| Wer stoppt Hempfling? Frau und Pferd - ein wichtiges Thema versaut 28.10.1998
Nicht daß Hempfling als Person mir besonders wichtig wäre - ich habe aus seinem ersten Buch Einsichten gewonnen, für die ich ihm dankbar bin. Die vielen Leute, die ihr Geld zu Hempfling tragen, können mir egal sein. Daß er dabei ist, seine Reputation auch bei seinen Fans zu verspielen, muß mich nicht kümmern. Ich bin entsetzt, weil ich befürchte, daß seine Botschaft verloren geht.
Im ersten Heft der Cavallo findet sich ein langer Artikel über Hempfling. Nach meinem Besuch des Kosmos Kompetenz Seminars "Frau und Pferd" am 20.9. habe ich ihn nachgelesen. Der Tenor ist nach wie vor gültig. Er hat eine Fangemeinde. Er ist umstritten. Irgendwas kann er. Keiner weiß, was.
Das Seminar war eine Katastophe. 250 Teilnehmer aus der ganzen Republik und dem nahen Ausland, überwiegend Frauen, harrten auf harten Holzbänken des Meisters. Der kam 30 Minuten zu spät (ohne Entschuldigung). Der Verlag hatte organisiert und leitete ein. KFH bat spontan und kurz entschlossen eine Vertraute, die Einleitung zu seinem Buch zu verlesen. Die Arme war etwas überrumpelt. Aber gut. Was hören wir? Eine Verkaufsbotschaft.
KFH ist stolz darauf, sich nie vorzubereiten. Das gibt er sogar schriftlich in seiner neuen Hauszeitung, auf englisch und deutsch. Er hat nun doch eine Schule gegründet, aber einen Lehrplan hat er wohl immer noch nicht. Es sollen demnächst sogar Akademiker bei ihm in Spanien ausgebildet werden (1,5 Jahre an der Uni in Delft, 2 Jahre bei ihm mit Abschluß dort!), aber er kann sich noch nicht einmal den Titel merken, der da verliehen werden soll. Schwaches Bild. Vor allem, da der Mentor aus Delft anwesend ist.
Immerhin hatte er einen Metallkoffer mit, und darin das Manuskript vom neuen Buch. Wie naiv kann man sein? Was wird das Publikum alles schlucken? Also: Der Verlag hat eine Geschäftsidee: Frau und Pferd. Genial! Genau, das ist ein Thema. Das haut er in drei Wochen runter. Die Frauen umschwärmen ihn. Das wird er ja wohl können.
Nun dauert alles länger als gedacht: Also 4 Monate hat er investiert. Er hatte doch nicht so viel zu sagen zum Thema, mußte ein bißchen rumfragen, hat sogar deutsche Wochenmagazine studiert und zitiert. Also eine Fleißarbeit.
Auch für das Seminar fiel ihm offenbar nichts ein. In seiner Zeitung hat er versprochen, über den Unterschied von männlicher und weiblicher Herangehensweise ans Pferd zu informieren - nichts da. Auf die konkrete Nachfrage einer Teilnehmerin nach der Mittagspause antwortet er wie üblich in ungeheuren Schachtelsätzen.
Das ist interessant, wissenschaftlich gesehen. Unter drei Schachtelungen macht er es nicht und bringt es leicht auf 8. Er ist ein Meister auch darin. Dabei schöpft er aus einem beschränkten Fundus von Leerfloskeln und weiß schnell nicht mehr, wo er angefangen hat, so daß die Sätze recht häufig im Leeren enden.
Manchmal verliert er sogar den Faden und sinnt längere Zeit vor sich hin. Das wohlmeinende Publikum versucht angestrengt, ihm zu folgen und den Sinn seiner erlauchten Worte zu entziffern. Da er keinen Sinn produziert, ist das eine undankbare Aufgabe, die stark ermüdet.
Diese Sätze sind ein Phänomen. Sie produzieren Nicht-Sinn. Um zu merken, daß Hempflings Sätze nichts aussagen, muß man zweigleisig hören können: Einmal die Aussage selbst. Gleichzeitig muß man über den Satz als solchen reflektieren können. Sein Publikum ist damit überfordert. Übrig bleibt ein allgemeiner Eindruck aus emotional aufgeladenen Worthülsen und rhetorischen Kunstgriffen wie starken Betonungen.
Dann liest er seitenlang aus seinem Manuskript. Auch da produziert er grammatikalische Fehler, aber die Sätze sind wenigstens relativ kurz, haben einen Anfang und ein Ende und meistens auch einen Sinn. Mit ungeheurer emotionaler Wucht und starken Worten schleudert er uns Schilderungen von indischen Witwenverbrennungen und afrikanischen Beschneidungsriten entgegen. Proben seines Könnens hat er ja schon in seinem zweiten Buch abgelegt. Die Einzelheiten können gar nicht grausig genug sein - die Botschaft von KFH kommt ganz klar rüber: Die Männer sind furchtbar, die Frauen furchtbar arm dran. Wer stoppt Hempfling? Unvollendetes Manuskript | | |