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Bericht Zum Thema  Jubiläum · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 316.05 der Pferdezeitung vom 17.04.05
 Menü Hauptartikel 316
 Verbandsgründung, erste ... 
 Die Anfänge  Einfuhrland  Tattersall
 Kartell  Olympia  Stockholm
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Kaisermanöver zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Kaiser Wilhelm II.(Mitte) im Kreise seiner Offiziere · Copyright wie angegeben
Kaisermanöver zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Kaiser Wilhelm II.(Mitte) im Kreise seiner Offiziere
Ausschnitt · Copyright wie angegeben
Ausschnitt
Ausschnitt
 ©   Quelle: FN, Privatarchiv H. Munzendorf · Copyright wie angegeben
Ausschnitt
© Copyright wie angegeben  Quelle: FN, Privatarchiv H. Munzendorf

    Verbandsgründung, erste Erfolge   
    Männer der ersten Stunde legen den Grundstein für die Gegenwart   
von Copyright wie angegeben  Gerd Hebrang

Teil 1:  100 Jahre FN


Zum Thema Jubiläum


Zucht und Sport - aus diesen beiden Quellen speist sich der deutsche Erfolg im Pferdesport. Bundeskanzler Schröder hat es in seiner Rede genüßlich erwähnt: Sowohl die Deutschen Pferde als auch die deutschen Reiter sind weltweit unangefochtene Spitze ( Die Rede).

Dieser Erfolg läßt sich ursächlich auf die Blamagen der deutschen Reiter Ende des 19. Jahrhunderts zurückführen, für die sich Kaiser Wilhelm II. so sehr schämte ( Niederlage und Triumph). Wie diese Entwicklung begann, wird mich in dieser Folge der Serie über die Geschichte der FN beschäftigen.

Die FN feierte am 15. Februar in Berlin ihren 100. Geburtstag, weil sie sich als Nachfolgeorganisation des damals gegründeten Züchterverbandes sieht (» 100 Jahre FN - Pferdesport und zucht im Wandel der Zeit). Die Züchter und ihre Interessen standen also am Anfang.

In meiner Wahrnehmung assoziiiere ich die FN jedoch mehr mit dem Sport als mit der Zucht, aber das mag meine persönliche Fehlwahrnehmung sein. Auf jeden Fall sind es vor allen Dingen der Sport und die Zucht, mit denen die FN allgemein identifiziert wird.

Das aber stellte sich als zunehmend problematisch heraus. Mehr und mehr Menschen in konnten sich in den vergangenen 30 Jahren ein Pferd leisten, und mehr und mehr dieser Menschen konnten sich nicht mehr mit den Zielen und Interessen der FN identifizieren.

Vor einigen Jahren wurde es auch den Verantwortlichen der FN ganz deutlich: Die Menschen, für die man sich verantwortlich fühlte, die Pferdefreunde im ganzen Lande nämlich, waren immer weniger am Verband interessiert, weil sie andere Interessen hatten.

Die Westernreiter z.B. wurden sehr lange belächelt. Inzwischen ist zumindest die EWU ein Mitgliedsverband in der FN. Die anderen Westernverbände kochen noch ihr eigenes Süppchen.

Die Islandfreunde sind eine weitere große Gruppe von pferdebegeisterten Menschen, die sich ebenfalls selbst organisieren. Die Freunde des Haflingers, des Friesen, um nur ein paar Rassen zu nennen, sind ebenfalls außen vor.

Erst kürzlich hat sich die FN bequemt, die klassische Reitweise, wie sie etwa von Egon von Neindorff lange Jahre mehr oder weniger im Alleingang vermittelt wurde, anzuerkennen, indem der entsprechende Interessenverband als Mitglied aufgenommen wurde. Die FN nimmt nämlich eigentlich für sich selbst in Anspruch, die klassische Reitweise zu vermitteln.

Am Anfang stand ein Interessenverband von Züchtern, und Interessen vertritt die FN nach wie vor. Die Frage ist nur: Wessen Interessen, welche Interessen? Diese Frage kann man vielleicht dadurch ein bißchen beleuchten, daß man die Geschichte der FN studiert. Wie wurde die FN zu dem, was sie heute ist, und was ist sie heute, was will sie sein, wohin will sie sich entwickeln?

