Damals in Guatemala hörte er zum ersten Mal von jemanden, der von » Buenos Aires, der Hauptstadt » Argentiniens, nach » Washington D. C., der Hauptstadt der » USA, geritten war:
| Es war zu Beginn des 20. Jahrhunderts, als Dr. » Emilio Solanet, Professor für Tiermedizin, reinrassige Criollopferde bei den » Tehuelches-Indianern kaufte. Mit diesem Pferdetyp begann er auf seiner Farm eine Aufzucht, orientiert an wissenschaftlichen Grundsätzen.
In einem Schreiben an diesem Professor bat der eingewanderte Schweizer Aimé Felix Tschifelly am 22. November 1924 um zwei Criollopferde. Er wollte von Buenos Aires nach Washington reiten. Wie viele andere hielt auch Solanet die Idee des Schweizers für nicht realisierbar. Er zweifelte an dessen Erfolg. Doch schließlich gab er ihm zwei ältere Pferde, »Mancha« und »Gato«, fünfzehn und sechzehn Jahre alt. Der skeptische Solanet wollte keine jüngeren Pferde aus seiner Zucht aufs Spiel setzen, denn er war überzeugt, der verrückte Tschiffely würden nur bis zur übernächsten Provinz kommen und von dort wieder mit der Bahn zurückkehren. Vielleicht aber wurde das Unternehmen des Schweizers gerade durch diese Wahl der Pferde mit Erfolg gekrönt, etwa nach dem spanischen Sprichwort: »El Diablo sabe más por viejo que por Diablo. Der Teufel ist weise, weil er alt, nicht weil er der Teufel ist.«
Am 23. April 1925 brach die kleine Gruppe in Buenos Aires zum großen Marsch auf. Mit jedem überwundenen Hindernis wuchs das Ansehen, daß ihnen vorauseilte. In dreieinhalb Jahren legten sie die sagenhafte Strecke von 16.000 Kilometern zurück am 29. August 1928 wurde in New York die Fifth Avenue abgesperrt. Durch sie marschierten die drei Helden, an denen der Dreck und Staub von 14 durchquerten Ländern klebte. US-Präsident » Coolidge empfing Tschiffely im Weißen Haus in Washington.
Der Schweizer hatte mit den beiden Wunderpferden gleich zwei Weltrekorde aufgestellt: Den längsten Wanderritt durch die verschiedensten Klimazonen und die am höchsten gelegene Überquerung zu Pferde, die Bezwingung des 5900 meterhohen Kondorpasses in Bolivien. Durch diese unvorstellbare Leistung machte Tschiffely das Criollopferd aus Südamerika weltberühmt. Tschiffely schrieb ein Buch über dieses Abenteuer und es fiel mir zur richtigen Zeit am richtigen Ort in die Hände, damals, als ich in Guatemala dabei war, mir Pferdekenntnisse anzueignen. Diese drei Helden hatten mich inspiriert. Tschiffely, Mancha und Gato hatten bewiesen, daß solch ein langer Ritt möglich war. Aber dieser etwa achtzig Jahre her, vieles hatte sich seither verändert. Doch vielleicht konnte ich auch heute noch einen ähnlichen Ritt durchführen? In dem Wörtchen »vielleicht« sah ich die Herausforderung, daß Abenteuer. Wie sagte Walt Disney? »Alles was du träumen kannst, das kannst du auch leben.«
a.a.O., Seite 61, 62 | | |
Bei Amazon kann man das spanische Buch » Mancha y Gato kaufen, das 1993 neu aufgelegt wurde. Hierzulande scheint Tschiffely völlig unbekannt zu sein. Immerhin kennt man auch die Genügsamkeit und Leistungsfähigkeit dieser Pferde:
| Der Criollo ist eines der widerstandsfähigsten und zähesten Pferde der Welt. Er kann bei extremen klimatischen Bedingungen mit nur ganz wenig Futter auskommen. Er ist unglaublich ausdauernd und wird in seiner Heimat Südamerika einer sehr harten Leistungsprüfung (Marcha) unterworfen. Dabei werden innerhalb von 14 Tagen (mit einem Ruhetag) 750 km zurückgelegt. Wobei nicht zugefüttert werden darf, also die Pferde nur wieder nach der Etappe auf die Weide entlassen werden. Damit wird nicht nur die Ausdauer sondern auch die Regenerationsfähigkeit unter Beweis gestellt.
» Criollo | | |
Der Taschenrechner rückt die Dinge ein bißchen zurecht: 750 km in 14 Tagen mit einem Ruhetag, das ist ein Schnitt von fast 60 Kilometern pro Arbeitstag. 16.000 km in dreieinhalb Jahren, das ist ein Schnitt von 13 km pro Tag. Die Schwierigkeiten liegen anscheinend nicht in der Distanz. Wo liegen sie dann?
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