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Bericht Zu den Themen Bodenarbeit, Gebisse, Lebensgeschichte, Quarter Horse · Gesamttext
Inhaltsverzeichnis Ausgabe 361.06 der Pferdezeitung vom 26.02.06
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Ricardo im Sommerkleid · Copyright wie angegeben
Ricardo im Sommerkleid
20. September 2002 · Copyright wie angegeben
20. September 2002

    Gebissloses Reiten   
    Ein Pferd für's Leben: Mit Ricardo durch dick und dünn    
von Copyright wie angegeben  Petra Jochheim
Zu den Themen Bodenarbeit, Gebisse, Lebensgeschichte, Quarter Horse


Mit dieser Geschichte möchte ich allen interessierten Pferdemenschen gerne zeigen, dass gebissloses Reiten sowohl im Gelände als auch in der Reithalle sehr gut möglich ist. Zum einen gab es vor einiger Zeit einen Faden im Forum, in dem Erfahrungen oder Wünsche über gebissloses Reiten zum Austausch kamen, und zum anderen möchte ich mit meiner Geschichte allen denen Mut machen, die gerne gebisslos reiten würden, sich aber vielleicht nicht trauen. Ich werde nicht behaupten, dass dieses bei allen Pferden möglich ist, aber vielleicht versucht es doch der eine oder andere nach Lesen des Berichtes mit seinem Pferd.

Im Jahr 1999 fing ich nach der Geburt des vierten Kindes wieder mit der Reiterei an, da ich festgestellt hatte, dass für mich nichts so erholsam war wie der Umgang mit Pferden. In meiner Jugendzeit hatte ich das Distanzreiten mit mehr oder weniger Erfolg betrieben, da es immer Pferde anderer waren, die ich reiten durfte oder auch nicht.

Doch eins war mir dabei in Fleisch und Blut übergegangen, nämlich pferde-schonend zu reiten. Da ich nur sehr wenige Reitstunden hatte und diese auch nur auf gelangweilten Schulpferden, die bereits auf Kommando des Reitlehrers ohne jegliche weitere Hilfen arbeiteten, war mein Verhältnis zur sogenannten Dressurreiterei nicht wirklich gut. Ich wollte einfach nur schön durch das Gelände reiten und dabei nicht ständig auf das Pferd einwirken.

So entschied ich mich dafür, beim Neuanfang meine Nase einfach mal in die Westernreiterei zu stecken. Nachdem mein erster Kontakt zu einer Lehrerin daran scheiterte, dass sie nach den Schilderungen meiner Erfahrungen des Distanzreitens nur meinte, sie wäre für mich nicht gut genug. Denn das, was sie mir beibringen könnte, könnte ich im Prinzip bereits. Respekt für diese Frau dafür, dass sie es so offen zugab.

Glücklicherweise verwies sie mich an einen anderen Trainer, bei dem ich dann das Westernreiten kennen lernen durfte. Da es sich bei dem Westernreiten um ein sogenanntes "Impulsreiten" handelt (dass heißt, ich gebe Hilfen nur dann, wenn ich etwas ändern möchte, ansonsten sollte das Pferd so lange in der einmal gewählten Geschwindigkeit laufen, bis ich einen anderen Impuls gebe). Das war für meine Ambitionen genau das Richtige.

Da ich auf den sehr gut ausgebildeten Schulpferden des Trainers auch feststellen konnte, dass man damit wirklich völlig entspannt durch die Gegend reiten kann, hatte ich gefunden, was sich mir vom Westernreiten wünschte. Die Schulpferde waren alle Quarterhorses und absolut cool, so dass ich dabei auch "meine" Pferderasse entdeckte. Auf keinen Fall wollte ich mich zu dem ganzen Stress einer Selbständigkeit und 4 Kindern noch mit einem aufgeregten oder aufgedrehten Pferd beschäftigen.

Nach circa einem Jahr und mehr oder weniger unregelmäßigen Reitstunden durfte ich mir einen Lebenstraum erfüllen. 30 Jahre lang hatte ich mir ein eigenes Pferd gewünscht und nun war familienintern beschlossen worden, dass ich mir jetzt eins kaufen durfte.

