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Bericht Zum Thema  Jubiläum · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 315.05 der Pferdezeitung vom 10.04.05
 Menü Hauptartikel 315
 100 Jahre FN 
 Geschichte  Die Rede  Niederlage und Triumph
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Der scheidende Präsident der FN
 Jürgen R. Thumann
BDI-Präsident seit Jan. 2005 · Copyright wie angegeben
Der scheidende Präsident der FN
Jürgen R. Thumann
BDI-Präsident seit Jan. 2005
©   Qu& x65;ll& x65;: & x50;ri& x76;at& x61;rc& x68;iv& x20;H.& x20;Mu& x6e;ze& x6e;do& x72;f · Copyright wie angegeben
© Copyright wie angegeben  Quelle: Privatarchiv H. Munzendorf

    100 Jahre FN   
    Jubiläum der Deutschen Reiterlichen Vereinigung   
von Copyright wie angegeben  Werner Popken


Die FN - schon der Name ist merkwürdig. Was soll das heißen? Es entsteht für "Féderation Nationale", was offensichtlich französisch ist und einfach nur Nationalverband heißt. Nationalverband von was?

Ausführlich heißt es: "Féderation Nationale Equestre", also etwa Nationalverband des Pferdesportes. Das kommt der Sache schon näher. Dieses zusätzliche Wort ist Bestandteil des Kürzels FEI, das nämlich für "Féderation Equestre Internationale" steht, also etwa "Internationaler Verband des Pferdesportes".

Heutzutage erscheint es selbstverständlich und gewissermaßen natürlich, daß alle Welt englisch redet. Das war aber nicht immer so. Wenn man lange genug zurückgeht, findet man alle möglichen Sprachen, die einmal Weltsprachen gewesen sind, in dem Sinne nämlich, daß man sich mit dieser Sprache weltweit oder zumindest in den bedeutenden Gegenden verständigen konnte.

Jahrhundertelang war das zum Beispiel die römische bzw. lateinische Sprache. Auch die griechische hat eine solche Rolle gespielt, beide Sprachen, obwohl schon lange nicht mehr gesprochen, werden heute noch studiert.

Daß die französische Sprache einmal eine solche Rolle gespielt hat, merkt man zum Beispiel daran, daß auch die Post französisch spricht. Natürlich nicht in ihrem Marketingdeutsch - das ist Denglisch. Auf Seite 29 der neuesten Broschüre "Leistungen und Preise" heißt es unter "Vermerke bei internationalen Sendungen": Wert/Valeur declarée, Luftpost/Par Avion, Nachname/Remboursement usw.

Der gesamte Adel, nicht nur in Deutschland, hat einmal französisch als Hauptsprache benutzt. Das ist erst wenige Jahrhunderte her. Die Reiterwelt ist also ebenfalls französisiert. De facto wird vermutlich heutzutage doch englisch gesprochen. Wer spricht schon französisch? Und dann auch noch gut genug, daß es vor den Ohren der Franzosen Gnade findet? Die Bezeichnung hat sich aber inzwischen etabliert. Die meisten Pferdeleute werden auf Anhieb wissen, was man mit dem Kürzel FN meint.

Die "Reiterliche Vereinigung" jedenfalls geht mit diesem und anderen Kürzeln ganz selbstverständlich um. Die offizielle Internet-Adresse lautet: » www.fn-dokr.de (» Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN)). Weil sich die meisten Pferdefreunde diese Adresse vermutlich nicht gut merken können, betreibt die FN auch noch » www.pferd-aktuell.de.

Die FN ist eine mächtige Organisation. Sie hat 17 Landesverbände, ist der siebtgrößte Mitgliedsverband im Deutschen Sportbund und erfreut sich überdurchschnittlich hoher Zuwachsraten. Zur Zeit vertritt die FN mehr als 760.000 Pferdefreunde, die allerdings nicht selbst Mitglied, sondern über ihre Reitvereine der FN angeschlossen sind.

