| | Stute und Fohlen von dem Direktionsbüro | | | |
| | | Alles im Blick: Die Gestütsdirektion | | | |
| | | Gestütsdirektorin Julie Day | | | |
| | | Om El Assadik, der Stolz des Gestüts | | | |
| In Arabien war die Problematik eine ganz andere. Dort warteten zwei Hengste auf ihn, die wie bei uns ihr ganzes Leben in der Obhut der Menschen waren. Nicht nur das, sie leben auch wie bei uns in engen Boxen, vergittert durch unüberwindliche Metallkonstruktionen, die möglicherweise sogar aus Deutschland importiert sind. Und sie werden genau wie bei uns in erster Linie gehalten, um auf Zuchtschauen präsentiert zu werden und dort Preise einzuheimsen. Die Szenen von der Präsentation der arabischen Hengste auf Zuchtschauen sehen ähnlich aus wie in Deutschland: Die Beschäler wirken wie wilde Tiere und schleifen ihre Betreuer ziemlich nach Belieben mit sich herum. Reiten muss man die für solche Präsentationen nicht unbedingt. Um sie körperlich fit zu erhalten, reicht notfalls auch die Führmaschine, über die das Gestüt selbstverständlich verfügt. Aber wenn man sie nicht einmal mehr putzen kann, wird die Sache bedenklich. Wenn Menschen zu Schaden kommen, sogar kritisch. Bekanntlich haben die europäischen Herrscherhäuser im 18. und 19. Jahrhundert arabische Pferde importiert, um ihre Zucht zu verbessern, während die einheimische arabische Pferdezucht im 20. Jahrhundert ziemlich gelitten hat. Erst mit dem neuen Reichtum durch das Öl haben sich die arabischen Herrscher wieder auf ihre kulturellen Wurzeln zurückbesonnen und bedeutende Zuchten aufgebaut, wobei sie ihr Material zum guten Teil in Europa und Amerika einkaufen mussten (» Vollblutaraber). Schöne Pferde gelten dort mehr noch als bei uns als Statussymbol. Die » Vereinigten Arabische Emirate (VAE) haben sich 1971 gegründet, als die ehemaligen » Vertragsstaaten, auch bekannt als "Piratenküste", von Großbritannien in die Unabhängigkeit entlassen wurden. 1930 hatte man in dieser Gegend erstmals Ölbohrungen vorgenommen, 1960 wurde Öl entdeckt, 1962 das erste Öl gefördert. Die Herrscher von » Abu Dhabi und » Dubai, Namen, die inzwischen weltweit bekannt sind, beschlossen, ihre » Emirat zu einer Union zusammenzuschließen und dann die Oberhäupter der anderen fünf Emirate einzuladen, der Union beizutreten - nachdem es nicht gelungen war, die » Föderation Arabischer Emirate mit » Bahrain und » Katar zu etablieren. Zu diesen insgesamt sieben Emiraten gehört auch » Schardscha, dessen Herrscher » Sultan bin Muhammad al-Qasimi sich ebenfalls eine Luxuszucht leistet. Das Wort Schardscha (Englisch: Sharjah) hatte ich im Gegensatz zu den beiden genannten noch nie gehört; dabei war Schardscha bis in die Mitte des letzten Jahrhunderts das bedeutendste Emirat der Region, wo bis dahin die Perlenfischerei ihre Blüte hatte (» Geschichte der Vereinigten Arabischen Emirate). Schardscha ist neben den beiden anderen das dritte Emirat, das über Ölvorkommen und deshalb erhebliche Finanzreserven verfügt; die anderen vier Emirate haben kein Öl, sind deshalb ziemlich arm und werden von den reicheren Genossen unterstützt. Das Gestüt des Emirs von Schardscha wird von einer Engländerin geleitet: Julie Day, deren Dialoge, wie so häufig, falsch übersetzt worden sind. Sie duzt Neuhauser angeblich, was völlig undenkbar ist, wenn man ein bisschen mit der Kultur der Engländer vertraut ist. Die englische Sprache kennt ja überhaupt kein "Du"; der Engländer siezt ja sogar seinen Hund, wie » Egon Friedell einmal treffend bemerkte. Die Gestütsleiterin kann auf 30 Pferdeburschen zurückgreifen, die sich vorbildlich um die luxuriös untergebrachten Stuten und Hengste kümmern. Geld spielt offensichtlich gar keine Rolle. Dumm nur, wenn Probleme auftreten, die man nicht in den Griff bekommen kann. Um deutlich zu machen, wie gefährlich der Umgang mit einem Hengst sein kann, der einen Menschen angreift, wird in beiden Fassungen ein Film eingeblendet (in der DVD ohne Farben und als Amateuraufnahme gekennzeichnet), der den spielerischen Kampf zweier Junghengste auf einer mit Elektroband eingezäunten Weide zeigt.
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