G�nter Wamser hat es geschafft, seine Vors�tze einzuhalten, aber er hat sehr viel Energie, sehr viel Zeit, sehr viel Nerven investiert, um seinen Kopf durchzusetzen: | Um mich nicht st�ndig zu wiederholen und die unverst�ndlichen und nicht nachvollziehbaren Grenzprozedere aufzuz�hlen, beschreibe ich an dieser Stelle einmal meinen Gef�hlszustand beim Versuch, die Grenzformalit�ten f�r die Einreise nach Mexiko zu erledigen: Nach dem ersten Tag war ich v�llig verzweifelt und dachte: �Das schaffe ich nie.� Nach dem zweiten fiel ich fast in Ohnmacht, wollte mich irgendwo zur�ckziehen und einfach nur weinen und aufgeben. Noch so ein Tag und ich h�tte durchgedreht, aber ich hatte rechtzeitig noch die Kurve gekriegt. Ich kehrte in mich und sprach mir selbst gut zu: �O.k., Junge, das ist schon der dritte Tag ohne Nahrung, jetzt wird erst einmal gegessen.� Danach nahm ich mir ein Blatt Papier und notierte: Grenze Mexiko: Grenz�bertritt unm�glich! Unm�glich - das hatten andere von meiner Reise auch behauptet und trotzdem war ich bis an die mexikanische Grenze gelangt. Was konnte ich also tun? Welche M�glichkeiten hatte ich? Ich zeichnete einen kleinen Pfeil nach unten, er bedeutete zur�ckgehen. Was wollte ich? Ich wollte �ber die Grenze und ich zeichnete einen Pfeil nach oben. Ich zeichnete den Pfeil gleich viel gr��er und fuhr nochmals und nochmals - immer wieder - dar�ber, und es wurde ein ganz dicker, fetter Pfeil. W�rde jemand dieses Blatt Papier betrachten, mit diesen wenigen Worten und dem kleinen Pfeil nach unten und dem gro�en fetten Pfeil nach oben, man w�rde mich f�r verr�ckt halten. Aber was da vor mir lag, war die L�sung und gleichzeitig ein Schlachtplan. Er zeigte mir nicht nur die Richtung an, in die ich gerne wollte, sondern als ich den Pfeil immer wieder nachzeichnete, hatte ich im Unterbewu�tsein bestimmt, in welche Richtung ich auch gehen w�rde - so einfach war das. Der Pfeil dr�ckte nichts anderes aus als: �Mexiko, wir kommen - ich nehme es mit dir auf, du nennst mir die Probleme und ich zeige dir die L�sung.� Das Ganze wollte ich nat�rlich erreichen, ohne Schmiergeld zu zahlen. Und nun zog ich das volle Register, nutzte all meine Erfahrungen der vielen Grenz�berg�nge der letzten Jahre und die Beobachtungen w�hrend der vielen Monate, in denen ich mich um Beamte herum aufgehalten hatte. Ich war selbstbewu�ter geworden, hatte Selbstvertrauen entwickelt, hatte gek�mpft, mich durchgesetzt, jede Menge Fehler gemacht und daraus gelernt. Ich hatte ein Gef�hl daf�r bekommen, wie, was, wann ging, wo ich mit der Faust auf den Tisch knallen und herumschreien mu�te und wo ich mich mit Engelsgeduld vor den Schreibtisch des Beamten setzen und einfach nur warten mu�te, wie zum Beispiel in diesem Fall: �Die Unterschrift, das dauert noch bis heute Nachmittag. Wenn Sie morgen kommen, ist es fertig.� Aber am n�chsten Tag w�rde es nicht fertig sein. Darum hie� es eben warten: �Nein, nein, ist ja nur eine Unterschrift, ich habe Zeit, ich warte.� Die meisten Beamten wollten irgendwann auch p�nktlich Feierabend machen und nach Hause zu ihren Frauen und Kindern, aber da sie sich vorher noch mit ihren Freundinnen treffen wollten, hatten sie es eilig. [...] Nach drei weiteren Tagen hatte ich alle Papiere in der Hand. Ich ging zur�ck zur Bushaltestelle, erwischte gerade noch den letzten abfahrenden Bus und lie� mich in den unbequemen Sitz mit viel zuwenig Beinfreiheit nieder. Eine tonnenschwere Last schien von mir zu fallen. Ich wollte laut schreien, alle sollten es h�ren: �Hey Leute, ich habe diese verdammten Papiere f�r die Einreise nach Mexiko!� Ich sa� aber nur ruhig in meinem Sitz und f�hlte mich dabei wie ein Bergsteiger, der gerade einen Achttausender im Sologang bestiegen hatte und zur�ckkehrte und keiner in der Welt wu�te, was er gerade �bermenschliches geleistet hatte, nur er. Ich hatte vier Kilogramm abgenommen, dabei bestand ich zu dieser Zeit nur aus Haut und Knochen. Keine Frage, ich war m�chtig stolz - 16.000 Kilometer durch Lateinamerika zu reiten, das war eigentlich schon eine Sache, aber richtig stolz war ich darauf, da� ich mich von dieser B�rokratie nicht unterkriegen hatte lassen. [...] Zur�ck in San Antonio Huista traf ich Barbara. �Und?� [...] �Das ist ja prima - scheint ja doch nicht so schwierig gewesen zu sein wie alle erz�hlten! Aber du schaust m�de aus.� �Du wei�t ja - die langen Busfahrten sind recht anstrengend.� a.a.O., Seite 355 | | |
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