Über 7.300 Reitvereine sind direkte Mitglieder der FN, dazu 28 deutsche Zuchtverbände und andere Organisationen, etwa die der Richter, über 2.900 Pferdezuchtbetriebe, und schließlich tatsächlich etwa 44.000 Einzelpersonen, die als Persönliche Mitglieder besondere Privilegien genießen (» 100 Jahre FN - Pferdesport und zucht im Wandel der Zeit).

Die FN ihrerseits ist Mitglied in anderen Organisationen, allen voran der FEI, dem Dachverband aller reiterlichen Organisationen auf dieser Welt. Soweit kann man die Angelegenheit nachvollziehen. Die FEI ist unangefochtener Herrscher im Pferdesport. Wer hier etwas werden will, muß Mitglied werden. Die Westernreiter haben es vor wenigen Jahren geschafft, ihre Disziplin "Reining" bei der FEI unterzubringen (siehe  NRHA).

Sowohl FEI als auch FN haben aber ihrerseits eine Geschichte. Die Geschichte der FN möchte ich anläßlich der Feiern ihres hundertjährigen Gründungsdatums in einer kleinen Artikelserie nachzeichnen. Denn die Dinge waren nicht immer so, wie sie heute sind. Viel ist passiert in diesen 100 Jahren. Die Pferdewelt hat sich mehrfach grundlegend gewandelt und wird das vermutlich auch in Zukunft noch tun.



Geschichte


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Deutschland Pferdeland: Nummer 1 · Copyright wie angegeben
Deutschland Pferdeland: Nummer 1
Wirtschaftsfaktor Pferd · Copyright wie angegeben
Wirtschaftsfaktor Pferd
Wachstumsmotor Pferdesport · Copyright wie angegeben
Wachstumsmotor Pferdesport
Im Laufe der letzten dreißig Jahre hat die Bedeutung der Pferdewelt in Deutschland ständig zugenommen. Ein Ende des Booms scheint gar nicht abzusehen. Natürlich geht die derzeitige wirtschaftliche Schwäche auch am Pferdemarkt nicht vorbei; dieser leidet aber nicht so stark und auch verspätet unter den Verhältnissen. Die gerade zu Ende gegangene Equitana hat erneut bewiesen, daß das Pferd in unserer Gesellschaft eine ganz herausragende Rolle spielt ( 33 Jahre Equitana,  Feuer, Nebel, Tanz ).

So hat es sich Bundeskanzler Gerhard Schröder nicht nehmen lassen, anläßlich des Festaktes eine Ansprache zu halten. Für die Politik ist der Pferdesport ein wichtiger Bereich, dessen Bedeutung auch in Zukunft vermutlich noch weiter wachsen wird.

Deutsche Pferde sind weltweit im Spitzensport erfolgreich, deutsche Pferde werden hoch gehandelt, die Pferdeindustrie ist ein bedeutender Wirtschaftszweig, der viele Menschen ernährt. Neben den über die Vereine organisierten Pferdefreunden treiben mehr als 1,6 Millionen Menschen Sport mit dem Partner Pferd.

Die Pferdepopulation hat sich in den letzten vierzig Jahren vervierfacht. Etwa 1,1 Millionen Pferde leben heute in Deutschland. 7.000 - 10.000 Menschen verdienen ihren Lebensunterhalt durch Reitunterricht und Ausbildung von Pferden. Die laufenden Kosten für die Unterhaltung der Pferde betragen etwa 2,6 Milliarden EUR pro Jahr. Der Gesamtumsatz im Pferdemarkt wird auf über 5 Milliarden EUR geschätzt. Fast 300.000 Menschen verdanken ihren Arbeitsplatz dem Pferd (Zahlen, Daten, Fakten, Presseunterlagen der FN).

Alleine auf den 21 Reitpferdeauktionen der Pferdezuchtverbände im Jahre 2004 wurden 978 Reitpferde zu einem Durchschnittspreis von knapp 19.000 EUR versteigert! Der Gesamtumsatz betrug fast 19 Millionen EUR. Auf den Hengst-, Stuten- und Fohlenauktionen der Zuchtverbände wurden weitere 1.722 Pferde und Ponys mit einer Gesamtsumme von über 18 Millionen EUR versteigert.

