|  | | Auf zur Ruine - hoch zu Roß |  |  |  |
| |  | | Der Turm gegen den finsteren Nachthimmel |  |  |  |
| |  | | Kerzen in den Fensterhöhlen, ein Fetzen Himmel zwischen den Mauerstümpfen |  |  |  |
| |  | | So war es wohl - viele Kerzen, wenig Licht |  |  |  |
| |  | | Gedichtproklamation in mittelalterlichen Kutten |  |  |  |
| |  | | Das Schwert darf nicht fehlen |  |  |  |
| Man kann an einem der Fotos des vorigen Abschnittes gut abschätzen, daß wir eine Weile zu reiten hatten, bis wir die Ruine erreichten. Ludwig telefonierte zwischendurch immer wieder mal mit seinem Handy.
Ich machte mir keine Gedanken darüber, aber jetzt dämmert mir, daß er sich vermutlich mit den anderen verabredet hatte, denn als wir die Ruine erreichten, waren die meisten schon da und die anderen kamen innerhalb weniger Minuten. Ein perfektes Timing!
Inzwischen war es bereits sehr dunkel, trotz des Vollmondes. Da ich wieder versuchte, einige vernünftige Aufnahmen zu machen, hatte ich keine Zeit zu zählen, aber ich schätze, daß es vielleicht 80 Reiter waren und zwei Kutschen, mindestens.
Auf diesen Kutschen kamen die alten Rittersleut in ihren Kostümen. Helga machte eine Gruppenaufnahme und hat vermutlich geblitzt, aber ich mag Blitzlichtaufnahmen nicht. Sie rauben dem Bild nach meinem Geschmack jegliche Atmosphäre. Man könnte dann zwar die Leute erkennen, aber die Stimmung wäre dahin. In Konsequenz kann man auf meinen Bildern leider fast nichts erkennen. Es war wirklich sehr dunkel zu dinkel für meine Kamera. Helgas Apparat machte noch gute Bilder, wenn man dem Display trauen kann. Hm. Schade.
Nachdem wir uns alle auf dem Vorplatz gesammelt hatten, ritten wir in die Ruine ein. Und dann war es einigen Leuten unklar, wie es weitergehen würde. Zu diesen Leuten gehörte auch ich. Einige nahmen dann das letzte steile Stück zur Ruine hoch und ich schloß mich ihnen an, natürlich nicht, ohne fleißig zu fotografieren.
Oben war ein ziemliches Gedränge und sehr wenig Platz. Für die Pferde war dort kein Bleiben - also kehrten wir wieder um. Keine Ahnung, wie die Pferde ihren Weg fanden, ohne zu stolpern und vor allen Dingen ohne in Panik zu geraten. Unten wieder angekommen, war dort ein fürchterliches Gedränge. Es gab da nämlich auch nur wenig Platz.
Aber bald wurde mir klar, wie hier die Organisation lief. Vermutlich kannten alle anderen die Regeln und hatten das Ganze schon viele Male mitgemacht. Unten gab es eigentlich nur einen schmalen Weg, auf dem gerade ein Traktor fahren konnte. Zwei davon standen dort und hielten zwischen sich ein langes Stahlseil gespannt. An dieses Stahlseil wurden die Pferde angebunden. Ludwig und ein paar andere Pferdefreunde sorgten dafür, daß jedes Pferd einen Haufen Heu bekam, und dann konnte man sie allein lassen.
Oben auf der Ruine brannten Kerzen und zwei Feuer. Da ich wieder mit Fotografieren beschäftigt war, bekam ich erst sehr spät mit, daß über den Feuern in einem großen Kessel eine Reitersuppe köchelte - selbstverständlich äußerst lecker. Es gab auch noch anderes, aber dazu hatte ich gar keine Zeit.
Wir Gäste aus Deutschland wurden nämlich besonders geehrt, und zwar mit mittelalterlichen Kostümen. Und dann wurde in einer feierlichen Zeremonie ein Gedicht verlesen, das uns ehrte:
| Zu Ruttenstein am XXIII. Tage des Ostermondes AD MMV den fahrend Zuträgern der schwarzen Kunst
Wir grüßen euch, die ihr kundig des Schreibens, Und erfreuen uns eures hiesig Verbleibens Leihet uns euer Ohr, kurz berichten wir nun, Wer wir sind und was wir tun
Auf Prandegg und auf Ruttenstein Hat sich gegründet je ein Verein Um die Gemäuer, die ehrwürdig alten, Unsrer Nachwelt zu erhalten. Denn ließe man verfallen Kulturgut im Lande Wär das für unser Volk arge Schande. Drum haben die Leut der Vereine schon Tausende Stunden wie einst die Bauern zur Fron Gearbeit - nur für Trunk und Atzung zum Lohn. Was wir flicken in Stücken, Was wir bergen und bauen, Ist für die Besucher, es anzuschauen.
Die historisch Gewandung der Leut zu Prandegg - Bäuerlich, ritterlich, herrisch oder keck - Wird getragen bei Hochgeziten und Reisen, so wir uns als mittelalterlich Freund erweisen.
Denn wir Prandegger sind ein gemütlicher Haufen Bei der Arbeit aber auch beim Fressen und Saufen.
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Im Gespräch wurde uns kurz die Geschichte der Ruinen » Prandegg und » Ruttenstein erläutert. Vermutlich wurden diese Anlagen im Zuge der Kolonisation durch Rodung angelegt. Sie sind schon seit Jahrhunderten verfallen, weil sie nicht mehr gebraucht wurden.
Im letzten Jahrhundert haben sich heimatliebende Menschen zusammengefunden, die sich auf Vereinsbasis um die Erhaltung dieser Ruinen bemühen. Denn wenn man nichts täte, würden diese immer mehr in sich zusammensinken, bis schließlich nichts mehr übrig wäre.
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