Tage- und wochenlang machte ich mir Gedanken darüber, was ich wirklich mit einem Pferd wollte. Wollte ich Turniere reiten - nein, nicht wirklich. Stress hatte ich so schon genug und ich jedenfalls kannte das aus den Zeiten der Distanzreiterei - jeder Start war mit Stress verbunden. Natürlich war es dann ein tolles Gefühl anzukommen, aber den Stress vorher wollte ich auf keinen Fall haben.

Auf der anderen Seite gibt es wirklich gute Pferde auch nicht ganz billig - sollte mein Pferd alle Möglichkeiten bieten oder tat es etwas weniger auch? Dazu gab es einen sehr schönen Vergleich des Trainers, der mir aufzählte, was so ein Pferd in 20 Jahren alles kostet und ob es sich dann wirklich lohnt, am Anfang drei- oder fünftausend DM (damals DM) zu sparen - gesehen auf die Gesamtkosten des Pferdes über den Zeitraum.




Eigenes Pferd


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2001: Links einjährig, rechts ein Deckhengst · Copyright wie angegeben
2001: Links einjährig, rechts ein Deckhengst
Glückliche Pferdebesitzerin · Copyright wie angegeben
Glückliche Pferdebesitzerin
Erstes anlongieren: was will die? · Copyright wie angegeben
Erstes anlongieren: was will die?
Dann stellte sich die Frage, ob es ein ausgebildetes Pferd sein soll oder ein noch völlig unverdorbenes Pferd, das hoffentlich keine schlechten Erfahrungen gemacht hat.

Nach langem Überlegen und vielen Gesprächen war ich mir sicher, dass es ein Quarterhorse Wallach sein sollte, der noch möglichst wenig Ausbildung haben sollte, da Quarterhorses oft schon mit 2 Jahren eingeritten werden. Ich suchte aber einen Kumpel fürs Leben - da war es mir wichtiger, ihn lange reiten zu können. Deshalb sollte mein Pferd nicht eingeritten werden, bevor es 3 Jahre war.

Da ich mir überhaupt nicht zutraute, ein gutes Pferd zu kaufen, bat ich den Trainer um Hilfe. Dieser schlug mir das » Gestüt Eckershausen vor, da er die Züchter kannte und wusste, dass diese ehrlich auf meine Wünsche eingehen und mir auch sagen würden, wenn das Pferd nicht den gewünschten Anforderungen entspricht.

Am 08. Mai 2000 war es so weit - wir fuhren auf das Gestüt. So aufgeregt wie ich war, kam mir das Ganze ziemlich unwirklich vor. Aber dort passierte dann das, was man so schön mit den Worten "das Pferd suchte sich seinen neuen Besitzer aus" beschreibt. Eigentlich wollten wir uns auf der Jährlingsweide nur den Vollbruder eines Fohlens anschauen - doch dann begegnete mir "mein" Pferd.

Äußerlich war er nichts Besonderes, doch was mir gefiel, war sein Charakter. Er war zwar nur der Zweite in der Herde, doch hatte er es gar nicht nötig sich nach den anderen Pferden zu richten. Gingen die dahin, wo er sowieso hinwollte, war das schon in Ordnung und wenn nicht, dann ging er eben allein. Und Menschen brauchte er schon gar nicht.

Dass er zudem noch der zierlichste aus der Herde war (die anderen beeindruckten mich schon ganz gewaltig, obwohl es nur Jährlinge waren), war die Sache schnell für mich klar. Zu alledem hätte auch der Trainer sich dieses Pferd ausgesucht. Nach den Formalitäten des Kaufvertrages war er mein, sollte aber zur weiteren Aufzucht auf dem Gestüt bleiben. Spätestens alle 4 Wochen fuhr ich zum Gestüt, um mein Pferd zu besuchen und ihn mit Hilfe von Leckerlis soweit zu bringen, dass er mich um sich duldete und ich ihn berühren durfte.

Schon früher hatte es mich immer zu den schwierigeren Pferden hingezogen. So gab es zum Beispiel den Fuchs, der sich erst einmal von niemandem einfangen ließ. Nach einiger Zeit hatte ich sein Vertrauen gewonnen und durfte ihn auch einreiten. Eines Tages waren die Pferde aus der Weide ausgebrochen und auf die Straße gelaufen. Er lief dabei vor ein Auto und rollte quasi über das Auto ab. Gott sei Dank hatte er den Unfall soweit gut überstanden. Allerdings hatte er auf seinem Rücken zahlreiche Glassplitter von der Windschutzscheibe. Nur mich ließ er an sich heran, so dass ich sie ihm entfernen konnte. Dieses Erlebnis erfüllt mich heute noch mit Dankbarkeit dem Pferd gegenüber. Leider wurde dieses Pferd dann verkauft, da es ja nicht meins war, und ich war völlig machtlos dagegen.

