Wochenmagazin · Die ganze Welt der Pferde
10. Jahrgang · aktuell  Ausgabe 505

   Magazin 
    › Pferdemarkt    › Anzeigenmarkt    › Messe

 Archiv

 Pferd verkaufen

 Anzeige aufgeben

 Mediadaten

 


 
interessant: » Arnulf Rating: Zur Woche des Grundeinkommens

 News: FN-aktuell vom 27.11.08
 Presse-Info: CHIO Aachen ...
 Dressur, z.B. ... Ponydressurreiter: Laura Peperhowe ...
 Hufklinik: geändert seit 30.11.


    Magazin: jeden Montag neu
Neu:   Dominanz und Co.
Die hessische Pferdezucht holt auf
Hallo   Pferdefreund!

   

  Menü    Hilfe-FAQ    Login    Newsletter     Bücher    Notizen    Presse    Termine  TV

 
  Heute neu
  Magazin 
  Pferdemarkt
  Anzeigenmarkt
  Messe
  Artikel
 Archiv
 Bachblüten
 Berichte
 Editorials
 Kunstgalerie
  Rasseportraits 
 Rezensionen
 Tips
 Titelgalerie
 Zufallstitel
 Bildmaterial
 Bildschirmschoner
 Cartoons
 Comics
 Fotoalben
 Kalender
 Postkarten
 Poster
 Puzzles
 Informationen
 EWU-Presseticker
 FN-aktuell
 FN-Ergebnisdienst
 FN-Presseticker
 FN-Turniervorschau
 Leserbriefe
 Links
 Pferdenamen
 Presseinfos
 Suchstatistik
 Terminliste
 Terminkalender
 Zitate
 Besucheraktionen
 Anzeige aufgeben
 Login
 Link eingeben
 Newsletter-Abo
 Notizen
 Pferd verkaufen
 Presseinfo neu
 Termin eingeben
 Hilfe + Antworten
 Einführung
 FAQ
 Übersicht
 Geschäftliches
 Autorenhinweise
 Bannerwerbung
 Bildwerbung
 Impressum
 Konditionen
 Kontaktformular
 Mediadaten
 Service
 Textwerbung
 
Rasseportrait Zum Thema Hesse · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 202.03 der Pferdezeitung vom 09.02.03
 Menü Rasseportraits
 Dillenburger Ramsnasen ... 
 Vererbungsrecht  Zuchtgeschichte  In Zukunft Hessen
 Charakterpferde  Sportliche Erfolge  Pferdehaltung  Interessenlage  Leserresonanz
  Druckversion   Lesezeichen
  Magazin
  Magazin
  Magazin


Copyright wie angegeben
Hessenstute Cara: Brand unter der Mähne
©   Werner Stürenburg

    Dillenburger Ramsnasen als Ahnen   
    Die hessische Pferdezucht holt auf   
von   Werner Popken



Hessische Pferde? Davon hatte ich noch nie gehört. Hannoveraner, Westfalen, Holsteiner, vielleicht noch Oldenburger, Trakehner - aber Hessen? Dabei hatte ich eine hessische Stute gekauft, ohne es zu wissen. Oder hatte ich einfach nur nicht zugehört, als der Händler mir die Sachlage erläuterte?

Jedenfalls weiß ich noch, daß ich sogar den Tierarzt fragte, was das denn wohl für ein merkwürdiger Brand am Hals von Cara war, gut versteckt unter der Mähne, die sie stets links trug. Er wußte es auch nicht. In der Stadtbibliothek wurde ich dann fündig: es stellte sich heraus, daß jedes Bundesland seine eigene Zucht hat und natürlich auch seinen eigenen Brand.

Cara hatte keine Papiere; den Brand hatte sie bekommen, als ihr erstes Fohlen vorgestellt wurde, wie der Händler erläuterte. Ich hatte keine Ahnung, wie so etwas vor sich geht: er hätte mir alles mögliche erzählen können. Und auch heute noch ist mir die Züchterszene fremd.

Als ich das Verbandsorgan des Hessischen Reit- und Fahrverbandes e.V., Unser Pferd - Der Hessische Pferdezüchter, durchblätterte, wurde mir wieder einmal bewußt, wie groß die Welt ist. Alleine die Anzeigen, zum Beispiel, willkürlich auf Seite 104/105 : 13 auf 2 Seiten, 9 davon von Anhängerhändlern, 4 davon Böckmann-Händler - welche Konkurrenz!