Am 15. Februar wurde in Berlin ein großer Festakt zelebriert, auf dem der Bundeskanzler eine seiner typischen launigen Reden gehalten hat, aus der ich den zweiten Teil vollständig zitiere, weil er eine Reihe von Fakten erwähnt, die durchaus interessant sind - oder wußten Sie, was der scheidende Präsident Thumann mit Pferden zu tun hat?

Vor einigen Monaten habe ich zufällig entdeckt, daß einer unserer Vierspännerfahrer Pferde von Thumann in seinem Gespann einsetzt.Thumann? Das ist ein Industrieller aus Düsseldorf, erklärte mir jemand, Stahl. Ach so. Deshalb wird der jetzt BDI-Präsident. Und deshalb kann der als FN-Vorsitzender nicht weitermachen. Natürlich.

Als BDI-Präsident ist Thumann viel stärker ins Licht der Öffentlichkeit gerückt. In den Internet-Quellen, die ich gefunden und studiert habe, wird seine Pferdeleidenschaft nicht erwähnt, höchstens einmal die Präsidentschaft der FN. Schon mit 19 Jahren mußte er die väterliche Firma übernehmen, weil sein Vater starb. Mit einem Vetter baute er später eine weltweit agierende Firmengruppe auf, die vor allem für die Automobilindustrie arbeitet und in verschiedenen Ländern insgesamt knapp 2000 Mitarbeiter beschäftigt. Also nicht nur Stahl - damit fing es nur an.

Der BDI hat mit Thumann keinen Manager, sondern einen Eigentümer als Präsident, der als Mittelständler gilt. Im ersten Quartal seiner Präsidentschaft hat Thumann mehrfach deutlich zu dringenden wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Problemen Stellung genommen und dabei nicht nur Beifall von Seinesgleichen bekommen (» Industrieboss Thumann zum Jobgipfel: "Entscheidend ist, was am Ende rauskommt", » Nach Lob am Jobgipfel: Thumann erntet Kritik von Verbandskollegen).

Auch darauf geht der Bundeskanzler ein und bekennt, daß er an Thumanns Stelle FN-Präsident geblieben wäre und die BDI-Präsidentschaft ausgeschlagen hätte. Interessanterweise verrät er auch, was Thumann mit dem Pferdesport verbindet:


Die Rede


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Bundeskanzler Schröder, Festakt der FN · Copyright wie angegeben
Bundeskanzler Schröder, Festakt der FN
Meine Damen und Herren, weltweit ist die Reiterliche Vereinigung die größte Pferdezucht- und Pferdesport-Vereinigung. Weit mehr als eine Million Menschen in unserem Land reiten regelmäßig - ob als Teilnehmer in Wettkämpfen oder als so genannte Freizeitreiter. Wenn ich über Wettkämpfe rede, faszinieren natürlich immer wieder die Siege bei den Olympischen Wettbewerben, bei den Europa- und Weltmeisterschaften.

Aber Wettbewerbe gibt es auch in zahllosen Dörfern, vor allem natürlich in den Zuchtgebieten. Man sieht dort mit welchem Ehrgeiz und mit welcher Hingabe gekämpft wird. Pferde eignen sich auch als Erziehungsmittel, weil man spüren kann, wie Kinder und junge Menschen Verantwortung für Tiere übernehmen und damit natürlich sich selber auch als Persönlichkeiten entwickeln.

Wenn man das gesehen hat, weiß man, dass die Arbeit in diesen Vereinen sehr wertvoll ist. Mit mehr als 3.000 Veranstaltungen und rund 1,5 Millionen Starts pro Jahr hat dieser Breitenturniersport eine Dimension erreicht, die man in früheren Zeiten kaum für möglich gehalten hätte. Es ist so, dass dieser Prozess ohne die Reiterliche Vereinigung nicht denkbar gewesen wäre.

