| | Kontaktaufnahme zu einem Teufel | | | |
| | | Liebevoller, freudestrahlender Blick | | | |
| | | | Das reicht erstmal - für das Pferd | | | |
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In dieser Serie über » Hans-Jürgen Neuhauser habe ich immer wieder betont, dass ich die spektakulären Aktionen in der › DVD HJN-Reiten im Wilden Westen und Arabien weniger interessant finde. Denn wer von uns hat schon Lust und Gelegenheit, einen rohen Mustang zu erwerben oder mit einem gemeingefährlichen Hengst aus Arabien zu arbeiten?
Selbstverständlich gibt es auch bei uns schwierige Pferde, und nicht zu knapp: In der Rezension dieser Woche (› Kaltwasser, Kiki: Vom Problempferd zum Verlasspferd) geht es gerade um die Alltagsschwierigkeiten, mit denen sich viele von uns herumschlagen müssen. Trotzdem dürften diese Fälle, die den gesamten zweiten Teil der DVD in Anspruch nehmen, auch für herkömmliche Problempferde wenig relevant sein.
Aber vielleicht sind gerade diese Ausnahmesituationen, die für uns nicht unmittelbar von Nutzen sind, besonders geeignet, dem Geheimnis Neuhausers auf die Spur zu kommen. Anhand des Mustangs konnte ich in den letzten Wochen schon sehr schön herausarbeiten, dass es meiner Ansicht nach nicht nur auf die von Neuhauser so klar (wie einseitig) propagierte Körpersprache ankommt, sondern mindestens ebenso sehr auf seine Haltung und seine Gefühle dem Pferd gegenüber.
Um meine Vermutung zu verdeutlichen, greife ich kurzerhand zu einer Analogie, natürlich aus unserem eigenen Erfahrungskreis: Was, frage ich, nützen alle Vorbereitungskurse, alle Bücher und Filme für Eltern, wenn diese ihre Babys und Kinder nicht lieben? Nichts, aber auch gar nichts! Wir erinnern uns: In dieser Serie war mehrfach die Rede davon, dass gerade durch die doppeldeutigen Botschaften, die von der Familie und speziell den Eltern ausgesandt werden, individuelle Probleme, Fehlhaltungen und Fehlhandlungen ausgelöst werden.
Aber auch jenseits pathologischer Verhältnisse kennen wir die Situation alle nur zur Genüge: Wenn Ihnen jemand sagt und zugleich in jeder Hinsicht - durch Körpersprache oder Geschenke oder Handlungen - zu zeigen versucht, er liebe Sie, Sie spüren aber sehr deutlich und unmissverständlich , dass das nicht stimmt - werden Sie ihm glauben? Vermutlich nicht. Sie werden ihm vielleicht zu Gefallen sein, alles tun, was er verlangt, aber dabei vielleicht mit den Zähnen knirschen und ungute Gefühle verspüren. Sie werden auf die Gelegenheit warten, bis Sie diese Person wieder los sind, und vielleicht außerdem die ständigen Lügen ebenso regelmäßig durch kleine Gemeinheiten heimzahlen, um diese Situation aushalten und überleben zu können.
Aus diesem Stoff werden bekanntlich seit jeher Romane und Filme gemacht, und die finden allemal ihr Publikum, weil es kaum jemanden gibt, der solche Gelegenheiten nicht kennt und nicht schon sehr darunter gelitten hat. Dieses Leid, das man nicht sehen, nicht anfassen und nicht messen kann, das ein rein seelisches Phänomen ist, oder für Leute, die nicht an die Seele glauben, können wir auch sagen, ein psychisches Phänomen (womit allerdings nichts gewonnen ist) - dieses Leid also, das man für ein Phantom halten könnte ("stell dich bloß nicht so an!", "was hast du denn bloß?"), ist so gewichtig und kann so übermächtig werden, dass Leute aus solchen Gründen morden können.
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