Zum 100. Geburtstag hat der FN-Verlag, eine Tochtergesellschaft der FN, das Buch "100 Jahre Pferdezucht und Pferdesport in Deutschland" herausgebracht (Susanne Hennig: 100 Jahre FN). Die Autorin Susanne Hennig habe ich in meinem letzten Beitrag bereits zitiert. Auf den knapp 300 Seiten dieses Werkes wird die Geschichte der Pferdezucht und des Pferdesports in Deutschland seit jener folgenreichen Vereinsgründung nachgezeichnet.




Die Anfänge


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Der Oberstallmeister überprüft die Ausrüstung des kaiserlichen Leibpferdes · Copyright wie angegeben
Der Oberstallmeister �berpr�ft die Ausr�stung des kaiserlichen Leibpferdes
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Ausschnitt
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Rennszene um die Jahrhundertwende, hier auf der Galopprennbahn Grunewald · Copyright wie angegeben
Rennszene um die Jahrhundertwende, hier auf der Galopprennbahn Grunewald
Der moderne Turniersport entstand erst in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Pferdeschau in Dublin - am 15. April 1864 von der Royal Dublin Society ausgerichtet - gilt als erstes Reit- und Springturnier der Geschichte. Von den Teilnehmern werden Hoch- und Weitspr�nge gefordert, um die Eignung der Pferde f�r die Fuchsjagd zu �berpr�fen. Die ersten Veranstaltungen werden "Concours hippique" genannt, gegen Ende des 19. Jahrhunderts kommen Bezeichnungen wie "�ffentliche Preisbewerbung", "Preisreiten" und "Preisfahren". Der Begriff "Turnier" gewinnt erst ab 1912 allgemeine G�ltigkeit. [...]

In Wien formiert sich 1872 die "Gesellschaft zur Pr�mierung gut dressierter Campagnepferde", die ihr erstes Preisreiten ein Jahr sp�ter im �sterreichisch-ungarischen Pre�burg ausschreibt. Der italienische Pferdesport mi�t sich in den achtziger Jahren bei den Concours hippique in Turin; in Belgien und Holland sortieren die ersten gro�en Turniere aus dem Jahren 1881 bzw. 1886.

Deutschland spielt im Reigen der Turnier-Pioniere keine Rolle. Nur vereinzelt werden Wettk�mpfe unter Offizieren ausgetragen. In Karlsruhe setzen sich in den 80er Jahren Gro�herzog Friedrich II. von Baden und sein Oberstallmeister Freiherr von Holzing-Berstett f�r kleinere Pferde sportliche Wettbewerber ein, denen �berregionale Aufmerksamkeit jedoch versagt bleibt. Den entscheidenden Ansto� f�r die Entwicklung des Deutschen Turniersports gibt die 1893 in M�nchen gegr�ndete Bayerische Campagne Reitergesellschaft. Ein Jahr sp�ter treffen sich weiterhin Menschen zum ersten "Preisreiten". Das Programm enth�lt Springkonkurrenzen, bei denen die Teilnehmer Hindernisse bis zu einer H�he von einem Meter �berwinden m�ssen.
Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 12,13

So bescheiden fing der gro�e Sport in Deutschland also an. Das betrifft aber nur die heute als olympische Disziplinen gepflegten Sportarten, denn die auf Wettbasis basierenden Pferdesportarten florierten in Deutschland schon lange. Sie waren aus England �bernommen, wo sie vom verm�genden Adel erfunden worden waren, und auf den Kontinent verpflanzt worden.

So hatte z.B. der Nachfolger des w�rttembergischen K�nigs Wilhelm I. die ber�hmte Araberzucht vernachl�ssigt, die dieser m�hsam aufgebaut hatte ( Vollblut), und statt dessen eine Rennbahn aufgebaut, auf der sich Vollbl�ter zu beweisen hatten.

