|  | | Leutnant Graf Christian Erick v. Holck |  |  |  |
| |  | | Im Berliner Tattersall an der Luisenstraße treffen sich 1918, noch während des Krieges, Kaufinteressenten zur ersten Auktion. |  |  |  |
| | Die Bilanz des Krieges ist unvorstellbar:
| Knapp 15 Millionen Menschen, darunter 6 Millionen Zivilisten, lassen ihr Leben. Fast jeder sechste Soldat stirbt. Allein Deutschland beklagt bei rund 13 Millionen eingesetzten Soldaten 2,7 Millionen Tote. Es wird geschätzt, daß weit über eine Million Pferde im Krieg verenden.
Viele erfolgreiche Reiter ihrer Zeit sterben in den Schlachten oder infolge von Verletzungen und Krankheiten. Der Reitsport verliert unter anderem Olympiareiter Friedrich-Karl v. Preußen, Graf v. Holck sowie die bekannten Herrenreiter Lauffer und v. Maercken Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 47 | | |
Die Kavallerie, jahrhundertelang kriegsentscheidend, spielte im Ersten Weltkrieg kaum noch eine Rolle. Diese Erkenntnis setzte sich natürlich erst langsam durch. Noch 1917 zog der Oberlandstallmeister v. Oettingen eine vorläufige Bilanz über die Eignung der deutschen Pferde für den Krieg:
| Er gelangt zu dem Ergebnis, daß sich die edlen Reitpferde, wie sie in Ostpreußen, Posen und in einem kleinen Teil Hannovers gezüchtet werden, gut bewährt haben. [...] Die Artillerie- und Kolonnenpferde, die hauptsächlich in Hannover und Holstein gezüchtet werden, genügen nach v. Oettingens Einschätzungen den Anforderungen, die der Krieg stellt, nicht. Der Oberlandstallmeister empfiehlt, diese Zuchten zu vergrößern, dabei aber Wert darauf zu legen, daß die Pferde ein wenig edler und kleiner werden. Sehr schlechte Zeugnisse stellt er den im Krieg eingesetzten Kaltblütern aus. Einzig die kleinen, in den Ardennen gezogenen Belgier sowie die Pinzgauer hätten sich im Kriegseinsatz bewährt. Oettingen folgert daraus, daß sich die Kaltblutzucht, will sie militärischen Anforderungen genügen, umstellen und vom schweren Kaliber der Pferde mehr und mehr abrücken muß. Daß die etwas leichteren Kaltblutschläge durchaus ihren Dienst in der Landwirtschaft tun können, ist für v. Oettingen unbestritten. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 44 | | |
Mit anderen Worten: Hier deutet sich wieder der Konflikt zwischen den Anforderungen der Bauern und der Militärs an. Allerdings werden während des letzten Kriegsjahres keine Pferde mehr vom Militär angekauft. Selbstverständlich hat das Konsequenzen für den Markt.
Oscar v. Funcke, der Geschäftsführer und Gründer des nunmehr "Reichsverband für Deutsches Halbblut" genannten Züchtervereins, der als Mutter der heutigen FN gilt, nutzt diese Situation aus und richtet im März 1918 trotz schwieriger Verhältnisse die ersten Auktion des Verbandes in Berlin aus. 120 Halbblüter werden zu einem Durchschnittspreis von 4.430 Mark verkauft - ein Riesenerfolg, der fünf Wochen später wiederholt werden kann. Im Oktober des Jahres werden auf diese Weise nochmals 200 Pferde veräußert.
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