Der Verband ist aus guten Gründen stolz darauf und aus guten Gründen traditionsbewusst. Sie sind stolz auf bestimmte Konventionen und Regeln. Die meisten haben etwas mit Fairness zu tun, was wichtig in unserer Gesellschaft ist. Aber - auch das ist deutlich geworden - die Reiterliche Vereinigung hat sich neuen Trends nie verschlossen. Es ist also das gelungen, was nicht immer gelingt, nämlich Tradition und Erneuerung miteinander in Einklang zu bringen. Das war richtig und weitblickend zugleich; denn ohne die Öffnung der Reitervereine wären die Entwicklung und das Wachstum des deutschen Pferdesports so wohl nicht möglich gewesen.

Meine Damen und Herren, es gibt einen weiteren Grund, aus dem die Reiterliche Vereinigung ein außergewöhnlicher Sportverband ist: Die Aktiven sind schon fast gewohnheitsmäßig eine sichere Medaillenbank bei allen großen Sportveranstaltungen. Wenn es bei den Olympischen Spielen in der Nationenwertung in anderen Disziplinen noch nicht gut aussah, wurde immer gesagt: "Na ja, es wird schon werden; schließlich kommen die Reiterinnen und Reiter noch." Das ist dann auch immer so gekommen.

Es gibt beeindruckende Erfolge. Wir haben bei den Olympischen Spielen 1956 gesehen, was Hans-Günter Winkler dort geleistet hat. Gerade wenn man sich noch gut an die Fußballweltmeisterschaft 1954 in Bern erinnert und daran, was das für Deutschlands Rückkehr in die internationale Staatengemeinschaft bedeutet hat, kann man gar nicht hoch genug einschätzen, was die Reiter 1956 bei den Olympischen Spielen in Stockholm nicht nur für den Sport, sondern auch für unser Land geleistet haben. Auch das gehört dazu, wenn man über die Geschichte des Pferdesports in Deutschland spricht.

Zu recht ist erinnert worden an Paul Schockemöhle mit Deister oder auch an Alwin Schockemöhle, der 1976 bei schwierigsten Witterungsbedingungen, nämlich bei Blitz und Donner, Olympiasieger in Montreal geworden ist. Wenn wir über die hervorragenden Aktiven des deutschen Reitersports reden, fallen uns Namen wie Hartwig Steenken, Gert Wildfang oder auch Ludger Beerbaum ein. Auch heute knüpfen deutsche Reiterinnen und Reiter immer wieder an diese großen Erfolge an. Aktuell sind unter den "Top 10" der weltbesten Springreiter sechs Deutsche platziert.

Auch wenn man über die Dressur redet, fallen einem natürlich nur Namen von Olympiamedaillengewinnern ein - sie sind untrennbar mit der Geschichte des nationalen wie auch des internationalen Pferdesports verbunden - , z. B. der ersten weiblichen Olympiasiegerin im Dressurreiten Liselott Linsenhoff. Auch Josef Neckermann, Isabell Werth, Rainer Klimke, Nicole Uphoff, Ulla Salzgeber oder auch Nadine Capellmann, um nur wenige herauszugreifen, gehören zu dieser wirklich erlauchten Reihe von Namen, die ganz vielen Menschen, auch wenn sie keine direkte Verbindung zu Pferden und dem Pferdesport haben, doch viel Freude gemacht haben.

Meine Damen und Herren, ein erfolgreicher Sportler darf hier nicht unerwähnt bleiben. Es wird einem nahe gebracht, das unbedingt zu erwähnen, nämlich dass Herr Thumann mit seinem Vierspänner einen dritten Platz bei den Deutschen Meisterschaften gewonnen hat. Wenn ich übrigens an Ihrer Stelle, Herr Thumann, zu entscheiden gehabt hätte, ob ich Präsident der Reiterlichen Vereinigung bleibe oder BDI-Präsident werde, hätte ich keine Schwierigkeiten mit der Entscheidung gehabt.

