Ähnlich desolat wie die sportliche Stellung des deutschen Pferdes stellte sich Anfang des 20. Jahrhunderts die deutsche Pferdezucht dar. Deutschland muß in erheblichem Maße Pferde importieren (Handelsstatistik 1901, Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 17): Pferdeausfuhrländer | Land | Ausfuhr | Einfuhr | Rußland | 72.400 | 2.000 | Österreich-Ungarn | 59.752 | 4.004 | Dänemark | 17.791 | 6.284 | Bosnien und Herzegowina | 15.336 | 4.357 | Bulgarien | 7.863 | 627 | Frankreich | 23.280 | 17.420 | Pferdeeinfuhrländer | Land | Einfuhr | Ausfuhr | Deutschland | 100.321 | 10.541 | Großbritannien und Irland | 40.043 | 27.612 | Italien | 38.081 | 1.539 | Belgien | 37.183 | 21.890 | Bei diesen Importen wird es sich um Halbblutpferde gehandelt haben; der gesamte Bestand ist allerdings wesentlich größer. Im Jahre 1910 notiert das Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich (Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 35): Pferdebestände 1910 | Rußland | 23.556.000 | USA | 21.500.000 | Argentinien | 7.600.000 | Deutschland | 4.346.000 | Frankreich | 3.216.000 | Ungarn | 1.876.000 | Österreich | 1.766.000 | Großbritannien | 1.553.000 | Dänemark | 487.000 | Im selben Jahr 1910 gibt sich der Verband der Halbblutzüchter einen neuen Namen: "Reichsverband für deutsches Halbblut". Damit versucht man auch den Reiter und Fahrer anzusprechen, der schließlich die Produkte der Züchter abnehmen soll. In den fünf Jahren seit der Gründung sind keine wesentlichen Fortschritte erreicht worden. Die Forderungen Oscar von Funckes stehen weiter im Raum. Eine allgemeine Körordnung ist nicht in Sicht, die Einführung von Brandzeichen scheitert am Widerstand der Händler, Züchter und Züchtervereinigungen, Ausstellungen werden zwar geplant, aber nicht realisiert, ein sportlicher Halbbluttag kommt ebenfalls nicht zustande. Die Aktivitäten des Verbandes werden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.
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