Die Wurzeln des Reitsports liegen in Deutschland wie nahezu �berall im Rennsport, der als "Herrenreiter-Rennsport" �berwiegend von den Offizieren der Kavallerie- und Artillerie-Regimenter getragen wird und in hoher Bl�te steht. Zur Jahrhundertwende kann der Rennsport bereits auf eine beachtliche Geschichte zur�ckblicken. Im August 1822 finden in Bad Doberan die ersten Galopprennen in Deutschland statt, 12 Jahre sp�ter wird in Berlin das erste Dreij�hrigen-Rennen, das "Union-Rennen", gelaufen, ab 1836 erscheint der j�hrliche Rennkalender. 1869 richtet der Hamburger Renn-Club erstmals das "Norddeutsche Derby" aus, das von 1889 an als "Deutsches Derby" firmiert und nach wie vor in Hamburg die Elite des Galopprennsports anzieht. Mit der Gr�ndung des Union-Clubs als Dachverband am 15. Dezember 1867 hat der Galopprennsport schon fr�h eine feste Organisationsstruktur erhalten. Zu dieser Zeit gibt es bereits etwa 50 Galopprennbahnen in Deutschland. Im Verband der Reiter- und Pferdezucht-Vereine unter Leitung des Generals von Albedyll sind um die Jahrhundertwende knapp 50 Rennvereine angeschlossen.
Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 13

Im Renngesch�ft, Galopprennsport oder Trabrennsport, z�hlt nur die Leistung, denn die allein verspricht Gewinn. Zucht und Sport sind also untrennbar miteinander verbunden. Genau das schwebt dem Initiator des "Verbandes der Halbblutz�chter", Oscar von Funcke, vor.

Er wird nach erfolgreicher Gr�ndung am 15. Februar 1905 zum Gesch�ftsf�hrer bestellt. Gleichzeitig �bernimmt er die Chefredaktion des St. Georg und betitelt sein erstes Editorial im Mai 1905 mit "Sport und Zucht" (Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 30).

St. Georg ist damals als Deutsche Sportzeitung offizielles Organ des Deutsche Sport-Vereins und berichtet nicht nur �ber den Reit- und Fahrsport, sondern auch �ber Tennis, Segeln, Autofahren und Ballonfliegen. Das Verbandsorgan der Halbblutz�chter ist die hippologischer Zeitschrift "Der Pferdefreund". Im Fr�hjahr 1912 �bernimmt der St. Georg diese Funktion.

Die Z�chter hatten sich also organisiert - wie sah es mit dem Sport aus, der nach von Funcke untrennbar mit der Zucht verbunden sein sollte? Zwar fanden �berall im Lande vermehrt Veranstaltungen statt, es fehlte allerdings an verbindlichen Regeln. So wurde die Anzahl der Richter beklagt, die mancherorts die Teilnehmer behinderten. Oder es wurden Wettbewerbe durchgef�hrt, denen die Pferde nicht gewachsen waren.

Am 14. Februar 1910 konstituierte sich in den R�umen des Kaiserlichen Automobilklubs in Berlin das "Kartell f�r Reit- und Fahrsport" als turniersportlicher Verband. De facto ist der Deutsche Sport-Verein im Kartell aufgegangen. Daraufhin schlie�en sich bereits im Gr�ndungsjahr �ber 40 Vereine, Rennclubs, Veranstalter von Concours hippique und knapp 120 Offizierskorps an. Die heutige FN ist ganz �hnlich organisiert.

Zu den Mitgliedern der ersten Stunde z�hlt auch der Verband der Halbblutz�chter, der sich von der Turnierorganisation einen beachtlichen Nutzen f�r die Halbblutzucht und vor allem eine bessere Stellung der Halbbl�ter im Deutsche Sport verspricht.
Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 33

Diese Interessenverschr�nkung zwischen Zucht und Sport zieht sich bis zum heutigen Tage durch.



Einfuhrland


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Etikette beim Ausritt: Neben einer Dame im Damensattel reitet der Herr rechts. So ist er dem Pferd der Dame näher als auf der linken Seite und kann gegebenenfalls schnell in die Zügel greifen. · Copyright wie angegeben

Etikette beim Ausritt: Neben einer Dame im Damensattel reitet der Herr rechts. So ist er dem Pferd der Dame näher als auf der linken Seite und kann gegebenenfalls schnell in die Zügel greifen.

