| | Aus dem Stand in den gestreckten Galopp. | | | |
| | | Das Pferd ist abgestellt; auch ohne Balken. | | | |
| | | | | Postkutsche fährt ein ... | | | |
| | | ... selbstredend sechsspännig im Galopp ... | | | |
| | | ... Reitpferde dösen gesattelt am Balken | | | |
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In den vergangenen Wochen habe ich mich mit Ingrid Klimke und ihrem Verständnis von Reiterei beschäftigt. Zur Abwechslung möchte ich einmal untersuchen, welche Vorstellung von Pferden wir durch Westernfilme suggeriert bekommen. Nach einer eher allgemeinen Einleitung ins Thema will ich das Thema Pferd am Beispiel eines konkreten Films untersuchen.
Dieser Film ist natürlich sehr vielschichtig und Pferde spielen für die Geschichte selbst eigentlich gar keine tragende Rolle. Deshalb ist nicht anzunehmen, dass irgendjemand die Rolle der Pferde in diesem oder einem anderen Film untersucht hat oder untersuchen wird. Mal sehen, was dabei herauskommt; ich hoffe, dass ich dem Film dabei nicht unrecht tue.
Westernfilme gehören zu den berühmtesten und beliebtesten Filmen; sie sind für die Kultur unserer Zeit wichtiger als Opern oder Theaterstücke. Und im Western gibt es Pferde, auf jeden Fall. Vielleicht auch Eisenbahnen. Definitiv keine Autos und Flugzeuge, denn als die erfunden wurden, gab es den sogenannten » Wilden Westen schon längst nicht mehr.
Kein Pferd, kein Western:
| Der Westernheld (Cowboy oder Trapper), dessen Urtypus Davy Crockett und Daniel Boone darstellen, und der stets im Mittelpunkt der Handlung steht, ist eine in seinen moralischen Werten vom mittelalterlichen Ritter abgeleitete, zutiefst romantische Figur. So wie sich der Ritter von Reiter ableitet, und der Chevalier von Cheval (dt.: Pferd), ist der Westmann ohne sein Pferd undenkbar.
» Western | | |
Sein Pferd ist aber in der Regel niemals Thema, wie etwa bei » Karl May, dessen Helden eine persönliche Beziehung zu ihren Tieren entwickeln, die sogar Namen bekommen, mit denen der Held tatsächlich zuweilen spricht, der sich dessen bewusst ist, dass seine Fähigkeiten und sein Überleben von den Pferden abhängt. Das ist für den Western absolut undenkbar.
Im Film benutzt der Reiter sein Pferd wie ein Fahrrad. Er schwingt sich drauf, gibt dem Pferd die Sporen, so dass es sofort in den Jagdgalopp springt, und brettert solange im Höchsttempo weiter, bis er am Ziel angekommen ist. Dort stellt er sein Pferd am Anbindebalken ab und widmet sich seinen Geschäften, ohne das Pferd auch noch eines weiteren Blickes zu würdigen.
Die Pferde fügen sich diesem Schema. Sie stehen teilnahmslos am Anbindebalken herum, bis der Reiter sich in den Sattel schwingt, woraufhin sie aus dem Stand auf der Hinterhand wenden und in den schärfsten Galopp fallen.
Sie scheinen nie zu fressen, nie zu saufen, können tagelang ihre Leistungsfähigkeit auch in der Halbwüste aufrechterhalten, wo doch immerhin ihre Reiter sich einen kleinen Schluck aus ihrer Reiseflasche genehmigen können, leiden nie unter der sengenden Sonne, brauchen keinen Schatten und müssen auch nicht abgesattelt werden.
Wenn Pferde zum Fahren benutzt werden, dann am besten ebenfalls auf dieselbe extreme Art, wie sie geritten werden. Auf den Kutschbock springen, die Peitsche knallen lassen und im gestreckten Galopp die gesamte Strecke bewältigen: So fährt man im Wilden Westen, zumindest im Film.
Sollte es sich um eine Postkutsche handeln, dann wird mindestens vierspännig gefahren, ebenfalls im Galopp, unabhängig vom Gelände, und man fragt sich, wie die Passagiere diese Tortur wohl aushalten mögen, da die damaligen Postkutschen nicht besonders gut gefedert und die Fahrwege nicht präpariert waren.
Wie bei allen Behauptungen, gibt es natürlich vereinzelt auch Gegenbeispiele. So reiten die Helden im sehr bekannten Westernfilm » Die glorreichen Sieben aus dem Jahr 1960 tagelang ausdauernd im Schritt nach Mexiko, die Banditen nähern sich dem Dorf im Trab und galoppieren erst zum Schluss und auch dann nur verhalten.
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