Ich hätte auf das Amt des BDI-Präsidenten verzichtet. Aber ich finde es trotzdem sehr gut, dass Sie sich anders entschieden haben, weil das eine Form von Zusammenarbeit erlaubt, die - davon gehe ich wirklich aus - in der Tradition dessen steht, was Sie vorher gemacht haben. Diejenigen, die sich im Sport - speziell im Pferdesport - betätigt haben, wissen natürlich um eines, nämlich dass man mit Fairness immer am weitesten kommt. Das ist ja die beste Basis für eine Zusammenarbeit, die nicht immer irrtumsfrei und nicht immer konfliktlos vonstatten gehen kann, die aber - dessen bin ich sicher - in jedem Fall fair und vor allen Dingen erfolgsorientiert für unser Land vonstatten gehen wird.

Meine Damen und Herren, vor 100 Jahren entstand der "Verband Deutscher Halbblutzüchter", wie er damals hieß, vor allen Dingen auch, um Käufer für Pferde zu finden. Die deutsche Pferdezucht bedient übrigens keineswegs nur den deutschen oder den europäischen Markt. Ich freue mich, dass z. B. bei meiner Reise in die Golfstaaten, Vertreter des deutschen Pferdesports und der Züchter wie Frau Capellmann, Herr Beerbaum und Paul Schockemöhle dabei sein werden. Wir wissen nämlich sehr wohl auch um die wirtschaftliche Funktion der Pferdezucht und des Standes, den deutsche Pferde dort, aber auch in den Vereinigten Staaten von Amerika und Kanada haben. Ein Grund dieses Erfolges auf den internationalen Märkten liegt übrigens auch in der Struktur der Zuchtbetriebe, weil die Vererber vom Landgestüt zu erträglichen Preisen vorgehalten werden und die Stuten in bäuerlichen Betrieben zu Hause sind. Das ist eine gute Mischung, die sicherlich auch dazu beiträgt, dass deutsche Pferde auf den Märkten der Welt Erfolg haben. Es ist nicht zuletzt auch ein Verdienst der Arbeit der Vereinigung, dass das immer wieder möglich ist.

Tradition bedeutet, wie einmal gesagt worden ist, nicht, Asche aufzuheben, sondern, eine Flamme am Brennen zu erhalten. Das tun Sie. Das kommt auch dadurch zum Ausdruck, was Sie für die jüngeren Leute mit großem Erfolg tun. Rund die Hälfte der Mitglieder in den Reitervereinen sind jünger als 26 Jahre. Sie machen die Arbeit mit den jungen Menschen nicht nur, um neue Mitglieder zu werben, sondern auch, um eine Erziehungsaufgabe zu erfüllen, nämlich jungen Menschen zu vermitteln, Respekt vor den Tieren zu haben und Disziplin zu zeigen. In der Therapie von kranken oder behinderten Menschen - ich habe darauf hingewiesen - machen Sie wirklich Wegweisendes.

Meine Damen und Herren, 2006 werden die Weltreiterspiele in Deutschland ausgetragen. Ich habe es als eine Ehre betrachtet, die Schirmherrschaft dafür übernehmen zu dürfen. Ich finde, dass das durchaus in eine Reihe mit der in Deutschland stattfindenden Fußballweltmeisterschaft gehört, wenn auch die Zahl der aktiven Teilnehmer und der Zuschauer sicherlich eine andere sein wird. Die Bedeutung der Weltreiterspiele in Deutschland sollte aber nicht unterschätzt werden.

Übrigens ist das auch ein Grund, aus dem die Bundesregierung die Baumaßnahmen dafür auch materiell unterstützt. Ich finde, das ist gut angelegtes Geld, und bin dem Innenminister, der in der Tat der Sportminister ist, für sein persönliches Engagement auch sehr dankbar. Was bleibt mir zu wünschen? - Viel Erfolg bei den Weltreiterspielen und viel Erfolg bei der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele 2008. Natürlich wünsche ich der Reiterlichen Vereinigung ein weiterhin erfolgreiches Wirken. Ich wünsche dem neuen Präsidenten gerade so viel Fortune in seinem Amt, wie es der alte Präsident - der nicht wirklich alt ist - , also sein Vorgänger, gehabt hat.

