Seitengänge, auch wenn sie zunächst bei leichter Stellung und Biegung nur im Schritt geritten werden, bedingen eine zwar leichte, aber sichere und differenzierte ANLEHNUNG für die man zunehmend ein sicheres Gefühl entwickeln muss. Bisher war für Dich und KORALLE der lange und oft auch hingegebene Zügel beim Schrittreiten die Regel. Aber schon beim Schenkelweichen musst Du nach der einleitenden halben Parade die Zügel etwas mehr verkürzen, und Dein Pferd vermehrt an die Hand reiten. Durch eine sichere Anlehnung, vor allem durch die diagonalen Hilfen an den äußeren Zügel, wirst Du auch bei nur angedeuteten Seitengängen im Schritt eine sichere Führung erreichen und damit�wie man sagt, �auf den Punkt' reiten können. Es ist also wichtig, dass Du jetzt genau erfühlen lernst, wie stark die Anlehnung beim gleichzeitigen Seitwärts und Vorwärts sein muss, dass Du Dein Pferd weder in seiner Vorwärtsbewegungen durch zu starke Handeinwirkung behinderst, noch dass es Dir beim Vorwärts-Seitwärts nach vorne wegläuft. Letzteres wäre der kleinere Fehler. Die Abstellung vom Hufschlag beim Schenkelweichen, bei dem das Pferd mit Kopf und Hals nur leicht nach innen gestellt, im Rumpf aber nicht gebogen sein soll, beträgt etwa 45 Grad. Bei den �echten' Seitengängen reduziert sie sich auf etwa 30 Grad. Nur nebenbei: die Abstellung vom Hufschlag bei den Seitengängen Schulterherein, Travers und Renvers soll nur 30 Grad betragen, weil dabei das Pferd gestellt u n d gebogen sein soll und ihm die Biegung schwerer fällt, die stärker wird, je stärker die Abstellung von der geraden Linie ist; Ausnahmen mit stärkerer Abstellung können nur für ein weit ausgebildetes Pferd gelten, das zu einer so starken Biegung auch körperlich in der Lage ist. Stärkere Abstellungen bei Seitengängen als 30 Grad werden daher auch in Dressuraufgaben der höheren Klassen nicht gefordert. Eine Möglichkeit, das Pferd gerade zu richten, ist das schultervorartige Reiten, bei dem die Abstellung vom Hufschlag anfangs nur ganz gering sein darf. Zunehmend soll man aber darauf achten, dass das Pferd dabei vom Hufschlag nicht mehr seitwärts abgestellt ist. KORALLE hat durch das Reiten von Zirkel, Volten, Ecken, und durch halbe Paraden und Rückwärtsrichten die Beugefähigkeit und Tragkraft ihrer Hinterhand bereits soweit ausgebildet, dass sie dadurch schon etwas auf die Seitengänge vorbereitet ist. DAS SCHULTERVORARTIGE GERADERICHTEN Die Bezeichnung �Schultervor' weist darauf hin, dass es bei dieser Übung darum geht, dass die Schulter vor die gleichseitige innere Hüfte des Pferdes gerichtet wird. Weil das Pferd von innerer zu äußererer Schulter weniger breit ist als von innerer zu äußerer Hüfte, muss der Reiter also, wenn er die innere Schulter seines Pferdes vor dessen innere Hüfte richten will, die Vorhand des Pferdes geringfügig nach innen führen. Das bedingt nicht nur eine leichte Innenstellung, sondern auch eine ganz leichte Innenbiegung seines Pferdes. Es ist oft zu beobachten, dass Reiter ihr Pferd gerade richten wollen, indem sie versuchen, die Hinterhand ihres Pferdes nach außen zur Seite zu drücken. Das ist insofern falsch, als sich dabei das Pferd stärker auf die Vorhand stützt, statt auf der Vorhand leicht und beweglich zu bleiben. Außerdem ist es beim Reiten entlang der Bande gar nicht möglich, die Hinterhand nach außen zu drücken, denn die Bande verhindert das. Ähnliches gilt für die Vorhandwendung, die deshalb auch von einigen Fachleuten abgelehnt wird, weil der Reiter dabei die Hinterhand des Pferdes um dessen Vorhand dreht, die aber oft nicht mit tritt, sondern mit dem inneren Vorderbein nur auf der Stelle dreht. Auch dabei stützt sich das Pferd zu sehr auf die Vorhand und eine Vorwärtsbewegung findet nicht mehr statt. In meinen Augen ist die Vorhandwendung nur nützlich, wenn die Vorderbeine dabei in einer Minivolte mit treten, oder wenn sie noch besser als deutliche Vorhandwendung in der Bewegung geritten wird, bei der die Vorderbeine auf der Linie einer kleineren oder größeren Volte treten und bei der das Pferd auf der inneren Rumpfseite leicht nachgibt.
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