Auch die Kaiserin nimmt am ersten Berliner Kutschenkorso 1903 teil. · Copyright wie angegeben

Auch die Kaiserin nimmt am ersten Berliner Kutschenkorso 1903 teil.

Frauen im Reitsport um die Jahrhundertwende: Ob beim Damen-Preisreiten oder in den ersten Springkonkurrenzen für Damen - die Frau nimmt im Damensattel Platz und trägt tailliertes Jackett und langen Rock · Copyright wie angegeben

Frauen im Reitsport um die Jahrhundertwende: Ob beim Damen-Preisreiten oder in den ersten Springkonkurrenzen für Damen - die Frau nimmt im Damensattel Platz und trägt tailliertes Jackett und langen Rock

Ähnlich desolat wie die sportliche Stellung des deutschen Pferdes stellte sich Anfang des 20. Jahrhunderts die deutsche Pferdezucht dar. Deutschland muß in erheblichem Maße Pferde importieren (Handelsstatistik 1901, Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 17):

Pferdeausfuhrländer
Land Ausfuhr Einfuhr
Rußland

72.400

2.000

Österreich-Ungarn

59.752

4.004

Dänemark

17.791

6.284

Bosnien und Herzegowina

15.336

4.357

Bulgarien

7.863

627

Frankreich

23.280

17.420



Pferdeeinfuhrländer
Land Einfuhr Ausfuhr
Deutschland

100.321

10.541

Großbritannien und Irland

40.043

27.612

Italien

38.081

1.539

Belgien

37.183

21.890



Bei diesen Importen wird es sich um Halbblutpferde gehandelt haben; der gesamte Bestand ist allerdings wesentlich größer. Im Jahre 1910 notiert das Statistische Jahrbuch für das Deutsche Reich (Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 35):

Pferdebestände 1910
Rußland

23.556.000

USA

21.500.000

Argentinien

7.600.000

Deutschland

4.346.000

Frankreich

3.216.000

Ungarn

1.876.000

Österreich

1.766.000

Großbritannien

1.553.000

Dänemark

487.000



Im selben Jahr 1910 gibt sich der Verband der Halbblutzüchter einen neuen Namen: "Reichsverband für deutsches Halbblut". Damit versucht man auch den Reiter und Fahrer anzusprechen, der schließlich die Produkte der Züchter abnehmen soll.

In den fünf Jahren seit der Gründung sind keine wesentlichen Fortschritte erreicht worden. Die Forderungen Oscar von Funckes stehen weiter im Raum. Eine allgemeine Körordnung ist nicht in Sicht, die Einführung von Brandzeichen scheitert am Widerstand der Händler, Züchter und Züchtervereinigungen, Ausstellungen werden zwar geplant, aber nicht realisiert, ein sportlicher Halbbluttag kommt ebenfalls nicht zustande. Die Aktivitäten des Verbandes werden von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen.



Tattersall


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Dressur im Damensattel · Copyright wie angegeben
Dressur im Damensattel
Auf der alten Trabrennbahn Berlin-Westend werden die ersten Reitturniere ausgerichtet · Copyright wie angegeben

Auf der alten Trabrennbahn Berlin-Westend werden die ersten Reitturniere ausgerichtet

Ausschnitt · Copyright wie angegeben
Ausschnitt
Ausschnitt · Copyright wie angegeben
Ausschnitt
Zugleich mit der Namensänderung werden neue Vorstandsmitglieder gewählt. Und im Jahr darauf kann ein erster Triumph gefeiert werden. Tattersall am Kurfürstendamm überzeugen besonders der Halbblüter aus ostpreußischer Zucht in allen Disziplinen.