Ein anderes Mal durfte ich ein Pferd reiten, was die Nachbarn zur Probe hatten. Leider wusste keiner von uns, dass dieses Pferd unter Sattelzwang litt. Der äußerte sich darin, dass sich das Pferd mit Reiter hinschmiss und wälzte. Beim ersten Mal schaffte ich es, mich so hinzustellen, dass ich beim Aufstehen des Pferdes wieder aufsitzen konnte. Doch beim zweiten Mal warf es mich vor einem Baum und dann erlebte ich die schrecklichsten Minuten meines Lebens.

Durch den Aufprall konnte ich zwar Luft holen, aber nicht Ausatmen. Irgendwann ist die Lunge voll und ich rang nach Luft, konnte aber nicht mehr einatmen. Es war grauenhaft und meine Begleiter haben gedacht, ich würde sterben. Für diesen Ausritt war mein Mut dann aufgebraucht. Doch nachdem wir uns über den Sattelzwang klar geworden waren, bekam dieses Pferd jedes Mal vor und vor allen Dingen nach dem Sattelauflegen entspannende Massagen, so dass wir den Sattelzwang nach einiger Zeit ad acta legen konnten. Dieses Pferd ging danach für mich durch alles, aber leider wurde auch das wieder verkauft.

Doch das konnte mir ja jetzt nicht mehr passieren - nun hatte ich mein eigenes Pferd. Und dafür wünschte ich mir ebenfalls so eine Beziehung.



Grundausbildung


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Führen ohne Halfter · Copyright wie angegeben
Führen ohne Halfter
Putzen ohne Anbinden · Copyright wie angegeben
Putzen ohne Anbinden
Cool: Angriff mit der Flatterjacke · Copyright wie angegeben
Cool: Angriff mit der Flatterjacke
Im Sommer 2001 holte ich meinen Ricardo zum Trainer. Da er bis dahin kaum Kontakt zu Menschen hatte, aber inzwischen zu einem gewaltigen Kerl geworden war, traute ich mir nicht zu, ihm einen vernünftigen Grundlehrgang zu verpassen.

Selbst der Transport war eine schwierige Sache. Die Züchter hatten ihn schon eine Woche vorher aus der Herde geholt und am Haus aufgestallt - doch einfangen ging erst einmal nur mit Tricks. Danach sollte er, der nicht einmal einen Stall kannte, in einen Transporter einsteigen - auf gar keinen Fall. Dieses machte er uns auch ganz deutlich klar.

Da ich das Pferd nicht sedieren wollte (man hatte mir so schreckliche Geschichten erzählt, das Pferd könnte einen Kreislaufzusammenbruch bekommen und gar nicht mehr aus dem Hänger steigen und ähnlich schlimme Geschichten), und auch sein Vertrauen nicht gleich am Anfang für alle Zeiten verlieren wollte, versuchten wir ihn drei Stunden lang aufzuladen.

Als ich dann jedoch das vor Angst mit allen Beinen schlotternde Pferd im Hänger sah, setzen wir jedoch die Sedierung ein, um ihn den Weg so angenehm wie möglich zu machen. So wachte er erst ganz allmählich auf, als wir schon fuhren und stellte dabei fest, dass ihn bis dahin ja noch keiner gefressen hatte und so lange er sich ruhig verhielt, wohl auch keiner fressen würde. Außerdem war er inzwischen nach 3 Stunden Verladetraining bestimmt auch völlig kaputt.

Jetzt gibt es sicher Leute, die sagen, wie kann man nur ein Pferd so unvorbereitet auf die Reise schicken, aber auf der anderen Seite wollte ich doch ein Pferd, von dem ich wusste, was es bis jetzt für Erfahrungen mit Menschen gemacht hat. Außerdem finde ich die Aufzucht in einer Herde viel wichtiger, denn der alte Deckhengst, der die Herde anführte, brachte den jungen Pferden schon die Grundregeln des Sozialverhaltens bei.

