Wilde oder verwilderte Pferde müssen pro Tag bis zu 16 Stunden lang wandern, um genug und abwechselndes Futter zu finden. Mit ausreichend Bewegung gibt es ausreichend Stoffwechselumtrieb, mit einer richtigen und abwechslungsreichen Nahrung kann er überhaupt erst funktionieren. Pferde sind andererseits grundsätzlich darauf aus, Energie nicht zu verschwenden, sondern alle Reserven für eine eventuelle Flucht parat zu haben. Extra Bewegungspotenzial bieten noch Spieltrieb und Diskussionen über die Rangordnung. (Letztere entfallen aber schnell bei einem gemeinsamen Ziel, z.B. sich im Pulk gegenseitig die Fliegen zu verscheuchen.) Der Bewegungsaufwand unserer Pferde hält sich meist in Grenzen, sie haben ihr Futter auf einem Haufen in der Box, im Trog oder innerhalb einer abgezäunten Weide in einer Raufe, falls die Wiese schon abgefressen ist. Also oft zu viel und meist zu einseitig. Zu einseitig? Gehen wir einmal von einem in Menschenaugen glücklichen Pferd in einer netten Gemeinschaft auf einer schönen saftigen Wiese aus. Nehmen wir dabei an, von einem bestimmten Stoff oder Mineral ist im fetten Gras dieser Wiese zu wenig enthalten. Ein Grund für das Pferd, vom Energiegehalt her gesehen mehr zu fressen als notwendig, nur um an die ausreichende Menge des Minerals zu kommen. Es wird zu dick und der Organismus hat dadurch mehr zu tun. Zum Beispiel müssen überschüssige Stoffe, auch Eiweiß, ausgeschieden werden. Das könnte zwar zum Teil in Hufhorn umgebaut werden, auf dem weichen Boden gibt es aber wenig Hufmechanismus und damit wenig Anreiz für Hornbildung. Der Organismus kommt mit der Zeit an sein Limit, das Faß ist kurz vor dem Überlaufen. Oft sehen wir das an Ekzemen oder einem Speckhals, der als Giftdepot fungiert. Bei einer zusätzlichen Streßsituation oder einem Extraschub ungeeignetes Futter läuft das Faß auch über und das Pferd wird akut krank. Das geschieht meist an seiner schwächsten Stelle, z.B. in den Hufen in Form eines Reheschubs.
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