| | Karl May, Rih, Carl-Heinz Dömken (Dömken) | | | |
| | | Adolph Schreyer, Ausschnitt | | | |
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Mit Pferden auf Du und Du Über die Seelenverwandtschaft von › Werner Popken Zum Thema Kulturgeschichte |
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Seit langem liegt ein älteres Buch in meiner Schublade: » Dömken, Carl-Heinz: Ich duze alle Pferde. Ein Pferdebuch.. Es ist knapp 25 Jahre alt und natürlich längst vergriffen, wird aber immer noch zu anständigen Preisen gehandelt. Wenn ich die Schublade aufzog, schaute es mich an. Ich weiß nicht mehr, aus welchem Grunde ich es antiquarisch erworben habe. Aber jetzt nehme ich es mir einfach vor und schaue, wo es mich hinführt.
Der Autor ist leidenschaftlicher Züchter des arabischen Pferdes und engagierter Karl May-Fan. Im Klappentext beklagt er, daß trotz jahrtausendelanger Zusammenarbeit zwischen Mensch und Pferd noch vieles im Dunkeln läge: "sein genauer Weg zu uns und seine Seele".
| Das Pferd ist bei vielen - auch bei denen, die täglich mit ihm zu tun hatten oder haben - ein "unbekanntes Wesen" geblieben.
Als Herdentier, dem das Unterordnen im Blut liegt, gab es dem herrischen Wesen Mensch nie große Probleme auf: es fügt sich. Warum sollte man also fügame Geschöpfe ergründen? Es genügte, wenn sie dienten.
a.a.O. | | |
Diese Frage beschäftigt mich ebenfalls: Warum dienen uns die Pferde? Die Erklärung von » Carl-Heinz Dömken kann mich nicht befriedigen. Es gibt genug Herdentiere, denen das Unterordnen im Blut liegt, die sich aber dennoch nicht domestizieren lassen, etwa die nächsten Verwandten, die » Przewalski-Pferde. In dieser Hinsicht können wir also von Dömken keine Aufklärung erwarten. Dennoch erweist sich "Ich duze alle Pferde" als hochinteressante Lektüre. Es ist kein systematisches Buch, sondern eine Zusammenstellung teils sehr kurzer Aufsätze rund um das Pferd, die seinerzeit sehr erfolgreich war und zunächst unter dem Titel "Ein Pferdebuch" 25.000 mal verkauft wurde:
| Eine zwölfjährige Pferdefreundin schrieb mir: "Bei Dir möchte ich Pferd im Stall sein. Du stehst bestimmt auf Du und Du mit Deinen Pferden!"
a.a.O., Vorwort | | |
Daher also der Titel. Dömken duzt alle Pferde, weil er sich ihnen freundschaftlich verbunden fühlt. Das Buch richtet sich vornehmlich an Kinder und Jugendliche; anläßlich der zweiten Auflage kündigte der Autor einen zweiten Band an, der aber dann doch nicht erschienen ist. Vielleicht ließ sich die zweite Auflage nicht mehr so gut verkaufen oder Dömken kam zu dem Schluß, daß die Produktion von Pferdebüchern für Kinder doch nicht so seine Sache ist. Zwar hat er einige Bücher veröffentlicht, aber es fällt auf, daß diese Werke im wesentlichen mit seinen ganz ureigenen Leidenschaften zu tun haben: Dem arabischen Pferd, genauer gesagt seinen eigenen Spitzenhengsten, und Karl May, aber auch hier hat er wieder lediglich dem Rapphengst Rih ein Buch gewidmet, das vor genau zehn Jahren vom Karl-May-Verlag veröffentlicht wurde; davon wird später die Rede sein.
Dieses Buch nun spiegelt zwar die Liebe des Autors zum arabischen Pferd ebenfalls, auch Karl May kommt nicht zu kurz, aber es bemüht sich trotzdem, das Pferd in seiner ganzen Bandbreite vorzustellen. Das Vollblutaraber-Gestüt Dömken wird schon nach dem einleitenden Aufsatz über die Entwicklungsgeschichte der Pferde eingeführt, und zwar als Zitat aus dem 1978 erschienenen Buch » Saenger, Otto: Vollblut-Araber in Deutschland.
| Die exzentrischen Posen, die extrem noble Aufrichtung, die Bravour, Imposanz und Romantik der arabischen Pferde auf den bombastischen Bildern des deutschen Malers Adolph Schreyer (1828-1899) sind Vorbilder für die künstlerischen Arbeiten von Carl-Heinz Dömken und Leitbilder für die Zucht arabischer Vollblüter im Gestüt seiner Frau Constanze. Der ägyptische Nazeer/Bukra-Sohn Ghazal, dem beide 1960 im Schloßgestüt Lütetsburg begegneten, wurde für sie die Perfektion ihrer Vorstellungen. Da Ghazal unverkäuflich war, suchte das Ehepaar nach einem ähnlich extremen Hengst und fand ihn in Nizar, dem Sohn Nizzams, der später in den USA Furore machte.
a.a.O., Seite 17 | | |
Die Geschichte des Erwerbs von Nizar ist unglaublich aufregend und gewährt tiefe Einblicke in die Leidenschaft des Pferdefreundes Dömken. In Auszügen will ich sie deshalb weiter unten hier wiedergeben. Auch der nächste Beitrag ist dem arabischen Pferd gewidmet, nämlich eine allgemeine Übersicht über die Geschichte des Arabers, aber dann kommt eine rührende Reportage über einen jungen Pferdefreund und ein Hannoveraner-Stutfohlen, um dem Thema des Buches wieder gerecht zu werden.
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