Endlich beim Trainer angekommen, weigerte sich mein Pferd allerdings den Transporter wieder rückwärts zu verlassen. Auf gar keinen Fall wollte er nun rückwärts raus, wo er vorher auf keinen Fall hinein wollte. Gott sei Dank hatte der Transporter einen Vorderausstieg, so dass wir ihn doch noch ohne große Probleme abladen konnten.

Nach einem Monat hatte mein Pferd seine Grundausbildung, an der ich so viel wie nur irgend möglich teilgenommen hatte, absolviert. Dieses hätte ich zu dem damaligen Zeitpunkt auf keine Fall so gut hinbekommen, denn dazu haben zweijährige Quarterhorses zuviel Kraft und ich zuviel Angst, irgend etwas zu verderben. Nach diesem einen Monat hatte mein Pferd Respekt vor Menschen, konnte geputzt werden und gab die Hufe. Außerdem kannte er Führen und leichte Bodenarbeit.

Nun hatte ich ein halbes Jahr Zeit sein Vertrauen zu erringen, ihn mit vielen Dingen vertraut zu machen und ihn an den Sattel zu gewöhnen. Erst gingen wir viel spazieren, wobei ich sehr darauf achten musste, dass er mich nicht überholte. Dieses ließ sich nach Rücksprache mit dem Trainer allerdings gut mit einem kreisenden Seil und Konsequenz bewerkstelligen. Dabei lernte er Kühe (Mördertiere, die nichts anders vorhaben, als ihn zu fressen), Trecker, Spaziergänger und vieles mehr kennen.

Natürlich gab es hämische Kommentare von Leuten, die meinten, ein Pferd sei zum Reiten da und nicht zum Spazierengehen, und wann ich denn das Pferd tragen wolle. Doch das Ganze störte mich nicht, denn ich wusste, alles, was ich ihm vom Boden aus schon zeigen konnte, machte mir die Sache vom Sattel aus viel einfacher. Oftmals standen wir auch an einer schönen Grasstelle - er fraß und ich klatschte ihm die Bremsen ab und freute mich einfach nur an seiner Gesellschaft und dass er mein Pferd war.



Anreiten


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Wie festgeklebt · Copyright wie angegeben
Wie festgeklebt
Auf dem Weg zur Halle · Copyright wie angegeben
Auf dem Weg zur Halle
Knotenhalfter mit Zügeln · Copyright wie angegeben
Knotenhalfter mit Zügeln
Als unsere Spaziergänge wegen der Bremsen zeitweise nicht möglich waren, suchte ich halt andere Dinge, die ich mit ihm tun konnte. So übten wir zum Beispiel ein Handtuch über ihn zu werfen, ohne dass er Angst hatte (nachher konnte ich ihm das sogar über den Kopf werfen und er blieb einfach ruhig stehen) und ich band ihm als Vorbereitung für den Sattel und Sattelgurt einen Deckengurt um. Nachdem dieser Deckengurt nichts wirklich Aufregendes mehr war, fing ich an ihn vorsichtig an den Sattel zu gewöhnen.

Bald sah man mich mit dem gesattelten Pferd durch die Gegend ziehen. Wir krochen durch Büsche (und die Äste raschelten so schön über dem Sattel - huch, was war das?), zogen Abhänge rauf und runter, sprangen über kurze Gräben, gingen durch Pfützen - kurz gesagt, wir machten ziemlich alles, was vom Boden aus zu machen war.

Das Anreiten selber war im wahrsten Sinne des Wortes ein Kinderspiel. Ich ging mit meiner Freundin, ihren zwei Kindern und ihrem Pferd spazieren. Da wir nur ein reitbares Pferd hatten, musste immer ein Kind laufen. Dieses brachte uns dann auf die Idee, komm wir probieren mal vorsichtig, was Ricardo macht, wenn wir ihm ein Kind auf den Rücken setzen.

Gesagt, getan. Natürlich haben wir das Kind festgehalten und hätten es beim ersten Anzeichen von Unruhe sofort wieder vom Pferd genommen. Doch Ricardo fand das Ganze sehr interessant und die Leckerlis dafür viel wichtiger, als dass da oben irgendeiner saß. So gingen wir dann vorsichtig nach Hause und ich war so unendlich stolz auf mein Pferd.

