| | | Jona, 3, f�hrt Mona, 28, siehe auch Poster | | | |
| Sabine Birmann ist eine von den unz�hligen Frauen, die seit Kindesbeinen von Pferden fasziniert sind. Sie ist au�erdem Naturwissenschaftlerin. In G�ttingen hat sie Biologie mit Schwerpunkt � Anthropologie und � Verhaltensforschung studiert.
Im Vorwort bekennt sie ganz offen: "[...] in den ersten 30 Jahren lernte ich sie nie wirklich kennen, die Pferde." Ihre Pferdefaszination begann im Alter von drei Jahren, also mu� dieser Zustand des Nicht-Kennens bis 1993 gedauert haben, dem Jahr, als Hempfling seinen Erstling � Mit Pferden tanzen ver�ffentlichte.
1979, mit 19 Jahren, kaufte sie ihr erstes eigenes Pferd, "eine kleine Trakehnermischlingsstute namens Mona". Ein Bild der drei�igj�hrigen Mona ziert das Vorwort.
| Diese kleine Stute konnte etwas, von dem ich erst im Laufe vieler Jahre erfuhr, was es wirklich bedeutet: das F�hren. Sie war eine echte Leitstute, die 20 Jahre lang in jeder Herde die F�hrung hatte. Klein und eher unscheinbar, doch souver�n, durchschaute sie jede Lage und f�hlte sich auch mir in bestimmten Situationen deutlich �berlegen.
Viele Fehler habe ich bei ihr gemacht, einfach aus dem Nichtwissen heraus. Aber ich habe immer gesp�rt, das da doch noch etwas anderes sein mu� mit diesem kleinen, willensstarken Pferd. Ich konnte sp�ter zwar am Halfter ausreiten, ja sogar Handpferde mitnehmen, aber irgend etwas fehlte. Es war wie eine gute Teamarbeit und es gab auch eine gewisse Zuneigung, aber diese totale Verbindung, von der ich als Kind immer getr�umt hatte, fand ich einfach nicht. a. a. O., Seite 8 | | |
Hier ist er, der Traum, der Wirklichkeit werden will. Aber wie? Kann die Wissenschaft Antworten geben? Ich f�rchte, im Moment noch nicht. Die Ans�tze des vergangenen Jahrhunderts sind aus heutiger Sicht entsetzlich primitiv und l�cherlich.
In meiner Jugend galt zum Beispiel � Konrad Lorenz als weiser Mann, aber gegen Ende des Jahrhunderts stellte sich heraus, da� er nicht nur unwissenschaftlich gearbeitet hatte, sondern auch auf unverantwortliche Art und Weise Einsichten, die er aus dem Studium des Instinktverhaltens gewisser Tierarten gewonnen hatte, auf andere Arten und sogar den Menschen �bertragen hatte (Generalkritik � Instinkttheorie � Hanna-Maria Zippelius).
W�hrend ihres Studiums hat Sabine Birmann anscheinend nicht �ber Pferde gearbeitet. Sie bringt ein Beispiel aus ihrer Zeit der Verhaltensforschung und �bertr�gt die Lehre daraus auf die Situation mit Pferden und Menschen:
| Wenn wir unsere Krallen-oder Berberaffen beobachtet haben, dann hatten wir meistens ein Focustier, das in bestimmten Zeitr�umen beobachtet wurde. Zu den Verhaltensbeobachtungen geh�rte auch der Blickkontakt - wer schaut wen an und wie oft. Bei den Berberaffen war eines meiner Focustiere ein M�nnchen namens 201, der absolute Chef der Horde. Dieses �ltere, sehr weise wirkende M�nnchen r�hrte sich selten von seinem Platz, aber es wurde st�ndig von den anderen M�nnchen und auch Weibchen kontaktiert und auch angeschaut. Er selbst schaute nur auf, wenn irgendwo eine Rauferei oder Balgerei stattfand.
Ein echter Chef geht einfach seinen Weg und braucht nicht auf die anderen zu achten, denn sie werden ihm den Weg auf alle F�lle freimachen. Beobachte ich nun die Menschen im Viereck mit ihren Pferden, so f�llt mir besonders bei den Frauen auf, da� sie ihr Pferd st�ndig fixieren, bet�tscheln und selten einmal einfach ohne Absicht zum Pferd gehen. Und jetzt kommt das Wichtigste �berhaupt. Wenn ich einem Pferd begegne, so ist dies immer ein "unschuldiger" Zustand. Das hei�t: Ich will nichts von Pferd und trotzdem bin ich f�r das Pferd sehr schnell pr�sent, wenn es an der Zeit ist. a. a. O., Seite 27 | | |
Und was wissen wir heute �ber Pferde? Ich f�rchte: wenig. Nach der Lekt�re des Buches von Sabine Birmann ist mir deutlich geworden, wieviel sie zu vermitteln hat und wie wenig ich bisher wu�te, wo ich doch schon so viele B�cher gelesen und recht viel Erfahrung mit Pferden habe. Deshalb meine Vermutung: Wir stehen noch am Anfang der Erforschung des Lebewesens Pferd. Zwar geht der Mensch schon Jahrtausende mit dem Pferd um, aber hat er wirklich hingeschaut? Das Pferd ist benutzt worden, aber haben die Menschen wirklich gefragt, was ein Pferd ist?
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