Schon bald darauf richtete Reichsverband regelmäßig Wettbewerbe für deutsche Pferde aus, zunächst in den Tattersalls, ab 1912 vor beachtlicher Zuschauer Kulisse auch im Berliner Sportpalast. Die Mitgliederzahl steigt sprunghaft an: 1912 sind bereits 1442 Verbände, Vereine und persönliche Mitglieder registriert, im Jahr darauf wächst die Mitgliederzahl auch 2215 an.
Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 34

Aha. Sehr gut. Hm. Was bitte ist ein Tattersall?

Tattersall:
Ein früherer Ausdruck für Reitschulen und Pensionsställe.
Der Engländer Richard Tattersall eröffnete 1760 die erste Reitschule für jedermann in London. Bis dahin hatten nur Angehörige des Adels oder Militärs die Möglichkeit sich in der Reitkunst forbilden zu lassen.
Tattersallpferde:
Ausgebildete Reipferde eins Reitinstitutes (Tattersall), die gegen Entgelt an Reitschülter für den Reitunterricht ausgeliehen werden.
» Reiterlexikon der H&H-C

Tattersall

befand sich in Mitte (Friedrich-Wilhelm-Stadt), Schiffbauerdamm 28/Luisenstraße 22�24. Von 1888 bis 1890 entstand die Anlage nach Entwürfen von Blumenberg & Schreiber im neobarocken Stil, die Reitbahn in einfacher Ziegelarchitektur. Die Berliner Tattersall AG unterhielt hier Remisen und Ställe für 33 Kutschen und 100 Pferde, eine Reitbahn und Anlagen für den Reitunterricht. Der Name leitet sich von dem englischen Trainer Richard Tattersall (1724�1795) ab und bezeichnet Unternehmen zur Unterbringung und Pflege fremder Pferde. In Berlin existierten vor allem vor dem I. Weltkrieg mehrere Tattersalls, insbesondere in der Nähe des Großen Tiergartens, für den Morgenausritt wohlhabender Berliner (u. a. auch der T. am Brandenburger Tor). Der T. am Schiffbauerdamm diente ab den 20er Jahren der Berliner Automobilgesellschaft als Kraftwagenhalle. Die erhaltenen Teile wurden 1997 für den Bau des Marie-Elisabeth-Lüders-Hauses des Bundestages abgerissen.
» Tattersall

Ehem. Tattersall des Westens
Grolmanstraße 47, 10623 Berlin

1900 von A. Ziechmann und Heinrich Mittag. In dem Backsteinbau befanden sich Reit- und Pferdeschulen; die Stallungen (an der Uhlandstraße) wurden nach dem zweiten Weltkrieg abgerissen. Am heutigen Wohnhaus sind noch die Schriftzüge "Tattersall des Westens" und "Reithalle" erkennbar; es beherbergt die Theaterkneipe "Diener", einen ehemaligen Boxer-Treff.
» Charlottenburg- Wilmersdorf

Das typische Gitterkaro in Grün, Bordeaux, Navy und Camel auf cremefarbenem Fond sah man schon zu Beginn des 19. Jahrhundert auf dem Pferdemarkt von Richard Tattersall. Damals zierte es die wertvollen Pferdedecken. Heute ist dieses Tattersall-Karo das Symbol des englischen Landlebens. Es wird meist kombiniert zu Kaschmir-Pullovern, Tweedjacken, zu Cordanzügen, zur Moleskinhose und zum blauen Blazer. Viyella fertigt den Stoff aus Baumwolle und Merinowolle � superweich, hautfreundlich und behaglich. Hochwertige britische Shirtmaker-Tradition.
» Ihr neues Flanellhemd trägt eines der ältesten Markenzeichen der Bekleidungsgeschichte.



Kartell


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Mit dem Hengst Bono modo, Sieger im Kaiser-Derby, gewinnt zum 14. Mal ein österreichisch-ungarisches Pferd Deutschlands wichtigstes Rennen · Copyright wie angegeben

Mit dem Hengst Bono modo, Sieger im Kaiser-Derby, gewinnt zum 14. Mal ein �sterreichisch-ungarisches Pferd Deutschlands wichtigstes Rennen

Oscar von Funcke, der 1905 den Verband der Halbblutzüchter initiierte, im Hindernisrennen · Copyright wie angegeben

Oscar von Funcke, der 1905 den Verband der Halbblutz�chter initiierte, im Hindernisrennen

Das Kartell f�r Reit- und Fahrsport bestellt als Gesch�ftsf�hrer den Rittmeister und Reserveoffizier August Andreae. Im Jahr darauf legt Andreae das "Jahrbuch 1910" vor.

