Ich bin der Größte Über den Sport und die Motivation des Menschen von › Werner Popken
Zu den Themen Kommunikation, Tierschutz |
|
|
Sport bewegt die Welt - der Sport ist deshalb auch ein riesiges Geschäft. Geschäfte basieren bekanntlich auf Angebot und Nachfrage. Würde niemand Fußball spielen, sich für Fußballspiele interessieren, gäbe es keinen » Fußball und auch kein Milliarden- oder Millionengeschäft mit dem Fußball (» 265 Millionen spielen weltweit Fussball).
Daß Pferdesport mit Sport zu tun hat, liegt zunächst einmal nicht auf der Hand. Niemand würde behaupten, daß Hund oder Katze, Goldfisch oder Kanarienvogel etwas mit Sport zu tun haben.
Man könnte sich also auch gut mit Pferden beschäftigen, ohne daß dies gleich in Sport ausarten würde. Schließlich geht man auch mit dem Hund spazieren oder läßt diesen an der Leine neben dem Fahrrad herlaufen, ohne daß das von jemand als Hundesport bezeichnet werden würde, obwohl doch Mensch und Hund ihre Körper dabei nachdrücklich bewegen und man diese Bewegung sogar mit einem gewissen Recht als Sport bezeichnen könnte.
So könnte also das Reiten oder das Fahren mit Pferden einen durchaus nicht-sportlichen Umgang mit Pferden bedeuten, wie auch die tägliche Arbeit des Bauern mit dem Pferd keinesfalls als Sport durchgehen würde. Zum Sport wird eine körperliche Betätigung erst dann, wenn sie einerseits zum Ziel hat, gewisse Grenzen der Behaglichkeit zu überschreiten - deutlich etwa im Fitneßstudio - oder aber zum ansonsten zweckfreien Wettbewerb ausartet.
Als Sport werden aber merkwürdigerweise auch Veranstaltungen bezeichnet, die mit körperlicher Betätigung nicht unbedingt etwas zu tun haben. Ich weiß noch, wie irritiert ich war, als ein alter Nachbar in New Orleans mich als junger Mann vor Jahrzehnten fragte, ob ich irgendwelchen Sport betreiben würde, was ich verneinte. Unglaublich fragte er: "No sport? You don't do any fishin'?" Ich konnte es nicht fassen - der alte Knabe bezeichnete Angeln als Sport!
Für mich mußte die körperliche Betätigung im Vordergrund stehen, die meiner Ansicht nach beim Angeln überhaupt nicht gegeben war; ich entgegnete, daß ich gelegentlich skilaufen würde. Das nun wiederum konnte der sich nicht vorstellen, Schnee kam in seinem Weltbild nicht vor. Neben Angeln ließ er als Sport noch die Jagd durchgehen, wo ich aber ebenfalls passen mußte. In beiden Fällen handelte es sich vermutlich bei ihm noch nicht einmal um einen Wettbewerb - dazu war er erstens zu alt und zweitens übte er seinen "Sport" immer mit denselben Kumpels aus. Wieso soll das ein Sport sein?
Aber da haben wir vermutlich schon den Wettbewerb - wer fängt dieses Mal den dicksten Fisch? Wer ist dieses Mal der Gewinner, der Superstar? Sport als Veranstaltung zur Profilierung, als Chance zur Ego-Beweihräucherung, als Gelegenheit, sich selbst für eine gewisse Zeit ein bißchen größer zu machen, sich großartiger zu fühlen, als man das gemeinhin tut. Sport kann man also auch als rein seelische Angelegenheit auffassen, als Aufbauprogramm für das Wohlbefinden. Ob das für uns ein wertvoller Hinweis ist?
In diesem Sinne wird zum Beispiel auch Schach als Sport bezeichnet und betrieben, obwohl die Schachspieler sich denkbar wenig körperlich betätigen, zumindest nicht beim Schachspielen. Dafür aber steht der Wettbewerb im Vordergrund, nicht so sehr die Spielfreude, was man bei einem Spiel wie Schach doch annehmen sollte. Aber in dem Moment, wo der Wettbewerb ins Spiel kommt, hört das Spiel auf, Spiel zu sein, und wird bitterernst. Wer dann Weltmeister ist, kann sich des Neids des Fußvolks gewiß sein. Ob ihm das wirklich was bringt?
Der Wettbewerb ist natürlich auch im Pferdesport entscheidend. Das Reiten im Gelände beispielsweise zählt eigentlich nicht als Sport, wenn nicht zugleich eine Distanz und sonstige Aufgabe bewältigt werden müssen, und zwar in der Konkurrenz. So gesehen kann man Pferde eindeutig als Mittel zum Zweck betrachten, denn man könnte die Strecke ja natürlich genausogut zu Fuß oder mit dem Mountainbike oder mit dem Motorrad oder dem Quad oder dem Allradler bewältigen, was tatsächlich auch alles gemacht wird. In diesem Sinne ist der Pferdesport als Wettbewerbsdisziplin noch sehr jung und wurde erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts von Militärreitern erfunden, die ihre Überlegenheit in Friedenszeiten unter Beweis stellen wollten.
| |