Und alle leben davon, daß sie einen Bedarf befriedigen. Wenn der Markt übersättigt ist, wird er automatisch schrumpfen, wenn der Bedarf das Angebot übersteigt, werden die Preise anziehen und in der Folge die Angebote sich vermehren, bis die Sache wieder ins Lot kommt.

Das ist in der Pferdezucht nicht anders. Hessische Pferde gibt es so lange wie die anderen Landeszuchten. Die erste schriftliche Erwähnung datiert aus dem Jahre 1490. Das bedeutet nicht, daß davor noch keine Pferde gezüchtet wurden; vielmehr waren die damals gezüchteten Pferde schon so berühmt, daß in einem Dokument auf sie Bezug genommen wurde.

Der Prospekt des » Verbands Hessischer Pferdezüchter e.V. kennzeichnet die "Wilden aus der Stout Zapfenberg" als eisenhart, kräftig, beweglich und ausdauernd. Sie waren "die besten Tauschartikel des Hofes von Hessen-Kassel". Diese Redewendung machte mich stutzig.



Vererbungsrecht


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Verbandsorgan Unser Pferd
Copyright wie angegeben
Logo und Brandzeichen
Der Hof von Hessen-Kassel tauschte Pferde - und Menschen. "Ab nach Kassel" - kennen Sie diese Redewendung? Sie entstand, wenn ich mich recht erinnere, als die Landesherren ihre Landeskinder als Soldaten an die neugebackenen Vereinigten Staaten nach Amerika verkauften: Kassel war die Zwischenstation, und die Werber sollen eine erfolgreiche Musterung mit diesen drei Worten quittiert haben.

Ich will den Hessen natürlich nichts Böses und schon gar nicht Unrecht tun, aber Hessen hat für mich eine ganz bestimmte Anmutung. Hessische Städte und Dörfer sind gekennzeichnet durch kleine Häuser, enge Gassen, augenscheinliche Armut. Frankfurt glitzert heute von protzigen Hochhäusern mächtiger Banken, aber schon die nächste Kleinstadt ist wieder ganz typisch hessisch. Wie kommt das?

Hessen war ein armes Land, das aufgrund des Vererbungsrechts immer mehr verarmte. In Westfalen z.B. wurde der Besitz immer im Ganzen an den Erstgeborenen vererbt. Der zweite Sohn mußte ins Kloster, um für das Seelenheil der Familie zu sorgen, die anderen Söhne mußten sehen, wo sie blieben, und widmeten sich vielleicht einem Handwerk. Die älteste Tochter sollte natürlich einen Hoferben heiraten, die zweite ins Kloster gehen, und die anderen mußten halt sehen, wo sie blieben.

Das war in Hessen anders. Dort wurde der Besitz immer geteilt, mit der Folge, daß dieser immer kleiner wurde und immer weniger die Familien ernähren konnte. Das westfälische System ist offensichtlich ungerecht, gut für den Erben, schlecht für die Nachgeborenen. Das hessische System ist gerecht mit verheerenden wirtschaftlichen Folgen.

Dazu kam, daß die Hessen landschaftlich eher schlechte Karten gezogen hatten. Die besonders schwierigen Bedingungen in Hessen schildert der Prospekt in blumigem Werbedeutsch wie folgt:

Neben dem industriellen Ballungsraum zwischen Rhein und Main gibt es weite, landschaftlich geprägte Bezirke. Für diese sind, wie in manchen landschaftlich reizvollen Gegenden, die Erzeugungsbedingungen vielfach schwierig. Typisch sind hier hängige, flachgründige Bundsandstein- und Muschelkalkböden. Sie bieten die Grundlage für eine vielfältige Pflanzengesellschaft, für einen mineral- und nährstoffreichen Futteraufwuchs. Gerade der wachsende Organismus mit seinem speziellen Bedarf an verdaulichem Rohprotein und an Mineral- und Wirkstoffen findet hier ideale Voraussetzungen für die Entwicklung des Skeletts und Bewegungsapparates.

Die kleine flächige Betriebsstruktur ist nur von besonders tüchtigen und fleißigen Bauern erfolgreich zu meistern. Sie ersetzen die fehlende Flächenausstattung durch eine auf hoher Stufe stehende Veredelungserzeugung über die Viehhaltung.


