| | Freiheit und Abenteuer vor der Haustür | | | |
| | | Der wahre Pferdeflüsterer: Liebe zum Pferd | | | |
| Ich hatte einmal jemanden angestellt, der ganz patent zu sein schien. Diese Person legte aber nach kurzer Zeit ein merkwürdiges Verhalten an den Tag. Schien zunächst alles in Ordnung zu sein, machte sie unversehens ganz dumme Fehler, die ein Eingreifen eines Kollegen erforderte, und zwar immer schlimmere, bis irgend jemand in ihrer Umgebung es nicht mehr aushielt und ganz furchtbar ausrastete. Dann ging es für eine Weile wieder wunderbar.
Auf die Dauer war das natürlich für die Firma ziemlich anstrengend. So etwas war bei uns noch nie vorgekommen. Die Kollegen begannen sich bei mir zu beschweren, weil sie sich selbst nicht wiedererkannten und die eigenen Ausbrüche unverständlich, unangenehm und unangebracht fanden. Deshalb sah ich mich nach mehreren vergeblichen Versuchen, diese Situation zu verstehen und zu lösen, leider gezwungen, der Person zu kündigen. Daraufhin arbeitete sie so vorzüglich wie nie zuvor. Ich und mit mir alle Mitarbeiter waren vollkommen verblüfft und verwirrt. Wie konnte das sein?
Da hat mich jemand, der sich in Psychodynamik auskannte, aufgeklärt. Für ihn war die Sache sonnenklar. Diese Person war Masochist und brauchte einen gehörigen Druck, um sich wohlzufühlen und gut zu funktionieren. Das fand ich verblüffend, aber es leuchtete mir als Erklärung für die bis dahin unverständliche Situation durchaus ein. Daraufhin machte ich der gekündigten Person ein Angebot. Ich klärte sie über meinen neuen Kenntnisstand auf und war bereit, die Kündigung unter der Voraussetzung zurückzunehmen, daß wir ihr in Zukunft nicht den Druck machen müßten, den sie offenbar immer wieder provozieren mußte. Das lehnte die Person ab.
Verständlich, wenn sie den Druck brauchte und ihn nicht selbst erzeugen konnte. Sie brauchte jemanden dafür. Wenn wir nicht zur Verfügung stünden, wäre sie aufgeschmissen. Das Geschäft konnte nicht zustandekommen. Soweit scheint die eine Seite klar. Wir paßten nicht zueinander. Was ist nun mit der anderen Seite der Medaille? Wer braucht jemanden, den er manipulieren und unterdrücken kann? Haben Sie jemanden kennengelernt, der so strukturiert ist? Ich schon.
Einen anderen wohlbekannten "Pferdeflüsterer", mit dem ich mich lange und ausführlich beschäftigt habe, würde ich nach reiflicher Überlegung als Sadisten bezeichnen, aber für Rolf scheint mir dieser Begriff unpassend. Ich würde ihn eher für einen Psychopathen halten. Da mir solche Menschen mehrfach begegnet sind, habe ich gelernt, sie zu erkennen. In der Psychologie ist dieser Begriff anscheinend unmodern geworden ( » Psychopath); im Zusammenhang mit Persönlichkeitstypen in Managementpositionen finde ich ihn aber wieder ( » Der Chef - ein Psychopath?, » Mein Chef, ein Psychopath, » Die Psychopathen sind unter uns, » Mein Chef, der Psychopath ).
Diese Art Mensch möchte auf jeden Fall dominieren und Macht ausüben. In dieser Funktion läuft sie zu starker Form auf. Notfalls erfindet sie erstaunliche Geschichten, um sich im Lichte der eigenen Großartigkeit zu spiegeln. Dahinter befindet sich leider nichts als gähnende Leere. Weil sich die notwendigen und guten Gefühle nicht auf Substantielles stützen können, braucht ein solcher Mensch ständig Erlebnisse, die seine Leere füllen. Durch die Manipulation anderer Menschen fühlt sich diese Persönlichkeit stark und überlegen. Sie entwickelt daher ein gutes Gespür für die Schwachstellen anderer Menschen, um diese zur Fremdsteuerung zu benutzen, hat aber im Grunde keinerlei Verständnis oder Mitgefühl für diese, wodurch sich leicht eine Mißbrauchssituation ergibt.
Dominanz - dieses Stichwort ist Pferdefreunden wohlbekannt. Ein Pferd kann sich nur wohlfühlen, wenn es entweder selbst dominant ist und damit die Verantwortung für alle anderen Pferde in der Herde übernimmt oder wenn es Mitglied der Herde ist und sich einem dominanten Tier unterordnen kann, weil es ihm vertraut. Merkwürdig, daß Rolf diese Parallele seinen Anhängern nicht an die Hand gibt. Immerhin beanspruchte er die Dominanz und sie vertrauten ihm.
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