Diese widerliche, plumpe, anbiedernde Hetztirade wird nun noch durch einen offenen Brief an die FN überboten. In der » fs lesen wir:
| Forderung an FN: "Schluss mit dem Kult um Gustav Rau"
"Wir lehnen entschieden den FN-Kult um Dr. Gustav Rau ab, der 1933 die faschistische Gleichschaltung des deutschen Pferdesports organisierte, was unter anderem die große Mehrheit der Reitervereine in die SA- und SS-Reiterstürme zwang", schreibt der Berliner Journalist Helmut Lenz gemeinsam mit acht weiteren Unterzeichnern in einem offenen Brief an die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN). "Es ist eine Schande, dass höchste Auszeichnungen der FN als Medaille und Plakette den Namen Gustav Rau tragen. Wir erwarten von der FN, dass sie diese Auszeichnungen nicht mehr verleiht."
Während der Hitler-Diktatur hatte der 1995 verstorbene Hippologe Gustav Rau wichtige Funktionen inne. So organisierte er 1936 die Olympischen Reiterspiele in Berlin, von 1939 bis 1945 war er Beauftragter für Pferdezucht und Gestütswesen im von der Wehrmacht besetzten Polen. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er unter anderem das hessische Landgestüt und siedelte das Deutsche Olympia-Komitee für Reiterei in Warendorf an.
"Bei der Deutschen Reiterlichen Vereinigung sind wir uns der Problematik bewusst, zum Beispiel setzt sich die kürzlich erschienene FN-Chronik durchaus kritisch mit der Zeit zwischen 1933 und 1945 auseinander", sagt FN-Pressesprecher Thomas Hartwig. "Sie enthält Zitate von Gustav Rau, aus denen sich jeder Leser selbst ein Bild von seiner Einstellung machen kann."
Helmut Lenz' Forderung, die Gustav-Rau-Medaille und -Plakette abzuschaffen oder umzubenennen, gehe aber zu weit, so Hartwig - "nicht zuletzt, weil Gustav Rau nach Kriegsende nie von den Siegermächten angeklagt wurde und somit letztlich als apolitischer Mensch gelten kann." » freizeit im sattel : Juni 2005 - fs aktuell - Forderung an FN: "Schluss mit dem Kult um Gustav Rau" | | |
Die FN hätte diese unverschämte Forderung und ungeheuerliche Unterstellung mit aller Schärfe zurückweisen müssen. Statt dessen werden zu seiner Würdigung einzelne Daten aufgezählt, die seiner Bedeutung in keiner Weise gerecht werden. Was soll das schon heißen: "... siedelte das Deutsche Olympia-Komitee für Reiterei in Warendorf an"? Da muß sich der wichtigste Mann in den 100 Jahren FN doch im Grabe umdrehen!
Die Äußerung Hartwigs klingt im Gegenteil wie eine uneingestandene Zustimmung, so als würde jeder, der das Buch sorgfältig lesen würde, schon von alleine dahinter kommen, wie schuldig Rau in diesem Sinne war. Diese Schuld vorausgesetzt, versteckt sich die FN laut Hartwig nun hinter den Siegermächten und verwandelt die Tatsache, daß Rau nicht angeklagt wurde, in einen Persilschein. Unglaublich! Mehr hat die FN bzw. deren Pressesprecher dazu nicht zu sagen! Von höchster Stelle hätte man hier reagieren müssen!
Aber gehen wir der Sache doch mal nach! In meiner Beurteilung gehe ich davon aus, daß die Recherchen Susanne Hennigs zuverlässig sind - sowohl die FN als auch der Berliner Journalist bezweifeln das nicht. Auf Seite 86/87 beschreibt sie die Überführung der Reitervereine in die SA-Reiterstürme. Gustav Rau kommt darin nicht vor.
| Reichsverband - loyales Bekenntnis zum Nationalsozialismus
Wie alle Sportverbände steht auch der Reichsverband für Zucht und Prüfung deutschen Warmbluts loyal zu den neuen nationalsozialistischen Machthabern. In der ersten Mitgliederversammlung des Jahres 1933, acht Wochen nach der Machtübernahme Hitlers, votieren die Anwesenden für drei Grußtelegramme ein Reichskanzler Hitler, Reichspräsident v. Hindenburg und Landwirtschaftsminister Dr.Hugenberg. An Hitler ergeht folgender Text: " Die im Reichsverband Warmblut vereinigten 250.000 Reiter, Fahrer und Züchter von Warmblutpferden stehen mit ihren Herzen und Pferden hinter Ihnen und erbieten Ihnen aus der heutigen Mitgliederversammlung Dank und Gruß." Den soeben dem Präsidium des Reichsverbands beigetretenen Landwirtschaftsminister Hugenberg bittet die Versammlung telegraphisch um "Hilfe im kampfesfrohen Ringen um die Weltgeltung des deutschen Warmblutpferdes, einem der wertvollsten Erzeugnisse der deutschen Landwirtschaft". a. a. O., Seite 87 | | |
Eben. Es geht um die wirtschaftlichen Interessen, nicht um die Politik, schon gar nicht um Verbrechen. Von der SA ist keine Rede. Ob Rau hier noch mitgewirkt oder sich schon in seine neue Aufgabe als Oberlandstallmeister eingearbeitet hat, ist unklar. Auf jeden Fall ist die ganze Angelegenheit so unpolitisch wie nur möglich. Bringen die Ankläger da vielleicht etwas durcheinander?
Rau hat die Bewegung der ländlichen Reit- und Fahrvereine initiiert. Das war allerdings zehn Jahre vorher. Zu dieser Zeit genoß Hitler gerade Festungshaft. Die Entmachtung der Reitervereine und die Überführung in die SA wird am 11. Dezember 1934 beschlossen (a.aO. Seite 91). Da war Gustav Rau schon lange nicht mehr Mitglied irgend eines Verbandes.
Ein dicker Klops am Rande, bei dem unklar ist, wer dafür verantwortlich zeichnet, die FN, die fs oder die Protestler: Rau starb natürlich nicht 1995 - dann wäre er nämlich 115 Jahre alt geworden.
| |