Bei diesen ins Positive gewendeten Negativaussagen frage ich mich, wie die anderen Bundesländer die speziellen Vorteile ihrer Aufzuchtgebiete verkaufen. Und wie die Hessen die Nachteile ihrer Landschaft und Geschichte kompensieren.


Zuchtgeschichte


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Ronja v. Ramalgo unter Karsten Huck
Copyright wie angegeben
Flammengold v. Florestan unter
Volker Brodhecker
Die hessischen Pferdezüchter legen Wert auf Tradition. In den letzten 240 Jahren wurde die Zucht durch Landgestüte beeinflußt. 1737 wurde das Landgestüt Kassel nach dem Vorbild des 1735 gegründeten Landgestüts Celle gegründet.

Die Dillenburger Ramsnasen waren bereits im 16. Jahrhundert bekannt und werden geschildert als ein "kräftiger, dabei schöner Mittelschlag mit trockenen und sehnigen Gliedern und hoher Aktion" und sondern auf den damaligen Pferdemärkten weithin gefragt gewesen sein.

Sie wurden im Hofgestüt der Dillenburger Grafen gezüchtet, und zwar nicht, wie sonst üblich, auf der Basis der vorhandenen Stuten, wie sie sich aufgrund der kulturellen und landschaftlichen Gegebenheiten herausgebildet hatten. Vielleicht war dieses "Material" zu schlecht. Holsteinische und dänische Stuten wurden mit spanischen, neapolitanischen und orientalischen Hengsten gekreuzt.

Um 1700 wurde das Hofgestüt Ulrichstein eingerichtet. Auch dort züchtete man nicht mit einheimischem Material. Bis 1849 wurden hier orientalische Stuten mit preußischen, mecklenburgischen und englischen Hengsten gekreuzt. Das Ergebnis wird bezeichnet als "starker Mittelschlag mit trockenen Schenkeln und hoch angesetzten Schweifen, kraftvoll und ausdauernd". Diese Pferde wurden vornehmlich am Hofe gebraucht.

Beberbeck wurde 1876 preußisches Hauptgestüt und hat in dieser Eigenschaft bis in die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg Hengste in fast alle deutsche Zuchtgebiete geliefert, insbesondere nach Hannover und Ostpreußen.

Dillenburg ist heute der Sitz des hessischen Landgestüts, das sich als Dienstleistungszentrum auffaßt. Es wurde 1869 gegründet. Daneben gab es Landgestüte in Ulrichstein, Kassel, Korbach, Weilburg, Arolsen, Darmstadt und Beberbeck. Die preußische Verwaltung konzentrierte sich auf das Landgestüt Dillenburg; die anderen Gestüte wurden im Laufe der Zeit aufgelöst, 1956/57 als letztes das Landgestüt Darmstadt. Da schien die Zeit der Pferde abgelaufen zu sein.

Bis dahin wurden vornehmlich Kaltblüter gezogen; dabei soll sich "eine besonders wirtschaftliche Typprägung" herausgebildet haben, mittelgroß, praktisch - das ist heute "fast völlig verschwunden". Merkwürdig: hier wird eine "Rasse" ausgerottet und alle sehen zu.

Auch heute noch werden Kaltblüter in Hessen gezogen, aber nicht die typischen Hessen, sondern den Rheinisch-Deutsches Kaltblut, Schwarzwälder Kaltblut und Süddeutsches Kaltblut. Daneben gibt es noch kleinere Zuchten von Percheron, Noriker, Comtois, Cob Normand und Freiberger. Am zweiten Sonntag im September treffen sich die Kaltblut-Freunden auf dem Laurentiusmarkt in Usingen zur Landes-Kaltblutschau des Verbandes Hessischer Pferdezüchter e.V.

Neben den Kaltblütern wurde ein "Wirtschaftswarmblutpferd" auf der Grundlage von Oldenburgern und Holsteinern gezogen. Diese werden als einsatzfreudige und menschengeprägte Karossiers beschrieben. Als sich der Bedarf aufgrund der Motorisierung in der Mitte des letzten Jahrhunderts wandelte, waren diese die Grundlage für die Umzüchtung zu einem "edlen, großrahmigen, vielseitig einzusetzenden Reitpferd."

Die Mehrheit der Hessenpferde wird in bäuerlichen Betrieben mit ein oder zwei Stuten gezogen. "Dadurch geht die Prägung auf den Menschen nicht verloren. Die Pferde gehören zur Familie."


