| | Der Hauptpreis der Tombola | | | |
| In meinem ersten Beitrag dieser Reihe habe ich den Anfang eines geplanten Artikels gebracht, dessen Titel lautete: "Wer stoppt Hempfling?" Der zweite, nicht geschriebene Teil dieses Artikels sollte in scharfem Kontrast zum ersten Teil stehen. Während der erste Teil in deutlichen Worten auf problematische Fehlentwicklungen hinweist, sollte der zweite Teil die besonderen Fähigkeiten und Leistungen Hempflings ebenso klar und deutlich herausarbeiten. Ich war nicht allein und nicht aus Neugierde nach Köln gefahren, sondern aus einem bestimmten Grund. Und dieser Grund war ein Pferd. Ich war nämlich nur die Begleitung für Sylvia Frevert, mit der und für die ich bis zu ihrem Ausscheiden im Herbst 2001 die Pferdezeitung gemacht habe; deshalb wird sie einigen Lesern bekannt sein. Die Pferdezeitung war aber im Herbst 1998 noch gar nicht angedacht. Sylvia war wegen und mit ihrer Traberstute Romy nach Köln gefahren. Sylvia hatte Romy zweijährig gekauft und selbst angeritten und eingefahren. Im Grunde war sie mit Romy glücklich. Allerdings hatte sie im Laufe der fünfeinhalb Jahre drei schwere Reitunfälle und schließlich 1998 noch einen dramatischen Kutschenunfall. Ich war dabei und hatte schon mit meinem Leben abgeschlossen. Romy ging ohne Vorwarnung von jetzt auf gleich durch. Wie durch ein Wunder hat Sylvia es geschafft, Romy gegen eine Wand aus Tannen zu lenken, wo sie dann zum Halten kam. Bis auf Prellungen, Blutergüsse und Materialschäden kamen wir alle mit dem Schrecken davon. Durch die Reitunfälle, die sogar zu Krankenhausaufenthalten führten, hatte Sylvia eine Angst beim Reiten entwickelt. Immerhin war Romy immer zuverlässig vor der Kutsche gegangen, auch im dicksten Verkehr. Durch den Kutschenunfall schien nun auch ein Fahren nicht mehr möglich; jedenfalls stand sie monatelang unter Schock. Nachdem alle guten Ratschläge von allen Bekannten ihr nicht weiterhalfen, wandte sie sich in ihrer Not an Hempfling. Hempfling arbeitete unkonventionell und hatte vielleicht einen Rat, den sie anderswo nicht bekommen konnte. Aufgrund seines ersten Buches und sonstiger Lektüre, zum Beispiel der ersten Ausgabe der Cavallo, vertraute sie ihm. Sie besorgte sich seine Telefonnummer und rief ihn an. Hempfling wollte sie gleich zu seinem nächsten Kurs nach Hamburg einladen, aber das war zu kurzfristig. Immerhin gab er ihr den Rat, das Pferd einfach für ein paar Monate auf die Weide zu stellen, zu putzen und ansonsten in Ruhe zu lassen. Das entlastete sie. Außerdem regte er an, daß sie ihre gesamte Geschichte mit Pferden aufschreiben solle; er arbeite gerade an einem neuen Buch: ob er ihre Geschichte verwenden dürfe? Und dann solle sie zu seinem nächsten Kurs kommen. Die Übermittlung dieses Textes per Fax nach Spanien war ein Drama, aber nach vielen Stunden war auch das erledigt. Und dann hörte sie trotz Ankündigung von Hempfling nichts mehr. So entschloß sie sich nach geraumer Zeit und vielen weiteren Diskussionen mit Fachleuten und Sachverständigen, das Pferd einem ausgewiesenen Westerntrainer ihres Vertrauens zur Ausbildung zu übergeben. Diese Ausbildung ließ sich ganz gut an, der Trainer war zuversichtlich, aber schließlich rang sich Sylvia schweren Herzens doch dazu durch, Romy zu verkaufen. Deshalb schien es sinnlos, noch nach Köln fahren zu wollen. Warum sollte man ihr diese Strapazen zumuten? Also sagte sie den Kurs mitsamt Pferd ab. Am Tag vor dem Kurs meldete sich Hempfling aus Spanien und redete eine Stunde auf sie ein. Sie müsse unbedingt mit dem Pferd nach Köln kommen, dieses sei ihr nicht umsonst begegnet, sie habe etwas zu lernen. Schließlich willigte sie ein.
| |