Das 280 Seiten starke Werk listet alle deutschen Concours hippique mit allen Pr�fungen und allen plazierten wie nicht plazierten Teilnehmern und Pferden sowie Geldpreisen des Jahres 1910 auf. Ferner informiert der zweite Teil des Buchs �ber die im Turniersport eingesetzten Pferde und �ber deren Abstammung, f�hrt die erfolgreichsten Reiterinnen, Reiter und Fahrer nach Disziplinen getrennt auf und nennt schlie�lich alle Pferdebesitzer.

Von zukunftweisender Bedeutung f�r den aufstrebenden Reit- und Fahrsport sind die ma�geblich von August Andreae geschaffenen und gestalteten "Allgemeinen Bestimmungen f�r das Veranstalten von Reit- und Fahrturnieren", die erstmals im Herbst 1912 verabschiedet werden und mit Jahresbeginn 1913 in Kraft treten. Dieser Vorl�ufer der LPO (Leistungspr�fungsordnung) teilt den Sport in drei - im Gro�en und Ganzen auch heute noch g�ltigen - Kategorien ein: Materialpr�fungen, Eignungspr�fungen und Leistungspr�fungen. Die Materialpr�fungen (fr�her Materialspr�fungen) f�r Reitpferde, Jagdpferde, Polo-Ponies und Wagenpferde ber�cksichtigen lediglich die Qualit�t der Pferde ohne ihren Ausbildungsstand. In den Eignungspr�fungen ist, wie der Name bereits seit, die erkennbare Eignung f�r einen bestimmten sportlichen Zweck (Dressur, Springen, Fahren, Jagd) ma�gebend. Im Sinne der Vergleichbarkeit empfiehlt AND r�t die Ausschreibung gleichaltriger Pferde. [...]

Die "Allgemeinen Bestimmungen" schaffen ein verbindliches Ger�st f�r das Nennen von Pr�fungen, Qualifikation der Reiter und Fahrer, Hindernismaterial und Anforderungen an Pr�fungspl�tze, Preisrichter und Richtverfahren, Preise, Proteste und Schiedsgericht sowie einheitliche Notenb�gen f�r die jeweiligen Pr�fungen. Auf der Basis dieses Reglements wird sich der gesamte Reit- und Fahrsport in Deutschland fortentwickeln. Nicht zu Unrecht geht August Andreae daher als der "Vater des Turniersports" in die Geschichte ein.
Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 34,35

Das Ausland ist in dieser Zeit nicht unt�tig. Wir erinnern uns: Kaiser Wilhelm hatte 1902 nach der empfindliche Niederlage in Turin ein Auslandstartverbot verh�ngt. �berall im europ�ischen Ausland wurden gro�e Turniere ausgeschrieben, der italienische Milit�rreitlehrer Federico Caprilli hatte einen neuen Springstil entwickelt und feierte �berall Triumphe. Daher wurde er eifrig nachgeahmt, auch in Deutschland, wo diese Methode jedoch heftig angefeindet wurde.

Eine �hnliche Reitweise hatten bereits Ende des 19. Jahrhunderts Offiziere der Kavallerieschule Hannover entwickelt, konnten sich mit dieser Neuerung, die im Widerspruch zu offiziellen milit�rischen Reitvorschrift stand, jedoch nicht durchsetzen. [...]

Den Offizieren der kaiserlichen Armee wird sogar ausdr�cklich verboten, Caprilli nachzueifern. [...] Die Ablehnung des neuen Stils geht zeitweilig so weit, da� Reiter in der Springpr�fung mit Punktabzug bestraft werden, wenn sie nach Caprilli die H�rden nehmen.
Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 37



Olympia


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Oscar von Funcke · Copyright wie angegeben
Oscar von Funcke
Beim Turnier am Berliner Zoologischen Garten reiten die Teilnehmer auf dem Platz vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ihre Pferde ab. · Copyright wie angegeben

Beim Turnier am Berliner Zoologischen Garten reiten die Teilnehmer auf dem Platz vor der Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche ihre Pferde ab.