Vielen Dank und alles Gute für Sie!
2. Teil der » Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder anlässlich des Festaktes zum 100-jährigen Bestehen der FN



Niederlage und Triumph


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Springsport um die Jahrhundertwende · Copyright wie angegeben
Springsport um die Jahrhundertwende
Zum hundertjährigen Jubiläum hat die FN also allen Grund, zu feiern und zu triumphieren. Dieser Erfolg ist umso bemerkenswerter, als der Anfang unter den genau entgegengesetzten Zeichen stand. Deutsche Reiter versagten im internationalen Vergleich.

Das erste große internationale Militär-Reitturnier der Geschichte, der "Premio Concorso ippico internazionale", wurde 1902 in Turin veranstaltet.

147 Offiziere aus sieben Ländern treten in der norditalienischen Stadt zum Kräftemessen an, allen voran die Gastgeber mit 91 Teilnehmern. Von den 30 ersten Preisen fallen 14 an die Italiener, 8 an die Franzosen und 6 an die Offiziere aus Österreich-Ungarn. Die 15 Deutschen kehren nach zehn Wettkampftagen mit einer einzigen Plazierung heim. Kaiser Wilhelm verhängt ob dieser Blamage ein Auslandstartverbot, daß erst 1911 im Vorfeld der ersten olympischen Reiterspiele (1912) aufgerufen werden sollte.
Susanne Hennig: 100 Jahre FN

Nun hätte man über die Erkenntnis der mangelnden Leistungsfähigkeit einfach hinweggehen können. Anscheinend ist durch die Niederlage aber doch ein entscheidender Nerv getroffen worden. Der Ehrgeiz der deutschen Pferdezüchter wurde angestachelt.

Das ist überhaupt nicht selbstverständlich und eigentlich auch ganz unerwartet. Nach einer Niederlage mag man die Gründe dafür erforschen wollen. Die deutschen Militärs mußten schon einmal eine empfindliche Niederlage einstecken, nämlich beim militärischen Distanzritt im Oktober 1892 zwischen Berlin und Wien unter Beteiligung des Bündnispartners Österreich-Ungarn. Auch dort triumphierten die Gegner.

Es liegt nahe, die Gründe nicht bei sich, sondern bei den Pferden zu suchen. Selbstverständlich sind die deutschen Militärreiter Spitze, allein die Pferde taugen nichts. Prima, dann muß man ja nichts tun - oder?

Gründungsversammlung,  Berliner Central-Hotel "Zum Heidelberger": Verband d.	Halbblutzüchter · Copyright wie angegeben
Gründungsversammlung, Berliner Central-Hotel "Zum Heidelberger": Verband d. Halbblutzüchter
Rechts im Bild Initiator Oscar von Funcke · Copyright wie angegeben
Rechts im Bild Initiator Oscar von Funcke
Da die Reiterei bis zur Jahrhundertwende der Hauptsache von der Armee, genauer den Offizierskorps, getragen wird, orientiert sich die Pferdezucht fast ausschließlich an militärischen Bedürfnissen. Für Sportzwecke im noch jungen Reit- und Fahrsport sowie auf den Rennenbahnen gilt das deutsche Zuchtprodukt in den Augen vieler Beobachter als weitgehend ungeeignet.

Die Vormachtstellung der Ungarn im Rennsport sowie das schwache Abschneiden der deutschen Offiziere bei Distanzritten und beim Militärreitturnier in Turin - über Jahre lebhaft in der Presse diskutiert - bringen dem deutschen Pferd und insbesondere dem ostpreußischen einen schlechten Ruf ein und bescherte ihm Gegenzug dem ungarischen Pferd einen wahren Triumphzug.

