Wenn nun die Tageszeitung » junge welt in einem Beitrag vom 30.8.2005 unter Bezugnahme auf das Buch Hennigs die obigen Zitate gegen Gustav Rau und die FN in hetzerischer Absicht verwendet, muß man auf die Mündigkeit des Lesers vertrauen. Der demagogische Artikel schiebt noch ein weiteres Zitat aus der angeführten Rede hinterher:
| "Ein Querschießen einzelner Personen aus Züchterkreisen, die weder den Geist des Dritten Reiches noch die Notwendigkeiten der Pferdezucht begriffen haben, gegen die Pläne des Preußischen Innenministeriums wird die gebotene Abwehr zur Folge haben." » junge welt vom 30.08.2005 - Ein Jubiläumsbeitrag | | |
Der neunmalkluge Kommentator wertet dieser Äußerung wie folgt: "Was ja wohl in jener Zeit schlimmste Verfolgungen hieß!" Anscheinend will er damit unterstellen, daß Gustav Rau in der Lage gewesen sei, Verfolgungsmaßnahmen anzuordnen, und nicht habe zögern wollen, die Machtmittel der Nazis für seine Zwecke, nämlich die Förderung der Pferdezucht und des Pferdesports, einzusetzen. Dafür gibt es, soweit ich sehen kann, keinerlei Anhaltspunkt. Im Gegenteil: Gustav Rau wurde ziemlich schnell von den Nazis kaltgestellt. Eine Anbiederung an den Nazis kann ich darin auch nicht erkennen.
In infamer Weise werden Belege des Buches zu einer Anklage montiert:
| Hemmungslos glaubt Hennig sich des Reinwaschungsversuches von Josef Pulte, eines Wegbegleiters Raus in faschistischer Zeit, bedienen zu können. Sie läßt Pulte wie folgt zu Wort kommen: "Es wird oft vom �Diktator� Rau gesprochen. Hier müssen wir antworten: Selbstverständlich war Rau ein Diktator, jedoch ein Diktator der Arbeit, der alle anderen durch Anspannung und Unermüdlichkeit in die Arbeit zwang." Hennig immerhin an anderer Stelle: "Unbestreitbar sieht er sich selbst stets als den großen Führer des Pferdesports und der Pferdezucht. Von daher kommt der Führerstaat Hitlers wie auch die faschistische Diktatur Italiens unter Mussolini der Persönlichkeitsstruktur und dem Denken Raus entgegen (...) Sein Handeln lediglich auf ein gewisses Mitläufertum zu reduzieren, wäre allerdings (...) nicht angemessen."
Und jetzt, liebe Leser, festhalten! Trotz dieses Engagements für den Faschismus, wofür noch weit mehr Beweise vorgelegt werden können, ist Gustav Rau der Namenspatron für zwei der höchsten Auszeichnungen der Deutschen Reiterlichen Vereinigung: der Gustav-Rau-Plakette und der Gustav-Rau-Medaille. Das muß ein Ende haben! Schluß mit dem Kult um Gustav Rau! a. a. O., Helmut Lenz in der Abteilung Sport | | |
Von einem Engagement für den Faschismus kann ja nun gar keine Rede sein. Die angeblichen Beweise hätten genau hier vorgelegt werden müssen. Schon der erste Satz ist eine Unverschämtheit sondergleichen. Hier wird nämlich nicht nur Gustav Rau diffamiert, sondern Susanne Hennig und Josef Pulte gleichermaßen. Gönnerhaft billigt der Ankläger Lenz durch sein "immerhin" die Einschätzung Hennigs. Diese belastet Gustav Rau allerdings implizit als Täter, denn wenn die Bezeichnung "Mitläufertum" nicht angemessen wäre, müßte man ihm Schuld anlasten. Nur: Schuld woran und wofür? Das bleibt auch bei Hennig offen.
Ich würde im Gegenteil die Äußerung Hennigs als ebenfalls unangemessen zurückweisen. Mit diesen Worten wird das Andenken eines verdienten Mannes unnötig und unbegründet beschmutzt - es sei denn, sie verfüge über Informationen, die diese Einschätzung rechtfertigen. Wenn dem so sein sollte, wäre aber rätselhaft, warum einerseits diese Informationen nicht preisgegeben, andererseits aber Andeutungen gemacht werden. Die einzige belegte Äußerung, die ein Stirnrunzeln rechtfertigen würde, ist die Ankündigung der "gebotenen Abwehr" für diejenigen, die "querschießen" - die eben nicht von Hennig angeboten wird (die ihrerseits keinerlei Quellenangaben mitliefert, außer für Fotografien, genauso wenig wie die "junge welt"). Was mit dieser Äußerung gemeint und wie diese zu verstehen ist, bleibt vollkommen offen.
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