In Zukunft Hessen


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Hessenauktion in Alsfeld
Copyright wie angegeben
Siegerstute 2002 Ginella v. Gomez (61)
Beste Dreijährige Dorinna v. Dartagnan (41)
Die Umstellung auf den modernen Bedarf dauerte 15 Jahre. Durch eine Verdrängungszucht wurden die unerwünschten Eigenschaften herausgezüchtet:

Von Generation zu Generation zeichnet sich nun ein Zuchtfortschritt ab. Altmodische, derbe Pferde mit großen Köpfen und geradem, festem Rücken sind praktisch von der Bildfläche verschwunden. Stattdessen sieht man sportliche, wohlproportionierte Pferde, die Adel und Ausdruck, gute Reitpoints, ein klares Fundament und reelle Grundgangarten besitzen. Viele Pferde sind deutlich blutgeprägt, ohne Einbußen in den Temperaments- und Reiteigenschaften zu zeigen. Im Gegenteil, gerade die Rittigkeit und Sporteignung der hessischen Pferde sind mindestens in gleicher Weise gefördert und verbessert worden wie der Typ und das Exterieur.


Diese Entwicklung ist keineswegs ungewöhnlich, im Gegenteil, sie hat überall in unserem Lande stattgefunden. Es war das bewußte Ziel, von den landestypischen Eigenarten zu einem einheitlichen "Deutschen Reitpferd" zu kommen. Zwar sehen die Pferde heute überall gleich aus, für die Vermarktung ist es aber anscheinend doch wichtig, weiterhin von Hannoveranern, Westfalen, Holsteinern, Oldenburgern zu sprechen.

Cara ist ein typisches Beispiel dieser Umzüchtungspolitik. Ihr Körperbau war ziemlich uneinheitlich, manchmal hatte ich den Eindruck, sie gäbe ein gutes Modell für ein Fehlerpferd ab, also ein Pferd mit vielen Gebäudemängeln.

Ihr Charakter war jedoch einwandfrei; ich habe nie vorher und nachher ein Pferd von so noblem Wesen kennengelernt. Im Gegensatz dazu ist Pit als Enkel von Pilot ziemlich schwierig. Die ganze Nachkommenschaft gilt als "wirr im Kopf"; sie springen wie der Teufel, sind aber problematisch im Umgang.

Nun muß man wissen, was man will. Wenn es um die Gewinnsummen geht, mag man den heiklen Umgang in Kauf nehmen wollen. Will man aber durchweg Freude an seinem Pferd haben und nicht unbedingt gewinnen, sind die charakterlichen Stärken durch nichts zu ersetzen.

Und damit sind wir beim Markt. Die Broschüre des Verbandes läßt keinen Zweifel: auch die Hessen richten sich am internationalen Turniergeschehen aus. Das ist verständlich; denn der Wettbewerb ist sozusagen eine scharfe Lupe, mit der die Spreu vom Weizen getrennt werden kann, zumindest in Bezug auf objektivierbare Kriterien.

Die Hessen schlagen sich dabei nicht schlecht; die Liste der sportlichen Erfolge ist sehr lang. Sie kann sich nicht vergleichen mit den Erfolgen der Norddeutschen, aber die Hessen holen auf. Wieso auch nicht? Schließlich liegen die züchterischen Entscheidungen offen zutage, und was dem einen Erfolge bringt, macht der andere sofort nach.

Die Hessen haben jedenfalls den Anspruch, ganz nach vorne aufzuschließen. Das Logo ist jetzt ergänzt worden durch den Zusatz: "In Zukunft Hessen!" Seit 1997 führt der Verband mit Unterstützung durch das Institut für Tierzucht der Universität Gießen das "Projekt Hessenpferd" durch.

Wichtige Qualitätsmerkmale der Zuchtpferde und ihrer Nachkommen werden erfaßt und veröffentlicht. Die Hessen reagieren damit auf den gesättigten Markt. Die Qualität soll in den Vordergrund rücken, und zwar schon bei der Anpaarung.

Aus den Ergebnissen des Rittigkeitstests ("Hessentest") soll ein überdurchschnittlicher Zuchtwert für jedes Fohlen erreicht werden. Schließlich soll sogar ein "Gütesiegel Hessenpferd" entwickelt werden, auf das sich der Kunde verlassen kann.