Nach einigen weiteren Spaziergängen mit Kindern, die so ganz nebenbei für seine Abhärtung sorgten, indem sie an hängenden Ästen rissen, jauchzten und sich halt so benahmen, wie sich Kinder benehmen - unruhig und quirlig, wagte ich mich ganz kurz und vorsichtig auf seinen Rücken. Ein Erwachsener hat ja nun ein ganz anderes Gewicht als ein Kind, aber auch dass störte ihn nicht. Ich strahlte wie ein Honigkuchenpferd über beide Backen, als ich das erste Mal auf meinem Pferd saß.

Am Ende des Jahres wurden die Strecken, wo ein Erwachsener geführt auf ihm saß, länger und ich konnte meine Ungeduld, ihn endlich reiten zu können, nur sehr schwer bezwingen.

Im neuen Jahr, als er dann offiziell drei Jahre war, ging es dann mit dem Einreiten los. Da ich in letzter Zeit so gut wie keine Reitstunden mehr gehabt hatte, traute ich mir auch dieses wieder nicht zu und bat den Trainer darum. Da mein Trainer auch Bodenarbeit mit dem Knotenhalter mit ihm gemacht hatte, fing er auch damit an, ihn einzureiten, indem eine Person am Boden die vertrauten Kommandos und Gesten gab, während eine zweite Person auf seinem Rücken die entsprechenden Hilfen gab, so dass er über die vertrauten Abläufe sehr schnell begriff, was der Reiter oben wollte.

Wieder habe ich natürlich so oft wie möglich dabei sein wollen, doch dieses Mal gelang mir dieses nicht so häufig, da ich auch zu Hause sehr eingespannt war. Nachdem Ricardo 10 Stunden und die allernötigsten Grundbegriffe erhalten hatte, mussten der Trainer und ich feststellen, dass unsere menschlichen Beziehungen dort sehr weit auseinandergedriftet waren, so dass ich mich entschloss, mich von dem Trainer zu trennen.

Da stand ich nun mit einem Pferd, das gerade die Grundbegriffe des Gerittenwerdens erfahren hatte, und mir, die leider viel zu wenige Reitstunden im Westernreiten erhalten hatte (Ich hatte sie meiner Tochter zugeschoben, die sich zu diesem Zeitpunkt auch fürs Reiten interessierte).

Bis dahin hatte mein Pferd erst ein oder zweimal eine Trense im Maul gehabt, weil der Trainer plante, sie erst ab jetzt einzusetzen. Seine Meinung über gebissloses Reiten war, dass man dieses sehr gut in einer umzäunten Wiese machen könne, dieses aber im Gelände der reinste Selbstmord sei.



Knotenhalfter


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Galopp & Stop: Fotografiert mit Serienschaltung · Copyright wie angegeben
Galopp & Stop: Fotografiert mit Serienschaltung
Ich aber hatte Angst, meinem Pferd durch meine Unerfahrenheit sein Maul kaputt zu machen und dachte, was bis jetzt geklappt hat, warum sollte es nicht auch weiter klappen? Ein Proberitt im Gelände zeigte, dass mein Pferd auf das Knotenhalfter genauso gut wie auf eine Trense reagierte. Also beschloss ich, erst einmal weiter mit dem Knotenhalfter zu reiten. Das ging eigentlich auch ganz wunderbar, bis ich den Fehler beging, von meinem Pferd etwas zu fordern, was noch viel zu früh war.

Das Reiten an dem Abend in der Reithalle war gut gelaufen, es hatte alles wie am Schnürchen geklappt und zum Abschluss wollte ich noch einmal angaloppieren. Das Nächste, was ich weiß, ist, dass ich Rodeo auf meinem Pferd spielte und mir überlegte, Mist - dieses ist ein Westernsattel, du kommst hier nicht so einfach runter.

Natürlich hatte ich, weil es ja so cool ist und Westernreiter eher einen Hut aufhaben, keine Reitkappe auf. Der nächste Punkt meiner Erinnerung ist, dass ich mit meiner Hüfte und gewaltigem Schwung auf dem Boden landete. Als ich mühsam versuchte hochzukommen, sah ich mein Pferd immer noch buckelnd eine Runde durch die Halle drehen.

Da mir fürchterlich schwindelig war, brauchte ich längere Zeit, um auf die Knie zu kommen. Inzwischen kam mein Pferd zu mir und stupste mich an mit - Na, was machst Du denn da unten? Als ich endlich stand, hatte ich nur einen Gedanken: Du musst jetzt sofort wieder aufsteigen, sonst steigst du nie mehr auf.