Das ungarische, aber auch das englische Pferd erfreuen sich so großer Wertschätzung, daß sich Pferdehändler nicht scheuen, sogar deutsche Pferde mit heimischem Gestütsbrand als Ausländer zu verkaufen - bis ein studierter Landwirt aus Dresden derartigen Täuschungsmanövern und allen Fehl- und Vorurteilen über die Qualität der deutschen Pferdezucht den Kampf angesagt: Oscar von Funcke.

In Zeitungsartikeln und in seinem 1903 erscheinenden Werk "Das deutsche Halbblutpferd" beleuchtet er die Hintergründe, warum die deutschen Offiziere bei den Distanzritten ihren Konkurrenten unterlägen waren. Mit der angeblichen mangelnden Leistungsfähigkeit des deutschen Pferdes hatte dies nämlich nichts zu tun. Ausschlaggebend waren vielmehr schlechte Vorbereitung auf derartiger Wettbewerbe, schwächere reiterlichen Qualitäten und ungenügende Ausbildung der Pferde.

Energisch treibt von Funcke die Gründung einer Interessenvertretung voran. Am 15. Februar 1905 hat er sein Ziel erreicht, Pferdezüchter und hochrangige Persönlichkeiten heben in Berlin den "Verband der Halbblutzüchter" aus der Taufe.
Susanne Hennig: 100 Jahre FN

Auf diese Vereinsgründung führt sich die FN zurück. Deshalb der 15. Februar 2005 als Datum des Festaktes, deshalb die Wahl des Veranstaltungsortes Berlin. Die heutige FN begann als Interessenvertretung von Pferdezüchtern. Auslöser waren Niederlagen im Sport, die zu wirtschaftlichen Einbußen in der Pferdezucht führten.

Heute triumphieren die Deutschen im Sport und in der Pferdezucht ( Eliteauktionen,  Weltranglisten,  Züchterischer Fortschritt,  Zuchtzieldefinition,  BLUP und INTERSTALLION). Ursache ist die Verknüpfung von Zucht und Sport, die lange Zeit eigentümlich für Deutschland war und den Grund für den langanhaltenden Erfolg gelegt hat.

Jürgen R. Thumann schreibt als Präsident der Deutschen Reiterlichen Vereinigung e.V. (FN) im Vorwort zur Pressebroschüre "100 Jahre FN - ein bewegtes Jahrhundert, ein bewegender Moment - 100 Jahre Pferdezucht und Pferdesport in Deutschland" unter anderem:

Die enge Verbindung von Sport und Zucht, von großen hippologischen Visionären wie Gustav Rau vorangetrieben, ist ursächlich für die "Erfolgsgeschichte Pferdesport" verantwortlich. Um diese Allianz wird Deutschland in der ganzen Welt beneidet. Wie gegenseitig befruchtend die Einheit von Sport und Zucht wirkt, erkennt das Ausland erst Jahrzehnte später.




Quellen


  1. » Deutsche Reiterliche Vereinigung e.V. (FN)
  2. » www.pferd-aktuell.de
  3. » 100 Jahre FN - Pferdesport und zucht im Wandel der Zeit
  4.  NRHA,  Ausgabe  294
  5.  33 Jahre Equitana, Die Weltmesse des Pferdesports,  Ausgabe  309
  6.  Feuer, Nebel, Tanz, Wie man dem Publikum den Atem raubt,  Ausgabe  312
  7. Zahlen, Daten, Fakten, Presseunterlagen der FN
  8. » Industrieboss Thumann zum Jobgipfel: "Entscheidend ist, was am Ende rauskommt" - Wirtschaft - SPIEGEL ONLINE
  9. » Nach Lob am Jobgipfel: Thumann erntet Kritik von Verbandskollegen - Wirtschaft - SPIEGEL ONLINE
  10. » Rede von Bundeskanzler Gerhard Schröder anlässlich des Festaktes zum 100-jährigen Bestehen der FN
  11. Susanne Hennig: 100 Jahre FN, Presseunterlagen der FN
  12.  Eliteauktionen, Hannoveraner als Beispiel moderner Zuchtpolitik,  Ausgabe  304
  13.  Weltranglisten, World Breeding Federation for Sport Horses,  Ausgabe  305
  14.  Züchterischer Fortschritt, Kann man die Zucht planmäßig verbessern?  Ausgabe  306
  15.  Zuchtzieldefinition, Was ist ein Hannoveraner?  Ausgabe  307
  16.  BLUP und INTERSTALLION, Zucht mit wissenschaftlichen Daten,  Ausgabe  308



