| Die Viehzucht oder Viehhaltung ist nach der Jagd und dem Ackerbau das wom�glich dritt�lteste Gewerbe der Menschheit. Die Bezeichnung Viehzucht ist nur zul�ssig, wenn der Mensch tats�chlich mit der Zuchtwahl unter Verfolgung von Zuchtzielen die Fortpflanzung beeinflusst und lenkt. In den fr�hen Agrargesellschaften war dies jedoch nicht der Fall, weswegen in der Vor- und Fr�hgeschichte von Viehhaltung gesprochen wird. Fast alle Gesellschaften kennen die Domestizierung von Tieren und die kontrollierte Vermehrung.
Hauptziel der Zucht ist die Herausbildung und Verbesserung gew�nschter Eigenschaften � meist Leistungseigenschaften � und die Vermeidung ung�nstiger Eigenschaften � meist Krankheitsanf�lligkeiten. Dies wird durch planm��ige, k�nstliche Selektion, also Auslese oder Zuchtwahl, erreicht. Dabei werden Tr�ger bestimmter gew�nschter Genotypen miteinander gepaart, bzw. Tr�ger unerw�nschter Eigenschaften von der Zucht ausgeschlossen.
Viehzucht im eigentlichen Sinn bezieht sich auf Vieh, wie Rinder, Schweine, Schafe, Ziegen und Gefl�gel. Z�chterisches Ziel ist die optimale Verwertung dieser Tiere als Lieferanten von tierischen Produkten wie Milch, Fleisch und Fett oder Fell, Federn und Leder. [...] » Viehzucht | | |
Merken Sie etwas? Pferde kommen in dieser Aufz�hlung der Nutztiere nicht vor, obwohl Bauern seit jeher Pferde f�r den Eigenbedarf gez�chtet haben und Gest�te als gesonderte, spezialisierte Zuchtbetriebe f�r Pferde eine sehr lange Geschichte haben (wie sich zum Beispiel im Namen Stuttgart = Stutengarten = Gest�t zeigt). Die Pferdezucht ist, wie wir in der Serie �ber die FN gesehen haben, ein ganz bedeutender Wirtschaftszweig in unserem Lande. Trotzdem wird Pferdezucht nicht als Viehzucht gesehen.
Dabei hat sich die Pferdezucht genauso spezialisiert wie etwa die Schweinezucht: Es wird unterschieden zwischen Z�chter und Aufz�chter (» Tierzucht). Der Z�chter verkauft das Fohlen mit sechs Monaten als Absetzer an den Aufz�chter, der es dann mit drei Jahren an den Ausbilder verkauft. Es bildet sich also eine Wertsch�pfungskette, wobei jeder der Beteiligten sich auf die speziellen Probleme konzentriert, die sich in der jeweiligen Phase des Tiers stellen.
Die Sorge des Z�chters besteht in der gezielten Anpaarung der Elterntiere. Ein Z�chter ist in der Regel Besitzer einer oder mehrerer Stuten, f�r die er geeignete Hengste sucht. Da Pferde in fr�heren Jahrhunderten f�r die Kriegf�hrung wichtig waren, wurden fast �berall vom Staat sogenannten Landgest�te eingerichtet, die hoffnungsvolle Hengste hielten und diese den Stutenbesitzern, meist Bauern, zu g�nstigen Konditionen zur Verf�gung stellten, um die Zucht steuern zu k�nnen. Im Prinzip funktioniert dieses System auch heute noch. Bauern bringen ihre Stuten zu den Hengsten in die Deckstelle, die ihrem Wohnort an n�chsten liegt. Dort werden die Stuten im sogenannten Natursprung gedeckt. Die Auswahl der Bauern ist naturgem�� sehr gering, da pro Deckstelle meist nur ganz wenige Hengste angeboten werden. Dieses Verfahren wird bald der Vergangenheit angeh�ren.
Seit den sechziger Jahren befinden sich mehr und mehr Hengste in Privatbesitz; diese Hengsthalter besitzen oft ein Dutzend oder mehr Hengste. Mitte der achtziger Jahre war der Bestand an Privathengsten bereits so gro� wie der der staatlichen Deckstellen, im Jahre 2002 waren schon 60% der Hengste in privater Hand (Birgit Dohmen: Besamungswesen; Ausbildung und Zukunft?). Die staatliche Hengsthaltung wird subventioniert; die Privathengste m�ssen also teurer sein. Der Stutenhalter mu� f�r die Bedeckung eine Decktaxe zahlen, die mit allen anderen Kosten (Tierarzt, Futter, Personal, Geb�ude, Mutterstute usw.) zu den Selbstkosten beitr�gt. Der Verkaufspreis mu� diese Selbstkosten deutlich �bertreffen.
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