| | Ordentlich am Zügel ziehen, klappt schon! | | | |
| | | Naja, mit zwei Pferden etwas komplizierter. | | | |
| | | | So reitet der Tierfreund! | | | |
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Der Film » 700 Meilen westwärts gilt als tierschützerisch, als pferdefreundlich, so sagt es die Wikipedia und so betonen die » Rezensenten bei Amazon; aber in Wirklichkeit geht es um etwas ganz anderes. Der Held Sam Clayton, dargestellt von » Gene Hackman, wird als der Gute aufgebaut, der auch noch einen guten Freund zur Seite gestellt bekommt, Luke Matthews (» James Coburn), und nach den Regeln eines Dramas müssten nun eigentlich eine Reihe von Schurken auftreten.
Da gibt es den jugendlichen Angeber, aber so richtig böse ist er nicht, nur dumm, aber aus Dummheit kann Bösartigkeit erwachsen. So quält der ein Maultier und reitet sein Pferd zuschanden, obwohl es erhöhte Temperatur hat und er damit aus dem Distanzrennen ausscheidet. Danach wird er einsichtig, brav und zahm.
Der englische Gentleman ist ebenfalls nicht böse, sondern nur unbedarft und naiv. Auch er verliert sein Pferd, obwohl er vermutlich nichts dafür konnte; es brach sich in einem Bach ein Bein. Damit hatte sein sportliches Engagement ein Ende. Obwohl die Abschiedsszene von seinem Pferd, das er durch einen Schuss erlösen musste, arg sentimental ausgewalzt wurde, wird seine Tierliebe vorher nicht ausdrücklich thematisiert. Er muss eigentlich eher zu den Guten als zu den Bösen gerechnet werden.
Und auch der reiche Zeitungsbesitzer, der das Rennen ausgelobt hatte und mit seinem Vollblut gewinnen will, wird nicht als besonders böse gekennzeichnet. Er ist halt einfach ein machtbesessener reicher Unternehmer, der glaubt, alles kaufen zu können, auch den Helden. Dieser hatte den Vollblüter als Handpferd durch die Weiten des wilden Westens geführt und war durch seine angebliche Tierliebe zu spät gekommen, was aber nicht zu Konsequenzen führte. Möglicherweise wurde er deswegen gefeuert, aber das habe ich beim ersten Anschauen gar nicht recht mitbekommen.
Jedenfalls macht der Zeitungsbesitzer einen Versuch, den Helden doch zuückzugewinnen, und bietet ihm zu diesem Zweck ein sattes Honorar und günstige Arbeitsbedingungen. Anscheinend ist ihm klar, dass dieser Mann unabhängig ist und sich nicht so leicht kaufen lässt. Er ist auch nicht besonders erstaunt, als der Held sein Angebot für die Dauer des Rennens ausschlägt.
Diese Szene ist insofern interessant, als der Held sich als Schmied betätigt. Ein weiterer Teilnehmer des Rennens, ein Mexikaner, leidet nämlich schrecklich unter Zahnschmerzen, weil ihm ein Stück eines Zahns abgebrochen ist. Außerdem hat er eine schreckliche Vereiterung. Für diese stellt der Held sein Taschenmesser zur Verfügung, das er mit einer Streichholzflamme desinfiziert, während die einzige Frau unter den Teilnehmern den Schnitt durchführt.
Für den abgebrochenen Zahn bastelt der Held nun mit dem Schmiedegeschirr eine Krone; daher der englische Titel » Bite the Bullet (Beiß' die Kugel). Schon bei der Schlägerei des jungen Heißsporns war der Arbeitsplatz des Schmieds ins Bild gekommen; der Schmied fuhr also auch mit. Der Held überlässt aber nicht dem Schmied die Metallarbeiten, sondern macht es selbst und zwar als ausgemachter Routinier, als Mann, der sein Handwerk versteht, der diese Handgriffe schon tausendmal gemacht hat und im Schlaf beherrscht.
Das ist merkwürdig; als Cowboy und ehemaliger Soldat müsste er das eigentlich nicht können. Es ist mir auch nicht deutlich geworden, dass er neben seiner Teilnahme auch noch den Schmied abgegeben hätte. Nein, diese ausführlichen Szenen dienten dazu, die Männlichkeit des Helden zu beleuchten, seine Kompetenz vorzuführen, die Würde der handwerklichen Tätigkeit herauszustellen. Dieser Mann kann was. Der kann nicht nur reiten und schießen, der weiß auch mit Werkzeugen umzugehen, im Gegensatz zum Zeitungsbesitzer, der in seinem feinen Anzug eher den Eindruck macht, zwei linke Hände zu besitzen und für alle anfallenden Arbeiten über Personal zu verfügen.
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