Charakterpferde


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Verlaßpferd Cara
Copyright wie angegeben
Willig und temperamentvoll
Charakterliche Eigenschaften wird man auf Turnieren weder beurteilen wollen noch können, und auch in Leistungsprüfungen haben sie normalerweise keinen Platz. Beim Westernreiten findet man mitunter solche Übungen: Stillstehen, Gelassenheit, auch bei Gebrauchshundeprüfungen kommen entsprechende Aufgaben vor.

Deshalb finde ich die Aussage der hessischen Züchter durchaus bemerkenswert und wiederhole sie hier noch einmal:

Viele Pferde sind deutlich blutgeprägt, ohne Einbußen in den Temperaments- und Reiteigenschaften zu zeigen. Im Gegenteil, gerade die Rittigkeit und Sporteignung der hessischen Pferde sind mindestens in gleicher Weise gefördert und verbessert worden wie der Typ und das Exterieur.


Cara hatte auch diese "Blutprägung", der Kopf sah manchmal arabertypisch-vollblutmäßig aus, den Schweif trug sie meistens recht hoch, besonders in der Bewegung: sie machte in allen drei Grundgangarten mächtig viel her.

Wir haben uns einfach an diesem Pferd erfreut; es ist uns über den Weg gelaufen, hat uns eine Weile begleitet und unser Leben bereichert. Für die Züchter ist das aber zuwenig: sie brauchen sensationelle Erfolge.

Warum sollte den hessischen Züchtern das versagt bleiben, was den westfälischen oder hannoveranischen Züchtern gelingt? Das berühmteste hessische Pferd, Weltmeisterin 1954 und 1955, Doppel-Olympiasiegerin 1956 und 1960 Mannschafts-Olympiasiegerin mit Hans-Günther Winkler im Sattel, die große Halla, war auch mir als Kind ein Begriff.

Vor ein paar Jahren habe ich Hans-Günther Winkler auf einer Messe gesehen und sofort erkannt - nach so vielen Jahren, die auch an ihm sicher nicht spurlos vorübergegangen sind. Halla und Hans-Günther Winkler wurden immer in einem Atemzug genannt und waren in meiner Jugend schon Legende.

Halla wurde auf dem Hof Vierling in Darmstadt geboren und ein Zufallsprodukt, Tochter einer französischen Beutestute und des Darmstädter Landbeschälers Oberst. Die hessischen Pferdezüchter haben damals Halla eher verleugnet, weil sie nicht aus alter hessischer Blutlinie stammte.

Die Oldenburger und Holsteiner haben gezielt und sehr erfolgreich französisches Blut eingesetzt - nun ist man auch in der hessischen Zucht stolz auf sie, aber ein bißchen spät. Überhaupt haben die hessischen Züchter den Trend zum modernen Sportpferd erst spät mitgemacht.


Sportliche Erfolge


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Ferdinand v. Furioso unter Helena Weinberg
Copyright wie angegeben
Frank Kunz mit seinem Hessen-Viererzug
Copyright wie angegeben
Tenno v. Trend, SM Dieter Lauterbach
Ich interessiere mich überhaupt nicht für den Spitzensport und bin immer erschlagen, wenn ich die unglaubliche Menge an Turnieren, Pferden, Reitern und Reiterinnen sehe, die ständig unterwegs sind, von Spitzenleistung zu Spitzenleistung sprinten, weder Kosten noch Mühen scheuen und sich unentwegt der Konkurrenz stellen.

Aber dennoch sagen mir einige Namen etwas, die im Zusammenhang mit Hessenpferden genannt werden. Hans-Günther Winkler zum Beispiel war mir ein Begriff, aber auch Hartwig Steenken, Fritz Ligges, Ullrich Meyer zu Bexten, Paul Schockemöhle, Ulrich Kirchhoff, Otto Becker, Reiner Klimke, Karin Rehbein sind Namen, die ich mit dem Spitzensport verbinde.

Mit Michael Freund habe ich sogar schon gesprochen, dem Doppel-Weltmeister im Vierspänner von 1994, und ich erinnere mich noch gut an das Turnier im Januar 1999 in Hannover, als wir die Pferdezeitung und unser Konzept erstmals der interessierten Öffentlichkeit vorgestellt haben.

