| | Nur wenn die Verbindung zum Pferd stimmt, kann das freie Reiten & Führen gewagt werden. | | | |
| | | Hier reitet Birgit ihren Haflingerwallach Hobbit ohne Zaumzeug. | | | |
| Nun kennt man Vorführungen auf Messen und Shows, wo Experten als Gipfel ihrer Reitkunst vom Sattel aus die Trense abnehmen und anschließend zeigen, daß sie auch ohne reiten können. In der Halle, wohlgemerkt. Als Höhepunkt einer Show, als besonderer Beweis ihrer Meisterschaft, aber nicht als Anspruch, als Bestandteil einer Reitweise.
Selbstverständlich kann man auch ohne Sattel reiten - nicht jeder, aber viele. Das ist ein alter Hut. Manche Lehrer sind sogar der Meinung, daß man das Reiten überhaupt nicht richtig lernt, wenn man gleich in den Sattel steigt. Sie schreiben deshalb eine Schulung ohne Sattel als Voraussetzung zum Reiten mit Sattel vor.
Denn das ist das Ziel: Reiten im Sattel. Der Verhaltensforscher Zeeb soll mal gesagt haben, daß Reiter ein Pferd gar nicht erkennen können, wenn nicht ein Sattel drauf liegt. So viel zum Thema Reiten und Sattel. Reiten ist durch die Erfindung des Sattels erst schön geworden. Außerdem schont man dadurch das Pferd. Liest man jedenfalls überall. Muß doch stimmen, oder?
Wer keinen Helm trägt, muß wissen, was er tut. Daß ein Helm die Verletzungsgefahr in manchen Fällen reduziert, ist sicher richtig; auf der anderen Seite gibt es aber auch Situationen, wo eine Verletzung erst durch den Helm verursacht wird - wer hätte das gedacht? Zum Traum vom Reiten gehört der Helm mit Sicherheit nicht.
An wen wendet sich Sabine Birmann mit ihrem Buch?
Dieses Buch ist nicht von Traumtänzern geschrieben worden, die zeigen wollen, was sie selbst in Ausnahmesituationen für die Kamera vollbringen können, sondern von Fachleuten, die alle ansprechen wollen, denen es mit ihren Pferden ernst ist. Es geht hier um mehr als um das Reiten ohne Sattel, ohne Zaumzeug und ohne Helm. Die Bildunterschrift auf Seite 69, der das erste Bild dieses Artikels entnommen ist, bringt es auf den Punkt:
| Der andere Weg: Kraft, Energie und Hingabe. | | |
Die drei Substantiva beziehen sich erkennbar nicht auf den Reiter*, der entspannt in leichter Rückenlage auf einer doppelten Lage Westernpads sitzt und sich an einem Halsring festhält, sondern auf das Pferd. Dieses Pferd ist das Bild von einem Pferd, der Traum von einem Pferd, es bringt alles das zum Ausdruck, was die Werbestrategen im Betrachter anrühren wollen, wenn sie solche Bilder verwenden. Dieser Abschnitt bringt zwei weitere Illustrationen, die dasselbe zum Ausdruck bringen.
Und auf der gegenüberliegenden Seite 68 das Kontrastprogramm, das ich Ihnen hier vorenthalten möchte. Links wird ein Pferd im Sprung auf einem Turnier gezeigt, der Reiter selbstverständlich in vorschriftsmäßiger Kleidung, das Pferd ebenfalls vorschriftsmäßig verschnürt. Der Bildtitel lautet: "Ehrgeiz". Rechts daneben das Foto eines Pferdekopfes, bei dem sich einem der Magen zusammenzieht. Wäre es ein Mensch, würde man vermuten, daß dieser sehr unglücklich ist und viele Probleme hat. Die Bildunterschrift: "Das selbe Pferd: Kleine Augen, bedrücktes Wesen. Ehrgeiz verhindert das Fühlen."
* zum Genus siehe » Sprachzerstörung aus Konzilianz � die Umkehr ist fällig
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