Fotos

©   Quelle: Privatarchiv H. Munzendorf


Leserresonanz


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1 Leserresonanz zu Ausgabe 315 vom 10.04.05


Leserbrief  1454 zu Ausgabe  315
24.04.05



100 Jahre FN

Hallo, Herr Popken,

100 Jahre FN - ich weiß nicht, ob das ein Grund zum Feiern ist. Mir als Freizeitreiter ist diese Organisation einfach nur suspekt. Ein riesiger bürokratischer Apparat, der in etwa so fortschrittlich ist wie die katholische Kirche.

Tierschutz - noch nie was von gehört, jedenfalls muß man diesen Eindruck öfter mal haben. Bis vor wenigen Jahren hielt die FN in Warendorf ihre Hengste in Einzelhaft und ich denke nicht, daß sich daran was geändert hat. Viele FN-Ställe glänzen durch veraltete, wenig pferdefreundliche, finstere Anlagen, in denen die Tiere im Mist stehen. Wie kommen solche Schundbetriebe zu einer Plakette?

Jeder Pferdemetzger kann bei der FN einen Equidenpaß für die Schlachtung eines Pferdes ohne Papiere anfordern und zwar ohne Überprüfung, ob das Pferd eventuell gestohlen ist. Das ist doch wohl ein Witz!

Als ich für mein Pferd einen Paß anforderte, ließ man einen Großteil der ohnehin spärlichen Abzeichen weg, obwohl es als Falbe ohnehin nicht viel aufzuweisen hat. Na, da hätte ich mir das blöde Teil, dessen Sinn ich bis heute anzweifle, auch gleich sparen können!

Und Freizeitreiter scheinen für die FN gar nicht zu existieren, es zählt nur und ausschließlich der Sport. Freizeitreiter, so man sie überhaupt wahrnimmt, sind ja sowieso nur Deppen. Diese Haltung schlägt sich bis in jede konventionelle Reitschule durch, mit der Folge, daß sich Freizeitreiter ohne Turnierambitionen frustriert anderen Reitweisen zuwenden. So landen sie dann häufig bei zweifelhaften Gurus.

Und beim Sport gilt schneller, höher, weiter, bei den Pferden größer, schneller und immer jünger. Man braucht sich nicht zu wundern, wenn viele Pferde bereits mit acht Jahren deutliche Verschleißerscheinungen zeigen. Mit zehn sind die Tiere dann verheizt und landen beim Metzger.

Die FN reißt sich nicht gerade ein Bein aus, um solche Zustände abzustellen. Schade, denn dafür wäre diese riesige Organisation doch prädestiniert...

Ich glaube nicht, daß ich mich jemals mit denen identifizieren kann...

Licorno

Als Sie mit dem Reiten begannen, träumten Sie vom Galopp durch Felder und Wiesen.

Was man Ihnen bot, war die Reithalle.

Sie wünschten sich, ein Pferd zum Freund zu haben.

Sie bekamen ein vierbeiniges Sportgerät.

Und manchmal, so auf dem Weg zwischen Pferdebox und Reiterstübchen, denken Sie, daß das eigentlich nicht alles sein kann.....

IST ES AUCH NICHT! (Titeltext der Zeitschrift "Freizeit im Sattel")



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Der Herausgeber ist nicht verantwortlich für Leserbeiträge und die Inhalte externer Internetseiten.
Tip: Deutsch/Englisch-Übersetzung: » dict.cc


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