Zum Abschluß des Abends fuhren drei Viererzüge jeweils ein "Privatturnier" in der Halle aus, Michael Freund wie immer absolut gelassen und ruhig und unangefochten überlegen. Er selbst seine Pferde natürlich nach sportlichen Überlegungen ein; die Herkunft spielt dabei nicht die große Rolle. Deshalb fährt er nicht ausschließlich hessische Pferde.

Frank Kunz züchtet mit seinem Vater Josef Hessenpferde und fährt natürlich ausschließlich mit Pferden seiner eigenen Zucht. Er brachte es bis zur Bronzemedaille im Internationalen Deutschen Fahrderby und nahm an der Vierspänner-Weltmeisterschaft in Wolfsburg teil.

Im Bericht über das Friesenfest habe ich bereits über Sattelmeister  Dieter Lauterbach aus dem Landgestüt Dillenburg berichtet; 1996 hat er die Deutsche Meisterschaft im Einspänner mit dem Landbeschäler Tenno errungen.

Einen Eindruck vom Turnierstreß gibt ein Artikel im "Magazin für Pferdezucht und Pferdesport Unser Pferd"unter dem Stichwort Turnierzirkus: "Nieberg immer auf Achse, und immer sehr erfolgreich".

Im internationalen Reitsport gibt es eigentlich keine Turnierpausen mehr. Auch Lars Nieberg war - rund um Weihnachten - fast nur auf Achse. Wir fassen seine Erfolge der letzten Wochen zusammen.


Es folgen Berichte von Turnieren in Verona, Berlin, Stuttgart, München, London; z. B. Stuttgart:

Zum Auftakt des Turniers belegte Lars Nieberg in Eröffnungsspringen für deutsche Reiter auf Fighting Alpha Platz 14. Im Preis der Firma Raumpflege AG sattelte er erneut den elfjährigen Hengst und belegte den dritten Platz. Im Preis der Deutschen Telekom am Samstag sicherte sich Nieberg dann auf dem 15-jährigen Fuchshengst Giorgio den Sieg mit einem Null-Fehler-Ritt im Stechen. Und er erhielt zudem den Treuepreis "Stuttgarter Rössle", der mit 5.000 Euro dotiert ist. (Birgit Popp)




Pferdehaltung


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Fighting Alpha unter Lars Nieberg
Copyright wie angegeben
Scarlatti v. Silvano unter Sarah Garayhi
Beachtlich fand ich, daß im Rahmen der Landwirtschaftlichen Woche Südhessen am 5. Februar ein Diavortrag und eine Diskussion mit Praktikern zum Thema "Modern und artgerecht - Pferdehaltung mit Zukunft" stattfand. Sollte unter den traditionellen Züchtern langsam ein Umdenken stattfinden?

Das schon erwähnte Heft Februar 2003 des Verbandsmagazins enthält jedenfalls einen Artikel, der den Anfang einer neuen Serie macht: "Artgerechte Pferdehaltung in Hessen". Der Titel des ersten Artikels der Reihe lautet: "Pferde leben in der Gruppe viel gesünder und ausgeglichener".

Vorgestellt wird ein Pensionspferdehalter, der seit sieben Jahren Gruppenhaltung anbietet. Hessen hat einen Landeswettbewerb "Tiergerechte Pferdehaltung" ausgeschrieben; 1999 und 2002 wurde der Betrieb von Gerhard Groß ausgezeichnet. Er hat durchweg positive Erfahrungen gesammelt:

"Die Tiere fühlen sich wohler und sind durch die Sozialkontakte und durch die Bewegung insgesamt ausgeglichener und umgänglicher und damit besser zu reiten als Pferde, die in Innenboxen gehalten werden." Auch die Verletzungshäufigkeit sei in der Offenstallhaltung geringer.


Abgesehen von den üblichen Problemen mit den Pferdebesitzern, die meinen, ihrem Pferd gehe es in der Box besser, hat er interessanterweise auch Probleme mit den Tierärzten:

"Viele rein in der Schulmedizin ausgebildete Tierärzte verordnen kranken Pferden generell erstmal Boxenruhe. Sobald ich jedoch ein Pferd aus einer bestehenden festen Herde nehme, zerstöre ich den Gruppenverband und verzögere dadurch den Heilungsprozeß, da die Boxenhaltung für dieses Tier einen ungewohnten Ausnahmezustand bedeutet."