Also zog ich mich mühsam in den Sattel und drehte zwei Runden im Schritt - im Sattel hielt mich dabei eigentlich nur das Sattelhorn, das ich umklammerte. Danach stieg ich ab und suchte den Betreiber des Hofes, damit er mir helfen konnte, mein Pferd abzusatteln und wieder in die Box zu stellen. Da es in dem Stall ansonsten nur "Englischreiter" gab, musste ich den Sattel doch selber losmachen, doch wegräumen taten die anderen für mich. Danach fuhren sie mich auf meinen Wunsch nach Hause, obwohl sie mich lieber im Krankenhaus zur Untersuchung gesehen hätten.

Das Ergebnis meiner Unvernunft war eine dicke Prellung sowie eine schwere Gehirnerschütterung. Drei Monate brauchte ich, um mich wirklich davon zu erholen und eins habe ich seitdem unumstößlich gelernt - es mag ja noch so cool aussehen mit Westernhut oder ganz ohne zu reiten, aber ich werde in meinem Leben nur noch mit Reithelm reiten.

In den ersten Tagen nach meinem Sturz kümmerte sich meine Freundin um mein Pferd und machte Bodenarbeit mit ihm. Später kam noch ein gemeinsamer Freund, der auch bei dem Westerntrainer Unterricht nahm, und ritt ihn einmal für mich, da ich dachte, so ganz verschieden können unsere Reitstile ja nicht sein. Da er es nicht anders gewohnt war, ritt er ihn mit Trense.

Da Ricardo die Trense nicht wirklich kannte und der Freund von meinem Unfall auch geschockt war, wurde jedes Kopfschlagen in Anbetracht dessen, es könnte ein Ansatz zu erneutem Bocken sein, abgestraft. Auf die Idee, dass ich das Pferd einfach nur überfordert haben könnte, waren wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht gekommen. Auf alle Fälle war das Reiten mit den beiden nicht wirklich harmonisch, so dass ich doch lieber wieder zu meinem Knotenhalfter griff.

Ein Mal hatte ich auch an diesem Stall die Unterhaltung, dass es doch viel zu gefährlich sei, nur mit einem Knotenhalter ins Gelände zu reiten. Meiner Entgegnung, dass man 600 Kilo nicht wirklich hält, wenn die sich nicht halten lassen wollen, konnte er nicht wirklich zustimmen. Eine Woche später erzählte er aber, dass sein Freund gar nicht mehr ins Gelände könne, weil sein Pferd dauernd mit ihm durchgehe.

Auf meine Frage, was sein Freund denn für eine Zäumung reite, antwortete er, dass er eine scharfe Trense benutze. Meine Antwort dazu war, dass er sein Pferd doch damit auch nicht halten könnte, warum solle mein Knotenhalfter also so viel gefährlicher sein? Allerdings hatte mein Sturz doch auch gewisse Auswirkungen auf mich und das Reiten. Jedes Mal, wenn mein Pferd auch nur ein wenig die Hinterbeine lupfte, geriet ich ins Schwitzen und vermutete, dass es gleich wieder losgehe mit dem Rodeo.

Bis meine Freundin dann irgendwann zu mir sagte: Mensch, der macht sich doch einen Spaß mit dir. Er weiß genau, wie du darauf reagierst, und macht das inzwischen mit voller Absicht, weil du danach nichts mehr von ihm forderst.

Selbst wenn man das im Kopf erkannt hat, ist es noch ein langer Weg, um dieses auch umzusetzen. Fortan übte ich erst einmal wieder unverkrampft auf dem Pferd zu sitzen. Die Gangart Galopp war erst einmal für ein halbes Jahr aus unserem Repertoire gestrichen. Als ich danach wieder vorsichtig anfing, hatte ich das Problem, dass er ständig versuchte den Kopf zwischen die Vorderbeine zu nehmen.

Ein Besuch beim seinem Züchter brachte den für uns entscheidenden Hinweis. Ich nahm ihn aus Angst viel zu kurz, so dass er anfing sich zu wehren. Sobald ich ihm die Zügel länger ließ, hörte es auf.

Außer er wollte mich wieder foppen, doch allmählich lernte ich, dabei die Ruhe zu bewahren. Und wenn ich mich nicht mehr aufregte, machte das ganze Spiel ja gar keinen Spaß mehr.

