| | Der Oberstallmeister �berpr�ft die Ausr�stung des kaiserlichen Leibpferdes | | | |
| | | | | Rennszene um die Jahrhundertwende, hier auf der Galopprennbahn Grunewald | | | |
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| Der moderne Turniersport entstand erst in den siebziger Jahren des 19. Jahrhunderts. Die Pferdeschau in Dublin - am 15. April 1864 von der Royal Dublin Society ausgerichtet - gilt als erstes Reit- und Springturnier der Geschichte. Von den Teilnehmern werden Hoch- und Weitspr�nge gefordert, um die Eignung der Pferde f�r die Fuchsjagd zu �berpr�fen. Die ersten Veranstaltungen werden "Concours hippique" genannt, gegen Ende des 19. Jahrhunderts kommen Bezeichnungen wie "�ffentliche Preisbewerbung", "Preisreiten" und "Preisfahren". Der Begriff "Turnier" gewinnt erst ab 1912 allgemeine G�ltigkeit. [...]
In Wien formiert sich 1872 die "Gesellschaft zur Pr�mierung gut dressierter Campagnepferde", die ihr erstes Preisreiten ein Jahr sp�ter im �sterreichisch-ungarischen Pre�burg ausschreibt. Der italienische Pferdesport mi�t sich in den achtziger Jahren bei den Concours hippique in Turin; in Belgien und Holland sortieren die ersten gro�en Turniere aus dem Jahren 1881 bzw. 1886.
Deutschland spielt im Reigen der Turnier-Pioniere keine Rolle. Nur vereinzelt werden Wettk�mpfe unter Offizieren ausgetragen. In Karlsruhe setzen sich in den 80er Jahren Gro�herzog Friedrich II. von Baden und sein Oberstallmeister Freiherr von Holzing-Berstett f�r kleinere Pferde sportliche Wettbewerber ein, denen �berregionale Aufmerksamkeit jedoch versagt bleibt. Den entscheidenden Ansto� f�r die Entwicklung des Deutschen Turniersports gibt die 1893 in M�nchen gegr�ndete Bayerische Campagne Reitergesellschaft. Ein Jahr sp�ter treffen sich weiterhin Menschen zum ersten "Preisreiten". Das Programm enth�lt Springkonkurrenzen, bei denen die Teilnehmer Hindernisse bis zu einer H�he von einem Meter �berwinden m�ssen. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 12,13 | | |
So bescheiden fing der gro�e Sport in Deutschland also an. Das betrifft aber nur die heute als olympische Disziplinen gepflegten Sportarten, denn die auf Wettbasis basierenden Pferdesportarten florierten in Deutschland schon lange. Sie waren aus England �bernommen, wo sie vom verm�genden Adel erfunden worden waren, und auf den Kontinent verpflanzt worden.
So hatte z.B. der Nachfolger des w�rttembergischen K�nigs Wilhelm I. die ber�hmte Araberzucht vernachl�ssigt, die dieser m�hsam aufgebaut hatte ( Vollblut), und statt dessen eine Rennbahn aufgebaut, auf der sich Vollbl�ter zu beweisen hatten.
| Die Wurzeln des Reitsports liegen in Deutschland wie nahezu �berall im Rennsport, der als "Herrenreiter-Rennsport" �berwiegend von den Offizieren der Kavallerie- und Artillerie-Regimenter getragen wird und in hoher Bl�te steht. Zur Jahrhundertwende kann der Rennsport bereits auf eine beachtliche Geschichte zur�ckblicken. Im August 1822 finden in Bad Doberan die ersten Galopprennen in Deutschland statt, 12 Jahre sp�ter wird in Berlin das erste Dreij�hrigen-Rennen, das "Union-Rennen", gelaufen, ab 1836 erscheint der j�hrliche Rennkalender. 1869 richtet der Hamburger Renn-Club erstmals das "Norddeutsche Derby" aus, das von 1889 an als "Deutsches Derby" firmiert und nach wie vor in Hamburg die Elite des Galopprennsports anzieht. Mit der Gr�ndung des Union-Clubs als Dachverband am 15. Dezember 1867 hat der Galopprennsport schon fr�h eine feste Organisationsstruktur erhalten. Zu dieser Zeit gibt es bereits etwa 50 Galopprennbahnen in Deutschland. Im Verband der Reiter- und Pferdezucht-Vereine unter Leitung des Generals von Albedyll sind um die Jahrhundertwende knapp 50 Rennvereine angeschlossen. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 13 | | |
Im Renngesch�ft, Galopprennsport oder Trabrennsport, z�hlt nur die Leistung, denn die allein verspricht Gewinn. Zucht und Sport sind also untrennbar miteinander verbunden. Genau das schwebt dem Initiator des "Verbandes der Halbblutz�chter", Oscar von Funcke, vor.
Er wird nach erfolgreicher Gr�ndung am 15. Februar 1905 zum Gesch�ftsf�hrer bestellt. Gleichzeitig �bernimmt er die Chefredaktion des St. Georg und betitelt sein erstes Editorial im Mai 1905 mit "Sport und Zucht" (Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 30).
St. Georg ist damals als Deutsche Sportzeitung offizielles Organ des Deutsche Sport-Vereins und berichtet nicht nur �ber den Reit- und Fahrsport, sondern auch �ber Tennis, Segeln, Autofahren und Ballonfliegen. Das Verbandsorgan der Halbblutz�chter ist die hippologischer Zeitschrift "Der Pferdefreund". Im Fr�hjahr 1912 �bernimmt der St. Georg diese Funktion.
Die Z�chter hatten sich also organisiert - wie sah es mit dem Sport aus, der nach von Funcke untrennbar mit der Zucht verbunden sein sollte? Zwar fanden �berall im Lande vermehrt Veranstaltungen statt, es fehlte allerdings an verbindlichen Regeln. So wurde die Anzahl der Richter beklagt, die mancherorts die Teilnehmer behinderten. Oder es wurden Wettbewerbe durchgef�hrt, denen die Pferde nicht gewachsen waren.
Am 14. Februar 1910 konstituierte sich in den R�umen des Kaiserlichen Automobilklubs in Berlin das "Kartell f�r Reit- und Fahrsport" als turniersportlicher Verband. De facto ist der Deutsche Sport-Verein im Kartell aufgegangen. Daraufhin schlie�en sich bereits im Gr�ndungsjahr �ber 40 Vereine, Rennclubs, Veranstalter von Concours hippique und knapp 120 Offizierskorps an. Die heutige FN ist ganz �hnlich organisiert.
| Zu den Mitgliedern der ersten Stunde z�hlt auch der Verband der Halbblutz�chter, der sich von der Turnierorganisation einen beachtlichen Nutzen f�r die Halbblutzucht und vor allem eine bessere Stellung der Halbbl�ter im Deutsche Sport verspricht. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Seite 33 | | |
Diese Interessenverschr�nkung zwischen Zucht und Sport zieht sich bis zum heutigen Tage durch.
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