 |  | Ronja v. Ramalgo unter Karsten Huck |  |  |  |
|  |  | Flammengold v. Florestan unter Volker Brodhecker |  |  |  |
| Die hessischen Pferdezüchter legen Wert auf Tradition. In den letzten 240 Jahren wurde die Zucht durch Landgestüte beeinflußt. 1737 wurde das Landgestüt Kassel nach dem Vorbild des 1735 gegründeten Landgestüts Celle gegründet.
Die Dillenburger Ramsnasen waren bereits im 16. Jahrhundert bekannt und werden geschildert als ein "kräftiger, dabei schöner Mittelschlag mit trockenen und sehnigen Gliedern und hoher Aktion" und sondern auf den damaligen Pferdemärkten weithin gefragt gewesen sein.
Sie wurden im Hofgestüt der Dillenburger Grafen gezüchtet, und zwar nicht, wie sonst üblich, auf der Basis der vorhandenen Stuten, wie sie sich aufgrund der kulturellen und landschaftlichen Gegebenheiten herausgebildet hatten. Vielleicht war dieses "Material" zu schlecht. Holsteinische und dänische Stuten wurden mit spanischen, neapolitanischen und orientalischen Hengsten gekreuzt.
Um 1700 wurde das Hofgestüt Ulrichstein eingerichtet. Auch dort züchtete man nicht mit einheimischem Material. Bis 1849 wurden hier orientalische Stuten mit preußischen, mecklenburgischen und englischen Hengsten gekreuzt. Das Ergebnis wird bezeichnet als "starker Mittelschlag mit trockenen Schenkeln und hoch angesetzten Schweifen, kraftvoll und ausdauernd". Diese Pferde wurden vornehmlich am Hofe gebraucht.
Beberbeck wurde 1876 preußisches Hauptgestüt und hat in dieser Eigenschaft bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Hengste in fast alle deutsche Zuchtgebiete geliefert, insbesondere nach Hannover und Ostpreußen.
Dillenburg ist heute der Sitz des hessischen Landgestüts, das sich als Dienstleistungszentrum auffaßt. Es wurde 1869 gegründet. Daneben gab es Landgestüte in Ulrichstein, Kassel, Korbach, Weilburg, Arolsen, Darmstadt und Beberbeck. Die preußische Verwaltung konzentrierte sich auf das Landgestüt Dillenburg; die anderen Gestüte wurden im Laufe der Zeit aufgelöst, 1956/57 als letztes das Landgestüt Darmstadt. Da schien die Zeit der Pferde abgelaufen zu sein.
Bis dahin wurden vornehmlich Kaltblüter gezogen; dabei soll sich "eine besonders wirtschaftliche Typprägung" herausgebildet haben, mittelgroß, praktisch - das ist heute "fast völlig verschwunden". Merkwürdig: hier wird eine "Rasse" ausgerottet und alle sehen zu.
Auch heute noch werden Kaltblüter in Hessen gezogen, aber nicht die typischen Hessen, sondern den Rheinisch-Deutsches Kaltblut, Schwarzwälder Kaltblut und Süddeutsches Kaltblut. Daneben gibt es noch kleinere Zuchten von Percheron, Noriker, Comtois, Cob Normand und Freiberger. Am zweiten Sonntag im September treffen sich die Kaltblut-Freunden auf dem Laurentiusmarkt in Usingen zur Landes-Kaltblutschau des Verbandes Hessischer Pferdezüchter e.V.
Neben den Kaltblütern wurde ein "Wirtschaftswarmblutpferd" auf der Grundlage von Oldenburgern und Holsteinern gezogen. Diese werden als einsatzfreudige und menschengeprägte Karossiers beschrieben. Als sich der Bedarf aufgrund der Motorisierung in der Mitte des letzten Jahrhunderts wandelte, waren diese die Grundlage für die Umzüchtung zu einem "edlen, großrahmigen, vielseitig einzusetzenden Reitpferd."
Die Mehrheit der Hessenpferde wird in bäuerlichen Betrieben mit ein oder zwei Stuten gezogen. "Dadurch geht die Prägung auf den Menschen nicht verloren. Die Pferde gehören zur Familie."
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