Frage: Ihre Frau Friða und Sie betreiben einen Zuchthof in Oddhol. Stammen die Pferde, mit denen Sie Wettbewerbe bestreiten, normalerweise aus Ihrem Betrieb?
Antwort: Nicht immer. Zwar stimmt es, daß eins der Pferde, mit denen ich an wichtigen Wettbewerben teilnehme, mit Sicherheit von mir stammt. Alle anderen gehören aber anderen bedeutenden Züchtern oder Privatleuten.
Ich bin ein Berufsreiter, und die Vorstellung von Pferden anderer Besitzer auf Wettbewerben ist Teil meines Berufs. Es ist unwichtig, wem das Pferd gehört, mit dem ich konkurriere, wichtig ist nur, daß wir gut zusammenpassen und daß wir unsere Aufgabe gut bewältigen. Natürlich will ich nicht abstreiten, daß ein Sieg mit einem eigenen Pferd etwas Besonderes ist.
Frage: Was sind die wichtigsten Eigenschaften eines hochtalentierten Rennpferdes?
Antwort: Ein hervorragendes isländisches Pferd muß einen ausgezeichneten Charakter und perfekte Gänge haben. Es braucht ein unendliches Verlangen nach Bewegung, es muß eine wirkliche Persönlichkeit haben, eine Art von vergeistigter, überlegener Haltung. Und zugleich muß es seinen Körper stolz tragen mit deutlichen, schnellen, aber leichten Bewegungen. Es muß viel Energie zum Ausdruck bringen, wie ein ganzes Kraftwerk!
Frage: In Island ist der alte Erlaß, der auf das Jahr 930 zurückgeht, immer noch in Kraft, der die Einfuhr von Pferden auf die Insel verbietet, selbst für diejenigen, die von der Insel stammen. Deshalb bleiben die besten Hengste und Zuchtstuten im Lande, auf Island, und Landsmót, wo die isländischen Meisterschaften im Reiten von Islandpferden abgehalten werden, bleibt das wichtigste Ereignis für isländische Pferde auf der ganzen Welt - trotz der Weltmeisterschaften, die alle zwei Jahre abgehalten werden. Wie sehen Sie das?
Antwort: Tatsache ist, daß die begehrtesten isländischen Pferde in Island geboren sind. Das ist auch ziemlich verständlich, denn die Abstammungsnachweise werden seit über 1000 Jahren geführt.
Aber das bedeutet auch, daß die besten Pferde nicht verkauft werden, sondern im Lande bleiben. Manche werden natürlich verkauft, denn wir leben von ihnen, aber wir fällen solche Entscheidungen erst nach reiflicher Überlegung, um eine Beeinträchtigung der züchterischen Leistungsfähigkeit zu vermeiden.
Die Weltmeisterschaften im Islandpferdesport werden natürlich von den Medien sehr stark beachtet, aber ich glaube, daß Landsmót aus züchterischer Sicht viel mehr und bessere Exemplare zu bieten hat.
Frage: Bei den letzten Weltmeisterschaften in Herninng in Dänemark war das isländische Team (mit drei Goldmedaillen) weniger erfolgreich als früher. Es gibt eine zunehmende Zahl von Ländern, die um die Spitzenplätze kämpfen; abgesehen von den Deutschen werden sogar die Schweden und Norweger oder die Dänen jedes Jahr besser. Verliert Island in sportlicher oder züchterischer Hinsicht sein vollständiges Monopol?
Antwort: Auf den letzten Weltmeisterschaften war das isländische Team tatsächlich weniger erfolgreich als in den früheren Jahren. Aber das muß man vielleicht der Tatsache zuschreiben, daß das Team kleiner als gewöhnlich war. Ich versuche nicht, den Erfolg zu leugnen oder zu verkleinern, den Sportler aus den anderen Ländern errungen haben. Tatsache ist, daß die isländischen Reiter nicht schlechter werden, die Wettbewerber aus den anderen Ländern werden besser.
Für eine globale Popularisierung des isländischer Pferdes ist das sicherlich sehr gut. Und der Wettbewerbsgeist steigert die Qualität des Reitens und der Pferde.
| |