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| Wie oft begreifen wir ein Pferd als eine Art Motorrad? Darum dreht es sich beim Reitunterricht: Sie putzen das Pferd, legen den Sattel auf, das Zaumzeug an, steigen auf und BRUUUMMMMM geht's los. Andererseits ist das Faszinierende an Pferden die Lebendigkeit, die sie von Motorrädern unterscheidet. Warum fahren manche von uns auf Pferde statt auf Motorräder ab? Ist es nicht so, daß wir das Pferd als verwandtes Wesen erfahren, als "jemand", mit dem wir uns verstehen können? Haben nicht die meisten von uns faszinierende Geschichten über Mensch-Pferd-Beziehungen und -Partnerschaften gehört und gelesen? Bei der Bodenarbeit geht es um die Beziehung zwischen Mensch und Pferd. Das Pferd IST ein verwandtes Wesen. Es HAT eine "Persönlichkeit". Es liebt es WIRKLICH, uns kennenzulernen. Es MÖCHTE herausfinden, was wir wollen, und es MAG die Beziehung aus Absicht und Handlung aufbauen. Wie entwickeln wir eine Beziehung zwischen Wesen, die so verschieden sind wie Pferd und Mensch? Die menschliche Sprache ist sehr kompliziert - so kompliziert, daß nur Menschen sie benutzen und verstehen können. Pferde beherrschen sie nicht. Daher benutzen wir Bodenarbeit, um den Menschen zu zeigen, wie man in Pferdesprache kommuniziert. Der Pferdeverstand kann sehr komplexe logische Zusammenhänge verstehen. Wenn das Pferd nicht im Furchtmodus arbeitet, benutzt es seinen Verstand, um seine Umgebung zu verstehen und damit umzugehen. Einige seiner Prioritäten sind verschieden von unseren, weil es ein anderes Geschöpf ist, aber es benutzt Logik. Unser Teil am Aufbau der Beziehung muß es sein, die Prioritäten und Annahmen des Pferdes zu erforschen, und mit der Pferdelogik vertraut zu werden, damit wir jederzeit in unserem täglichen Zusammenleben die "Pferdesprache sprechen" können. Ich habe Pferde erlebt, die enorm erleichtert waren, wenn ich es fertiggebracht habe, mich pferdelogisch zu verhalten. Sie MÖGEN es, mich zu verstehen. Sie LIEBEN es, zu "begreifen". Sie SCHÄTZEN die Sicherheit, wirklich zu wissen, was ich will, und nicht raten zu müssen. Mit Bodenarbeit können Sie die Interaktionen vereinfachen, so daß Sie Zeit haben, die Prioritäten, Annahmen und die Logik des Pferdes zu erforschen. Bodenarbeit gibt Ihnen Gelegenheit, Ihre Geduld zu entwickeln (gelassen die Anfrage zu wiederholen, bis das Pferd wirklich antwortet) und Ihre Reaktionsfähigkeit zu verfeinern (wann man nachlassen muß, damit man am besten verstanden wird). "Freie" Bodenarbeit gibt Ihnen Gelegenheit, Ihren Tanz mit dem Pferd zu üben. Wenn ich da rüber gehe, wo geht das Pferd hin, und wann? Kann ich mich so bewegen, daß es am dritten Pfosten umdreht? Wie vorsichtig muß ich mich bewegen, um nicht Widerstand zu erregen? Ich habe einmal einer sehr begabten Bodenarbeiterin zugesehen, wie sie mit einer sehr furchtsamen Stute gearbeitet hat. Die Frau floß dahin wie Wasser, abwechselnd mit ihrer Körpersprache drängend und schmelzend, jede Kleinigkeit der Bewegung der Stute spiegelnd. Die Stute kam langsam von einem hektischen, Kopf-in-der-Luft-Galopp zu einem entspannen Trab, und es dauerte nicht lange, da näherte sie sich an, um vermutlich zum ersten Mal in ihrem Leben Freundschaft mit einem Menschen zu schließen. Wenn wir ein Pferd beobachten, wie es sich ausgeglichen bewegt, ohne daß unser Gewicht es stört, dann können wir ihm ein deutlicheres Vorstellungsbild von ihm selbst geben, wie es sich ausgeglichen bewegt.
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