Ein Pensionsstallbesitzer muß sich nicht nur mit Pferden auskennen, sondern auch mit Menschen, denn die haben miteinander auch diverse Probleme. Das ist schon bei der Boxenhaltung so, aber bei der Gruppenhaltung wird die Sache für den "Manager" schwieriger:

Das Betriebs- und Herdenmanagement sei anspruchsvoller als in der Boxenhaltung. "Es kommt dabei nicht nur darauf an, das Pferd gut in eine Gruppe zu integrieren, sondern mindestens genauso sensibel muß der Pferdebesitzer in die Gruppe der anderen Besitzer integriert werden", betont der Betriebsleiter. Auch sei es nicht immer einfach, zwischen den Wünschen des Besitzers und dem Wohlbefinden des Pferdes einen Kompromiß zu finden: "Individualbehandlungen sind nicht möglich," so Groß.



Interessenlage


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite



Copyright wie angegeben
Elite-Auktionen, Beritt und Verkauf im Pferdezentrum
Copyright wie angegeben
Auktionskollektion 2001: Lennox v. Lone Star
Copyright wie angegeben
Mitten in Deutschland: Pferdezentrum Alsfeld
Interessant ist die Rechnung, daß der Arbeitsaufwand pro Tag und Pferd in der Offenstallhaltung lediglich ein Drittel dessen beträgt, was in der Boxenhaltung nötig ist. Infolgedessen sind die monatlichen Kosten etwas geringer als bei der Boxenhaltung.

Da der Aufwand aber erheblich geringer ist, dürfte der Ertrag entsprechend wesentlich größer sein. Und das wiederum müßte zur Folge haben, daß die Anbieter den Pferdebesitzern die Vorzüge nahebringen:

"Man muß den Einstellern von Anfang an geduldig die Vorzüge dieser Haltung klarmachen. Dann werden sie auch mitziehen."


Das leuchtet mir ein. So wird es gehen. Schließlich ist die ganze Veranstaltung zum Geldverdienen da, soll die Existenz der Bauern sichern. Und da diese in der herkömmlichen Landwirtschaft immer weniger ein Auskommen finden, findet manch einer den Weg zur Pferdehaltung, wenn er nicht ohnehin schon Züchter ist.

Der monatliche Umsatz von Gerhard Groß dürfte zwischen 10.000 und 15.000 EUR betragen; der Familienbetrieb beschäftigt einen festen Mitarbeiter. Ich denke, davon kann eine Familie gut leben, und das sollte im Interesse der ganzen Gesellschaft sein.

Ich stelle fest, die Hessen haben eine Menge guter Ideen und schon sehr viele Initiativen entwickelt. Daß die hessische Pferde im internationalen Sport keine so große Rolle spielen wie die Westfalen oder Hannoveraner, mag auch daran liegen, daß es nur 2.500 Stuten gibt. Es soll über 10.000 Züchter im hannoverschen Zuchtgebiet geben. Das ist eine ganz andere Größenordnung.

Die privaten Hengsthalter haben sich in Hessen mit über 100 Mitgliedern ebenfalls organisiert: Vereinigung hessischer Hengsthalter e.V. (VhH). Im Januar 2000 stellten sich rund 50 Hengste einer Prämierungskommission. Es wurde erstmals der Titel "Prämienhengst" an ältere Hengste verliehen.

Die Vermarktung findet in Alsfeld statt, an der Autobahn A5, Rasthof Pfefferhöhe. Da bin ich oft schon vorbeigefahren oder sogar eingekehrt. Die Aufgaben des Verbandes sind aufgeteilt in den Bereich Zucht:

  • Zuchtbuchführung
  • Leistungsprüfungen
  • Beratung
  • Hengstkörungen
  • Schauwesen
  • Öffentlichkeitsarbeit

und den Bereich Ausbildung und Absatz mit

  • ständigem Angebot von Pferden aus Züchterhand
  • Vermittlung direkt vom Züchter zum Käufer
  • Trainingzentrale für Auktionspferde
  • Organisation und Durchführung von Auktionen (Reitpferde, Fohlen, Hengste)

Was die anderen können, können die Hessen auch. An Selbstbewußtsein mangelt es ihnen nicht, und auch nicht an Erfolgen. Die Liste der Auslandsexporte ist lang.



Quellen


  1. » Verband Hessischer Pferdezüchter e.V.
  2.  Dieter Lauterbach



Kontakt

Verband Hessischer Pferdezüchter e.V.
An der Hessenhalle 5
36304 Alsfeld
Telefon 06631/9655-0
Telefax 06631/9655-23
[email protected]


Abbildungen

©  Gerd Hebrang
©   Verband Hessischer Pferdezüchter e.V.


