|  | | Mühlviertler Landschaft in der Dämmerung |  |  |  |
| |  | | Unser Ziel: Ruine Ruttenstein |  |  |  |
| |  | | Es dunkelt mehr, der Mond kommt hervor |  |  |  |
| |  | | Nanu? Äste & Hügel scharf, Mond verwackelt |  |  |  |
| | |  | Originalauflösung, 420mm aus der Hand Aufnahme vom 28.04.05 morgens um 5:06 h |  |  |  |
| |  | Vollmond über der Ruine Aufnahme vom 23.04.05 abends um 22:21 h |  |  |  |
| Das menschliche Auge kann sich an die Gegebenheiten anpassen, d. h. immer an das, was das Auge fixiert, und dadurch optimale Bilder übermitteln. Eine Kamera muß sich entscheiden: Soll der Himmel richtig herauskommen oder die dunkle Landschaft oder soll ein Kompromiß die Lösung sein? Und wenn nun gar kein Licht mehr da ist?
Ich hatte mit dieser Kamera schon Aufnahmen bei 1/8 Sekunde mit Tele aus der Hand gemacht - vollkommen unmöglich mit Analogtechnik. Der eingebaute optische Stabilisator wirkte Wunder, wenn ich mich breitbeinig hinstellte und die Luft anhielt. Aber konnte der noch im Sattel wirken, wo der Fotograf nun mal nicht still halten kann?
Während ich ritt, konnte ich natürlich solche Fragen nicht untersuchen. Ich hielt einfach drauf und ließ mich überraschen. Immerhin kann man ja später in der "Dunkelkammer" noch korrigierenden Einfluß nehmen. Damit will ich sagen: Auch in der Analogfotografie ist die Bildmanipulation ein alter Hut. Digitale Bildmanipulation ist hingegen so einfach, daß sie schon fast an der Tagesordnung ist - und manchmal ist sie auch unbedingt nötig.
|  | | Gute Komposition, aber verwackelt und zu hell |  |  |  |
| |  | | Korrigiert nach Erinnerung; wirkte der Weg so hell? |  |  |  |
| Ein anderes Phänomen hat mich im nachhinein mehr verblüfft: Die Kamera korrigiert genau wie das Auge. Wenn zu wenig Licht da ist, regelt sie halt nach. Einige Fotos sind daher trotz extrem wenig Licht viel zu hell geworden.
Die Kamera hat ja recht: So erkennt man, was vorhanden ist. Im nachhinein habe ich versucht, das Foto so zu korrigieren, wie es nach meiner Erinnerung ausgesehen haben muß. Dadurch verschwinden Einzelheiten. So kann man etwa den Schuppen rechts kaum noch erkennen.
Ganz zufrieden bin ich nicht, denn ich habe den Eindruck, daß der Weg viel zu hell ist. Aber ich bin mir ebenso unsicher, ob ich mich nicht täusche, ob nicht der Weg wirklich in der Dämmerung sehr hell ausgesehen hat, weil er nämlich das Mondlicht und das Restlicht des Himmels viel intensiver reflektiert als die Wiesen und die Häuser.
Die meisten Fotos, die ich in der Dämmerung aufgenommen habe, waren für den Bildschirmschoner nicht gut genug. Als Illustration zu diesem Artikel kann ich aber andere Maßstäbe anlegen. Deshalb habe ich mir die Rohaufnahmen noch einmal sorgfältig angeschaut und bin dabei auf ein Foto gestoßen, das ich zu Unrecht aus dem Bildschirmschoner ausgeschlossen habe.
|  | | Originalauflösung als Beweis |  |  |  |
| Ich habe mich ins Bockshorn jagen lassen. Mein erster Eindruck war irreführend. Ich blickte auf den Mond und sah, daß dieser furchtbar verrissen war. Also blätterte ich weiter.
Nun aber schaute ich genauer hin und sah, daß dieses Foto keinesfalls verrissen ist. Im Gegenteil: Die Äste und die Horizontlinie sind erstaunlich scharf und könnten kaum schärfer sein.
Wie kann der Mond deutlich verrissen sein, der Rest der Aufnahme aber absolut scharf?