Der Widerstand des Kaisers gegen die Teilnahme an ausländischen Reitveranstaltungen wurde schließlich durch die olympische Idee gebrochen. Und das kam so: 1832 reisten griechische Gesandte nach München, um den 17jährigen Wittelsbacher Prinz Otto als neuen König Otto I. von Griechenland zu inthronisieren. Das berühmte Münchner Oktoberfest wurde eigens verschoben, um den griechischen Gesandten die Teilnahme zu ermöglichen.

Die griechischen Gesandten berichteten darüber nach Hause, daß dieses Fest eine Nachahmung der Olympischen Spiele darstelle und die Veranstaltungen sich auf das alte Griechenland zurückführen ließen. Das Oktoberfest war damals eine kombinierte Schau landwirtschaftlicher Produkte und sportlicher Wettkämpfe. Dieser Bericht gilt als die erste schriftliche Erwähnung der Spiele der Neuzeit.

25 Jahre nach dem ersten Oktoberfest sagte der Staatsrat Joseph von Hazzi darüber: "Es ist ein Rendezvous für alle Bewohner des Reiches, für alle Bayern dazu geschaffen, wie einst für die Griechen in Olympia."
» Olympische Spiele - Wikipedia

Ottos Frau Amalie, Herzogin von Oldenburg, unterstützte ihn in der Idee, in Griechenland ähnliche Spiele zu veranstalten. 1859 war es endlich soweit: Unter dem Namen Olympia wurde in Athen eine Landwirtschaftsmesse nach dem Muster des Münchner Oktoberfests durchgeführt. Sportliche Wettkämpfe waren unter anderem Pferderennen, Ringkampf, Lauf, Diskuswerfen, Sprünge, Speerwerfen und nationale Tänze. Bis 1888 wurden mehrere Spiele dieser Art durchgeführt, bis die Verquickung von wirtschaftlichen und sportlichen Interessen zu Problemen führte.

Zu dieser Zeit nahm in Europa das Interesse an archäologischen Ausgrabungen und die Identifikation mit antiken Werten zu. 1892 erwähnte Baron Pierre de Coubertin erstmals die Idee einer Wiedererweckung der olympischen Spiele. 1894 wurde anläßlich eines internationalen Kongresses für Leibeserziehung in Paris das IOC gegründet (Internationales Olympisches Komitee).

1896 wurden die ersten Spiele der Neuzeit in Athen ausgetragen, 1900 die zweiten in Paris, bei der erstmals die Reiter teilnehmen durften. Im Jahre 1908 waren Reiterwettbewerbe für die olympische Spiele in London vorgesehen. Die Veranstalter mußten jedoch absagen. Man sah sich nicht in der Lage, 88 Offiziere und noch mehr Pferde unterzubringen. Bereits die zweiten olympische Spiele in Paris hatten erhebliche Probleme aufgeworfen (» Olympische Sportarten).

Zu den fünften Olympischen Spielen 1912 in Stockholm sollte alles besser werden.



Stockholm


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August Andrea, Geschäftsführer des Kartells für Reit- und Fahrsport · Copyright wie angegeben

August Andrea, Geschäftsführer des Kartells für Reit- und Fahrsport

Sportjournalist Gustav Rau, Geschäftsführer des Komitees für die Kämpfe zur Pferde bei den Olympischen Spielen zu Berlin 1916 · Copyright wie angegeben

Sportjournalist Gustav Rau, Geschäftsführer des Komitees für die Kämpfe zur Pferde bei den Olympischen Spielen zu Berlin 1916

Schwedische Offiziere, allen voran Clarence von Rosen, der Stallmeister des schwedischen Königs, betreiben hartnäckig und im Ergebnis erfolgreich die Aufnahme des Reitsports in das olympische