Leserresonanz


  Home     Anfang     Menü     Druckversion     Drucken     Empfehlen     als Startseite

3 Leserresonanzen zu Ausgabe 202 vom 09.02.03


Leserbrief  1039 zu Ausgabe  202
 
Kommentar zu Seite  /Galerie/202/Lebenstheorie/


07.09.2003 15:36:24

Danke

Ich möchte mich recht herzlich für diesen kritischen Artikel bedanken. Ich mache gerade die "Schule für Biblisch Christliche Weltanschauung" bei JMEM, und schreibe meine Seminararbeit über "Die Brüder Löwenherz". Bei meiner Interpretation des dort gegebenen Weltbildes bin ich auf das gleiche, leider absolut nicht christliche und durchaus entmutigende und destruktive Weltbild gekommen. Ich möcht jeden ermutigen, auch bei Literatur (5 Preise!) zwischen den Zeilen zu lesen, und mit Kindern Bücher und Filme, die sie sehen, zu besprechen.

 [email protected]


Leserbrief  1040 zu Ausgabe  202
 
Kommentar zu Seite  /Kleinanzeigen/


09.09.2003 08:18:34

Suchmaske

Hallo !

Bin nun schon seit einer Weile regelmäßiger Besucher Eurer Seite. Eigentlich finde ich Eure Kleinanzeigen sehr gut, das Einzige was ich nicht so gut finde ist die Suchmaske.

Eine Vereinfachung bei den Rasse-Unterteilungen (z.B. nur Warmblut anstatt Hannoveraner, Holsteiner, etc. oder Grosspferd/Pony) und die Postleitzahlen-Einschränkung.

Es ist super, daß Ihr die als Kriterium in die Suchmaske aufgenommen habt aber auch hier wäre eine Vereinfachung nicht schlecht, z.B. 7000-7999 oder die Möglichkeit dies einzugeben (z. B. 70-79).

Falls das nun alles möglich ist - dann bin ich wohl zu d... dafür. Trotzdem großes Lob für Eure Seite und macht weiter so !

Bine

 [email protected]
Liebe Bine,

Ihre Anregung ist sehr gut und leuchtet mir ein. Ich werde mal darüber nachdenken, wie ich das realisieren kann. Vielen Dank!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Stürenburg


Leserbrief  881 zu Ausgabe  202
15.02.03



Hallo, Herr Stürenburg,

mit Interesse las ich Ihre Ausführungen zu den  Brüdern Löwenherz. Ich kann Ihnen da nicht so zustimmen. Für mich hatte die Geschichte etwas Tröstliches. Aber das ist nicht von Belang.

Von Belang ist vielmehr die Meinung der Kinder, die das Buch begeistert aufnahmen. Im Buch "Zum Donnerdrummel", ein Werk-Porträt, steht ein Zitat eines Mädchens, das folgendermaßen lautete: "Alles ist so wunderbar, grausam und schön". Viele haben es nach eigenen Angaben in einem Zug gelesen (ich übrigens auch) und sahen nicht, daß die Geschichte den Selbstmord verherrlichen würde.

Kritiker sahen das natürlich anders, machten sich Sorgen, ob das Buch nicht gefährlich für Kinder wäre. Den gleichen, mit Verlaub gesagt, bescheuerten Vergleich mußte vor nicht so langer Zeit auch Harry Potter über sich ergehen lassen. Da war es der Vorwurf des Okkultismus.

Und vor Pippi Langstrumpf wollte man die Kinder auch schon schützen. Da wäre uns was entgangen!

Die selben Kinder, die da so vehement beschützt werden sollen, haben aber keinerlei Schutz von Tätern, die sich nahezu ungestraft an Ihnen vergehen können. Keinen Schutz vor Armut, Perspektivlosigkeit und Einsamkeit. Da frage ich doch: was ist schlimmer?

(Zum Donnerdrummel - eine Werksausgabe, Herausgeber Astrid Surmatz und Paul Berf, Verlag Rogner & Bernhard bei Zweitausendeins, dicker Wälzer, 908 Seiten)

Liebe Grüße

Licorno



AddThis Social Bookmark Button


Rasseportrait Zum Thema Hesse · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 202.03 der Pferdezeitung vom 09.02.03
 Menü Rasseportraits