| | Jugendlicher Reiter wartet auf den nächsten Wettbewerb - und verspannt sein Pferd | | | |
| | | Verschnürt und verschnallt - kein Entkommen | | | |
| | | Noch ein paar Riemchen gefällig? | | | |
| | | Schön, teuer, vergewaltigt | | | |
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Geht's auch ohne? Zeitgemäße Betrachtungen über Zäumungen von Werner Popken |
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Die Rezension dieser Woche ist einem Buch gewidmet, dessen Titel nicht recht zum Inhalt passen will: Eisen im Pferdemaul. Es geht nämlich ausnahmsweise einmal nicht darum, welche der vielen hundert verschiedenen Modelle von Gebissen welchem Pferd und welchem Zweck optimal angemessen sind und wie man diese geschickt einsetzt, sondern ganz im Gegenteil darum, daß das Eisen im Pferdemaul grundsätzlich schädlich und überflüssig ist, und zwar immer und überall.
Schaut man sich die vielen Tausenden von Pferdeabbildungen an, so muß diese Forderung aufrührerisch und revolutionär erscheinen. Pferde ohne Gebiß? Ein Unding! Geht doch gar nicht! Ist doch überhaupt nicht zulässig!
Ich habe gerade eine Gegenüberstellung der gegensätzlichen Positionen vor mir liegen: Das erwähnte Buch, dessen Titel ein ungezäumter Araberkopf ziert, und Ausgabe 3/2005 der neuen Buch-Zeitschrift » Dressurstudien mit dem Untertitel "Das Magazin zur Aus- und Weiterbildung von Reiter und Pferd". Diese Ausgabe steht unter dem Motto: "Der feine Draht zum Pferd - die Anlehnung". Soll ich dabei das Eisen als "Draht" begreifen? Schon habe ich die superdünnen Bits mancher Westernreiter vor Augen, deren Stärke schon fast als Draht bezeichnet werden könnte.
Auf dem Titel werden einige Artikel hervorgehoben:
- Radikal gegen die Rollkur
Gerd Heuschmann - Hohe Hand als Mittel
Philippe Karl - Praktische Tips:
Anlehnung erreichen - Im Gespräch:
Hubertus Schmidt |
Außerdem wird durch einen Querstreifen hervorgehoben:
| Extra: Gebisse Pure Kraft im Pferdemaul | | |
Selbstverständlich ziert ein Pferdebild den Umschlag, und weil es ein Magazin zur Dressur ist, natürlich ein Pferd mit vorschriftsmäßiger Dressurzäumung, also Unterlegtrense und » Dressurkandare. Dieses Pferd hat also gleich zwei Eisen im Maul, und damit es auch sonst nichts zu Lachen hat, ist das Maul auch noch mit einem Reithalfter zugesperrt. Die selbsternannten Experten der Wikipedia sagen dazu:
| Zu den Zäumungen der klassischen Reiterei gehört zumeist noch ein Reithalfter. Es soll dem Unterkiefer eine Stütze geben und gegen zu starke Einwirkung am Kieferknochen schützen. Außerdem gibt es dem Druck auf die Laden ein Gegengewicht und überträgt so einen Teil des Druckes auf das Nasenbein. Es verhindert ein Aufsperren des Mauls, was zur Folge hat, das sich das Pferd den Hilfen entzieht. Leider nimmt es dem Pferd aber auch jegliche Möglichkeit, sich so übermäßiger Einwirkung der Reiterhand über das Gebiß zu entziehen. Eine Eigenschaft, die nur zu oft missbräuchlich verwendet wird.
In der Westernreitweise wird in der Regel ohne Reithalfter geritten. Hier gilt das selbige als Hilfszügel. Es wird nur verwendet, wenn das Pferd sich angewöhnt hat, sich der Einwirkung durch das Gebiss grundsätzlich zu entziehen, indem es das Maul aufsperrt. Aufgrund dessen wird das Reithalfter hier üblicherweise als Sperrhalfter bezeichnet. » Reithalfter
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So so, das Pferd entzieht sich den Hilfen! Ist das die Möglichkeit? So ein undankbares Miststück! Kein Wunder, daß man es zwiebeln muß!
Aber anscheinend gehen manche Reiter in ihren scheinbar berechtigten disziplinarischen Maßnahmen zu weit, und was zu weit geht, ist vom Übel, klar, aber ebenso klar ist, daß Gebisse als solche zum Pferd gehören wie das Eisen zum Huf. Ohne Eisen kein Huf, ohne Gebiß kein Pferd. Zumindest nicht, wenn man Turniere reiten will. Ausnahmen bestätigen die Regel.
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