, sofort mit den Dreharbeiten zu einem anderen Film zu beginnen, der den beliebtesten Indianer der Bundesrepublik wieder auferstehen ließ.
» Pierre Brice | | |
Silkirtis Nichols nennt sich abwechselnd "Buffalo Child Long Lance" und "Buffalo Child". Nun ja, "Büffelkind Lange Lanze" oder einfach "Büffelkind"; der Langname klingt natürlich imposanter, und von der Verkürzung hatte ich noch nichts vernommen. "Buffalo Child Long Lance" - kommt dieser Indianer nur bei Carl-Heinz Dömken vor? Gibt es den wirklich oder ist das nur eine interessante Zirkusfigur? Ist der wirklich Museumsleiter geworden? Lebt der noch?
Neugierig und naiv, wie ich bin, suchte ich im Internet nach Informationen über "Buffalo Child Long Lance". Da machte ich aber Augen! "Buffalo Child Long Lance" war der Wikipedia nicht direkt bekannt, weder der deutschen noch der englischen, aber » Google wußte Bescheid. An erster Stelle erhielt ich die Homepage » Cherokee Wigwam unseres gesuchten Cherokee Silkirtis Nichols, der ja unter seinem bürgerlichen Namen in der deutschen Wikipedia vertreten ist (nicht aber in der amerikanischen), an zweiter Stelle den amerikanischen Wikipedia-Eintrag zu » Chief Buffalo Child Long Lance (wer ist das? Nichols als Häuptling?), und an dritter Stelle ein Buch bei Amazon über diesen:» Donald B. Smith. Chief Buffalo Child Long Lance: The Glorious Impersonator.. Achtung: die Suchergebnisse von Google sind allerdings keineswegs konsistent, wundern Sie sich also nicht, wenn Google Ihnen heute etwas anderes präsentiert und morgen noch etwas anderes.
Nanu? Der Begriff » Impersonator wird von meiner jetzt bevorzugten Übersetzungsmaschine » dict.cc als "Darsteller, Imitator" übersetzt, » glorious mit "glorreich, herrlich, prächtig, ruhmreich, ruhmvoll, wunderbar". So ist dieser Häuptling also gar kein Häuptling, sondern stellt ihn nur dar, und zwar auf herausragende Weise? Oder sollte die Originalbezeichnung sogar noch Schlimmeres bedeuten? Der vermeintliche Häuptling stellte dann nicht etwa einen solchen dar, wäre also kein Häuptling und jeder wäre sich dessen bewußt, sondern täuschte den Häuptling in mehr oder weniger böswilliger Absicht vor, wollte die Leute also glauben machen, er sei einer, obwohl es nicht stimmt, und das mit großem Erfolg?
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