| | Chubbs im Meer: kinderfreundlich | | | |
Ammen, AI und ET Moderne Reproduktionstechnik und das Vollblutreglement von Gerd Hebrang |
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Eine meiner letzten Fragen an die Tinker-Züchterin Caroline Neuenschwander (» Gestüt Cillbarra) war die nach der legendären Familienfreundlichkeit dieser Rasse und der Möglichkeit der genetischen Fixierung dieser Eigenschaft. Trifft diese Eigenschaft überhaupt zu, und wenn ja, ist sie eine Eigenschaft der Rasse, konnte sie "hineingezüchtet" werden?
Bei Hunden ist die genetische Fixierung der Familienfreundlichkeit oder anderer Eigenschaften keine Frage - bei Pferden war ich mir nicht sicher. Alle möglichen Fähigkeiten sind bei Hunden hineingezüchtet worden, aber normalerweise muß man sich für eine entscheiden. Ein Hütehund wird nicht apportieren, ein Wachhund nicht buddeln, usw.
Wer einen Familienhund sucht, sollte sich mit den Eigenschaften der verschiedenen Rassen auseinandersetzen, damit er nicht anschließend sein blaues Wunder erlebt. Geht das überhaupt bei Pferden? Kann man charakterliche Eigenschaften hineingezüchten? Muß man dafür andere opfern?
| Die vielzitierte familienfreundlichkeit der tinker kann ich nur bestaetigen. Viele tinker beiderlei geschlechts behandeln kinder meist mit viel vor- und nachsicht und lassen sich im allgemeinen sehr gerne betueteln. Ein fuer mich eindrueckliches beispiel ist mein tinkerwallach chubby: ich fand ihn als 3 jaehrigen und roh und habe am ersten tag ein kleines maedchen auf seinen ruecken gesetzt - und ich wusste genau was ich tat. ( sie haben mehrere bilder von chubby: praktisch, quadratisch, gut haben sie eines genannt (*) und ein anderes war eines ihrer titelbilder ). Obwohl ich chubby dann als meinen persoenlichen jagdcob ausgebildet habe und ihn mehrere saisons im jagdfeld geritten habe, was die pferde in der regel ziemlich heiss und speedig macht, ist er z.b. auf der weide, nur mit einem stallhalfter oder strick, immer noch von jedem kind zu reiten.
Ich habe chubbs nachbars tochter, sie ist 13, fuer die sommermonate anvertraut, da er bei mir zu fett wurde wegen chronischer unterbeschaeftigung und habe ein bild angehaengt: grosses format mit viel meer und himmel und strand.
Dieses maedchen reitet erst seit wenigen jahren in einer reitschule und ist von chubbs absolut begeistert: ein pferd, was auf leichteste hilfen und stimme reagiert und in jeder situation zu kontrollieren ist.
Die traveller konnten sicher nichts mit pferden anfangen, die nicht absolut bombensicher auch und vor allem im umgang mit kindern waren. Deshalb wurden bei ihnen ( wie bei mir ) alle anderen nicht zur zucht verwendet und/oder verkauft.
Ist das nun angezuechtet oder anerzogen? Ich denke doch, es ist beides. Selektioniert und richtig erzogen. Das sollte doch auch bei anderen rassen moeglich sein falls man nicht nur auf hochleistungssport erfolge aus ist. In diesem zusammenhang kommt mir eine fruehere bekannte aus deutschland in sinn, die solche kinderfreundlichen erfahrungen mit appaloosa pferden in usa gemacht hat - ist das nicht erstaunlich? * Poster Pferd handlich | | |
Selektion - das ist die eigentliche züchterische Tätigkeit, Selektion in Bezug auf das züchterische Ziel. Und charakterliche Eigenschaften sind zweifellos Ziel, eine diesbezügliche Selektion sollte also Erfolg haben.
Wie oft habe ich Klagen gehört, daß unsere vielgepriesenen deutschen Sportpferde, so leistungsfähig sie auch sind, doch eigentlich wenig Freude bereiten, weil der Umgang mit ihnen schwierig bis unerfreulich ist. Aus eigener Erfahrung habe ich immer wieder darauf hingewiesen, denn zu spät hatte ich davon gehört, daß die ganze Zuchtlinie, der das von mir gekaufte Fohlen entstammte, zwar als sehr springtalentiert galt, aber doch als spinnert im Kopf, was leider zutrifft. Mit großem Interesse habe ich deshalb zur Kenntnis genommen, daß diese Probleme zumindest in Baden-Württemberg erkannt und angegangen wurden:
| Daher meine Frage an Dr. Raue, ob die Grenzen der Leistungszucht nicht allmählich erreicht sind. Diese Frage hat er aus mehreren Gründen verneint.
Zum einen ändern sich die Zuchtziele immer wieder. Als Beispiele nannte er die Schweine, die bis 1994 ebenfalls (neben Bullen und Hühnern) von Marbach betreut worden sind. Zunächst wurden die Schweine immer länger, und dann bekamen sie Probleme mit ihrem Gebäude.
Im Bereich der Pferdezucht seien die größten Fortschritte in den letzten 20 Jahren beim Interieur erzielt worden: Charakter, Temperament. Ein wildes Rodeo beim Einreiten gibt es nicht mehr. Die niedrigste Note in Bezug auf das Interieur ist (in Baden-Württemberg) mittlerweile eine 8.
Wenn man nun in dieser Hinsicht nachlässig würde, würden sich diese Eigenschaften unmittelbar wieder verschlechtern. Im übrigen komme es immer darauf an, in welcher Richtung man die Zucht optimieren wolle. Inzwischen habe man zum Beispiel einen neuen Parameter im Blick: die Fruchtbarkeit. Ganz allgemein stellen sich die Erfolge desto schneller ein, je weniger Merkmale man verändern möchte. Interieur | | |
Damit haben wir es ganz klar herausgearbeitet: Charakterliche Eigenschaften sind auch bei Pferden durch züchterische Bemühungen zu festigen. Zucht ist also ein großes Thema. Ein wie großes Thema es ist, habe ich aber erst wirklich durch die Beschäftigung mit den Tinkern erfahren.
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