Gebissloses Reiten Ein Pferd für's Leben: Mit Ricardo durch dick und dünn
von Petra Jochheim Zu den Themen Bodenarbeit, Gebisse, Lebensgeschichte, Quarter Horse |
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Mit dieser Geschichte möchte ich allen interessierten Pferdemenschen gerne zeigen, dass gebissloses Reiten sowohl im Gelände als auch in der Reithalle sehr gut möglich ist. Zum einen gab es vor einiger Zeit einen Faden im Forum, in dem Erfahrungen oder Wünsche über gebissloses Reiten zum Austausch kamen, und zum anderen möchte ich mit meiner Geschichte allen denen Mut machen, die gerne gebisslos reiten würden, sich aber vielleicht nicht trauen. Ich werde nicht behaupten, dass dieses bei allen Pferden möglich ist, aber vielleicht versucht es doch der eine oder andere nach Lesen des Berichtes mit seinem Pferd. Im Jahr 1999 fing ich nach der Geburt des vierten Kindes wieder mit der Reiterei an, da ich festgestellt hatte, dass für mich nichts so erholsam war wie der Umgang mit Pferden. In meiner Jugendzeit hatte ich das Distanzreiten mit mehr oder weniger Erfolg betrieben, da es immer Pferde anderer waren, die ich reiten durfte oder auch nicht. Doch eins war mir dabei in Fleisch und Blut übergegangen, nämlich pferde-schonend zu reiten. Da ich nur sehr wenige Reitstunden hatte und diese auch nur auf gelangweilten Schulpferden, die bereits auf Kommando des Reitlehrers ohne jegliche weitere Hilfen arbeiteten, war mein Verhältnis zur sogenannten Dressurreiterei nicht wirklich gut. Ich wollte einfach nur schön durch das Gelände reiten und dabei nicht ständig auf das Pferd einwirken. So entschied ich mich dafür, beim Neuanfang meine Nase einfach mal in die Westernreiterei zu stecken. Nachdem mein erster Kontakt zu einer Lehrerin daran scheiterte, dass sie nach den Schilderungen meiner Erfahrungen des Distanzreitens nur meinte, sie wäre für mich nicht gut genug. Denn das, was sie mir beibringen könnte, könnte ich im Prinzip bereits. Respekt für diese Frau dafür, dass sie es so offen zugab. Glücklicherweise verwies sie mich an einen anderen Trainer, bei dem ich dann das Westernreiten kennen lernen durfte. Da es sich bei dem Westernreiten um ein sogenanntes "Impulsreiten" handelt (dass heißt, ich gebe Hilfen nur dann, wenn ich etwas ändern möchte, ansonsten sollte das Pferd so lange in der einmal gewählten Geschwindigkeit laufen, bis ich einen anderen Impuls gebe). Das war für meine Ambitionen genau das Richtige. Da ich auf den sehr gut ausgebildeten Schulpferden des Trainers auch feststellen konnte, dass man damit wirklich völlig entspannt durch die Gegend reiten kann, hatte ich gefunden, was sich mir vom Westernreiten wünschte. Die Schulpferde waren alle Quarterhorses und absolut cool, so dass ich dabei auch "meine" Pferderasse entdeckte. Auf keinen Fall wollte ich mich zu dem ganzen Stress einer Selbständigkeit und 4 Kindern noch mit einem aufgeregten oder aufgedrehten Pferd beschäftigen. Nach circa einem Jahr und mehr oder weniger unregelmäßigen Reitstunden durfte ich mir einen Lebenstraum erfüllen. 30 Jahre lang hatte ich mir ein eigenes Pferd gewünscht und nun war familienintern beschlossen worden, dass ich mir jetzt eins kaufen durfte. Tage- und wochenlang machte ich mir Gedanken darüber, was ich wirklich mit einem Pferd wollte. Wollte ich Turniere reiten - nein, nicht wirklich. Stress hatte ich so schon genug und ich jedenfalls kannte das aus den Zeiten der Distanzreiterei - jeder Start war mit Stress verbunden. Natürlich war es dann ein tolles Gefühl anzukommen, aber den Stress vorher wollte ich auf keinen Fall haben. Auf der anderen Seite gibt es wirklich gute Pferde auch nicht ganz billig - sollte mein Pferd alle Möglichkeiten bieten oder tat es etwas weniger auch? Dazu gab es einen sehr schönen Vergleich des Trainers, der mir aufzählte, was so ein Pferd in 20 Jahren alles kostet und ob es sich dann wirklich lohnt, am Anfang drei- oder fünftausend DM (damals DM) zu sparen - gesehen auf die Gesamtkosten des Pferdes über den Zeitraum.
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