Es gibt nur eine einleuchtende Erklärung: Während der Belichtungszeit ist der Mond gewandert. Hätte ich nicht auf dem Pferd gesessen, wäre die Produktion einer solchen Aufnahme, zumal mit einem Stativ, kein Problem. Man könnte sie bei jedem Mondaufgang mit sternklarem Himmel beliebig oft produzieren. Die Kamera hält still, die Landschaft hält still, es bewegt sich einzig der Mond. Man kann dann sogar die kurvenförmige Bewegung des Mondes am Himmel sichtbar machen.
| |  | | Originalauflösung als Beweis |  |  |  |
| |  | | Verkleinerung Originalfoto |  |  |  |
| |  | | Originalauflösung als Beweis |  |  |  |
| Daß eine solche Aufnahme aus dem Sattel möglich ist, halte ich für sensationell. Insbesondere die Tatsache, daß die Landschaft scharf ist. Ich muß also irgendwie die Kamera intuitiv mitbewegt haben. Das "Mitziehen" der Kamera ist besonders bei bewegten Objekten das Mittel der Wahl. Wenn man sich selbst bewegt und das Objekt stillhält, müßte es durch diese Technik ebenfalls zu einer scharfen Aufnahme kommen.
Dieser Indizienbeweis mindert meine Verblüffung über dieses Foto in keiner Weise. Ich war so fasziniert, daß ich kurz überlegt habe, ob ich nicht eins der Poster dieser Woche gegen dieses Bild austausche. Aber eine Probe aufs Exempel belehrte mich schnell eines Besseren. So interessant ist das Bild als Bild nun auch wieder nicht, daß man es sich längere Zeit zu Gemüte führen möchte.
Bei genauer Betrachtung kann man dieses Phänomen bei einem der Poster dieser Ausgabe ebenfalls feststellen: Nervenprobe. Die Auflösung 1600x1200 ist das Originalfoto, wie es aus der Kamera kam. In der Verkleinerung links kann man diese Bewegungsspur nicht mehr erkennen. Deshalb rechts Ausschnitte in der Originalgröße.
Bei der Bearbeitung dieses Bildes ist mir nichts aufgefallen. Erst durch die genauere Betrachtung des Bildes mit den Ästen bin ich auf das Phänomen aufmerksam geworden. Als ich dann meine Aufnahmen nochmal systematisch gesichtet habe, fiel mir auf, daß tatsächlich einige Aufnahmen verrissen sind. Aber nun war mein Blick geschärft und ich erkannte dasselbe Phänomen im Poster.
Der Nasenriemen des Halfters am Pferdekopf links vorne ist ganz klar gezeichnet, andere Einzelheiten ebenfalls, aber der Mond ist deutlich kein Kreis, sondern eher eine Art sehr kurzer Strich mit sehr dicker Filzstiftmine.
Mehr noch: Ein weiteres Bild, daß ich ganz einfach als verrissen abgetan hatte, ist scharf. Ich fotografierte von hinten Ludwig, der rechts am Straßenrand reitet, und den Traktor von vorne, der auf dem Bild Nervenprobe von hinten zu sehen ist. Da dieser sich bewegt, ist die Beleuchtung deutlich verwischt, und zwar nicht nur horizontal, sondern auch vertikal. Man sieht förmlich die Hoppelbewegung des Traktors.
Fünf Tage später habe ich vor meinem Haus den Sonnenaufgang fotografiert, ebenfalls ohne Stativ, aber mit zwei Beinen fest auf dem Boden. Da konnte ich das Zoom voll ausnutzen. Wie man sieht, haben wir einen abnehmenden Mond. Weil die Sonne bereits aufgegangen ist, ist der Himmel schon ziemlich hell und dadurch der Mond voll durchgezeichnet.
Auf dem Ruttenstein wäre eine solche Aufnahme nicht möglich gewesen. Die Nacht wurde pechschwarz, es gab so gut wie gar keine Wolken am Himmel. Der helle Mond ist im Foto absolut ausgefressen, ein weißes Loch ohne jede Zeichnung. Mit einer solchen Aufnahme endet der Bildschirmschoner über den Sonnabend ( Pferdereich Mühlviertler Alm, Sonnabend). Sie wirkt wie ein Schwarzweißfoto.
In diesem Moment hatte ich gerade ein Wölkchen erwischt, das sich hinter den Ästen verbirgt. Durch die Beleuchtung des Mondes entsteht jetzt ein Effekt wie Zuckerwatte - auch interessant. Die wunderbaren Bilder, die wir anläßlich des Nachtspaziergangs am Freitagabend am Himmel bewundern konnten, das liebliche Spiel der Wolken im Mondlicht, das ich nicht festhalten konnte, weil ich dummerweise meine Kamera zu Hause gelassen hatte, waren an diesem Abend leider nicht zu beobachten. Ich hatte meine Chance unwiederbringlich vertan.
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