| |  | | Hinter der Front treffen sich Offiziere, um kleine Reitturnier und Jagden auszurichten |  |  |  |
| Der St. Georg hat, vermutlich ganz im Einklang mit der politischen Situation, Stimmung für den Krieg zu machen versucht. Die Chronik "100 Jahre Pferdezucht und Pferdesport in Deutschland" bringt ein schönes Beispiel dafür.
Das sportliche Geschehen der Vorkriegszeit war durch das Militär geprägt, genauer gesagt durch das Offizierskorps, das es sich auch während der Kriegszeit nicht nehmen ließ, dem Reitsport zu frönen.
Das Buch Ich war Kamerad Pferd berichtet ausführlich davon, daß diese Tradition auch im Zweiten Weltkrieg fortgeführt wurde. Privilegien für die Mächtigen sind anscheinend unantastbar. Wenn der Krieg auch noch so schmutzig ist, so soll es den Offizieren doch an nichts mangeln.
Im Juli 1916 wurde zum Beispiel im russisch-polnischen Wilna ein zweitägiges Reitturnier veranstaltet. Der St. Georg verkauft diesen Sachverhalt seinen Lesern wie folgt:
| Von der Front, aus den Schützengräben und aus den nahegelegenen Garnisonen waren Offiziere und Mannschaften auf den hübsch gelegenen Platz mit seinen schmucken Tribünen hinausgeeilt, um sich nach harter Arbeit des Stellungskrieges am frischen fröhlichen Reitergeist und an friedlichen Wettkämpfen zu erfreuen und zu erholen.
Bei all den schweren Strapazen und Entbehrungen, die unsere unvergleichlichen Truppen zu bestehen haben, muß jeder Mensch mit fühlendem Herzen erfreut und dankbar sein, daß dieses unter dem Protektorat des Feldmarschalls v. Hindenburg und des Generalsobersten v. Eichhorn stehende Turnier zustandegekommen ist. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 45 | | |
Sorgfältig gelesen, könnte der zweite Absatz dazu dienen, einer möglichen Kritik vorzubeugen. Denn die Teilnehmer des Turniers haben sich als Offiziere und Kavalleristen vermutlich nicht in den Schützengräben herumgedrückt. Selbstverständlich haben Offiziere ebenfalls ihr Leben aufs Spiel gesetzt. Die Autorin ergänzt dieses Zitat aus dem St. Georg:
| | Die zwei Wettkampftage beinhalten einen 22 kilometerlangen Gelände ritt sowie Dressur- und Springprüfungen. Auch an der Dühna wetteifern Offiziere bei einem zweitägigen Turnier im September 1916 um Sieg und Plazierung im Gelände, Parcours und auf dem Viereck. In den wenige Wochen später im St. Georg veröffentlichten Ergebnislisten sind viele Namen bereits mit einem Kreuz versehen. | | |
Zu Beginn des Krieges herrschte eine gewaltige Euphorie. Aber schon bald breitete sich das Entsetzen aus, und auch der St. Georg reagiert auf die offenkundigen Mißstände:
| Liebesgaben für Pferde im Feld
Im November 1915 - 15 Monate nach Kriegsausbruch - ruft der St. Georg seine Leser auf, das Leben der Pferde im Feld und an der Front mit "Liebesgaben" zu verbessern. Dringend benötigt werden unter anderem warme Decken besonders für die Pferde an der Ostfront, Verbandwatte, Medizin, Roggenkleie und Leinsamen. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 44 | | |
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