Sigurbjörn Barðarson Diddi Der weltbeste Island-Reitsportler aller Zeiten von Agata Macek |
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Frage: Diddi, Sie sind der erfolgreichste Reiter isländischer Pferde aller Zeiten; irgendwie übertreffen Sie alle Konkurrenten. Führen Sie das auf mehr Kenntnisse und Erfahrungen zurück oder vielleicht auf ein Ihnen eigenes äußerst raffiniertes Gefühl und Gespür für Pferde?
Antwort: Ich habe relativ spät begonnen, mit Pferden zu arbeiten. Ich bin ein Stadtkind, geboren in Reykjavik. In Island ist es Sitte, daß die Kinder aus den Städten in ihren Ferien aufs Land gehen, um dort auf den Bauernhöfen zu helfen. Das habe ich auch getan. Und da habe ich mich in die Pferde verliebt. Ich war vollkommen überwältigt. Es war wie eine Art von Virusinfektion.
Als ich 13 Jahre alt war, wurde ich konfirmiert, und bei dieser Gelegenheit bat ich alle meine Verwandten, die mir zur Konfirmation etwas schenken wollten, mir Geld zu geben, damit ich mir ein Pferd kaufen könnte. Und das habe ich dann getan. Es war ein sehr einfaches und nicht sehr teures Pferd, aber es bestärkte mich in meiner Entscheidung, daß ich in meinem Leben mit Pferden arbeiten wollte.
Ich bin 52 und habe jetzt 36 Jahre mit Pferden gearbeitet. Meine Karriere hat sich ganz langsam entwickelt. Ich mußte sehr viel arbeiten, um Erfolg zu haben. Ich begann als Stiefeljunge für die besten Reiter der damaligen Zeit. Sehr lange habe ich deren Pferde geputzt, bis sie mich schließlich akzeptierten und an ihren Unterrichtsstunden teilnehmen ließen.
Als ich dann selbst an Wettbewerben teilnahm, habe ich alles todernst genommen, und es hat sich ausgezahlt. Jeder Sieg brachte mich auf der Stufenleiter ein Stückchen weiter - so habe ich ganz allmählich die Gelegenheit bekommen, bessere Pferde zu reiten und bessere Trainingsbedingungen zu bekommen. Die Züchter fingen an, mich zu respektieren, und heuerten mich an, um ihre Pferde auf Zuchtveranstaltungen vorzustellen.
Ich glaube, mein Vorteil ist, daß ich alles vergessen und mich vollständig auf die Arbeit mit den Pferden konzentrieren kann. Wenn ich mich auf die Pferde einstelle, kann mich nichts wieder davon abbringen. Ich bin von Natur aus ein Perfektionist und selten wirklich zufrieden. Es gibt immer Gelegenheiten zur Verbesserung, auch beim vorsichtigen und geduldigen Training.
Für mich ist ein Pferd ein Freund und Kamerad - das ist jetzt keine Schönrederei für die Medien, meine Beziehung zu Pferden IST genau so. Natürlich braucht man Autorität, aber ich erkämpfe mir die nicht, ich gewinne sie. Es ist bestimmt sehr wichtig, daß ich fast immer genau weiß, was das Pferd bringen und was ich von ihm erwarten kann.
Und ich dränge nie - ich nehme mir immer genug Zeit für ein Pferd; langfristig gesehen ist das der einzig richtige Ansatz. In dieser Hinsicht spielt Zeit keine Rolle für mich.
Und dann gibt es noch eins: Ich trinke nie Alkohol. Der schränkt Verstand und Geist ein. Und beides, der Verstand und der Geist, müssen klar und ungestört sein, um das richtige Verhältnis zu einem Pferd zu finden.
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