Géricault war zweifellos Profi. Er hat eine gestandene Ausbildung durchlaufen (u.a. bei einem Pferdemaler, siehe Das arabische Pferd im Spiegel der Kunst) und ist in seiner Zeit einer der führenden Künstler gewesen. Seine Gemälde hängen noch heute als Glanzstücke in den wesentlichen Museen der Welt.
Das Kunsthaus Zürich zeigt z. B. auf seiner Übersichtsseite Impressionismus und Postimpressionismus / von Géricault bis Manet ein Gemälde von Géricault:
Der Hufschmied. 1813/14 Öl auf Holz. 122 x 102 cm Erworben 1965
Der Kommentar hierzu lautet:
Der Hufschmied, ursprünglich ein Ladenschild, verbindet barockes Furioso mit dem revolutionären Pathos der besten Werke Géricaults; man kann in ihm eine der ersten Heroisierungen eines Vertreters des Handwerkerstandes sehen.
Das klingt natürlich echt super toll. Wenn so ein Feuerross wie auf dem Gemälde beschlagen werden soll, braucht es vielleicht auch so einen Pfundskerl als Hufschmied. Die mir bekannten Pferde und Hufschmiede werden sich in diesem Gemälde kaum wiedererkennen - für meinen Geschmack ist das einfach hochgestochener Schwulst.
Dieses Pferd ist dargestellt in der akademische Manier der Fürstenverherrlichung. Das Revolutionäre ist die Tatsache, daß ein einfacher Hufschmied, sozusagen der letzte der Handwerker, in der Rolle eines Helden dargestellt wird.
So ungefähr stellt man sich einen Hufschmied in der Oper vor. Jeder weiß, daß der Sänger keine Ahnung von Pferden hat und einen Hammer keine fünf Minuten halten, dafür aber besonders breitbeinig und großspurig posieren sowie wirklich gut singen kann.
Es fällt mir ein, daß Courbet etwa um 1850 mit der Darstellung eines Steineklopfers noch "tiefer gesunken" ist und ein noch geringeres Mitglied der Gesellschaft heroisiert hat, aber ich will es genau wissen und erinnere mich, daß ich ein preiswertes Bändchen über Courbet im Bücherregal habe.
Als erstes springt mir dort ein Ausschnitt unseres Hufschmieds ins Auge, denn der Band heißt genauer "Courbet und der französische Realismus". Diese Bewegung hatte ich bereits im Zusammenhang mit unserem Bauern erwähnt. Der Hufschmied bzw. Géricault wird also ganz deutlich als Vorläufer gesehen. Der Steineklopfer ist natürlich auch in dem Buch abgebildet, ist von 1849 und zum Zeitpunkt der Drucklegung (1988) noch in Privatbesitz (Mailand) - Donnerwetter!
Nun wollte ich die Sache doch nicht so im Raum stehen lassen und wenigstens einen Hinweis auf eine Abbildung des Steineklopfers im Internet geben (weil ich keine Lust hatte, dieses Gemälde einzuscannen - außerdem kostet das auch wieder Bandbreite und führt zu weit). Wie komme ich also jetzt schnell an dieses Bild?
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