Nachdem dieses Problem nun beseitigt war, tauchte bald ein neues auf. Jetzt wollte er im Gelände gar nicht mehr langsamer werden oder aufhören zu galoppieren, sondern pullte sich richtig auf. Entsprechende Geländestrecken, wo man ihn hätte so lange treiben können, bis er keine Lust mehr dazu hatte, gab es nicht wirklich.



Leckerli-Trick


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Rückwärtsrichten (Foto-Serienschaltung) · Copyright wie angegeben
Rückwärtsrichten (Foto-Serienschaltung)
Klappt auch bei der Freunding Ramona Galen · Copyright wie angegeben
Klappt auch bei der Freunding Ramona Galen
Wieder überkamen mich die Zweifel, ob es nicht doch besser wäre auf Trense umzustellen. Doch auch hier half mir der Spruch "600 Kilo lassen sich nicht halten, wenn sie nicht wollen". Also musste ich mir etwas einfallen lassen, dass er halten wollte. So fing ich an, bei jedem Stopp ein Leckerli zu verfüttern.

Bald stoppte er auf das leiseste Anzeichen (manchmal auch nicht wirklich von mir gewollt) - es könnte ja ein Leckerli geben. Damit hatte ich schon fast gewonnen, denn selbst wenn er jetzt nicht langsamer wurde, anhalten ließ er sich jetzt aber immer und überall. So hatte ich doch wesentlich mehr Ruhe und der Rest im Galopp kam im Laufe der Zeit.

Sicherlich hat dazu beigetragen diese Geschichte mit der Geschwindigkeitsregulierung auch im Trab auszutragen. Es war Herbst, es gab lange abgemähte Maisfelder und als Ricardo auf einem Ausritt meinte, also weißt Du, Dein langsames Tempo geht mir auf den Keks, ich will jetzt nach Hause, sind wir den Maisacker im scharfen Trab so lange rauf und runter geritten, bis auch mein Pferd fand, dass ein langsamer Trab eine sehr angenehme Sache sein könnte.

Er tat mir bis dahin wirklich leid, weil ihm der Schweiß nachher in Strömen herunter lief, doch alle meine Angebote vorher schlug er ja in den Wind. Da die ganze Sache schon einige Wochen schleichend immer ausgeprägter wurde, musste ich diese Diskussion jetzt wirklich durchfechten, sonst hätte mein Pferd jeglichen Respekt vor mir verloren.

In der Kindererziehung gibt es einen wunderbaren Spruch, der lautet: Drohe nichts an, was du nicht bereit bist durchzuführen. Genauso war es hier - hätte ich jetzt nach der Hälfte aufgehört, weil mein Pferd ja schon ziemlich am Schwitzen war, hätten wir die Diskussion über die Tempokontrolle ewig weitergeführt. Hier hätte es auch nichts genutzt, auf eine andere Zäumung umzusteigen, denn über kurz oder lang wäre das Problem auch damit aufgetaucht. Wenn er heute mal nicht langsamer werden will, brauche ich ihn nur ein kurzes Stück schärfer treiben und er erinnert sich daran, so dass er wieder langsamer wird.

Da ich aber mit meinem Pferd eine Partnerschaft anstrebe, kommt es also auch vor, dass er unterwegs im Gelände "tolle" Pferdeäpfel beriechen darf, auf einem Weg das Tempo selber anziehen oder einfach nur wie ein Spürhund über den Boden laufen darf. Wenn wir bummeln, bummeln wir also beide - allerdings behalte ich mir das Recht der Entscheidung vor.

So ist es auch in einer Herde - ein guter Chef lässt den anderen Pferden solange Freiheiten, wie sie ihn nicht stören, und ist im Notfall für sie da und der Erste, der sich an fremde und ach so gefährliche Dinge wagt. Auch bei uns bin ich der Chef - und sein Vertrauen ist so groß, dass, wenn ich ihm vom Sattel aus sage: "Es ist alles okay", er sich an fremde und furchteinflößende Dinge traut.



Westerndressur


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Test: Englischreiterin wird kurz eingewiesen · Copyright wie angegeben
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Im Trab: Hier wird es ganz deutlich · Copyright wie angegeben
Im Trab: Hier wird es ganz deutlich
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Und nun auch im Galopp